Alfred Stevens

Wer war Alfred Stevens?

Alfred Émile-Léopold Stevens (Brüssel 11.5.1823–24.8.1906 Paris) war ein belgisch-französischer Maler des 19. Jahrhunderts.

Kindheit und Ausbildung

Alfred Stevens stammte aus einer belgischen Künstlerfamilie. Mit 14 Jahren erhielt er eine erste künstlerische Ausbildung an der Ecole des beaux-arts in Brüssel bei dem klassizistischen Maler Francois-Joseph Navez (1787–1869). Um 1844 setzte er seine Ausbildung an der Ecole des beaux-arts in Paris fort, zuerst bei Camille Roqueplan (1803–1855), anschließend bei Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867). Von 1849 bis 1852 hielt Stevens sich in Brüssel auf, seine Malerei zeigte in dieser Zeit kräftig-realistische Züge. 1852 kehrte er nach Paris zurück, wo er 1853 zum ersten Mal im Salon ausstellte und eine Medaille 3. Klasse erhielt.

Stevens und die Pariser Avantgarde

Auf der Weltausstellung von 1855 präsentiert Stevens fünf Gemälde, die in ihrer dunklen Farbpalette und ihrem sozialkritischen Inhalt von der Malerei Gustave Courbets (1819–1877) beeinflusst sind. Er wurde mit einer Medaille 2. Klasse ausgezeichnet und musste fortan seine Werke nicht mehr der Salon-Jury vorlegen. Bei seiner Heirat 1858 war Eugène Delacroix (1798–1863) sein Trauzeuge.

Stevens spezialisierte sich in den folgenden Jahren auf die Darstellung modisch gekleideter Damen der mittleren Gesellschaftsschicht in ihrer privaten Umgebung. In der Malweise unterschiedlicher Stoffe zeigte er seine Virtuosität, die in altmeisterlicher Präzision wiedergegeben werden. Acht dieser Gemälde präsentiert er mit beträchtlichem Erfolg auf dem Salon von 1861. Einen weiteren Triumph feierte Stevens auf der Weltausstellung von 1867 mit 18 Gemälden. In diesem Jahr wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. In den 1860er Jahren traf er sich regelmäßig mit Courbet, Edouard Manet(1832–1883), Edgar Degas (1834–1917), Frédéric Bazille (1841–1870), Pierre Puvis de Chavannes (1824–1898) und anderen Künstlern der Avantgarde.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 veränderte sich Stevens Malweise: Er gab die feinmalerische Ausführung früherer Gemälde zugunsten eines lockeren Farbauftrages auf. Seit 1880 reiste Stevens regelmäßig im Sommer nach Sainte-Adresse in der Normandie und nach Menton an der Cote-d‘Azur. Dort entstanden in einem freieren Malstil einige Gemälde von elegant gekleideten Frauen am Strand. Nach wie vor waren Stevens Gemälde sehr begehrt und verkauften sich auch ins Ausland. Der Tod seines Freundes Edouard Manet stürzte ihn in eine tiefe Krise. 1895 und 1896 hielt Stevens sich in Brüssel auf, wo ihm die Stelle des Direktors der Ecole des beaux-arts versagt blieb. 1897 kehrte er nach Paris zurück und wurde dort als erster lebender Künstler im Jahr 1900 in der Ecole des beaux-arts mit einer großen Ausstellung geehrt.

Seine zwischen Realismus, Akademismus und Impressionismus liegende Malweise und seine Vorliebe für die elegante Pariser Damenwelt ließen Stevens in den folgenden Jahrzehnten jedoch in Vergessenheit geraten. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts nahm das Interesse an seinem Werk wieder zu.

Literatur zu Alfred Stevens

  • Alfred Stevens 1823–1906. Brussels – Paris (Ausst.-Katalog, Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel / Van Gogh Museum, Amsterdam), Brüssel 2009.
  • Christiane Lefebvre, Alfred Stevens 1823–1906, Paris 2006.
  • William A. Coles, Alfred Stevens (Ausst.-Kat. The University of Michigan Museum of Art, Ann Arbor / The Walters Art Gallery, Baltimore / Musée des Beaux-Arts, Montreal), Ann Arbor 1977.

Beiträge zu Alfred Stevens

Alfred Stevens, Die japanische Pariserin, Detail, 1872, Öl auf Leinwand, 150 x 105 cm (Musée des Beaux-Arts de La Boverie, Liège © Liège, Musée des Beaux-Arts – La Boverie)

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