Alfred Sisley

Wer war Alfred Sisley?

Alfred Sisley (Paris 30.10.1839–29.1.1899 Moret-sur-Loing) war ein französischer Landschaftsmaler des Impressionismus. Der aus einer wohlhabenden englischen Familie stammende Künstler stammt gemeinsam mit Camille Pissarro, Auguste Renoir und Claude Monet zum engsten Kreis der französischen Impressionisten.

Kindheit und Ausbildung

Alfred Sisley wurde am 30. Oktober 1839 in Paris geboren; er stammte aus einer wohlhabenden englischen Familie, die sich in den 1830er Jahren in Paris niedergelassen hatte. Sein Vater hatte ein Vermögen im Handel mit Südamerika verdient.

Von 1857 bis 1860 wurde Alfred Sisley zur kaufmännischen Ausbildung nach London geschickt. In den Londoner Museen studierte er die Werke von John Constable (1776–1837), Richard Parkes Bonington (1802–1828) und William Turner (1775–1851).

Sisley kehrte 1860 nach Paris zurück und besuchte ab 1861 das Atelier von Charles Gleyre (1806–1874), wo er sich mit Pierre-Auguste Renoir (1841–1919), Claude Monet (1840–1926), Frédéric Bazille (1841–1870) und Camille Pissarro anfreundete. 1862 und 1863 malten sie gemeinsam im Wald von Fontainebleau. Hier lernten sie von den französischen Malern Camille Corot und Gustave Courbet.

Im Juni 1866 begann Alfred Sisley eine Beziehung mit Marie Lesouezec (auch: Eugénie). Das Paar hatte zwei Kinder und heiratete kurz vor Sisleys Tod 1897. Das Porträt „Ein Paar im Grünen“ (um 1868) von Auguste Renoir könnte ein Doppelporträt von Alfred Sisley und seiner Geliebten sein. Es wird vermutet, dass es sich um eine Auftragsarbeit gehandelt haben könnte, um den mittellosen Renoir auch finanziell zu unterstützen. Sisley muss das Bild sehr wertgeschätzt haben, verblieb es doch bis zu seinem Tod in seinem Besitz.

Werke

1866 gab Alfred Sisley sein Debut im Salon mit „Frauen auf dem Weg in den Wald“ (Bridgestone Museum of Art, Tokyo) und „Eine Straße von Marlotte in der Umgebung von Fontainebleau“ (Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, NY). Während seine Einsendungen 1867 und 1869 von der Salon-Jury zurückgewiesen wurden, konnte er seine Gemälde 1868 und 1870 zeigen, so auch „Straße mit Kastanienbäumen bei La Celle-Saint-Cloud“ (1867, Southampton City Art Gallery).

Alfred Sisley entdeckte 1870 die Seine und die Umgebung von Paris. Der Fluss war zu einem wichtigen Faktor der Industrie geworden, und Sisley widmete sich mit besonders begeistert der Wiedergabe der Arbeit an ihren Ufern. Sisley blieb stets den kleineren und mittleren Formaten treu und malte überwiegend Landschaftsszenen.

„Das eigentliche Mittel ist der Himmel, er darf nicht nur Hintergrund sein. Im Gegenteil, er verleiht mit seinen verschiedenen Ebenen dem Bild Tiefe, und über seine Form, sein Arrangement in Zusammenspiel mit der Wirkung und dem Aufbau des Bildes verleiht er ihm auch Bewegung. Gibt es etwas Großartigeres und Bewegenderes als das, was im Sommer häufig zu sehen ist? Ich meine einen strahlend blauen Himmel mit schönen, weißen, dahinziehenden Wolken (…) Ein Hinweis: Ich beginne ein Bild stets mit dem Himmel.“ (Alfred Sisley)

Wirtschaftlicher Ruin

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 wurde Sisleys Haus in Bougival zerstört und das Geschäft seines Vaters ging Bankrott. Sisley, der bis zu diesem Zeitpunkt seine Freunde häufig finanziell unterstutzt hatte, lebte fortan bis an sein Lebensende in ärmlichen Verhältnissen. Er zog in den folgenden Jahren mehrfach um. Seine verschiedenen Wohnorte befanden sich auf dem Land in der Nähe von Paris wie Louveciennes und Marly-le-Roi oder wie Moret-sur-Loing beim Wald von Fontainebleau.

Mitbegründer des Impressionismus

1872 hielt sich Alfred Sisley bei Claude Monet in Argenteuil auf. Im Sommer des Jahres zeigte er Gemälde in London und war ab diesem Zeitpunkt immer wieder an Ausstellungen dort beteiligt. Gelegentlich weilte er auch zum Malen in England (1874, 1881, 1897).

Die Salon-Jury wies Sisleys Bilder 1873 erneut zurück, woraufhin der Maler Ende 1873 ein Mitbegründer der „Societe anonyme des artistes peintres, sculpteurs, graveurs, etc.“ wurde, um unabhängig vom Salon ausstellen zu können. Im folgenden Jahr fand die erste Ausstellung der von der Kritik als „Impressionisten“ beschimpften Künstlergruppe statt. Alfred Sisley präsentierte fünf Landschaften auf der „Erste Impressionisten-Ausstellung 1874“, die vom 15. April bis zum 15. Mai 1874 in den ehemaligen Atelierräumen des Fotografen Nadar stattfand. Zwei der Werke können mit Seine-Landschaften in der Ny Carlsberg Glyptothek identifiziert werden: „Le Bac de Île de la Loge“ (1872) und „La Seine à Port Marly [La Machine de Marly]“ (1873).

Im Juli 1874 brach Alfred Sisley – auf Einladung des französischen Opernsängers und frühen Sammlers impressionistischer Kunst u.a. von Edouard Manet, Jean-Baptiste Faure – nach England auf. Sisley hielt sich drei Monate bis Anfang Oktober 1874 in London und danach in Hampton Court an der Themse auf. Insgesamt entstanden 14 Gemälde in Großbritannien, wobei das geschäftige London den durch den Krieg verarmten Künstler nicht anzog. Stattdessen wandte er sich dem ländlicheren South Kensington zu. Während er in London nur eine einzige Stadtansicht ausführte, zog ihn die ländliche Gegend rund um Hampton Court an und inspirierte ihn zu impressionistischen Bldern. Die „Brücke von Hampton Court“ (1874, Wallraff-Richartz-Museum, Köln) und die „Regatta in Hampton Court“ (1874, Sammlung E. H. Bührle) entstanden an der ehemaligen Lieblingsresidenz Henrichs VIII. Da der Palast und der angrenzende Park schon in den 1830er Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden waren, hatte er sich zum beliebten Ausflugsziel der Großstädter entwickelt. Alfred Sisley stellte seine Staffelei so auf, dass er die Themse und das gegenüberliegende Ufer ins Bild setzen konnte. Obschon in vielen Bildern Sisleys der Bildausschnitt wie zufällig gewählt wirkt, sind die Kompositionen bewusst angelegt. Die lichten, einzeln gesetzten Pinselstriche halten das flüchtige Treiben auf der Themse fest.

Sisleys Werke wurden nur von wenigen Kunstkennern geschätzt, unter ihnen die Schriftsteller Emile Zola und Stephane Mallarme. 1879 und 1880 reichte Sisley wieder Bilder für den Salon ein, wurde jedoch erneut abgewiesen. An der „Fünfte Impressionisten-Ausstellung 1880“ nahm Alfred Sisley nicht teil; dafür stellte er auf der „Siebte Impressionisten-Ausstellung 1882“ zum letzten Mal mit 27 Gemälden gemeinsam mit seinen Freunden aus.

Auch nach 1880 galt Sisleys Hauptinteresse Flusslandschaften. Er ließ sich südlich von Paris in Veneux-Nadon und danach in Moret-sur-Loing nieder, von wo aus er die Ufer des Loing bis zu dessen Zusammenfluss mit der Seine in Saint-Mammès als Motiv entdeckte. Auf seinen Bildern räumte der Maler der Darstellung von Himmel und Wasser den größten Raum ein, während er die Anwesenheit des Menschen häufig nur durch ein Ruderboot, Figuren auf den Wegen oder Gebäude am Wasser andeutete. Mit einer differenzierten Pinselschrift holte Sisley den Vordergrund nah an die Betrachter:innen heran, gab Spiegelungen auf dem Wasser, Vegetation oder Architektur kontrastreich wieder und widmete der Wiedergabe des bewegten Himmels große Aufmerksamkeit. Sisley kam es darauf an, dass alle Gegenstände, wie er es formulierte,

„von Licht umflutet dargestellt werden, wie sie es in der Natur sind. Der Himmel muss das Mittel dazu sein. Er darf nicht nur als Hintergrund behandelt werden. Er hat nicht allein die Aufgabe, dem Bild Tiefe durch seine verschiedenen Pläne zu geben […], sondern er belebt auch durch seine Wolkenbildungen.[…] ich fange immer ein Bild mit dem Himmel an.“1

Der Kunsthändler Paul Durand-Ruel veranstaltet für Sisley 1883 eine Einzelausstellung, ebenso 1889 in seiner New Yorker Galerie. Der Impressionist wurde auch von anderen Galerien vertreten, so Goupil und Georges Petit. 1888 kaufte der französische Staat das 1887 entstandene Gemälde „Septembervormittag“ (Musée des Beaux-Arts d‘Agen) für den geringen Preis von 1.000 Francs an. Durch die Schenkung seines Freundes Gustave Caillebotte (1848–1894) gelangen 1897 sechs Gemälde von Sisley in das Musée du Luxembourg.

Tod

Im Jahr 1895 erkrankte Alfred Sisley an Kehlkopfkrebs. Alfred Sisley starb am 29. Januar 1899 in Moret-sur-Loing. An einem Begräbnis nahmen Renoir und Monet teil.

Kaum ein Jahr nach Sisleys Tod stiegen die Preise für seine Werke deutlich an. Dennoch steht er bis heute im Schatten von Renoir und Monet.

  1. Alfred Sisley: Über Landschaftsmalerei, in: Kunst und Künstler 6 (1908), S. 247–250, hier S. 249 –250.