Frans Hals

Wer war Frans Hals?

Frans Hals (Antwerpen 1582/83–26.8.1666 Haarlem) war ein gefeierter Porträtist und Genremaler des niederländischen Barock. Die außergewöhnliche Leistung des Haarlemer Malers war, in seinen – vor allem späten – Porträts, Persönlichkeit darzustellen, als Porträts zur Visualisierung des sozialen Status eingesetzt wurden. Frans Hals inszenierte und formulierte Individualität überzeugender als die meisten seiner Zeitgenossen – außer Rembrandt.  Zudem bediente sich Hals eines offenen Pinselstrichs, der zunehmend der Geschlossenheit der Form entgegenlief und in seiner Zeit einzigartig ist! Die Bewegung, die er dadurch in die Bilder bringen konnte, ist in der niederländischen Malerei des Goldenen Zeitalters ohne Parallele. Heute werden Frans Hals etwa 200 Ölgemälde zugeschrieben.

Neben Rembrandt van Rijn in Amsterdam und Jan Vermeer in Delft zählt Frans Hals zu den bedeutendsten Malern des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden (die sog. „berühmten Drei“). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Hals in einigen Regionen der am meisten bewunderter Maler – vor allem Künstler in Paris priesen seine Virtuosität. Hals‘ bürgerliche Sujets und oft farbenfrohe Palette, besonders aber sein offener Pinselstrich wurde für Maler des Realismus wie des Impressionismus zur Inspiration.

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Kindheit

Frans Hals wurde 1582 oder 15831 in Antwerpen als Sohn von Franchoys Fransz Hals und Ariaentje van Geertenrijck geboren. Beide Eltern waren zuvor bereits verheiratet gewesen. Der Beruf von Hals senior war der eines „lakenbereider [Tuchscherer/Tuchwirker]“2.

Wie viele weniger bekannte niederländische Künstler stammte Frans Hals aus den Spanischen Niederlanden (heute: Belgien). Nach der Einnahme der Stadt 1585 durch spanisch-habsburgische Truppen ließ sich der Vater zunächst noch als Katholik in die Bürgerwehr eintragen. Irgendwann zwischen Sommer 1585 und Juli 1586 floh er mit seiner Familie nach Haarlem. Dass die Familie Hals von den Südlichen Niederlande direkt in den Norden emigrierte, kann ein Hinweis darauf sein, dass sie keine nennenswerten Güter zurückbeließen, die in diesem Fall enteignet wurden.3

Frans Hals hatte zwei Brüder, den um 1585 geborenen Joost und Dirck; der spätere Genremaler Dirck Hals (1591–1656) wurde jedenfalls schon in Haarlem geboren. Anlässlich der Taufe von Dirck am 19. März 1591 ist die Familie erstmals als in Haarlem ansässig dokumentiert. Haarlem war seit den 1580er Jahren ein kosmopolitisches Künstlerzentrum, in dem so international bekannte Künstler lebten wie Karel van Mander, Cornelis Cornelisz van Haarlem (1562–1638) und vor allem der Zeichner und Druckgrafiker Hendrick Goltzius (1558–1617), der ab 1600 auch als Maler tätig war.

Ausbildung

Nachweislich wurde Frans Hals im Atelier des manieristischen Malers und bedeutenden Kunstschriftstellers Karel van Mander I (1548–1606) ausgebildet. Vermutlich bewegte sich Hals zwischen 1600 und 1603 in dessen Umfeld. Van Mander verließ 1603 die Stadt, zu diesem Zeitpunkt war Frans Hals etwa 21 Jahre alt. Interssant ist, dass Hals sich erst 1610 in die Malergilde einschrieb. Dies könnte damit zusammenhängen, dass er nach seiner Ausbildung einige Jahre als „knecht“ oder „gezel [Geselle]“ für einen Maler tätig gewesen sein könnte.

Die in Karel van Manders „Schilderboeck“ (Haarlem 1604) beschriebenen Kunstwerke der Stadt waren Ende des 16. Jahrhunderts konfisziert worden und unterstanden dem Rat der Stadt. In seinen Anfängen arbeitete Frans Hals für den Rat und restaurierte die katholischen Werke. 1625 entschied sich der Rat, welche Bilder davon in Haarlem verbleiben durften und verkaufte die als zu „römisch-katholisch“ eingestuften Werke. In diesem Klima der Ablehnung religiöser Kunst begann Frans Hals seine Karriere als Porträtist.

Ehen und Kinder

Im Jahr 1610 trat Frans Hals der Malergilde in Haarlem bei, wo er bis 1666 als Porträtmaler tätig war. Er heiratete noch im gleichen Jahr Anneke Harmens, die Tochter eines Haarlemer Bleichers.4 Am 31. Mai 1615 wurde seine erste Frau begraben. In den folgenden Monaten hielt sich Frans Hals wiederholt in Antwerpen auf; zudem trat er der rederijkerskamer „De Wijngaardranken" bei, der neben seinem Bruder Dirck auch der gleichfalls aus Flandern stammende Adriaen Brouwer angehörte. Im November 1616 waren zwei von drei Kindern des Frans Hals bereits verstorben.

Am 12. Februar 1617 heiratete der Maler ein zweites Mal in Spaarndam. Lysbeth Reyniers aus Haarlem gebar neun Tage nach der Trauung eine Tochter. Zehn weitere Kinder sind aus dieser Ehe bekannt (geboren zwischen 1617 und 1634). Alle Kinder wurden in der Holländischen Reformierten Kirche getauft. Frans (Frans Hals II, 16.5.1618-April 1669), Jan, Reynier und Claes wurden zusammen mit ihrem Halbbruder Harmen Maler.

Finanzen

Frans Hals verließ die Stadt selten; er war respektiert und erfolgreich aber kein vermögender Mann. Zu seinen Kunden und Kundinnen zählten eine große Anzahl von Bürgermeistern und wohlhabende Bürger:innen wie die führenden Köpfe der lokalen Bierbrauereien und Textilgewerbes. Einige Male, vor allem in seinen späten Jahren, hatte Frans Hals finanzielle Schwierigkeiten – hauptsächlich hervorgerufen durch die Größe seiner Familie und dem Umstand, dass nur wenige Porträtisten in den Niederlanden gut bezahlt waren.

Aufgrund seines hohen Alters wurde Hals 1661 von den jährlichen Beiträgen der St. Lukasgilde befreit. In den folgenden Jahren fragte Frans Hals wiederholt bei der Stadt Haarlem, die ihm eine jährliche Rente von 200 Gulden gab, um weitere finanzielle Unterstützung an.

Persönlichkeit

Im Gegensatz zu anderen barocken Malern ist über Frans Hals nur sehr wenig bekannt. Die wenigen Dokumente zu seinem Leben betreffen nicht seine Tätigkeit als Maler. Sein Aussehen ist im Gruppenbild Offiziere und Serganten der Georgsgarde (um 1639) überliefert. Der Charakter Frans Hals' wird vor allem von den Informationen des Künstlerbiografen Arnold Houbraken bestimmt. In dem 1718 erschienenen Werk „De groote schouburgh der Nederlantsche konstschilders en schilderessen [Das Große Theater der niederländischen Maler und Malerinnen]“ porträtierte er Hals als jemanden, der täglich Kneipen aufsuchte. Houbraken hat auch mehrere bemerkenswerte Anekdoten über den Maler aufgezeichnet, deren Wahrheitsgehalt jedoch als zweifelhaft gilt.

Werke

Im Jahr 1610 trat Frans Hals der Malergilde in Haarlem bei, wo er bis 1666 als Porträtmaler tätig war. Aus den ersten Jahren nach seiner Aufnahme in die Lukasgilde sind praktisch keine signierten und datierten Gemälde bekannt. 1612 trat Hals in die St. Joris-Schützengilde ein, deren Mitglied er bis 1624 blieb.

Hals' gelang der Durchbruch erst um 1615, in dem Jahr, in dem er wahrscheinlich den Auftrag erhielt, ein Bankett von Offizieren der St. Georgsgilde zu malen, das er 1616 vollendete Auch Hals' Aufnahme zum Mitglied der Haarlemer Rhetorikkammer De Wijngaertrancken [Weinranken] im Jahr 1616 deutet auf den gelungenen Durchbruch hin, denn Menschen traten einer Rhetorikkammer erst bei, wenn sie gesellschaftlich erfolgreich waren.5

Zusätzlich zu seinen sechs Bürgergarde-Gemälden malte Hals um 1641 ein Regentenporträt und um 1664 zwei Gruppenporträts der Regenten und Regentinnen des Haarlemer Altmännerhauses. In diesen neun Gruppenporträts stellte Frans Hals insgesamt etwa 100 Menschen dar. Wieviele Individualporträts Hals geschaffen hat, ist nicht mehr nachvollziehbar. Der Haarlemer Autor und Dichter Theodorus Schrevelius schrieb 1648 von unglaublich vielen Porträts. Wie auch immer die Menge interpretiert werden darf, es zeigt sich daran, dass Hals ein beliebter Porträtist seiner Zeitgenossen und Zeitgenossinnen war. Heute umfasst der Werkkatalog nicht ganz 200 Einträge.

Cornelis Cornelisz (aktiv von 1580), Cornelis Engelsz Frans Pietersz vor allem Frans Pietersz de Grebber, (aktiv von 1594) zählten zu Frans Hals' wichtigsten Konkurrenten am Kunstmarkt in Haarlem. Nicolaes de Kemp der Ältere unterhielt enge Beziehungen zu Hals.6 Seine Aufträge zeigen, dass Hals sich schnell einen Namen als Porträtist machte. Zu seinen Kunden gehörten Mitglieder der politischen und wirtschaftlichen Elite Haarlems, darunter wohlhabende Tuchhändler und Bierbrauer. Frans Hals widmete sich Auftragsporträts, begann aber mit der Zeit auch, Genrebilder von fröhlichen Nachtschwärmern und Typen wie einem Rommelpot-Spieler und der komischen Theaterfigur Pekelharing anzufertigen. Darüber hinaus malte er Tronies, das sind ausdrucksstarke Gesichts- oder Kopfstudien, sowie Fischerjungen und -mädchen, bei denen seine fließende Pinselführung noch stärker zur Geltung kam als in seinen Porträts. Solche Stücke wurden auf öffentlichen Auktionen verkauft und trugen zum Bekanntheitsgrad von Hals bei.

In seinen späten Werken ist eine Beruhigung der Farbgebung zu beobachten: Er bricht Schwarz, sein Grundton, in einer Vielfalt an Grautönen. Das Licht fällt meist von links oben ein, wodurch eine gewisse Spannung entsteht. Hals' Bildnisse wirken dadurch schlichter und die Dargestellten ernster, manchmal sogar mit einer melancholischen Stimmung.

Porträts

Sicher ist, dass Frans Hals 1610 Mitglied der Malergilde in Haarlem wurde und etwa zur selben Zeit heiratete. Die frühesten bekannten Werke von Frans Hals zeigen ihn bereits als geübten Porträtisten, darunter das „Porträt des Zaffius“ (1611, Frans Hals Museum, Haarlem). Schon 1612 bis 1614 führte er repräsentative Porträts aus, allerdings war der Künstler bereits über 30 Jahre alt. Diese Bildnisse stehen mit ihrer nüchternen Farbgebung in der Tradition der Bildnismalerei des 16. Jahrhunderts.7 Hals schulte sich an Malern wie C. Ketel, D. Barendzson, Hubert Goltzius und Karel van Mander. Bald jedoch entwickelte er einen eigenständigen Zugang zum Porträt, indem er auf eine unmittelbare, lebensvolle Erfassung der dargestellten Personen setzte. Dies drücke er (auch) mittels einer freien, virtuosen Pinselführung und Variation des festgelegten, hieratischen Porträttypus des 16. Jahrhunderts aus.

Ein Stilwandel in der zweiten Hälfte der 1610er Jahre könnte ein Hinweis auf eine Studienreise des Malers nach Antwerpen sein, die von Anfang August bis Mitte November 1616 dauerte. Einige Übernahmen deuten auf das Werk von Peter Paul Rubens während der ersten Hälfte der 1610er und frühe Gemälde des jungen Malers Jacob Jordaens (1593–1678). In Antwerpen hätte Hals auch die Ölskizzen und die Historiengemälde des jugendlichen Anthonis van Dyck (1599–1641) sehen können.

Zu den Besonderheiten in Franz Hals‘ Stil zählen die breit hingesetzten, spontan wirkenden Höhungen, mit denen der Maler das Schimmern von Satinstoff oder den naturalistischen Effekt von Tageslicht, Atmosphäre und Bewegung in einem einfing. Zusätzlich scheint jeder Strich in der Figur – vor allem aber den Gesichtern – dem Modellieren von Raum und Körper zu dienen. Zeitgenössische Imitatoren und spätere Bewunderer haben das häufig missverstanden. Zu Hals' Bewunderinnen in den 1620er Jahren zählte die außergewöhnliche Malerin Judith Leyster (1609–1660).

Gruppenbildnisse

Festmahl der Offiziere der St.-Georg-Schützengilde, 1615/16

Zwischen 1612 und 1624 diente Frans Hals als Musketier in der dritten Kompanie der St.-Georg-Schützengilde von Haarlem; sein Gruppenporträt der Gildenoffiziere aus dem Jahr 1616 brachte Hals den Durchbruch: „Festmahl der Offiziere der St.-Georg-Schützengilde“ (1615/16, Öl auf Leinwand, 175 × 324 cm, Frans Hals Museum, Haarlem). Hals bezog sich in der Komposition auf das Gruppenporträt derselben Kompagnie von Cornelis van Haarlem aus dem Jahr 1599. Der wichtigste Unterschied ist die Erweiterung des Bildraumes, die betont diagonale Anordnung von Personen und vor allem der dominanten Fahne. Die Belebung der bisher eher steifen Anordnungen folgt die kraftvolle, aufgelockerte Pinselführung. Diese Malweise unterstützt den Wunsch des Künstlers, die Menschen in einer bestimmten Situation einzufangen und einen flüchtigen Augenblick voller Freude festzuhalten.

Da sich der Maler weigerte seine Heimatstadt zu verlassen, mussten alle Auftraggeber zu ihm nach Haarlem kommen. Haarlemer Archivbeständen zufolge ist ein „schutterstuk“, das Frans Hals in Amsterdam begonnen hatte, von Pieter Codde vollendet worden, weil sich der Maler weigerte, in Amsterdam zu bleiben. Die Gildenmitglieder sollten alle zu ihm nach Haarlem kommen, um für ihre Porträts zu sitzen. Aus diesem Grund kann man sicher sein, dass alle Porträtierten von Frans Hals aus Haarlem kamen oder zumindest auf der Durchreise waren.

Offiziere der St.-Georg-Schützengilde, 1627

Diesem ersten Gruppenbild folgten zehn große Gruppenporträts für öffentliche Institutionen; die „Offiziere der St.-Georg-Schützengilde“ (179 × 257.5 cm) malte Frans Hals 1627 ein zweites Mal. Im Vergleich zum Milizgemälde von 1616 hat sich die Dynamik im Bild von 1627 deutlich verändert. Wie auch im früheren Gemälde sitzt Oberst Aernout Druyvesteyn ganz links am Kopfende des Tisches. Anstatt jedoch die Offiziere entsprechend ihres Rangs von links nach rechts aufzureihen, sind sie jetzt hauptsächlich von nah nach fern angeordnet - mit den Kapitänen im Vordergrund und den Leutnants hinter dem Tisch. Das Geschehen ist um einiges näher an den vorderen Bildrand gerückt. Es kommt zu temperamentvollen Begegnungen zwischen dem Oberst und dem vor ihm stehenden Fähnrich (Boudewijn van Offenberg) und zwischen einem sitzenden Leutnant (Jacob Pietersz Olycan), der zu dem neben ihm stehenden Fähnrich (Dirck Dicx) aufschaut. Zu den brillant beobachteten Details gehören ein Leutnant im Hintergrund (Frederick Coning), der eine Zitrone über einem Teller Austern auspresst, und Michiel de Wael im Vordergrund, der sein Glas auf den Kopf stellt. In der gesamten Komposition herrscht Lebendigkeit und Bewegung, denn selbst der Diener, der gerade durch die Tür rechts hereingekommen ist, sieht aus, als wäre er in Bewegung. Die Szene wird von zwei Männern mit einem in die Seite gestemmten Arm begrenzt: Ganz links hebt Cornelis Boudewijnsz mit der anderen Hand sein Glas, während ganz rechts Fähnrich Jacob Cornelisz Schout mit seiner Hand seine Standarte festhält. Das Bankett ist auch ein Fest der Farben, mit Akzenten in Orange, Weiß, Hellblau und Rot in den Schärpen und Standarten (die ersten drei Farben repräsentieren die drei Unternehmen) im Kontrast zu den dunklen und ockerfarbenen Tönen der Herrenkostüme. Das alles ist selbst für Hals ungewöhnlich frei gemalt.

Offiziere und Leutnants der St.-Georg-Schützengilde, um 1639

Im dritten Gruppenporträt der Offiziere und Leutnants der St.-Georg-Schützengilde (um 1639) fügte der Maler ein Selbstporträt ein.

Regenten des Altmännerhospizes und Regentinnen des Altfrauenhospizes in Haarlem, um 1664

Die letzten beiden stellen die Regenten des Altmännerhospizes [Oude-Mannenhuis] und Regentinnen des Altfrauenhospizes in Haarlem dar (beide um 1664, 172,5 x 256 cm, Frans Hals Museum): Jonas de Jong, Mattheaus Everswijn, Cornelis Westerloo, Daniel Deinoot, Johannes Walles und ein Diener. Wahrscheinlich führte der Maler das Gegenstück mit den Regentinnen im gleichen Jahr aus. Frans Hals war zu diesem Zeitpunkt bereits über 82 Jahre alt. Diese beiden letzten Werke gelten als das Vermächtnis des betagten Künstlers, der 1666 starb: Er reduzierte die Räumlichkeit, ließ alle Details weg und konzentrierte sich auf den Ausdruck bzw. die Charakterstudien seiner Modelle.

Der südniederländische Notar und Schriftsteller Cornelis de Bie erklärte 1662, dass Hals als Porträtmaler „auf wundersame Weise hervorragend“ sei, und der französische Diplomat Balthasar de Monconys notierte ein Jahr später in seinem Reisetagebuch, dass Hals zu Recht von den größten Malern bewundert wurde.8

Tod

Frans Hals verstarb am 26. August 1666 in Haarlem im Alter von 85 oder 86 Jahren. Am 1. September 1666 wurde er im Chor der St. Bavokerk zu Haarlem begraben.

Frans Hals, ein Trinker?

Der Hinweis, dass Frans Hals‘ Schwierigkeiten mit Alkoholsucht und fehlender Disziplin zu tun gehabt hätte, wurde erstmals vom Biografen Arnold Houbraken 1718 in die Welt gesetzt. Dieses Bild von Hals ähnelt der Biografie von Jan Stehen und wurde einfach aus den Motiven von Hals‘ Genregemälden abgeleitet. Bis heute haben sich keine dokumentarischen Belege für übermäßigen Alkoholkonsum beider Künstler nachweisen lassen.

Hals' populäre Szenen des „Alltäglichen“, die hauptsächlich aus den 1620ern und 1630ern stammen, sind im Gegensatz zu dieser willkürlichen Behauptung hochkonventionelle Aussagen über zeitgenössische soziale Verhaltensformen und die menschliche Komödie im Allgemeinen. Als ein brillanter Porträtmaler war Hals in der Lage, seine Genrefiguren mit stark individuellen Charakteren und überzeugendem Ausdruck auszustatten. Leider haben sich keine Zeichnungen von Frans Hals erhalten. Vermutlich basieren aber viele Bilder – wie die Fischer Kinder – auf solchen Beobachtungen.

Dass Frans Hals seine Bilder in unglaublicher Schnelligkeit ausgeführt hätte, geht ebenfalls auf Houbraken (1718) zurück – und ist zurückzuweisen. Restauratoren bestätigen, dass der Eindruck, Frans Hals hätte das „Leben selbst“ gemalt, mit einer Vielzahl von virtuosen Strichen zusammenhängt. Genauso lassen sich sorgsam ausgeführte Partien beobachten. Vor allem Hals‘ Rücksicht auf eine angemessene Betrachterdistanz und die Lichtverhältnisse in einem Raum des 17. Jahrhunderts sind spektakulär.

Frans Hals, Reynolds und die Moderne

Frans Hals und die Moderne

Im Jahr 1774 erzählte Joshua Reynolds, der die Kunst von Rubens, van Dyck und Rembrandt verehrte, seinen Studenten an der Royal Academy in London, dass Hals „Komposition des Gesichts“ – womit er zweifellos die Behandlung von Augen und Mund meinte – „den starken Charakter der individuellen Natur [hervorruft], der so bemerkenswert in seinen Porträts ist und in keinem ähnlichen Grad bei einem anderen Maler zu finden ist“. Diese Fähigkeit zeigt sich nicht in jedem Werk Hals‘. Seine Porträts entstanden in einer Zeit, als starke soziale Konventionen vorherrschten. Dass es ihm gelang, in seinen besten Gemälden dennoch eine Ahnung der individuellen Charaktere darzustellen, ist wahrlich bemerkenswert.

Hals' Ruhm im 19. Jahrhundert

Der französische Kunstkritiker Théophile Thoré-Bürger (1807–1869) forschte erstmals in den 1850ern über Frans Hals – und machte ihn ab 1857 mit seinen Publikationen (u.a. Gazette des Beaux-Arts, 1868) über Nacht zu einem gefeierten Vorbild für die sich gerade herausbildenden Modernen. Für Thoré stellte Frans Hals alle anderen Künstler in den Schatten, darunter Rubens, Rembrandt und El Greco.9 Damit wurde der Barockmaler einer der wichtigsten Vorreiter der damals populären lockeren Malweise, die ab den 1860ern die Avantgarde beschäftigte.10 Darüber hinaus begeisterte er auch durch die Art und Weise, wie Hals seine Zeitgenoss:innen charakterisierte. Aus der Perpsektive des 19. Jahrhunderts hatte er seine Modelle so dargestellt, wie sie wirklich waren, ohne jeglichen Firlefanz.

Maler des Realismus und des Impressionismus gleichermaßen zogen ihre Lehren aus den unkonventionell malenden Barockkünstler. Maler wir Gustave Courbet, Edouard Manet, Claude Monet, Vincent van Gogh, John Singer Sargent, James McNeill Whistler, Vincent van Gogh und William Merrit Chase pilgerten nach Haarlem, um Hals‘ Werke im Original zu bewundern. Vor allem in Frankreich und Amerika – in Deutschland von Max LiebermannMax Slevogt und Lovis Corinth – fanden in Hals Wege zu ihren modernen Lösungen vorgeprägt. Die holländischen Realisten Jacobus van Looy und Isaac Israëls gehörten ebenfalls zu den „späten Schülern“ des Barockmalers. Der Vergleich mit den flatternden Effekten von Manet enthüllt die große Bewunderung für Hals (und Velázquez) und ein anderes Konzept von Repräsentation.

Van Gogh war beispielsweise der Meinung, dass Hals‘ Werk genauso bedeutend war wie jenes von Michelangelo, Raffael und den Künstlern der griechischen Antike, gerade weil Hals mit einem ungeheuchelten Naturalismus Porträts von Menschen aller Art malte - egal ob es sich um anständige Bürger, Trunkenbolde, Fischfrauen oder den Maler selbst mit seiner Frau, „als junges Liebespaar auf einer Rasenbank im Garten, nach ihrer ersten Hochzeitsnacht“ handelte.11 Im 19. Jahrhundert hielt man das Doppelporträt fälschlich für ein Selbstbildnis des Künstlers mit seiner zweiten Ehefrau Lysbeth Reyniers, heute wird die Identifizierung des Paars mit Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen diskutiert (um 1622, Rijksmuseum, Amsterdam).

So reiste Ende der amerikanische Künstler James Abbott McNeill Whistler August 1902 von Den Haag nach Haarlem, um sich im dortigen Rathaus die Bürgergarde- und Regentenporträts von Frans Hals anzusehen. Als er einen von ihnen erblickte, konnte er sich nicht beherrschen und schlüpfte unter das Geländer, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Als der Wärter ihn streng forderteauf, dies zu unterlassen, war Whistler gezwungen, sich wieder herauszuwinden. Aber er gab nicht auf. Nachdem der Hauptwärter erkannt hatte, dass es sich um Whistler, den „großen Maler“, handelte, ließen sie ihn hinter die Absperrung, nachdem die anderen Besucher:innen gegangen waren. Er durfte sogar auf einem Stuhl stehen, um die Regentinnen des Altmännerhauses im Detail zu studieren. Begeistert „streichelte er zärtlich mit seinen Fingern über das Gesicht einer der alten Frauen“12 Zu diesem Zeitpunkt entsprachen die Preise für Hals‘ Gemälde bereits denen von Rubens, Rembrandt, Van Dyck und Velázquez.13

Frans Hals Museum

Das in Haarlem befindliche Frans Hals Museum geht auf eine Gründung im Jahr 1862 zurück. Die Stadtregierung eröffnete es im Prinsenhof hinter dem Rathaus, einem neu renovierten, ehemaligen Dominikanerkloster. Im Jahr 1913 übersiedelte es in das ehemalige städtische Waisenhaus; und 1950 wurde die Sammlung auf zwei Ausstellungsorte aufgeteilt: Museum De Hallen und Oude Mannenhuis in der Groot Heiligland. Jüngst wurde das Frans Hals Museum mit dem Museum De Hallen wiedervereint: Frans Hals Museum Hof ist in der Groot Heiligland und das Frans Hals Museum Hal liegt am Groote Markt. Hier befindet sich die berühmte Kollektion von Frans Hals Gemälden, nach dem das Museum benannt ist.

Die weltweit bedeutendste Frans Hals-Sammlung schließt auch jene Gemälde ein, um die sich der Maler zeitlebens als Restaurator gekümmert hat: die über 100 Kunstwerke, die in den 1580er Jahren aus katholischen Kirchen entfernt worden waren. Dazu finden sich auch Haarlemer Kunstwerke in der Sammlung, die aus Abrissen von Häusern seit dem 15. Jahrhundert gerettet werden konnten.

Quellen und Literatur zu Frans Hals

Quellen

  • Cornelis de Bie, Het gulden cabinet vande edele vry schilder-const…, Antwerpen 1662.

Literatur

  • N.E. Middelkoop und R.E.O. Ekkart (Hg.), Frans Hals: A Survey of Current Research, 2024 (in Vorbereitung).
  • Frans Hals, hg. v. Bart Cornelis, Friso Lammertse, Justine Rinnooy Kan und Jaap van der Veen (Ausst.-Kat. The National Gallery, London, 30.9.2023–21.1.2024; Rijksmuseum, Amsterdam, 16.2.–9.6.2024; Gemäldegalerie, Berlin, 12.7.–3.11.2024), London 2023.
    • Jaap van der Veen, The Life of Frans Hals, S. 28–45.
    • Friso Lammertse und Jaap Van Der Veen, Antwerp and Haarlem, S. 48–55.
    • Friso Lammertse und Jaap Van Der Veen, The Studio, S. 62–79.
    • Bart Cornelis,Portraiture into Art, S. 84–128.
    • Justine Rinnooy Kan, Portrait Prints, S. 136–151.
    • Friso Lammertse, Laughter, S. 158–187.
  • P. Biesboer, The Loo family of Haarlem in portraits by Hals and Verspronck, in: The Burlington Magazine, 165 (2023), S. 109–119.
  • J. Lange, D. Gerkens und C. Lukatis, Frans Hals inspiriert. Der Mann mit dem Schlapphut, Berlin/München 2023 (Hessen Kassel Heritage, Wissenschaftliche Reihe, 5).
  • C. Grimm, RKD Study: Frans Hals and his Workshop, Den Haag 2023.
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  • F. Grijzenhout, Adriaen van Ostade, Frans Hals, and the Art-Loving Van den Heuvel Family, in: Simiolus, 43, Nr. 3 (2021), S. 170–189.
  • C. Seifert, A “Burgomaster and his wife” indeed: Two portraits by Frans Hals identified, in: Connoisseurship: Essays in Honour of Fred G. Meijer, hg. v. C. Dumas, R. Ekkart und C. van de Puttelaar, Leiden 2020, S. 275–280.
  • Frans Hals Portraits: A Family Reunion, hg. v. L.W. Nichols, L. De Belie und P. Biesboer (Ausst.-Kat. Toledo Museum of Art, Toledo; Royal Museums of Fine Arts of Belgium, Brüssel; Fondation Custodia, Paris), Brüssel 2018.
  • Seymour Slive, Frans Hals, London² 2014.
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  • Frans Hals: Eye to Eye with Rembrandt, Rubens and Titian, hg. v. A. Tummers (Ausst.-Kat. Frans Halsmuseum), Haarlem 2013.
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8. August 2023
Frans Hals, Malle Babbe, Detail, um 1640, Öl/Lw, 75 x 64 cm (Gemäldegalerie Berlin, SMB, Foto: Jörg P. Anders)

Berlin | Gemäldegalerie: Frans Hals Revolutionäre Porträts aus dem Goldenen Zeitalter | 2024

Die Gemäldegalerie organisiert eine umfassende monografische Ausstellung mit rund 70 Arbeiten, davon zehn aus eigenem Bestand wie die „Malle Babbe“, das „Porträt der Catharina Hooft mit ihrer Amme“ oder der „Singende Knabe mit Flöte“.
6. Oktober 2021
Max Liebermann, Selbstbildnis mit Pinsel, Detail, 1913, Öl auf Leinwand (Kunstpalast Düsseldorf, Horst Kolberg)

Darmstadt | HLMD: Max Liebermann Europäischer Netzwerker von Weltrang

Die Ausstellung thematisiert Liebermanns Auseinandersetzung mit seinen Vorbildern, zu denen unter anderem Jean-François Millet und Rembrandt van Rijn gehören, und ermöglicht eine direkte Gegenüberstellung zu ihnen.
21. September 2021
Frans Hals, Der lachende Kavalier, Detail, 1624 (The Trustees of the Wallace Collection, London)

London | Wallace Collection: Frans Hals. Das Männerporträt Der lachende Kavalier in Begleitung

Mit stuppender Maltechnik und befreiten Posen revolutionierte Frans Hals zwischen den 1630ern und seinem Tod 1666 das Genre des Männerporträts. Erstmals versammelt die Wallace Collection eine Reihe dieser Werke um seinen eigenen „Lachenden Kavalier“.
10. Juni 2018
Frans Hals, Die Van Campen Family in einer Landschaft (Fragment), Detail, um 1623–1625, Öl/Lw, 151 x 163.6 cm (Toledo Museum of Art, Toledo, Ohio, inv. 2011.80)

Frans Hals: Familienportäts Was ist eine Familie im niederländischen Barock?

Frans Hals schuf nur vier Familienporträts in seinem Leben; diese werden erstmals gemeinsam untersucht - und in den Kontext des Gesamtwerks gestellt! Die Ausstellung in Toldeo, Brüssel und Madrid mit der Frage: Was ist eine Familie im niederländischen Barock?
20. Mai 2018
Rembrandt - Velázquez, Rijksmuseum - Prado

Rembrandt – Velázquez Goldenes Zeitalter in den Niederlanden und Spanien

Zwei Mal Goldendes Zeitalter – in den Niederlanden und in Spanien. Obwohl beide Länder bis 1648 gegeneinander Krieg führten, blühte die Kunst im 17. Jahrhundert. Rijksmuseum und Prado stellen die größten Künstler des Barock einander gegenüber!
20. Mai 2018
Hals und die Modernen, Hals - Manet

Frans Hals und die Moderne Hals trifft Manet, Singer Sargent, Van Gogh

Der Einfluss des niederländischen Barockmalers Frans Hals (1580–1666) auf die Moderne war enorm! Die Ausstellung im Frans Hals Museum in Haarlem thematisiert die Wiederentdeckung des lange vergessenen Künstlers durch die französischen Impressionisten vor 150 Jahren. Seither schätzten und schätzen Maler wie Manet, Liebermann, Singer Sargent und Van Gogh den Holländer für seine gestische Malerei, in der Unschärfe genauso einen Stellenwert hat wie präzise herausgearbeitete Partien.
  1. Der Hals-Katalog von 2023 gibt als spätestes Geburtsjahr 1584 an. Siehe: Jaap van der Veen, The Life of Frans Hals, in: Frans Hals 2023, S. 28-45, hier S. 28.
  2. Der „lakenbereider“ oder „droogscheerder“ (Stoffscherer) war ein Handwerker, der die Haare von gewebten Stoffen schabte, um ihnen eine glatte Oberfläche zu verleihen.
  3. Jaap van der Veen, The Life of Frans Hals, in: Frans Hals 2023, S. 28-45, hier S. 30.
  4. Weder die veröffnetlichung des Aufgebots noch das Datum der Trauung konnten bisherl in Haarlem gefunden werden. Siehe: Frans Hals 2023, S. 190, Fn. 16.
  5. Arjan van Dixhoorn, Lustige geesten. Rederijkers in de Noordelijke Nederlanden (1480–1650), Amsterdam 2009, S. 124.
  6. P. Biesboer und N. Köhler (Hg.), Painting in Haarlem 1500–1800: The Collection of the Frans Halsmuseum (Sammlungskatalog des Frans Halsmuseum), Haarlem 2006, S. 215–216.
  7. Erich Hubala, Frans Hals, in: Erich Hubala, Die Kunst des 17. Jahrhunderts, Propyläen Kunst Geschichte, Bd. 9, Berlin 1984, S. 181-182, hier S. 181.
  8. Cornelis de Bie, Het gulden cabinet vande edele vry schilder-const…, Antwerpen 1662, S. 281–282.
  9. W. Thoré-Bürger, Frans Hals, in: Gazette des Beaux-Arts, 24 (1868), S. 219–232, 431–448, hier S. 438, auch: Frans Hals, hg. v. Seymour Slive (Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington, DC, 1.10.-31.12.1989; Royal Academy of Arts, London, 13.1.-8.4.1990; Frans Halsmuseum, Haarlem, 11.5.-22.7.1990), London 1989, S. 378, Dokument 22.
  10. Thoré-Bürger 1868, S. 443.
  11. Vincent van Gogh in einem Brief an Emile Bernard, 30.7.1888 (Brief 651, https://vangoghletters.org/vg/letters/let651/letter.html, letzter Zugriff 23.3.2023.
  12. E. Robins and J. Pennell, The Life of James McNeill Whistler, Bd. 2, London / Philadelphia 1908, S. 284–286.[/(note].

    Frans Hals am Kunstmarkt

    Mit zunehmendem Ruhm von Hals stiegen auch die Preise für seine Werke. Bei einer sensationellen Auktion im Jahr 1865 in Paris wurden James Mayer de Rothschild und die Londoner National Gallery vom sagenhaft reichen Marquess of Hertford überboten. Der Marquis zahlte 51.000 Francs für „Den lachenden Kavalier“. Das war das Elffache des Preises, den der Vorbesitzer, ein französischer Graf, 1822 für das Bild in den Niederlanden gezahlt hatte.

    Zwei Monate später kaufte Baron de Rothschild für 35.000 Franken ein Porträt von Frans Hals für seine eigene Sammlung. Das Bild zeigt Willem van Heythuysen, der auf einem gekippten Stuhl wippt, „Portrait von Willem van Heythuysen“ (um 1653, Brüssel).[note]F. Jowell in Washington, London and Haarlem 1989, S. 66–67; L. Packer, in: Frans Hals: The Male Portrait, hg. v. L. Packer und A. Roy (Ausst.-Kat. Wallace Collection, 2021), London 2021, S. 61–68.

  13. Thoré-Bürger 1868, S. 222.