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Thédule Ribot Pariser Vertreter von Realismus und Spanienmode

Théodule Ribot, Kopf einer Frau, Detail, um 1870, Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm (Staatsgalerie Stuttgart)

Théodule Ribot, Kopf einer Frau, Detail, um 1870, Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm (Staatsgalerie Stuttgart)

Der Historien- und Genremaler Thédule Ribot (1823–1891) war Schüler von Auguste Glaize und wandte sich anfangs dem Stillleben zu. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Maler musste sich jahrelang mit Tätigkeiten wie Buchhaltung (1840–1845), Überwachung von Arbeiten in Algerien (1848–1851) und der Produktion sowie Verzierung von Kunsthandwerk (1845 und erneut ab 1851) über Wasser halten. Vor allem die Begegnung mit Werken von Jean Siméon Chardin ermutigte Ribot, sich ab 1851 Küchenmotiven zuzuwenden. Anfangs malte Ribot nachts bei Lampenschein, da er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten musste.

„Alle diese Bilder – ob sie auch nur eine Hammelkeule, eine Kasserolle oder einen Topf aus Steingut darstellen, aber stets mit dem diesen Dingen eigenen Leben – alle diese Zeichnungen lassen in einer Magie von Schwarztönen und Lichtern eine wunderbare Vision persönlicher Wesen entstehen. – Ein wahrer Künstler dieser Ribot, und zwar einer von denen, die höchste Schätzung verdienen. ...!“ (Félicien Champsau)

Der „Hl. Sebastian“ (1865) steht am Beginn der Historienmalerei Ribots, die stark vom Realismus Gustave Courbets und der spanischen, italienischen und holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts beeinflusst war. Das „Goldene Zeitalter“ wurde in Paris der 1850er Jahre weit rezipiert und künstlerisch inspirierend empfunden. Maler wie Edouard Manet und Augustin Théodule Ribot beschäftigten sich dezidiert mit Werken von Jusepe de Ribera (1588–1656), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1573–1610) und Frans Hals (1580/1585–1666). Vor allem das extreme Hell-Dunkel und der Realismus von Caravaggios Malerei, der durch Ribera nach Spanien vermittelt und in den Niederlanden durch die so genannten Caravaggisten weitergeführt wurde, faszinierten ihn. Ribots Gemälde sind dramatische Nachtszenen mit

Unabhängiger am Salon und Gründung der Société Nationale des Beaux-Arts

Zu den Förderern von Ribot gehörten Henri Fantin-Latour und Auguste Rodin, dessen Werdegang Ribots nicht unähnlich ist. Nach Théodule Ribots erster Salonteilnahme 1861 stellte sich Erfolg ein, und der Maler wurde während der 1860er und 1870er Jahre mehrfach am Salon mit Medaillen ausgezeichnet. 1878 wurde Ribot in die Ehrenlegion aufgenommen, etwa zu dieser Zeit musste er krankheitsbedingt seine Tätigkeit ruhen lassen. Ein Umzug nach Colombes ist der Grund, warum sich heute die meisten seiner Werke im dortigen Musée municipal oder in Privatbesitz befinden.

1884 verlieh eine Gruppe von Freunden, darunter Fantin-Latour, Jules Bastien-Lepage, J. C. Cazin, François Raffaëlli und Claude Monet, eine Ehrenmedaille mit der Inschrift: A Théodule Ribot, le peintre indépendant. Wenn auch nicht mehr aktiv als Maler tätig, so war er 1890 einer der Gründer der Société Nationale des Beaux-Arts. Gemeinsam mit Alphonse Legros, Henri Fantin-Latour und James McNeill Whistler organisierte er unter dem Namen Salon de Champs-de-Mars Ausstellungen.

Théodule Augustin Ribot (1823–1891)

1823 Théodule Augustin Ribot wurde am 8. August 1823 in Sain-Nicolas-d’Attez, im Departement Eure geboren.
1840 Tod des Vaters; Théodule Ribot wurde für Mutter und seine Schwestern verantwortlich. Obwohl er bereits als Kind Interesse an der Malerei zeigte und an der École des Arts et Métiers de Chalons studierte, musste er sich als Buchhalter in einer Tuchwarenhandlung verdingen.
1845 Heirat und Umzug nach Paris, wo er Schüler von Auguste Barthélemy Glaize (1807–1893) wurde. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit der Herstellung und Verzierung kunsthandwerklicher Gegenstände.
1848 Ein Unternehmen bot Théodule Ribot an, Arbeiten in Algerien zu überwachen.
1848–1851 Aufenthalt in Algerien
1851 In Paris musste sich Ribot mit Dekorationen und Kopien finanziell über Wasser halten. Er malte nachts und widmete sich anfangs Genreszenen, Küchenszenen und Stillleben. Vor allem der französische Maler Jean-Siméon Chardin inspirierte ihn zu einfacher und realistischer Gestaltung.
Präsentation von Théodule Ribots Bildern im Atelier von Bonvin erzielte Aufmerksamkeit und Anerkennung für Ribot.
1861 Erste Teilnahme am Salon und Erfolg. Der Künstler bewunderte den Realismus von Gustave Courbet. Gleichzeitig zeigen seine Werke auch Anlehnungen an die holländische und spanische Malerei des 17. Jahrhunderts, vor allem an die Maler Jusepe de Ribera (1588–1656), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1573–1610) und Frans Hals (1580/1585–1666).
1864/65 Ribot erhielt in beiden Jahren Medaillen am Salon.
1865 Mit dem Bild „Hl. Sebastian“ wandte sich Thodule Ribot erstmals der Historienmalerei zu.
1879 Ribot erhielt am Salon eine Medaille dritter Klasse und wurde zum Chevalier de la Legion d’Honneur [Ehrenlegion].
1884 Eine Gruppe von Freunden, darunter Fantin-Latour, Jules Bastien-Lepage, J. C. Cazin, François Raffaëlli und Claude Monet verliehen Ribot eine Ehrenmedaille mit der Inschrift: A Théodule Ribot, le peintre indépendant.
1890 Ribot war einer der Gründer der Société Nationale des Beaux-Arts und des Salon du Champs de Mars, gemeinsam mit Alphonse Legros, Henri Fantin-Latour und James McNeill Abbott Whistler.
1891 Am 11. September 1891 verstarb Théodule Ribot in Colombes, Hauts-de-Seine. Sein Sohn Germaine Théodule Ribot und seine Tochter Fontenai-aux-Roses Ribot wurden ebenfalls Maler.

Literatur zu Théodule Ribot

  • Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.), Charles Sterling, and Margaretta M. Salinger French Paintings: a Catalogue of the Collection of the Metropolitan Museum of Art. III: XIX-XX Centuries III. New York 1967.
  • Robert Rosenblum, Paintings in the Musée d'Orsay. New York 1989.
  • J. Turner, From Monet to Cézanne: late 19th-century French artists. Grove Art. New York 2000.
  • Gabriel P. Weisberg, s.v. „Théodule Ribot“, in: Oxford Art Online.

Théodule Ribot: Bilder

  • Théodule Ribot, Küchenszene, signiert: t. Ribot, Öl auf Holz, 33 x 41 cm (Ashmolean Museum, Oxford, Bequeathed by Mrs W.F.R. Weldon, 1937; WA1937.58)
  • Théodule Ribot, Kopf einer Frau, um 1870, Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm (Staatsgalerie Stuttgart)
  • Théodule Ribot, Blumenverkäuferin, 2. Hälfte 19. Jh., Öl auf Leinwand, 45 x 38 cm (Staatsgalerie Stuttgart)
  • Théodule Ribot, Nähende Frau, nach 1850, Öl auf Leinwand, 46.5 × 38 cm (Rijksmuseum, Amsterdam, Gift of M.C., Baroness van Lynden-van Pallandt, The Hague)
  • Théodule Ribot, Stillleben mit Fischen und Hummer, nach 1850, Öl auf Leinwand, 60 × 74 cm (Rijksmuseum, Amsterdam, Gift of M.C., Baroness van Lynden-van Pallandt, The Hague)
  • Ferdinand Mulnier, Théodule Augustin Ribot, 1880–1891, Fotografie, 12,1 × 8,3 cm (Rijksmuseum, Amsterdam)
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.