Hendrick ter Brugghen

Wer war Hendrick ter Brugghen?

Hendrick ter Brugghen (1588–1.11.1629) zählt zu den bedeutendsten Malern des Barock in Utrecht. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien hatte er sich der Kunst von Caravaggio verschrieben, dass er – neben Dirck van Baburen und Gerard van Honthorst – den Utrechter Caravaggismus mitprägte.

Kindheit und Ausbildung

Hendrick ter Brugghen (1588–1629) wurde als Sohn eines älteren Mannes geboren, der Beamter in Den Haag oder Utrecht war. Sein Enkel Hendrick Richardsz. ter Brugghen überlieferte, dass der Maler fünf Brüder hatte, die als Soldaten dienten. Ter Brugghen war Schüler von Abraham Bloemaert.

Ter Brugghen in Italien

Die Daten und Etappen seiner Reise nach Italien sind nicht genau dokumentiert; es wird vermutet, dass er Zeit in Rom, Neapel und Norditalien verbracht haben könnte. Ter Brugghen dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte 1607 in den Süden aufgemacht haben, denn er war am 23. April 1607 noch in Utrecht anwesend. In der Ewigen Stadt konnte er Caravaggio jedoch nicht mehr persönlich antreffen, da dieser nach einem Mord 1606 gezwungen war, die Ewige Stadt zu verlassen. Stattdessen studierte Hendrick ter Brugghen die vielen Altarbilder, die Caravaggio in den Kirchen Roms hinterlassen hat. Im Somer 1614 war er nachweislich in Mailand, er hielt sich dort zusammen mit zwei Malerkollegen auf, die auf dem Rückweg in die Niederlande waren. Im Herbst 1614 war Hendrick ter Brugghen wieder nach Utrecht zurückgekehrt.

Werke

Hendrick ter Brugghens frühestes erhaltenes, datiertes und signiertes Gemälde – „Der büßende hl. Petrus“ (Rijksmuseum, Amsterdam) – wurde 1616 in Utrecht ausgeführt. Im selben Jahr war der 28-jährige Maler bereits Mitglied der Lukasgilde und heiratete Jacoba Verbeek. In den Jahren 1619 bis 1621 hat er vermutlich eine zweite Reise nach Italien unternommen. Seine „Verspottung Christi“ (um 1625, Musée des Beaux-Arts de Rennes) zeigt, dass sich der Maler auch mit dem druckgrafischen Werk von Albrecht Dürer auseinandergesetzt hat. Er stellte Christus in der gleichen Haltung dar wie Dürer den „Christus im Elend“ aus der Holzschnitt-Serie „Die große Passion“ (1511). Diese Bildformel kombinierte er mit caravaggeskem Hell-Dunkel und hässlichen Physiognomien der Soldaten.

Der „Knabe mit einer Maultrommel“ (1621, Centraal Museum, Utrecht) von Dirck van Baburen – dessen einzige Nachtstück – könnte Hendrick ter Brugghen, der seit seiner Rückkehr ausschließlich Historiengemälde gemalt hatte, inspiriert haben, es seinem Caravaggisti-Kollegen gleichzutun. Auch er wandte sich Musikern in Halbfiguren zu: „Flötenspieler“ und „Pfeifer“ (beide 1621, Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel). Die beiden Bilder dürften als Pendants entstanden sein.

Hendrick ter Brugghen lebte bis zu seinem Tod Anfang November 1629 in Utrecht. Er hinterließ eine schwangere Ehefrau und fünf Kinder.

Beiträge zu Hendrick ter Brugghen

Hendrick ter Brugghens "Zecher" der Alte Pinakothek in München

Mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung wurde das Gemälde, dessen Erscheinungsbild durch Alterungsprozesse und frühere Übermalungen stark beeinträchtigt war, restauriert und eingehend materialtechnisch untersucht. Selbst eigenhändige Motivänderungen ter Brugghens sind nun wieder deutlich erkennbar.

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