James Rosenquist

Der amerikanische Maler James Rosenquist (29.11.1933–31.3.2017) gehört zu den Größen der Pop Art der 1960er und 1970er Jahre, der bis in sein Spätwerk die gleichen Strategien und Kompositionsmethoden anwandte. Im Pop Art-Olymp angekommen war Rosenquist schon vor Jahrzehnten. Sein Name ist neben Kollegen wie Andy Warhol (1928–1987), Roy Lichtenstein (1923–1997), Robert Rauschenberg (1925–2008), Claes Oldenburg (1929–2022) und Jasper Johns (*1930) nicht wegzudenken, was seine zahlreichen internationalen Einzelausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt – MoMA, Tate, Guggenheim N.Y./Bilbao, u.a. – sowie Ausstellungsbeteiligungen in wegweisenden Überblicksschauen wie „American Pop Art“ oder „Art in America“ belegen.

Ein Blick auf seine Biografie, die er in seinen 2009 erschienenen Memoiren „Painting Below Zero. Notes on a Life in Art“ sehr unterhaltsam und mit über 400 Seiten auch sehr ausführlich zusammenstellt, zeigt außerdem, dass Rosenquist ein Paradebeispiel des American Dreams ist: James Rosenquist führte 1955 ein Stipendium an die Art Students League nach New York, wo er wichtige Kontakte zu Künstlerkollegen wie Willem de Kooning, Robert Rauschenberg, Jasper Johns, und Agnes Martin knüpfte. In der Zeit von 1957 bis 1960 wandte er sich von der freischaffenden Kunst ab und arbeitete als Reklamemaler. Er lernte in diesem Beruf nicht nur sein malerisches Handwerk, sondern entdeckte auch das monumentale Format für sich, das ihn sein Leben lang begleiten sollte. Als zwei Arbeitskollegen am Gerüst tödlich verunglückten, war für Rosenquist klar, dass sein Weg ihn zurück zur Kunst führte. Dank seines Künstlernetzwerks gelang ihm dies auch. Von Agnes Martin übernahm er 1960 das Atelier, und 1962 hatte er bereits seine erste Einzelausstellung in der Green Gallery in New York. Es folgten Einzelausstellungen in Galerien in Paris, L.A., Turin und Köln. 1968, im Alter von 35 Jahren, hatte er seine erste institutionelle Retrospektive in der National Gallery in Ottawa.

Anfang der 70er Jahre war er mit einer existentiellen Krise konfrontiert, als er in Florida mit seiner ersten Frau und seinem Sohn einen schweren Autounfall hatte und wochenlang um das Leben der beiden zittern musste. Die Aufarbeitung dieses Ereignisses beschäftigte Rosenquist noch Jahre. Gleichzeitig legte er eine steile Karriere hin: 1972 folgen Retrospektiven im Kölner Wallraf-Richartz-Museum und im New Yorker Whitney Museum of American Art. Beteiligungen an der Documenta 4 und 6, Gestaltung des internationalen Pavillons auf der XXXVIII Biennale di Venezia, und weitere große Retrospektiven in renommierten Museen und namhafte Auftragsarbeiten folgen.

James Rosenquists Methode

Rosenquists Arbeitsmethode basierte auf dem Prinzip der Collage. Aus dem populären „Life Magazine“ schnitt er unterschiedliche Sujets aus, die er neu miteinander in Verbindung brachte und schließlich über ein Rastersystem malerisch in ein großes bzw. riesiges Format übertrug. Für bestimmte Effekte arbeitete er mit Schablonen und unterschiedlichen Verfahren: Airbrush kam ebenso zum Einsatz wie Siebdruck. Die Kompositionen legte Rosenquist so an, dass sie beim ersten Anblick genauso interessant waren, wie beim zweiten oder hundertsten. Jeder sollte beim Betrachten seiner Werke immer wieder Neues entdecken können. Die Position der Betrachter stellt hierfür die Schlüsselrolle dar: steht man den Werken sehr nah, so wirken die Arbeiten sehr abstrakt, entfernt man sich, werden Formen und Objekte sichtbar, die aber in ihrer Kombination absurd erscheinen. Durch das Abstreiten und Begehen, Sich-Annähern und Sich-Entfernen wird die Arbeit erst als Ganzes erfahrbar. Rosenquist schuf ausgesprochene Erlebnisräume, die in seinen Rauminstallationen – ergänzt um den Einsatz von Trockeneisnebel – ihren Höhepunkt fanden.

Obwohl Rosenquist sich selbst nicht als politischen Künstler verstand, so tauchen doch zahlreiche politische und historisch-kritische Elemente in seiner Kunst auf. Natürlich verwendet Rosenquist die Ästhetik der Konsumkultur, natürlich geht es um die Vermarktung durch die Medien, aber nicht nur. Vielleicht muss man es auch einfach so sehen, dass es schwierig gewesen wäre in einer politisch so ereignisreichen Zeit wie dem Amerika der 60er und 70er Jahre nicht auch politische mediale Elemente miteinzubeziehen, da man noch nie zuvor so direkt in so unterschiedlichen Medien mit dem aktuellen Geschehnissen konfrontiert war. James Rosenquist ist in dieser Hinsicht sehr aktuell, seine ästhetische Sprache funktioniert auch heute noch.

Beiträge zu James Rosenquist

14. Dezember 2017
James Rosenquist, F-111, 1964/65 Öl/Lw und Aluminium (mehrbahnige Rauminstallation) 304,8 × 2621,3 cm (The Museum of Modern Art, New York Purchase Gift of Mr. And Mrs. Alex L. Hillman and Lillie P. Bliss Bequest (both by exchange), 1996) © Estate of James Rosenquist/VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Foto: Courtesy of the Estate of James Rosenquist, Installationsansicht in der Leo Castelli Gallery, 1965 (kolorierte Fassung nach dem Originalfoto)

James Rosenquist: Eintauchen ins Bild oder amerikanischer Größenwahn? Posthume Retrospektive im Museum Ludwig Köln

Die riesigen Leinwandarbeiten und Rauminstallationen des amerikanischen Pop-Art Künstlers James Rosenquist (1933–2017), welche aktuell in der ersten posthumen Ausstellung des Künstlers im Kölner Museum Ludwig gezeigt werden, sind schlichtweg überwältigend – im positiven wie im negativen Sinne.
13. Dezember 2017
James Rosenquist, F-111, 1964/65 Öl/Lw und Aluminium (mehrbahnige Rauminstallation) 304,8 × 2621,3 cm (The Museum of Modern Art, New York Purchase Gift of Mr. And Mrs. Alex L. Hillman and Lillie P. Bliss Bequest (both by exchange), 1996) © Estate of James Rosenquist/VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Foto: Courtesy of the Estate of James Rosenquist, Installationsansicht in der Leo Castelli Gallery, 1965 (kolorierte Fassung nach dem Originalfoto)

James Rosenquist: Biografie Leben und Werk des amerikanischen Pop Art Künstlers

Der amerikanische Pop Art Künstler James Rosenquist (1933–2017) zählt zu den bedeutendsten Malern der 1960er und 1970er Jahre. Hier findest du seine Biografie, Ausbildung, Ausstellungen.
8. Dezember 2010
Ralph Goings, Airstream, 1970, Öl auf Leinwand, 152 x 214 cm, Sammlung MUMOK, Foto MUMOK © Ralph Goings.

Hyper Real Wirklichkeit in Malerei und Fotografie

Malen nach Fotos (und nicht das Abmalen von Fotos!) gehört zum Methodenschatz der Hyperrealisten genauso wie die Suche nach möglichst alltäglichen Motiven.