Edvard Munch: Archetypen & Themen: Werke wie Der Schrei, Madonna
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Edvard Munch. Archetypen Munchs berühmteste Werke: Der Schrei, Das kranke Kind, Madonna, Vampir...

Edvard Munch, Das kranke Kind, 1907, Öl auf Leinwand, 118,7 x 121 cm (Tate, Presented by Tomas Olsen 1939, Poto Credit: © Tate, London 2014)

Edvard Munch, Das kranke Kind, 1907, Öl auf Leinwand, 118,7 x 121 cm (Tate, Presented by Tomas Olsen 1939, Poto Credit: © Tate, London 2014)

Neben dem Dramatiker Hendrik Ibsen, dem Literaten und Philosophen August Strindberg sowie den Philosophen Friedrich Nietzsche und Søren Kierkegaard gilt Edvard Munch als einer der herausragendsten Vertreter der Moderne. „Meine Kunst ist eine Beichte! Durch die ich mein Verhältnis zur Welt klären möchte.“ Mit diesem Verständnis von Kunst bereitete er den Weg vom Symbolismus zum Expressionismus.
In Zusammenarbeit mit dem Munch-Museet in Oslo1 präsentiert das Madrider Museo Thyssen-Bornemisza 80 Werke des norwegischen Malers Edvard Munch (1863–1944). Die Kuratoren Paloma Alarcó und Jon-Ove Steihaug zeigen einen Künstler, der mehr ist als der Maler von Ängsten und Obsessionen, sondern der auch mit großer Sensibilität die Veränderungen in der modernen Kunst wahrnahm und verarbeitete.

Munchs Themen: expressive Verdichtung zu Archetypen

Munchs Bildwelt beschreibt vor allem den Lebenszyklus, das Verhältnis der Geschlechter (→ Munch, das Unheimliche und die Frau) sowie existentielle Gefühle. In einer Art privater Mythologie und mit eigentümlich starren Figuren untersuchte er das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt - sei es Natur, Gesellschaft oder Partner. Oft sind es Melancholie und Schicksalsergebenheit, die seine Werke auszeichnen. Seine Malweise brach mit der akademischen Tradition genauso wie mit Naturalismus und Impressionismus und diente gänzlich dazu, die Themen zu verdichten: flache Figuren, symbolische Farben, expressive Verzerrung von Körpern und Raum. Dazu kommt sein experimenteller Umgang mit Drucktechniken (→ Edvard Munchs Druckgrafik), denn Munch ist einer der wenigen Künstler, der sowohl für seine Gemälde wie für seine Drucke berühmt ist.

Bereits früh wurde beobachtet, dass Edvard Munch seine bekannten Kompositionen der 1890er Jahre wiederholte und abwandelte. Dahinter standen nicht immer kommerzielle Interessen, sondern der Wunsch ihre Sinngehalte weiterzuentwickeln. Ob in Malerei oder Druckgrafik, ob im Früh- oder Spätwerk Munch begeisterte sich in allen ihn verfügbaren Medien und aktiven Jahrzehnten für die immer gleichen Themenkomplexe. Paloma Alarcó und Jon-Ove Steihaug begreifen diese als Archetypen und strukturieren die 54 Gemälde und 26 Drucke nach den wichtigsten und am häufigsten auftretenden Sujets: Sein Œuvre kreist um Melancholie, Tod, Panik, Frau, Melodrama, Liebe, nächtliche Szenen, Vitalismus und weibliche Akte.

Melancholischer Stilwandel

Das Museo Thyssen-Bornemisza besitzt selbst „Abend“ (1888). Das Frühwerk zeigt eine junge Frau, Laura, die Schwester des Künstlers, alleine und in sich versunken vor einem Haus sitzend.2 Sie blickt starr aufs offene Meer, während im Hintergrund ein Mann mit einem Seil ein Boot am Ufer fixiert und eine schemenhaft wiedergegebene Frau auszusteigen scheint. Diese naturalistisch eingefangene Szene mit melancholischer Grundstimmung findet knapp zehn Jahre später eine symbolistische Überhöhung: „Mutter und Tochter“ (1897, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo) haben sich vor dem Vollmond am Strand zusammengefunden.

Dazwischen fand Munch in „Abend: Melancholie“ (1892) erstmals eine Formel für symbolistisches Gestalten, wie Christian Krogh anlässlich der Erstpräsentation des Gemäldes auf dem Herbstsalon 1891 in Kristiana vermeldete.3 Die männliche Figur wird vom Bildrand extrem abgeschnitten. Sie ist nicht mehr auf das Meer hinausgewandt, sondern dreht der Landschaft den Rücken zu. Am Himmel ziehen weiße Wolkenbänder genauso ornamental ihre Bahn wie die Küstenlinie zu einer ondulierenden Linie wird. Ist es Weltabkehr und melancholische Stimmung, oder ist es ein inneres Bild, eine „halluzinatorische Vision“ (Paloma Alarcó), was Munch hier entwirft? Dass sein Freund Jappe Nilssen Modell saß, ist kaum mehr erkennbar, denn Munch ersetzte das Bildnis durch eine unpersönliche Maske. Mit den allersten Pein-air Landschaften aus den frühen 1880ern, die unter dem Einfluss des Naturalisten Frits Thaulow entstanden sind, hat diese Naturschilderung aus der Erinnerung nichts mehr zu tun.

Tod und Verzweiflung

Im Jahr 1886 war Munch zum ersten Mal mit vier Gemälden in der von der norwegischen Secession veranstalteten Herbstausstellung vertreten. Er präsentierte dort die erste, leider verlorene Fassung von „Das kranke Kind“ (1885). Das Gemälde rief einen Sturm der Entrüstung hervor, gilt aber heute als das erste eigenständige symbolistische Werk des Norwegers. Wenn er auch durch Aussagen den Eindruck hervorrief, dass die Beschäftigung mit Krankheit und Tod autobiografisch motiviert wäre, so sollte man nicht darauf vergessen, dass sie im Fin-de-Siécle auch als Metaphern von Kreativität galten. Zwischen 1886 und 1927 malte Munch sechs Versionen4 von diesem Sujet und verwendete es auch (z. T. beschnitten auf den Kopf des Mädchens) in Drucken. Für die spätere Aufnahme des Themas im Gemälde „Agonie“ (Todeskampf, 1915) drehte Munch die Komposition um 180° und füllte den Raum mit totenbleichen, starr blickenden Menschen.

Ein zentrales Projekt von Edvard Munch ist zweifellos seine lebenslange Arbeit am „Lebensfries“, für den er wichtige Kompositionen als „dekorative Raumgestaltung“ zusammenstellte. Munch suchte für seine Vorstellung vom „modernen Seelenleben“ in der Kombination von Empfängnis, Geburt, Leben, Verführung, Liebe, Angst, Krankheit und Tod adäquaten Ausdruck.

„Der Schrei“ - Schrei vor Angst!

Edvard Munch besuchte Paris 1885 und erneut im Frühjahr 1889. Besonders die Werke von Paul Gauguin, Odilon Redon und Auguste Rodin öffneten ihm, neben der Bekanntschaft mit August Strindberg sowie der Lektüre von Hendrik Ibsen und Knut Hamsun die Augen für aktuelle Themen. Vor allem die Entdeckung, dass Wahrnehmung subjektiv ist, veränderte das Denken der Künstler und erlaubte Munch, die Handlungsräume den emotionalen Zuständen der Figuren anzupassen.

„Seit geraumer Zeit hat er die Erinnerung an einen Sonnenuntergang malen wollen. Rot wie Blut. Nein, es war geronnenes Blut. Aber niemand würde das gleiche fühlen wie er. Alle würden an Wolken denken. Beim Erzählen dieses Erlebnisses wurde er traurig, ein Erlebnis, das ihn mit Angst erfüllt hatte. Traurig, weil die armseligsten Mittel der Malkunst die ausreichten. „Er trachtet nach dem Unmöglichen und Verzweiflung ist seine Religion“, dachte ich, riet ihm aber, es zu malen. – Und er malte seinen merkwürdigen „Schrei“.“5 (Christian Skredsvig über Munchs Aufenthalt in St. Jean)

„Der Schrei“ verwandelt Weltangst in ein einprägsames Bild mit blutrotem Himmel, Menschen auf einer Brücke vor Kristiania (heute: Oslo) und einer kaum mehr als menschlich zu bezeichnenden Figur im Vordergrund, ein Selbstbildnis des Künstlers. Während seiner ersten Präsentation in Berlin rahmten „Abend auf der Karl Johan“ (1892) und „Angst“ (1894) das Gemälde. Alle drei zeigen anonyme Massen im öffentlichen Raum, deren, wie Munch es formulierte, „qualvoller Weg im Grab endet“6.

„Der Schrei“ ist vermutlich das bekannteste Gemälde von Edvard Munch. Diese extrem seltene schwarz-weiß Lithographie geht zurück auf ein Gemälde, das etwa 1892 entstanden ist. Munch beschrieb in seinen literarischen Tagebüchern der 1890er Jahre, wie er auf die Idee zu dieser Komposition gekommen war:

„Ich ging mit zwei Freunden einen Weg entlang.
Die Sonne ging gerade unter.
Ich fühlte einen Hauch Melancholie
Plötzlich wurde der Himmel blutrot
Ich blieb stehen und lehnte mich an das Geländer, totmüde
sah ich auf zu flammenden Wolken, die hingen
wie – Blut und ein Schwert über dem
tiefblauen Fjord und die Stadt.
Meine Freunde gingen weiter – Ich stand da,
Zitternd vor Angst.
Und ich fühlte das große, unendliche Geschrei durch die Natur hallen.“7

Für Edvard Munch war diese Erinnerung derart bedeutend, dass er in einigen Drucken die letzte Zeile des Gedichts sogar zitierte. Die Gegenüberstellung von Beschreibung und Bild lassen uns die Arbeitsweise des norwegischen Malers nachvollziehen. Munch malte nie nach der Natur; er malte nie was er mit den Augen sah, sondern was er mit seiner Seele wahrnahm. Für Munch war Kunst daher das Gegenteil zur Natur, da sie aus dem Innersten des Menschen kam. Der Kritiker Sigbjørn Ostfelder erkannte schon früh, dass Munch Schmerz, Schrei, Melancholie und Verfall mit Hilfe von Farben ausdrückte. In der Lithographie setzte sie der Künstler in schwarze und weiße Kraftlinien um. Obwohl der Künstler von einer persönlichen Erfahrung der Ohnmacht zu diesem Bild inspiriert wurde, steht das Werk für sich allein. Das „Geschrei“ verstört – und es ist daher eine Ikone der modernen Kunst.

Mit „Angst“ begann Edvard Munch in der Pariser Avantgarde wahrgenommen zu werden, da sein Freund Julius Meier-Graefe ihn einlud, für Ambroise Vollards Album des Peintres-Graveurs (1896) einen Holzschnitt beizutragen. Dieser Schritt bedeutete nicht nur, dass Munch sich eine neue Drucktechnik aneignete, sondern seine Arbeit befand sich plötzlich mitten unter Werken von Pierre Bonnard, Maurice Denis, Odilon RedonFélix Vallotton und Édouard Vuillard (vgl. → Villa Flora: Meisterwerke des Postimpressionismus).

Frauen

Munch wandelte Bilder vom weiblichen Geschlecht zu wichtigen Archetypen, indem er die Stilisierung von Frauen zur femme fragile und zur femme fatale bereitwilligst von seinen Berliner Freunden übernahm. „Pubertät“ (erste Fassung 1886 verloren, 1914–1916) ist ein Bild gefährdeter, weil erwachender Jugend, „Traum einer Sommernacht: Die Stimme“ (1893) erzählt von der Verbindung zwischen Frau und Natur, deren Stimme sie andächtig lauscht. Während das pubertierende Mädchen nackt auf seinem Bett sitzt, wird die weiß gekleidete, junge Frau in den Wald versetzt. Für Munch bedeutete der Wald von Fjugstad in der Nähe von Åsgårdstrand Geheimnis und Erfüllung gleichermaßen, da er hier seine geheime Geliebte Milly Thaulow traf. Eine Verbindung zwischen den melancholischen Strandbildern der Frühzeit und der Waldszenen ist „Frau“ (erste Fassung 1894, hier 1925). Doch nicht nur die Natur ist ein Spiegel für die weiblichen Gestalten und den nahezu versteckten Mann, sondern auch Kleidung, Haltungen und Gesten. Von der fragilen Jungfrau in Weiß über die erotisch erwachte junge Frau, die sich ganz ihrer Körperlichkeit und Macht über den Mann bewusst ist, bis zur alten, jeder Form von Sexualität abgeschworenen Witwe bzw. Nonne reicht die Klassifizierung der Frau bei Munch. In vielen seiner Druckgrafiken gibt er seiner Überzeugung Ausdruck, dass die langen Haare die Männer an ihre Angebeteten binden würden. Wenn er auch betonte, dass er im Zeitalter von sexuell aktiven Carmens gelebt hätte, so sind die Stereotypen, derer sich Munch bediente, deutlich frauenfeindlich, weil Männer zerstörend überformt. Nur so konnte eine Lithografie wie „Harpye“ (1899), in der ein geflügeltes Monster über einem männlichen Leichnam kreist, entstehen.

Die Künstlerkreise, in denen sich Munch sowohl in Kristiania wie auch Berlin bewegte, forcierte die freie Liebe, um der bürgerlichen Moral zu entfliehen. Dass dieses Verhalten aber auch mit Verletzungen einherging, musste nicht nur Munch am eigenen Leib erfahren. Vielleicht ist eine Komposition wie „Madonna“, die vor allem über den gestalteten Rahmen von Empfängnis und Geburt erzählt, ein Produkt dieser männlichen Fantasien. In fünf Ölgemälden (1893–1894) und zwei Drucken (1895, 1902) erarbeitete Munch das Thema der verführerischen Frau, die gleichzeitig Mutter ist. Doch auch im Spätwerk hielt der Junggeselle an der schwierigen Beziehungsstruktur fest. „Nach dem Sündenfall“ (1924–1925) spielt nicht nur wie „Madonna“ mit einem religiös konnotierten Titel, sondern thematisiert die Einsamkeit nach dem Akt. Während in vielen Fassungen des Kusses, das Verschmelzen des Liebespaares zu einer Form durchgearbeitet wird, hat die Frau ihren Liebespartner nun bereits verlassen. Mit aufgestütztem Kopf bleibt er einsam zurück.

„Das kranke Kind“ - Munch ein Skandalkünstler?

Die Beobachtung, dass Munch sein gesamtes Leben der Kunst und dem Aufbau seines Ruhmes widmete, führte jüngst dazu, den Mythen seines Lebens kritischer zu begegnen. Anstelle ihn als alkoholabhängigen, psychisch labilen, depressiven, kranken Künstler zu sehen, wird der „Mythos Munch“, wie Jon-Ove Steinhaug schlüssig argumentiert, dekonstruiert. Entgegen der allgemeinen Annahme war der Norweger ein äußerst produktiver und erfolgreicher Maler, worauf er auch in seinem „Selbstbildnis vor dem Haus“ (1926) selbst verweist. Die Kritiker von Munchs frühe Ausstellungsbeteiligungen verpassten ihm schnell den Ruf eines Skandal-Künstlers. Schon erregte seine erste Ausstellungsbeteiligung 1886 am so genannten Herbstsalon in Kristiania seine „Studie“, heute bekannt als „Das kranke Kind“8, öffentliche Entrüstung. Sowohl die Art der Darstellung als auch seine scheinbare Skizzenhaftigkeit erzürnten das Publikum. Munch hatte das Bild während eines Jahres mehrfach umgearbeitet.

Vorbild für den jungen Picasso und die deutschen Expressionisten

Um 1890 hatte er sich völlig von Realismus und Impressionismus gelöst und seine Kompositionen zu Projektionsräumen für seine Stimmungen umgewandelt. Als seine erste Einzelpräsentation 1892 im Verein Berliner Künstler nach nur einer Woche aufgrund des öffentlichen Drucks, der Presse aber auch der konservativen Mitglieder der Vereinigung geschlossen werden musste, markierte dies einen neuen Höhepunkt in der Wahrnehmung seiner Kunst. Seine Individualität und völlige Hingabe, nur sich selbst verpflichtet zu sein, dieses Konzept von (romantischem) Künstlertum eröffnete den jungen deutschen Expressionisten (darunter Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde, → Farbenrausch. Werke des deutschen Expressionismus) einen gangbaren Weg, womit er zu einem Rollenvorbild vor allem für jene werden konnte, die auf der Suche nach dem Ursprünglichen waren.9 Bedeutende Sammler wie Karl Ernst Osthaus erwarben bald nach 1900 erste Werke. Schon zwanzig Jahr nach seinem Skandal-Erfolg in Berlin, auf der Sonderbundausstellung in Köln 1912, wurde das Werk Edvard Munchs neben den Giganten aus Frankreich Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh präsentiert. Im Jahr 1927 organisierte die Berliner Nationalgalerie eine große Retrospektive für den nunmehr anerkannten Künstler.

Eine wichtige Erkenntnis mag sein, dass sich das Werk Munchs in zwei Phasen teilen lässt: die symbolistische der 1890er Jahre und die extrovertierte, lebensbejahende. Während Jon-Ove Steinhaug für eine Neuorientierung des Künstlers nach der Jahrhundertwende plädiert (neuer Malstil), mag auch seine erfolgreiche Behandlung in einer Nervenheilanstalt 1908 als wichtige Zäsur gelten (friedvollere Themenwahl). Dazwischen stehen immerhin noch die höchst aufgewühlten Raumdarstellungen und konfliktträchtigen Paardarstellungen der „Grünes Zimmer“-Serie.

Biografie von Edvard Munch (1863–1944)

Am 12. Dezember 1863 wurde Edvard Munch auf dem Hof Engelhaug in Løten, in der Grafschaft Hedmark in Norwegen geboren. Er war das zweite Kind des Militärarztes Dr. Christian (1817-1889) und Laura Cathrine (1838-1868) Munch. Seine Mutter hatte sich schon vor der Hochzeit mit Tuberkulose angesteckt, ihrer Gesundheit war geschwächt.
1864 Umzug nach Kristiania (heute: Oslo)
1865 Geburt des Bruders Andreas.
1867 Geburt der Schwester Laura
1868 Geburt der Schwester Inger und Tod der Mutter an Tuberkulose. Die Tante Karen Marie Bjølstad (1839-1931) sorgte sich um die Familie. Sie war begeisterte Zeichnerin und Malerin und förderte das Talent Edvard und seiner Schwestern.
1877 Tod der Schwester Sophie im Alter von 15 Jahren (geb. 1862) an Tuberkulose. Der Vater litt an Depression und flüchtete sich in eine puritanische Religiosität. Die wirtschaftliche Lage der Familie verschlechterte sich, wodurch die Familienverhältnisse klaustrophobische Tendenzen annahmen. Edvard Munchs Gesundheitszustand verschlechterte sich. Erste Ausstellungsbesuche, malte Aquarelle und skizzierte.
1879 Auf Anraten seines Vaters begann er ein Ingenieurstudium an der Teknisk Skole (Technischen Schule) in Kristiania, der er jedoch krankheitsbedingt häufig fern blieb.
1880 Im November fasste Munch den Entschluss, Maler zu werden. Er verließ die Technische Schule.
1881 Einschreiben an Den Kongelige Tegneskole, der Königlichen Zeichenschule, in Oslo. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Stillleben, Interieurs und Stadtansichten. Erster Verkauf von zwei kleinen Bildern auf einer Auktion für nur 26,5 Kronen.
1882 Im Herbst mietete er gemeinsam mit sechs Kunststudenten an der Karl Johans Gate im Zentrum der Stadt ein Atelier, wo Christian Krogh zur Korrektur kam. Verkehrte in den Kreisen der norwegischen Naturalisten. Verwendete für seine teils perspektivisch komplex angelegten Arbeiten einen technischen Zeichnungsapparat (camera obscura oder lucida).
1883 Erste Ausstellungsbeteiligung auf „Den nordiske industrilandbrugs- og kunstudstilling“ (Die Nordische Industrie-, Landwirtschafts- und Kunstausstellung) in Kristiania im Juni. Teilnahme am Herbstsalon, wo er mit seinem Bild „Morgen“ auf Kritik stieß. Besuch von Thaulows „Freiluftakademie“ in Modum. Erster Kontakt zu berüchtigten Bohème von Kristiania, in deren Mittelpunkt Christian Krogh und Hans Jæger standen.
1885 Im Mai erste Reise ins Ausland. Thaulow finanzierte drei Wochen in Paris. Die Reise führte ihn über Antwerpen, wo er auf der „Exposition universelle d’Anvers“ mit dem Gemälde „Inger in Schwarz“ vertreten war. In Paris besuchte er den Louvre und den Salon. Den Sommer verbrachte er mit seiner Familie in Borre, wo er Milly Thaulow kennenlernte. Sie war mit dem Arzt und Sanitätskapitän Carl Thaulow, dem Bruder von Frits Thaulow verheiratet. Beginn ihrer Liebesbeziehung, die bis 1886 dauerte. In seinen literarischen Notizen nannte sie Munch „Frau Heiberg“. Begann an den ersten Fassungen seiner Hauptwerke „Das kranke Kind“ sowie „Der Tag danach“ und „Pubertät“ (beide nicht mehr erhalten). Heftige Proteste, als Munch das Porträt von Karl Jensen-Hjell ausstellte.
1886 Munchs Kontakt zum Kreis der Bohème wurde enger, dazu zählte Kroghs spätere Frau Oda. Erstmals mit vier Gemälden aus der von der norwegischen Secession veranstalteten Herbstausstellung vertreten. „Das kranke Kind“ rief einen Sturm der Entrüstung hervor.
1887 Mit sechs Werken in der Herbstausstellung vertreten.
1889 Erste Einzelausstellung in Oslo mit 110 Werken, darunter 63 Gemälde. Während des Sommers mietete Munch ein kleines Haus in Aasgaardstrand am Oslofjord, wo sich auch Christian Krogh, Oda Krogh und Hans Heyerdahl aushielten. Erhielt ein Staatsstipendium und reiste im Herbst nach Paris. Unterricht in Léon Bonnats Kunstschule und Ende des Jahres in St. Cloud bei Paris. Munch verkehrte in der skandinavischen Künstler- und Intellektuellenkolonie. Stelle ein Bild auf der Pariser Weltausstellung aus. Verfasste das Manifest von St. Cloud gegen den Naturalismus. Tod des Vaters im November.
1890 St. Cloud und Paris. Im Sommer in Aasgaardstrand und Oslo. Zweites Staatsstipendium. Im November in Le Havre. Wegen eines rheumatischen Fiebers im Krankenhaus. Im Dezember wurden fünf seiner Gemälde bei einem Brand zerstört.
1891 Im Januar reiste Edvard Munch von Le Havre über Paris nach Nizza. Im März wieder retour nach Paris. Sein drittes Staatsstipendium wurde von der Öffentlichkeit kritisch aufgenommen. Im Herbst reiste er über Kopenhagen nach Paris, im Dezember hielt er sich erneut in Nizza auf.
1892 Rückkehr über Paris nach Norwegen im März. Im Sommer in Aasgaardstrand. Einladung vom Verein Berliner Künstler, wo er 55 Werke präsentierte. Nach nur einer Woche wurde die Ausstellung von den Berliner Künstlern unter Anton von Werne wieder geschlossen und wanderte nach Düsseldorf, Köln und Berlin weiter.
1893 Aufenthalt in Berlin Anfang des Jahres. Verkehrte im Kreis der Schriftsteller und Künstler um die Zeitschrift Pan, dazu zählten auch August Strindberg. Alle trafen sich im „Schwarzen Ferkel“. In Ausstellungen in Dresden und München vertreten. Im Herbst und im Winter in Nordstrand und Kopenhagen.
1894 Hielt sich wieder in Berlin auf. Erste Radierungen und erstes Buch über Munch von Przybyszewski. Erste Ausstellung in Stockholm, Schweden. Im Oktober zurück in Berlin, wo das Interesse an Munchs Werk wuchs. Ausstellungen in Hamburg, Dresden, Frankfurt, Leipzig.
1895 Berlin, Paris, Amsterdam, Christiansand, Nordstrand, Aasgaardstrand, Paris, Oslo: Julius Maier-Graefe publizierte eine Mappe mit acht Radierungen. Erste Präsentation des „Lebensfrieses“ in Berlin. Tod des Bruders Andreas.
1896 Berlin und Paris. Lithografie für das Programmheft einer „Peer Gynt“-Inszenierung am Théâtre de l’Œuvre. Strindberg rezensierte Munchs Ausstellung in der Revue Blanche. Arbeit an Illustrationen zu Stephane Mallarmés Les fleurs du mal. Am Salon des Indépendants mit zehn Werken vertreten.
1897 Paris, Brüssel, Paris: Erneut am Salon des Indépendants mit zehn Werken vertreten. Zeichnung für das Programm zu „John Gabriel Borkman“ im Théâtre de l’Œuvre. Kaufte im Sommer ein eigenes Haus in Aasgaardstrand, wo er sich ab nun regelmäßig aufhielt. Ausstellung in Oslo mit 150 Werken. Teilnahme an einer Ausstellung skandinavischer Kunst in St. Petersburg.
1898 Norwegen, Kopenhagen, Berlin, Paris, Oslo und Aasgaardstrand. Vermutlich erste Begegnung mit Tulla Larsen.
1899 Berlin, Paris, Nizza, Florenz, Rom, Paris, Herbst und Winter in einem norwegischen Sanatorium. Teilnahme an der Biennale von Venedig. Ausstellung in Dresden.
1900 Berlin, Florenz, Rom, Schweizer Sanatorium. Ausstellungen in Oslo und Dresden.
1901 Sommer in Aasgaardstrand und ab November in Berlin. Ausstellung in Oslo.
1902 Bekanntschaft mit dem Lübecker Augenarzt Dr. Max Linde, der „Fruchtbarkeit“ erwarb und en Buch über Munch schrieb. Im Streit mit Tulla Larsen löste sich ein Pistolenschuss. Er riss Munch ein Glied des Ringfingers seiner linken Hand ab. Das Ereignis verarbeitete er in der „Marat“-Serie. Von Max Linde in Lübeck beauftragt, eine Grafik-Mappe mit 16 Blättern herzustellen. Ende des Jahres in Berlin, wo er häufig umzog. Bekanntschaft mit dem Hamburger Landgerichtsrat Gustav Schiefler, der Munchs grafisches Werk zu katalogisieren begann. Unter dem Titel „Aus dem modernen Seelenleben“ stellte Munch 22 Gemälde aus dem „Lebensfries“ in der Vorhalle der Berliner Sezession aus. Grafikausstellungen in Lübeck, Dresden, Rom, Wien und Bern.
1903 Berlin, Leipzig, Paris, Grez-sur-Loing, Lübeck, Oslo, Berlin. Bekanntschaft mit der Geigerin Eva Mudocci.
1904 Vertrag mit Bruno Cassirer in Berlin über den Verkauf von Grafiken und mit Commeter in Hamburg über den Verkauf von Gemälden. Mitglied der Berliner Sezession. In Weimar Porträt von Harry Graf Kessler. Max Linde beauftragte Munch mit einem Fries für das Kinderzimmer. Mehrfacher Besuch der Oseberg-Ausgrabungen. Linde nahm den Fries nicht an, da er seiner Ansicht nach nicht kindgerecht war.
1905 Berlin, Hamburg, Berlin, Aasgaardstrand, Klampenbog bei Kopenhagen, Chemnitz, Hamburg, Bad Elgersburg bei Weimar, umfangreiche Ausstellung in Prag bei den Mánes. Erste Museumsausstellung in Bremen.
1906 Reiste in Thüringen und Weimar. Begegnung mit Henry van de Velde. Entwürfe für Bühnenbilder zu „Gespenster“ und „Hedda Gabler“ für das Deutsche Theater in Berlin.
1907 Dekorationen für ein neues Foyer in Max Reinhardts Berliner Kammerspielen und Bühnenbild für Ibsens Geister. Arbeit an den Porträts von Walther Rathenau und Ernest Thiel. Sommer und Herbst in Warnemünde. Gustav Schieflers Grafikverzeichnis erschien.
1908 in Berlin, Paris und Warnemünde. Jens Thiis kaufte trotz heftiger Proteste mehrere Gemälde von Munch für die Nationalgalerie Oslo. Im Herbst über Stockholm nach Koenhagen. Nervenzusammenbruch und Einlieferung in Dr. Jacobsons Klinik, wo er ein halbes Jahr blieb.
1909 „Alpha und Omega“, ein Prosagedicht mit Lithografien. Im Mai kehrte Munch nach Norwegen zurück, wo er sich auf dem Anwesen Skrubben niederließ. Verkaufte mehrere Bilder an Rasmus Meyer. Kurze Besuche in Lübeck und Berlin. Dekorationen für die Aula der Universität in Oslo entworfen.
1910 Kaufte sich ein Haus in Hvitsten am Oslofjord.
1911 Gewann die Ausschreibung für die Universitätsdekorationen, musste aber neue Entwürfe vorlegen.
1912 Im Mai über Kopenhagen nach Paris und Köln. Hier nahm er mit 32 Gemälden an der Sonderbund-Ausstellung teil.
1913 Mietete ein Haus am Oslofjord. Reisen nach Berlin und über Frankfurt nach Köln, Paris, London, Stockholm, Hamburg, Lübeck, Kopenhagen. Teilnahme an der Armory Show in New York.
1914 Die Osloer Universität akzeptierte nach jahrelangen Querelen die Arbeiten von Munch als Geschenk.
1915 In Hvitsten Arbeit an den Aula-Dekorationen. Reise nach Trondheim und Kopenhagen.
1916 Kauf des Hauses Ekeley in Skøyen nahe Oslo. Hier hielt er sich bis zu seinem Tod auf. Enthüllung der Wandbilder in der Universitätsaula.
1917 Curt Glasers Munch-Buch erschien.
1918 Veröffentlichte eine Broschüre unter dem Titel „Lebensfries“.
1921 Entwürfe für die Ausgestaltung zweier Speisesäle in der Osloer Schokoladenfabrik Freia. Es wurden schlussendlich zwölf Tafeln für einen Speisesaal gemalt.
1922 Reiste über Bad Nauheim und Wiesbaden nach Berlin. Retrospektive in Zürich.
1923 Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Künste.
1924 Sommer in Bergen.
1925 Ehrenmitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Künste.
1926 Tod der Schwester Laura. Im Mai nach Lübeck, Berlin, Venedig, München, Wiesbaden, im Oktober in Kopenhagen, Berlin, Mannheim, Paris, München.
1927 Reise durch Deutschland, Italien und Paris. Retrospektive in der Berliner Nationalgalerie und in der Nationalgalerie Oslo. Gustav Schiefler veröffentlichte den zweiten Teil des Grafikverzeichnisses.
1928 Arbeitete an Plänen für die Ausmalung des noch im Bau befindlichen Rathauses von Oslo.
1929 Bau eines Winterpalais auf Ekely.
1931 Grundsteinlegung für das Rathaus in Oslo. Kein Auftrag für die Ausmalung vom Rathaus. Augenleiden erschwerte die Arbeit.
1933 Jens Thiis und Paul Gauguin veröffentlichten Monografien über Munch.
1934 Lebte zurückgezogen „wie ein Eremit“.
1936 Aufgrund seines Augenleidens gab Munch die Arbeit an den Rathaus-Bildern auf.
1937 Insgesamt 82 Arbeiten von Munch wurden in deutschen Museen als „entartet“ beschlagnahmt. Unterstützte E. W. Nay für dessen Aufenthalt in Norwegen. Größere Ausstellungen in Stockholm, Amsterdam, Bergen.
1939 Versteigerung von 14 Gemälden und 31 Grafiken in Oslo, die von den Nationalsozialisten konfisziert worden waren.
1941 Ausstellung in der Kunstakademie Oslo.
1944 starb Edvard Munch mit 81 Jahren in Ekely. Er hinterließ der Stadt Oslo seinen Nachlass, etwa 1.000 Gemälde, 15.400 Grafiken, 4.500 Aquarelle und Zeichnungen, sechs Skulpturen. Diese befinden sich heute im Munch-museet Oslo.

Edvard Munch: Werke (Bilder)

  • Edvard Munch, Abend, 1888, Öl auf Leinwand, 75 x 100,5 cm (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid)
  • Edvard Munch, Der Schrei, 1893, Ölkreide auf Karton, 74 × 56 cm (The Munch Museum, Oslo)
  • Edvard Munch, Das Geschrei, 1895, Lithografie mit Fettkreide und Tusche auf Papier, 35,3 x 25,3 cm (Munch-museet, Oslo)
  • Edvard Munch, Madonna, 1895 bis nach 1902, Lithografie (Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo)
  • Edvard Munch, Abend. Melancholie I, 1896/97, Holzschnitt, handkoloriert (Privatsammlung Courtesy Galleri K, Oslo)
  • Edvard Munch, Mädchen auf einer Brücke / Girls on a Pier, um / c. 1904, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 80,5 x 69,3 cm (Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas)
  • Edvard Munch, Das kranke Kind / The Sick Child, 1907, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 118,7 x 121 cm (Tate, London, Presented by Tomas Olsen 1939)
  • Edvard Munch, Eifersucht / Jealousy, 1913, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 83,5 x 130 cm (Städel Museum, Frankfurt am Main, Leihgabe aus einer Privatsammlung)
  • Edvard Munch, Pubertät / Puberty, 1914-1916, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 97 x 77 cm (Oslo, Munch-museet)
  • Edvard Munch, Frau / Woman, 1925, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 155 x 230 cm (Oslo, Munch-museet)
  • Edvard Munch, Selbstporträt in Ekely, 1926, Öl auf Leinwand, 90 × 68 cm (Privatsammlung, Norwegen)
  • Edvard Munch, Selbstbildnis vor dem Haus / Self-portrait in front of the House Wall, 1926, Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 91,5 x 73 cm (Oslo, Munch-museet)

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7. September 2023
James Ensor, Die Intrige, 1890, Öl auf Leinwand, 90 x 150 cm (KMSKA, T308)

Antwerpen | KMSKA: Ensor und der Impressionismus In deinen wildesten Träumen | 2023/24

Die Ausstellung setzt Ensors Meisterwerke mit wichtigen Inspirationsquellen wie Raffael und Claude Monet sowie mit Vorgängern, Zeitgenossen und Nachfolgern in Beziehung. Weiters thematisiert das KMSKA den kreativen Prozess Ensors durch neue techologische Untersuchungen.
  1. Weitere Leihgeber sind Kunsthaus Zürich, Kunstmuseum Basel, Tate London, MoMA in New York und die National Gallery of Washington.
  2. Paloma Alarcó führt in ihrem Beitrag aus, dass auf Röntgenaufnahmen des Gemäldes eine weitere Frau (Inger) neben Laura stand, die im Arbeitsprozess von Munch getilgt wurde. Dadurch wirkt Laura, die am Beginn ihrer psychischen Erkrankung stand, noch einsamer. Siehe: Paloma Alarcó, Edvard Munch: Archetypes, in: Paloma Alarcó (Hg.), Edvard Munch: Archetypes (Auss.-Kat. Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid 6.10.2015-17.1.2016), Madrid 2015, S. 17-53, hier S. 23.
  3. Dieter Burchhart, Edvard Munch. Zeichen der Moderne (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Riehen b. Basel 18.3.-15.7.2007; Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall 4.8.-31.12.2007), Ostfieldern 2007, S. 44.
  4. 1886, 1896, 1907 zwei Fassungen in Warnemünde, 1925 und 1927. Siehe Paloma Alarcó, S. 29-30.
  5. Zitiert nach Arne Eggum (Hg.), Edvard Munch und Frankreich (Ausst.-Kat. Musée d‘Orsay, Schirn Kunsthalle, Frankfurt), Paris/Frankfurt 1991/92, S. 140.
  6. Zitiert nach Ebenda, S. 33.
  7. Zitiert nach Arne Eggum (Hg.), Edvard Munch und Frankreich (Ausst.-Kat. Musée d’Orsay, Schirn Kunsthalle, Frankfurt), Paris/Frankfurt 1991/92, S. 141.
  8. Dass es sich bei diesem Sujet eigentlich um ein häufig aufgegriffenes Thema der Zeit handelte, mag ein Verweis auf Christian Krohg bestätigen. Siehe sein „Krankes Mädchen“, 1880–1881, Öl auf Leinwand, 102 × 58 cm (Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo, Inv. NG.M.00805)
  9. Im Beitrag von Paloma Alarcó werden Werke von Egon Schiele, Ernst Ludwig Kirchner und Pablo Picasso explizit als Vergleiche zu Munchs „Pubertät“ angeführt, Siehe S. 36.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.