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Max Beckmann und Berlin

Max Beckmann und Berlin, 2015 (Kerber Verlag).

Max Beckmann und Berlin, 2015 (Kerber Verlag).

„Beckmann ist Berliner, lebt aber in Frankfurt am Main.“ Dieser Selbstbeschreibung Max Beckmanns (1884─1950) aus dem Jahr 1924 folgten seine Zeitgenossen, wenn sie ihn als den Maler des modernen Berlin empfanden. Der nun vorliegende Ausstellungskatalog „Beckmann und Berlin“ (Kerber Verlag) beweist, wie sehr sich der Künstler mit der Hauptstadt verbunden fühlte, auch wenn er in Frankfurt lebte. Kuratorin Stefanie Heckmann legte nicht nur Augenmerk auf die Berliner-Jahre, sondern auch einen Fokus auf die Ausstellungsgeschichte Beckmanns in Berlin. Insgesamt zehn Aufsätze analysieren nicht nur das Verhältnis des Künstlers zur Stadt, sondern führen auch genauso gekonnt wie allgemein in das Werk Beckmanns ein.

„Du solltest wirklich nach Berlin kommen. Ich bin nun schon ein ganzes Jahr dort un[d] werde wahrscheinlich auch noch lange dort seien, denn es gefällt mir ausgezeichnet. Es ist jetzt die Stadt der Welt die entschieden das meiste künstlerische Leben entwickelt. Nicht so viel Geschmack wie Paris als Stadt, aber dafür viel lebendigeres Leben.“1 (Max Beckmann 1909)

Zwei Mal lebte Max Beckmann mehrere Jahre hindurch in Berlin: von 1904 bis 1914 sowie 1933 bis 1937. Gleich nach seinem Studium an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar und einem sechsmonatigen Aufenthalt in Paris (September 1903 bis April 1904) übersiedelte er in die Metropole. Aber auch wenn er dazwischen über Jahre in Frankfurt a. M. lebte, so war er der Stadt doch stets verbunden. Hier fand er Werke seiner Vorbilder - wie Edvard Munch, Ferdinand HodlerPaul Cézanne und Vincent van Gogh, aber auch Max LiebermannLovis Corinth und Max Slevogt. Die Berlinische Galerie besitzt einige wenige Werke von Max Beckmann: „Die Straße“ und „Doppelbild. Menschen auf der Straße“ gehörten zu einem Gemälde aus dem Jahr 1914, das der Künstler 1928 zerschnitt. In der Lithografie-Mappe „Berliner Reise“ (1922) zeigt er sich ebenso als Beobachter des großstädtischen Lebens.

Lehrjahre in „der Stadt der Welt“ - der erste Aufenthalt in Berlin 1904─1914

Dass sich Max Beckmann am Beginn seiner künstlerischen Arbeit in Berlin aufhielt, war für seine Entwicklung von fundamentaler Bedeutung. Er fühlte sich in der Großstadt wohl und bezeichnete sie 1905 in einem Brief an einen Freund als „Stadt der Welt [mit] dem meisten künstlerischen Leben“2. In der Metropole mit über zwei Millionen Einwohner_innen und aufregendem gesellschaftlichen Leben entwickelte er sein Frühwerk in Auseinandersetzung mit den Ausstellungen der Secession. Vor allem anhand der Gemälde von Max Liebermann, Lovis Corinth und Edvard Munch, aber auch Franz Marc oder Henri Matisse konnte er seine Vorstellungen schärfen. Marc und Matisse schätze er dabei wenig, mit Marc trug er einen publizistische Schlagabtausch aus (→ Farbenrausch. Werke des deutschen Expressionismus).

Nach ersten Selbstbildnissen, mehr oder weniger sonnendurchfluteten Landschaften und unprätentiösen Ansichten von Berlin-Schöneberg wandte sich Beckmann 1906 mit den beiden Gemälden „Große Sterbeszene“3 und „Kleine Sterbeszene“4 dem Motivkreis Edvard Munchs zu. Der langsame Krebstod seiner eigenen Mutter hatte Beckmann 1906 wohl veranlasst, diese beiden Kompositionen auszuführen. Dass er sich im Gegensatz zu Munch aber stilistisch an den Impressionisten orientierte, zeigt seine aufgewühlte Pinselschrift. Obwohl sich Beckmann und Munch 1904 zur gleichen Zeit in Paris aufgehalten hatten, lernten sie einander nicht persönlich kennen. Zu scheu war der erst 19-jährige Deutsche, um sich dem verehrten Künstlerkollegen in der Closerie des Lilas zu nähern.

„Hier in Cigarrenqualm, norwegisch sprechen, sich selbst und anderen teils interessant teils lächerlich vorkommend […]. […] Der edle Munch we[lcher] mir gegen über sitzt. Ja ich möchte ihn gerne kennen lernen. Mein Herz sehnt sich nach Menschen, Menschen die auch leiden wir ich. Denn ich leide auch.“5

Charakteristisch für Beckmann in diesen frühen Jahren ist seine Verbindung impressionistischer Malweise mit akademischer Themenwahl. Szenen aus Bibel („Sintflut“, 1908; „David und Bathseba“, 1910), Mythologie und Geschichte, aber auch Porträts, Stillleben („Stillleben mit Aussicht aus dem Atelier im Schnee“, 1909) und die bereits erwähnten Sterbeszenen nach dem langen Krebsleiden seiner Mutter 1906 trug er mit einem Hang zu erdigen Tönen und weicher Malweise vor. Mit dem in Berlin entstandenen Gemälde „Junge Männer am Meer“6 (1905), in dem er gleichermaßen Liebermann und Hodler verarbeitete, gewann er auf der dritten Künstlerbund-Ausstellung in Weimar den Villa-Romana-Peis des Deutschen Künstlerbundes.

1906 nahm Max Beckmann an einer ersten Ausstellung in der Berliner Secession7 teil, ein Jahr später wurde er ordentliches Mitglied. Mit seinen monumentalen, impressionistischen Werken, in denen er die Historienmalerei ins 20. Jahrhundert führte (Mythologie, Historie und Zeitgeschehen), galt er als Nachfolger von Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth. Wenn Beckmann auch nicht unumstritten war (u. a. Curt Glaser), er wurde auch als Effekthascher tituliert, so konnte er sich bis 1910 die Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen sichern. Interessanterweise lehnte er als etablierter Secessionist den jungen Expressionismus ab, obwohl er sich mit den „Brücke“-Künstlern ab 1912 das Thema Straßenbild teilte.8 Bis 1914 war Beckmann zweifellos dem Impressionismus zuzuordnen und folgte dem Vorbild von Lesser Urys (→ Wien – Berlin (1900-1935)) atmosphärischen Nachtszenen.9

Beckmann und der Expressionismus

Das Verhältnis Max Beckmanns zum Expressionismus ist gebrochen. Ab 1909 begannen die Mitglieder der Dresdner Künstlervereinigung „Brücke“ in Berlin auszustellen und wollten an der jurierten Secessionsausstellung teilnehmen. Die Etablierung des Expressionismus in Berlin erfolgte in den folgenden Jahren durch die Zusammenarbeit mit Herwarth Waldens Sturm-Galerie (1912 eröffnet) und Ludwig Justi (seit 1909 Leiter der Nationalgalerie).10 Der Ausschluss der Expressionisten durch die Secessionskommission 1911, der u. a. Max Liebermann und Max Beckmann angehörten, führte zur Gründung der Neuen Secession 1912 (bis 1914). Doch nicht nur kulturpolitisch trug Beckmann seine Gegenposition zum Expressionismus in die Öffentlichkeit. In der Kunstzeitschrift Pan führte er eine Debatte mit Franz Marc, in der er, zugespitzt formuliert, der Innerlichkeit der „neuen Malerei“ (Marc) die Auseinandersetzung mit der „sichtbaren zeitgenössischen Wirklichkeit“ (Beckmann) entgegenhielt.11 Während Franz Marc das Werk von Paul Cézanne als Ausgangspukt konstruktiven Gestaltens nahm, stellte sich Beckmann in eine Traditionslinie von Koloristen. Für ihn waren Luca Signorelli, Jacopo Tintoretto, El Greco, Francisco de Goya, Théodore Géricault und Eugène Delacroix wichtige Wegbereiter der modernen künstlerischen Praxis. In seinen Tagebüchern und Briefen polemisierte der Berliner gegen Henri Matisse und Paul Gauguin, denen er einen dekorativen Flächenstil vorwarf.12 Auch noch 1927 forderte er „eine aktive Rolle des Künstlers“ als „Staatsformer“.13

Für das Publikum überprüfbar waren die Auffassungsunterschiede auf der 26. Ausstellung der Berliner Secession im Jahr 1913, als Matisse’s Gemälde „Der Tanz“ (1909) gegenüber von Beckmanns „Untergang der Titanic“ (1912) im zentralen Saal IX hing. Noch im selben Jahr organisierten Herwarth Walden den „Ersten deutschen Herbstsalon“ und Paul Cassirer die erste große Einzelausstellung für Beckmann, die von der ersten Monografie über den Künstler begleitet wurde.14 In der Ausstellung der Berlinischen Galerie zeigen „Sintflut“ (1908), „Stillleben mit Aussicht aus dem Atelier im Schnee“ (1909), „Das Liebespaar“ (1912) neben Selbstbildnissen und Straßenszenen wie dunkeltonig Beckmanns symbolisch aufgeladener Impressionismus ist. Der Kontrast mit Franz Marcs „Mädchen mit Katze II“ (1912), Ernst Ludwig Kirchners „Mädchenakt auf blühender Wiese“ (1909) und „Nollendorfplatz“ (1912) könnte größer nicht sein.

Das zu Jahresanfang 1914 in Angriff genommene Gemälde „Die Straße“ (1914, Berlinische Galerie) ist seit 1928 ein Fragment. Es zeigt ein Selbstbildnis Beckmanns umgeben von einem Pferdefuhrwerk und Passanten. Als mögliches Vorbild führt Nina Peter Adolph Menzels „Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870“ (1871) an, mögliche Verbindungen zur französischen Malerei (z. B. Eugène Delacroix) werden nicht untersucht. Die Augenzeugenschaft Beckmanns, die dieser in der Grafik-Folge „Berliner Reise“ (1921) noch einmal aufgriff, und seine Beschäftigung mit der Großstadt sind für die Autorin besonders wichtig.

Krise - Krieg - Neubeginn

Wenn auch Max Beckmann die Avantgarde, die sich an der Befreiung der Farbe und/oder Form erprobte, persönlich nicht unterstützte, so ließ er sie doch in der Herbstausstellung der Secession 1913 zu. Vor allem Curt Glaser tat sich in diesem Jahr als Kritiker gegen Beckmann hervor. Er warf dem Künstler vor, trotz stuppender Zeichentechnik keine „bedeutende Erscheinung“ vorzustellen.15 „Die Straße“16 Beckmanns letztes impressionistisches und von der Kritik als „greisenhaft“17 beschriebenes Werk der Vorkriegsjahre, präsentierte er 1914 in der Freien Secession18, in deren Vorstand Beckmann gewählt wurde. In den folgenden Jahren sammelte der Maler Kriegserfahrungen als Sanitäter, die einen körperlichen und seelischen Zusammenbruch auslösten. Nach seiner Genesung kehrte er nicht mehr zu seiner Familie nach Berlin zurück, woraus sich u. a. der Topos der Verwandlung Beckmanns im Krieg entwickelte. Curt Glaser vermutete die Auseinandersetzung mit den Werken von Edvard Munch (1863─1944) und Erich Heckel (1883─1970) als Grund für die Wandlung. Vielleicht, so die Kuratoren der Berlinischen Galerie, war es aber Beckmanns sinkender Stern im Berlin der Vorkriegsjahre, der Beckmann dazu ermunterte, seine Kunst völlig zu verändern.

Eine Möglichkeit sich neu zu erfinden bot sich über die Grafik. Zwar hatte sich Max Beckmann bereits seit 1909 mit den Drucktechniken beschäftigt, doch erst zwischen 1916 und 1924 nehmen Arbeiten auf Papier eine wichtige Stellung in seinem Werk ein. In der Ausstellung „Max Beckmann und Berlin“ spielt die „Berliner Reise“ (1922) eine besondere Rolle, zeigt sich hier der Künstler doch als beobachtender Flaneur, der die verschiedensten Milieus der Hauptstadt aufeinander prallen ließ. Als „Pendant“ zur „Hölle“ geplant, widmete sich der Künstler den Vergnügungen der Stadt - vom Tingeltangel (Nackttanz) über die Eislaubahn bis zum Theaterfoyer im Schauspielhaus und der Kiezkneipe (Kaschemme). In dieser Zeit entwickelte sich Beckmann zu einem Künstler der Neuen Sachlichkeit (er selbst nutzte ab 1918 das Schlagwort „transzendente Sachlichkeit“), wandte sich jedoch Mitte der 20er Jahre wieder davon ab, da sie ihm zu lokal begrenzt erschien.19

„Großer Beckmannlärm“ - Beckmanns ehrgeizige Pläne in der Weimarer Republik

In den folgenden Jahren arbeitete Beckmann gezielt an seiner Karriere und während den 1920ern mit Berliner Galerien wie J. B. Neumann, Paul Cassirer und Alfred Flechtheim zusammen. Nach dem Krieg stellte er 1921 erstmals bei Neumann aus, der sich zuvor nur für den Grafiker begeistern konnte und schon 1919 die Lithografie-Folge „Die Hölle“, in der er sich mit den Unruhen in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzte, sowie 1922 das Mappenwerk „Berliner Reise“ herausgegeben hatte. Im Jahr 1924 richtete Paul Cassirer Beckmann eine große Einzelausstellung aus, da Neumann 1923 nach New York ausgewandert war.20 Vier Jahre später schloss er einen zusätzlichen Vertrag mit Flechtheim, der über gute Kontakte nach Paris verfügte. Flechtheim präsentierte 1928 eine verkleinerte Ausstellung, die für die Mannheimer Kunsthalle zusammengestellt worden war. Zur Förderung seiner Bekanntheit schenkte Max Beckmann der Nationalgalerie „Die Barke“ (1927, heute: Privatsammlung) und verkaufte ihr das „Selbstbildnis im Smoking“ (heute: Busch Reisinger Museum) im folgenden Jahr.

Der internationale Erfolg stellte sich mit dem Gemälde „Die Loge“ (1928, Staatsgalerie Stuttgart) ein, für das Beckmann in Pittsburgh einen Ehrenpreis erhielt. Einer ersten Einzelausstellung in New York 1927 folgten eine in Paris 1929, eine umfangreiche Retrospektive n der Kunsthalle Basel und im Kunsthaus Zürich 1930 und im folgenden Jahr in der Pariser Galerie de la Renaissance.21 Ludwig Justi widmete ihm 1932 (bis 1933) einen eigenen Raum im Kronprinzenpalais. Der „große Beckmannlärm“22, den er kurz vor seiner Pariser Ausstellung konstatierte, war Wirklichkeit geworden. Zu diesem Erfolg trug bei, dass er sich selbst als „Europäer mit nationaler Nüance“ positionierte und seine deutsche Staatsbürgerschaft klein redete.23 Obwohl Beckmanns Ruhm international auf einem Höhepunkt angekommen war, verschlechterte sich seine finanzielle Lage: Neumann konnte 1930 die finanziellen Aufwendungen für Beckmann nicht mehr tragen, Flechtheim musste ein Jahr später aus finanziellen Gründen den Vertrag mit dem Maler auflösen. All diese Schwierigkeiten führten dazu, dass Beckmann 1932/33 sein Pariser Atelier aufgeben musste.

Zu den finanziellen Problemen gesellten sich kunstpolitische. Im April 1933 wurde Beckmann von seinem Lehramt an der Städelschule in Frankfurt am Main entlassen. Interessanterweise zog er in dieser Situation nach Berlin um, wo im Juli der Beckmann-Saal im Kronprinzenpalais wieder aufgelöst wurde. Der Künstler geriet in zunehmende Isolation. Sammlerinnen wie Lilly von Schnitzler24 versteckten ihre Werke wie „Der Leiermann“ und „Versuchung“ hinter Vorhängen. Erste Skulpturen und große Triptychen - wie „Departure“ (1932/33, MoMA) und „Versuchung“ (1936/37, Pinakothek der Moderne) - dokumentieren diese Veränderung in seinem Leben. Beckmann begann, mythologische Themen zu komplexen Erzählungen über das Schicksal der Menschheit zu verweben und suchte nach eigener Aussage die „Brücke zum Unsichtbaren“. „Ich halte ein langsames stilles Hineinwachsen in die Zeit für richtiger – ohne dabei irgendetwas von seinem persönlichen Glauben aufzugeben.“25 So dachte er, könnte er das Regime der Nationalsozialisten überleben.

Am 17. Juli 1937 emigrierte das Ehepaar Beckmann nach Amsterdam, zwei Tage später wurde die Femeausstellung „Entartete Kunst“ in München eröffnet. Beckmann war darin mit zehn Gemälden und zwölf Grafiken vertreten. Ein weiterer Umzug nach Paris wurde unmöglich, da im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Nach dem Krieg schloss Max Beckmann eine Rückkehr nach Berlin kategorisch aus und lehnte jedwede Lehrangebote ab.

„Natürlich kehre ich nach Hause zurück. Was hat sich für mich denn geändert? Was habe ich denn mit Politik zu tun? Ich bin doch Maler! Meine Frauen oder Akrobaten oder Landschaften werde ich malen dürfen, ob Hitler regiert oder die Kommunisten oder der Sultan aus dem Land, wo der Pfeffer wächst.“26 (Beckmann, März 1933)

Max Beckmann und Berlin: Ausstellungskatalog - Inhaltsverzeichnis

Thomas Kühlers, Stefanie Heckmann (Hg.)
Mit Beiträgen von Ch. Zeiler, C. Klingsöhr-Leroy, O. Peters, N. Peter, B. Werr, J. Nentwig, A. M. Heckmann, K. Winkel, B. Copeland Buenger, S. von Wiese, D. Weilemann
23 × 27 cm, 280 S., 137 farbige und 17 s/w Abb.
ISBN 978-3-7356-0142-1
Kerber Verlag

Stefanie Hackmann, „Beckmann ist Berliner“. Eine Einführung, S. 12─26.
Christiane Zeiler, „… so ziemlich mein Gegenfüßler“. Der Einfluss Edvard Munchs auf Max Beckmanns Frühwerk, S. 46─54.
Cathrin Klingsöhr-Leroy, Kontroverse Positionen. Franz Marc und Max Beckmann, S. 76─83.
Olaf Peters, Das Ringen um künstlerische Modernität. Max Beckmann im Krisenjahr 1913, S. 84─92.
Nina Peter, Der Maler als Augenzeuge. Max Beckmanns frühe Serie der Berliner Straßenbilder, S. 118─126.
Barbara Werr, „Eine gute und ganz amusante Sache“. Max Beckmanns Berliner Reise, S. 128─135.
Janina Nentwig, Eine Frage des Blickwinkels. Max Beckmann und die Neue Sachlichkeit, S. 156─163.
Anna Maria Heckmann, Der „Beckmann-Concern“. Max Beckmann als Stratege seiner Karriere, S. 164─173.
Kurt Winkel, Späte Annäherung unter düsteren Vorzeichen. Max Beckmann und die Berliner Nationalgalerie 1927─1939, S. 174─185.
Barbara Copeland Buenger, „Was habe ich denn mit Politik zu tun?“. Max Beckmanns Rückkehr nach Berlin 1933─1937, S. 202─216.
Stephan von Wiese, Alte Mythen - neue Bilder. Max Beckmanns Berliner Triptychen „Departure“ und „Versuchung“, S. 218─231.
Dirk Weilemann, Im Spiegel der zeitgenössischen Kritik. Ausstellungen von Max Beckmann in Berlin 1906─1914, S. 234─243.
Janina Nentwig, Im Spiegel der zeitgenössischen Kritik. Ausstellungen von Max Beckmann in Berlin 1915─1937, S. 244─254.
Barbara Werr, Max Beckmann. Biografie, S. 257─258.

Biografie von Max Beckmann (1884─1950)

Am 12. Februar 1884 wurde Max Beckmann als jüngstes von drei Kindern in Leipzig geboren. Die Eltern waren Antoinette Henriette Bertha und Carl Heinrich Christian Beckmann, ein Getreidegroßhändler.
1895 Umzug der Familie nach Braunschweig. Tod des Vaters (November).
1898 Internat in Ahlshausen bei Gandersheim.
1900 Gegen den Willen der Familie setzte Beckmann seinen Wunsch durch, Künstler zu werden. Da er die Aufnahmeprüfung an der Dresdner Akademie nicht bestanden hatte, fand er Aufnahme an der Großherzoglich–Sächsischen Kunstschule Weimar. Zur Ausbildung gehörten Antiken– und Naturstudium. Enge Freundschaft mit Ugi Battenberg und Caesar Kunwald.
1901 Wechsel von der Antiken- in die Naturklasse von Carl Frithjof Smith.
1902 Er begegnete seiner zukünftigen Ehefrau Minna Tube.
1903 Beckmann und Minna Tube verließen die Kunstschule ohne Abschluss; Abreise nach Paris im September, Minna weigerte sich, ihn zu begleiten. Krebserkrankung von Max Beckmanns Mutter.
1904 Bis April in Paris, Minna Tube hielt sich in Amsterdam auf und übersiedelte dann ebenfalls nach Berlin. In Paris zeigte sich Beckmann beeindruckt von den Werken Paul Cézannes und bewunderte Edvard Munch aus der Ferne. Atelier in Berlin–Schöneberg, Eisenachstraße 103.
1905 Mit „Junge Männer am Meer“ eröffnete Beckmann seine handschriftlich geführte Bilderliste. Erste Stillleben entstanden, darunter „Hyazinthen“.
1906 Erste Teilnahme an Ausstellungen: 11. und 12. Ausstellung der Berliner Secession; 3. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Weimar. Beckmann erhielt den Ehrenpreis des Deutschen Künstlerbundes, ein Stipendium für die Villa Romana in Florenz. Das Gemälde wurde vom Großherzoglichen Museum in Weimar angekauft. Tod der Mutter (Anfang August). Heirat mit Minna Tube (September) und Hochzeitsreise nach Paris. Im November Abreise nach Florenz, wo sie bis zum Frühjahr 1907 lebten.
1907 Es entstand das „Selbstbildnis Florenz“ (Hamburger Kunsthalle, 98 x 90 cm, Öl auf Leinwand, Dauerleihgabe aus einer Privatsammlung;). Rückkehr nach Berlin in ein von Minna Tube entworfenes Haus in Hermsdorf bei Berlin, Ringstraße 8. Aufnahme in die Berliner Secession als ordentliches Mitglied.
1908 Geburt des Sohnes Peter (31.8.). Minna Beckmann–Tube gab auf Wunsch ihres Mannes das Malen auf und nahm Gesangsunterricht.
1909 Beteiligung an einer Ausstellung im Pariser Salon d’Automne. Erste grafische Arbeiten.
1910 Als jüngstes Mitglied in den Vorstand der Berliner Secession gewählt. Mietete eine Atelierwohnung am Nollendorfplatz 6 in Berlin.
1911 Max Beckmann nahm Kontakt mit dem Berliner Galeristen J. B. Neumann auf, der ab 1912 seine Druckgrafik verlegte. Trat mit August Gaul und Max Slevogt aus dem Vorstand der Berliner Secession aus, blieb aber ordentliches Mitglied und stellte weiter dort aus.
1912 In der Zeitschrift PAN trugen Beckmann und Franz Marc eine Kontroverse darüber aus, wie eine zeitgemäße Malerei auszusehen hätte. Erste Einzelausstellungen im Magdeburger Kunstverein und im Großherzoglichen Museum Weimar. Begegnung mit dem Hamburger Kaufmann Henry B. Simms, der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die umfangreichste Sammlung an Werken Beckmanns aufbaute.
1913 Große Einzelausstellung mit 47 Gemälden im Kunstsalon Paul Cassirer in Berlin. Im Verlag Cassirers erschien im selben Jahr die erste, von Hans Kaiser verfasste Beckmann–Monografie. Beckmann trat aus der Secession aus.
1914 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Freien Secession. Beckmann arbeitete zwei Monate lang als freiwilliger Krankenpfleger in Ostpreußen. Zurück in Berlin, meldet er sich freiwillig zum Sanitätsdienst. Minna Beckmann–Tube hat Engagements an den Opernhäusern in Elberfeld, Dessau und Chemnitz.
1915 Beckmann wurde in Belgien in verschiedenen Lazaretten als Sanitätssoldat eingesetzt; eine Vielzahl an Zeichnungen entstand. Wohl im August erlitt er einen körperlichen und seelischen Zusammenbruch. Im September Arbeit in Straßburg im Kaiserlichen Hygiene–Institut. Im Laufe des Septembers kam Beckmann zur Erholung nach Frankfurt am Main, lebte und arbeitete bei Ugi Battenberg und dessen Frau Fridel. In Berlin hielt er sich nur noch gelegentlich auf, er kehrte nicht zu seiner Familie zurück.
1917 Entlassung aus dem Militärdienst. Beckmann entschloss sich, in Frankfurt am Main zu leben und oft nach Berlin zu reisen. Große Einzelausstellung bei J. B. Neumann in Berlin, wo er Radierungen, Zeichnungen und Lithografien präsentierte.
1918 Im Sommer erhielt Minna Beckmann–Tube ein mehrjähriges Engagement in Graz, wo Beckmann sie und den Sohn Peter häufig besuchte.
1919 Erste Museumsankäufe nach dem Krieg. Sozialer Aufstieg. Beckmann lehnte die Berufung an die Weimarer Kunstschule als Leiter der Aktklasse ab. Der Zyklus „Gesichter“ und das Mappenwerk „Die Hölle“ erschienen.
1923 J. B. Neumann ging nach New York und übertrug Günther Franke die Leitung seiner Filiale in München, Karl Nierendorf kümmerte sich um das Graphische Kabinett in Berlin. In Wien begegnete Beckmann der Musikstudentin Mathilde von Kaulbach, Tochter des Münchner Malers Friedrich August von Kaulbach. Eine neue Beckmann–Monografie erschien bei Piper in München. Beckmann schloss Verträge mit Paul Cassirer, Berlin, und Peter Zingler, Frankfurt am Main.
1925 Scheidung von Minna Beckmann–Tube und Heirat mit Mathilde von Kaulbach (September), genannt „Quappi“. Hochzeitsreise nach Rom, Neapel und Viareggio. Beckmann vereinbarte mit J. B. Neumann einen Dreijahresvertrag über ein festes Einkommen. Er wurde an die Kunstgewerbeschule beziehungsweise Städelschule in Frankfurt (damals: Frankfurter Schule für freie und angewandte Kunst) berufen und leitete dort ein Meisteratelier.
1926 Max und Mathilde Beckmann bezogen im Juli eine Wohnung in Frankfurt–Sachsenhausen. Hier malte Beckmann das erste der von ihm selbst so bezeichneten „großen“ Stillleben, „Großes Stillleben mit Musikinstrumenten“.
1927 Erste Einzelausstellung in den USA in J. B. Neumanns New Art Circle in New York. Der Berliner Galerist Alfred Flechtheim wurde in die Vereinbarung mit J. B. Neumann einbezogen. Zwei weitere großformatige Stillleben entstanden: „Großes Stillleben mit Fernrohr“ und „Großes Fisch–Stillleben“. Die Nationalgalerie erhielt auf Betreiben Flechtheims das Gemälde „Die Barke“ (1926).
1928 Umfassende Ausstellung in der Städtischen Kunsthalle Mannheim, unter anderem mit den Bildern „Großes Fisch–Stillleben“, „Stillleben mit brennender Kerze“ und „Stillleben mit Katzen“. Zahlreiche Würdigungen Beckmanns in der Presse. Für das „Große Stillleben mit Fernrohr“ erhielt er die „Goldene Medaille der Stadt Düsseldorf ohne Geldpreis“. Das „Selbstbildnis im Smoking“ (1927) ging in die Nationalgalerie Berlin. Gemeinsam mit 15 weiteren Künstlern erhielt er den Reichsehrenpreis Deutscher Kunst 1928.
1929 Ausstellung im Frankfurter Kunstverein. Verleihung des Großen Ehrenpreises der Stadt Frankfurt. Beckmann mietete eine Wohnung und ein Atelier in Paris, die er bis 1932 behielt und wo er immer wieder mehrere Wochen verbrachte. Als eines der ersten Bilder in Paris entstand „Stillleben mit Weingläsern und Katze“. Die Städelschule verlieh Beckmann die Amtsbezeichnung Professor.
1930 Retrospektiven in der Kunsthalle Basel und im Kunsthaus Zürich. In Zürich wurden unter anderem „Stillleben mit rosa Muschel“, „Stillleben mit Weingläsern und Katze“ und „Stillleben mit Tulpen“ zum Verkauf angeboten. Beckmann war mit sechs Gemälden im deutschen Pavillon der Biennale in Venedig vertreten. Der Vertrag mit der Städelschule wurde um fünf Jahre verlängert, die Vereinbarung mit J. B. Neumann und Alfred Flechtheim um sieben Jahre. Es entstand ein weiteres großes Stillleben, das „Große Stillleben mit Kerzen und Spiegel“.
1931 Erste Einzelausstellung in Paris.
1932 Alfred Flechtheim kündigte wegen finanzieller Schwierigkeiten die Vereinbarung mit Beckmann auf; dieser ging einen neuen Vertrag mit J. B. Neumann und Günther Franke ein. Beckmann malte das großformatige Gemälde „Orchester“.
1933 Im Februar wurde — mit zehn Gemälden, darunter „Orchester“ als einzigem Stillleben — ein Beckmann–Saal im Kronprinzenpalais der National–Galerie in Berlin eröffnet, der ein halbes Jahr später (Juni) wieder geschlossen wurde. Im Oberstock des Museums wurden bis 1936 noch einige Gemälde Beckmanns präsentiert. Die Eröffnung einer Ausstellung in Erfurt, die zuvor im Hamburger Kunstverein gezeigt worden war, wurde verboten. Beckmann erhielt zum April die Kündigung der Städelschule. Im Mai zogen Max und Mathilde Beckmann nach Berlin um; das Wohnatelier in Paris wurde aufgegeben. In ersten die Künstler der Moderne diffamierenden Ausstellungen in Stuttgart, Chemnitz, Karlsruhe und Mannheim waren auch Werke Beckmanns zu sehen.
1934 Zu Beckmanns 50. Geburtstag erschien in der Presse nur eine einzige Würdigung (von Erhard Göpel in den Leipziger Neuesten Nachrichten). Der Direktor der Berliner National–Galerie, Eberhard Hanfstaengl, tauschte unter dem Druck der nationalsozialistischen Kulturpolitik Beckmanns Gemälde „Die Barke“ gegen „Stillleben mit großer Glaskugel und Kornähren“ (1934) und „Ochsenstall“ (1933) aus. Beckmann dachte erstmals an Emigration. Weitere Ausstellungsbeteiligungen in den USA.
1935 Erster Kontakt mit Curt Valentin, der seit 1934 die Galerie Buchholz in Berlin leitete.
1936 Bei Hildebrand Gurlitt in Hamburg fand die letzte Ausstellung Beckmanns in Deutschland bis 1946 statt. „Stillleben mit Plastik“ mit einem in Bronze ausgeführten Selbstbildnis.
1937 In deutschen Museen beschlagnahmen die Nationalsozialisten 28 Gemälde und über 500 grafische Werke Beckmanns. Am Tag nach Hitlers Eröffnungsrede zur Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ am 18. Juli begaben sich Beckmann und seine Frau ins Exil nach Amsterdam. In der Femeausstellung „Entartete Kunst“ wurden zehn Gemälde und zwölf Grafiken Beckmanns gezeigt. Es gelang dem Ehepaar Beckmann, die in der Berliner Wohnung verbliebenen Gemälde über die Grenze nach Amsterdam zu schaffen. Wenige Monate nach seiner Emigration malte Beckmann das Gemälde „Türkenbundlilien“.
1938/39 Mehrere Einzelausstellungen in der Schweiz und den USA. Urlaube in Südfrankreich und Norditalien.
Oktober 1938─Mai/Juni 1939 Das Ehepaar Beckmann mietete für neun Monate erneut eine kleine Wohnung in Paris, behielt aber die Wohnung in Amsterdam. Letzte Aufenthalte in Südfrankreich und Norditalien. Ein Teil der in Deutschland beschlagnahmten Bilder wurde für Kunsthändler zum Verkauf freigegeben. Im Einvernehmen mit Beckmann erwarben Karl Buchholz und Günther Franke mehrere Gemälde des Künstlers. Einige wurden an Curt Valentin geschickt, der inzwischen in die USA emigriert war und in New York die Buchholz Gallery gegründet hat. Dort fand im selben Jahr eine Einzelausstellung Beckmanns statt.
1940 Beckmann wurde von der Kunstschule des Chicago Art Institute eingeladen, dort zu lehren, erhielt jedoch kein Visum. Als am 15. Mai deutsche Truppen in Amsterdam einmarschierten, verbrannten die Beckmanns ihre Tagebücher aus den Jahren 1925 bis 1940. Weitere Einzelausstellung in der Buchholz Gallery Curt Valentin, New York. Beckmann malt das „Stillleben mit Toilettentisch“. Obwohl er Aussicht auf einen Lehrauftrag am Art Institute of Chicago hätte, erhielt Max Beckmann kein Visum für die USA.
1941 Beckmanns Sohn Peter, der als Arzt arbeitete, konnte gelegentlich Bilder aus Amsterdam nach Deutschland bringen und verkaufen, ebenso Beckmanns Händler Günther Franke. Dritte Einzelausstellung in der Buchholz Gallery Curt Valentin, New York.
1942 Nach einem Musterungsbefehl der deutschen Wehrmacht wurde Beckmann als dienstuntauglich eingestuft. Einzelausstellung in The Arts Club of Chicago. Das Museum of Modern Art erwarb über Curt Valentin das Triptychon „Abfahrt“ (1932─1933).
1943/44 Verschärfung des Luftkriegs. Im Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie; die deutschen Besatzungstruppen verließen Holland. Beckmann verspürte zunehmend Herzbeschwerden.
1945 Am 8. Mai zogen die englischen und kanadischen Truppen in Amsterdam ein. Der Kontakt nach Deutschland brach ab; Beckmann war in Amsterdam weitgehend isoliert. Einen Monat vor Kriegsende vollendete er am 10. April das Gemälde „Totenkopfstillleben“. Einzelausstellung im Stedelijk Museum Amsterdam.
1946 Ausstellungen der während der Kriegszeit entstandenen Werke in New York, Boston und San Francisco sowie in München. Beckmann lehnte Berufungen nach München und Darmstadt ab und konnte aufgrund eines Non–Enemy–Papiers in den Niederlanden bleiben. In New York organisierte Curt Valentin eine Beckmann–Ausstellung in der Buchholz Gallery.
1947 Nachdem Beckmann auch eine Berufung nach Berlin abgelehnt hatte, nahm er das Angebot an, die Professur des Malers Philip Guston an, ihn an der School of Fine Arts der Washington University in Saint Louis zu vertreten. Am 29. August bestiegen die Beckmanns in Rotterdam die Westerdam in Richtung New York. Dort verbrachten sie zehn Tage, bevor sie nach Saint Louis weiterreisten, wo Beckmann im September seine Lehrtätigkeit aufnahm. Einzelausstellungen in Frankfurt am Main, Hamburg, New York, Buffalo und Philadelphia.
1948 Im Mai fand eine umfassende Beckmann–Retrospektive im City Art Museum in Saint Louis statt; sie wurde anschließend in mehreren großen Museen des Landes gezeigt. Kurze Rückkehr nach Amsterdam, um die Wohnung aufzulösen und ein Visum zur Einwanderung in die USA zu beantragen. Beckmann erhielt die Einladung, die Leitung der Landeskunstschule in Hamburg zu übernehmen. In Saint Louis malte er drei Stillleben, darunter 1949 das „Stillleben mit grünem Buch und Rettichen“.
1949 Nach einem Sommerkurs an der Kunstschule der Universität in Boulder, Colorado, zog Beckmann nach New York, wo er an der Brooklyn Museum Art School unterrichtete. Er erhielt erneut das Angebot, den Direktorenposten an der Landeskunstschule in Hamburg zu übernehmen. In New York entstanden 1949 und 1950 die letzten Stillleben, unter anderem „Großes Stillleben mit schwarzer Plastik“ und „Großes Stillleben Interieur (blau)“.
1950 Der Vertrag mit der Brooklyn Museum Art School wurde um sechs Jahre verlängert. Beckmann war mit 14 Gemälden im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig vertreten. Die Washington University in Saint Louis verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. In Deutschland und Amerika fanden mehrere Einzelausstellungen statt. Am 27. Dezember 1950 erlitt Max Beckmann bei einem Spaziergang einen Herzinfarkt. Er brach an der Ecke 61st Street und Central Park tot zusammen.

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Wien | Leopold Museum: Neue Sachlichkeit in Deutschland Umfassende Ausstellung zum „kühlen Blick“ | 2024

Das Leopold Museum richtet 2024 den Blick auf die Neue Sachlichkeit aus Deutschland in der bis dato ersten umfassenden Ausstellung zur sachlich, kühlen Darstellung in Österreich.
27. Januar 2024
Beckmann, Den Haag

Den Haag | Kunstmuseum Den Haag: Max Beckmann Beckmanns Raumdarstellungen | 2024

Beckmanns Raumdarstellungen werden in Den Haag erstmals einer profunden Analyse unterzogen. Eigenwillige Formgebungen in turbulenten Zeiten.
21. Dezember 2023
Rudolf Wacker, Selbstbildnis mit Rasierschaum, Detail, 1924, Öl auf Leinwand, 84 × 63 cm (Museum Ortner, Wien (Courtesy Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien), Foto: Alexander Mitterer/Print Alliance)

Wien | Leopold Museum: Rudolf Wacker Magie und Abgründe der Wirklichkeit | 2024/25

Erstmals seit 50 Jahren zeigt das Leopold Museum eine Personale zu Rudolf Wacker, einem der bedeutendsten Maler der Neuen Sachlichkeit in Österreich.
17. September 2023
Picasso - Beckmann, Von der Heydt-Museum 2023

Wuppertal | Von der Heydt-Museum: Pablo Picasso – Max Beckmann Mensch, Mythos, Welt | 2023

Das Von der Heydt-Museum war das erste Museum weltweit, das 1911 ein Gemälde von Pablo Picasso erworben hat. Erstmals ermöglicht das Museum in Wuppertal einen Vergleich mit Werken von Max Beckmann.
4. April 2023
Pablo Picasso, Die orangefarbene Bluse – Dora Maar [Le corsage orange – Dora Maar], 21.04.1940, Öl auf Leinwand, 73 × 60 cm (Sammlung Würth, Foto: Volker Naumann, Schönaich © Succession Picasso/Bildrecht, Wien 2022)

Wien | Leopold Museum: Highlights der Sammlung Würth Amazing | 2023

Hans-Peter Wipplinger stellt eine für das Leopold Museum maßgeschneiderte Auswahl vom Impressionismus bis in die Kunst der Gegenwart zusammen. Obschon Malerei triumphiert wird auch die Skulptur thematisiert werden. Das Publikum darf sich freuen auf Charakteristisches von Max Liebermann, Metamalerei von Gerhard Richter bis Anselm Kiefers Aufarbeitung der Vergangenheit, österreichische Kunst der 1950er bis in die 1980er sowie einige Vertreter der französischen Avantgarde.
1. April 2023
Lotte B. Prechner, Jazztänzerin, Detail, 1929, Öl und Tempera auf Holz (LVR-LandesMuseum Bonn, © Foto: Jürgen Vogel)

Bonn | Bundeskunsthalle: 1920er Im Kaleidoskop der Moderne | 2023

In der Bundeskunsthalle werden die prägenden Phänomene dieser Epoche – Globalisierung, Geschwindigkeit, Experimentierlust, Hinterfragung der Geschlechterrollen, urbane Lebenswelten, die Vielfalt künstlerischer Konzepte, veränderte Sehgewohnheiten, Technisierung, Massenkommunikation – erfasst und ein differenzierter Einblick in das Kaleidoskop der Moderne gewährt.
  1. Zitiert nach Nina Peter, Der Maler als Augenzeuge. Max Beckmanns frühe Serie der Berliner Straßenbilder, in: Ebenda, S. 119.
  2. Zitiert nach S. 119.
  3. 1906, Öl auf Leinwand, 131 x 141 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München - Pinakothek der Moderne (nicht in der Ausstellung).
  4. 1906, Öl auf Leinwand, 110 x 71 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie (in der Ausstellung).
  5. Zitiert nach S. 47.
  6. 1905, Öl auf Leinwand, 148 x 235 cm, Klassik Stiftung Weimar (in der Ausstellung).
  7. Die Berliner Secession wurde 1898/99 unter der Führung von Max Liebermann und Paul Cassirer gegründet.
  8. Siehe vor allem den Beitrag von Nina Peter, Der Maler als Augenzeuge. Max Beckmanns frühe Serie der Berliner Straßenbilder, S. 118─125.
  9. Ebenda, S. 122.
  10. Justi präsentierte am 4. August 1919 in der Neuen Abteilung der Berliner Nationalgalerie einen Überblick über die Avantgarden und hatte dazu Franz Marcs visionär-märchenhaften und dadurch zivilisationskritischen „Der Turm der Blauen Pferde“ (1913, Öl auf Leinwand, 200 x 130 cm, seit 1945 verschollen) angekauft. Siehe Cathrin Klingsöhr-Leroy, S. 77.
  11. Siehe in diesem Zusammenhang: Dietrich Schubert, Die Beckmann-Marc-Kontroverse von 1912: „Sachlichkeit“ versus „Innerer Klang“, in: Bern Hüppauf (Hg.), Expressionismus und Kulturkrise, Heidelberg 1983, S. 207─244. Im Ausstellungskatalog widmet sich Cathrin Klingsöhr-Leroy ausführlich diesem Thema, S. 76-83.
  12. Ebenda, S. 81.
  13. Ebenda, S. 78.
  14. Hans Kaiser, Max Beckmann (aus der Reihe: Künstler unserer Zeit, Bd. 1), Berlin 1913: 45 Textseiten und zahlreiche Abbildungen von Zeichnungen dazwischen, beginnend mit „Junge Männer am Meer“ (1905) insgesamt 125 Gemälde-Reproduktionen incl. der Nennung der Besitzer bis 1912.
  15. Olaf Peters, Das Ringen um künstlerische Modernität. Max Beckmann im Krisenjahr 1913, in: Ebenda, S. 87.
  16. Das von Max Beckmann 1928 zerschnittene Werk bestand aus den Teilen „Die Straße“, „Blick auf den Bahnhof Gesundbrunnen“ und „Im Auto“.
  17. Stefanie Heckmann, „Beckmann ist Berliner“. Eine Einführung, in: Ebenda, S. 17.
  18. Die Freie Secession spaltete sich 1914 von der Secession ab.
  19. Zur schwierigen Beantwortung der Frage, ob Max Beckmann der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen sei oder nicht, siehe den Beitrag von Janina Nentwig, Eine Frage des Blickwinkels. Max Beckmann und die Neue Sachlichkeit, S. 156─163.
  20. Sein Nachfolger Karl Nierendorf bevorzugte Wassily Kandinsky und Otto Dix, und die erste Ausstellung 1927 war kein großer Erfolg.
  21. Anna Maria Heckmann, Der „Beckmann-Concern“. Max Beckmann als Stratege seiner Karriere, S. 170.
  22. Zitiert nach Ebenda, S. 170.
  23. Siehe Ebenda, S. 167.
  24. Die Sammlungstätigkeit von Lilly von Schnitzler wird ausführlich von Barbara Copeland Buenger in „„Was habe ich denn mit Politik zu tun?“. Max Beckmanns Rückkehr nach Berlin 1933─1937“ behandelt. Ihr Ehemann Georg von Schnitzler war Vorstandsmitglied von IG Farben, das den Aufstieg der NSDAP finanziell ermöglichte und in der Folge das Insektenvernichtungsmittel Zyklon B produzierte, mit dem im KZ Auschwitz/Birkenau gemordet wurde.
  25. Zitiert nach S. 23.
  26. Zitiert nach S. 188.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.