Anthony McCall: brit.-am. Experimentalfilmer & Installationskünstler | ARTinWORDS

Anthony McCall

Wer ist Anthony McCall?

Anthony McCall (*14.4.1946, London) ist ein Künstler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). McCall wurde für die Serie „Solid-Light“ bekannt, eine Installation, die 1973 mit „Line Describing a Cone“ begann. Dafür setzt sich eine volumetrische Form langsam auch projiziertem Licht zusammen.

Anthony McCall lebt und arbeitet in New York.

Kindheit & Ausbildung

Anthony McCall wurde am 14. April 1946 in London geboren.

Anthony McCall studierte zwischen 1964 und 1968 Grafikdesign und Fotografie am Ravenbourne-College of Art and Design in in Bromley, Kent, England.

Werke

Seit 1971 arbeite Anthony McCall als Experimentalfilmer und führte erste Performances durch. McCall war in den 1970er Jahren eine Schlüsselfigur der avantgardistischen London Film-makers Co-operative (LFMC). Seine frühesten Filme sind Dokumente von Outdoor-Aufführungen, die sich durch den minimalen Einsatz der Elemente, insbesondere des Feuers, auszeichneten.

Mit „Line Describing a Cone“ began McCall 1973 eine Serie mit dem Titel „Solid-Light“. Dafür setzt sich eine volumetrische Form langsam auch projiziertem Licht zusammen. Für seinen Film „Line Describing a Cone“ erhielt er 1975 beim „5. Internationalen Experimentalfilm-Wettbewerb“ in Knokke den Marie-Josi-Preis. Seine experimentellen Filme gelten als Beiträge zum Expanded Cinema, einem erweiterten Filmverständnis, das in den 1970er Jahren aufkam, sowie als „Solid light films“ (etwa: Filme aus reinem Licht). Sie werden weiterhin einem neuen „geometrischen“ Kino zugerechnet.

Anthony McCalls Filme bzw. Installationen, die sich filmischer Mittel bedienen, beschäftigen sich im Wesentlichen mit Fragen, die mit Raum, Form und Zeit thematisieren. So setzt er beispielsweise computergesteuerte Lichtstrahlen eines Beamers ein, mit denen im Dunkelraum zwischen Projektor und Leinwand dreidimensionale Formen gestaltet und durch Nebeleinsatz geradezu plastisch werden. In solchen Fällen werden die Zuschauer:innen anders als im Kino dadurch einbezogen, dass sie sich im Projektionsraum bewegen können (und sollen). Andere Effekte erzeugt er durch den Einsatz mehrerer Projektoren („Long Film for Four Projectors“, sechs Stunden Dauer, 1974). McCall zog 1973 nach New York (USA) und setzte dort seine Arbeit an den „Solid ligtht films“ sowie weiteren Variationen seines Werkes „Line Describing a Cone“ fort.

In New York setzte McCall seine Feuerperformances fort und entwickelte seine „Solid Light“-Filmreihe, beginnend mit „Line Describing a Cone“ im Jahr 1973. Basierend auf einfachen, animierten Strichzeichnungen betonen diese Projektionen eindrucksvoll die skulpturalen Qualitäten eines Lichtstrahls. In abgedunkelten, dunstigen Räumen erzeugen die Projektionen eine Illusion dreidimensionaler Formen, Ellipsen, Wellen und flacher Flächen, die sich allmählich ausdehnen, zusammenziehen oder durch den Raum streichen. In diesen Arbeiten versuchte der McCall, das Kino zu dekonstruieren, indem er den Film auf seine Hauptbestandteile Zeit und Licht reduzierte und die Leinwand als vorgeschriebene Projektionsfläche vollständig entfernte. Die Arbeiten verändern auch die Beziehung des Publikums zum Film, indem die Zuschauer zu Teilnehmern werden und ihre Körper die vergänglichen Formen kreuzen und modifizieren.

Ende der 1970er Jahre zog sich McCall aus der Kunstwelt zurück. Etwa zwanzig Jahre später erlangte er eine neue Dynamik und eröffnete seine „Solid Light“-Serie erneut, diesmal mit digitaler Animation und digitaler Projektion anstelle von 16-mm-Film. Das erste der neuen Werke, „Doubling Back“ (2003), wurde auf der Whitney Biennale 2004 ausgestellt. McCall entwickelte die Verwendung eines sich langsam bewegenden filmischen „Wischens“, um zwei gegensätzliche Formen innerhalb eines volumetrischen Objekts zu kombinieren und zu trennen; Die neuen Arbeiten untersuchten auch die erweiterte zyklische „Installations“-Struktur, die er erstmals in den filmbasierten Arbeiten der 70er Jahre entwickelt hatte. Zu den neuen Installationen gehörten „You and I, Horizontal” (2006), „Leaving, with Two-Minute Silence” (2009) und „Face to Face” (2013).

Anthony McCall entwickelte eine Serie vertikal ausgerichteter Arbeiten, beginnend mit „Breath“ (2004), bei dem ein an der Decke montierter Projektor direkt nach unten auf den Boden projiziert und so ein zehn Meter hohes, zeltartiges, fast architektonisches Gehäuse mit einer 4 Meter breiten Basis entsteht. Weitere vertikale Werke sind „Between You and I” (2006), „Meeting You Halfway” (2009) und „Coupling” (2009).

Ausstellungen (Auswahl)

Anthony McCalls Arbeiten finden eine rege internationale Resonanz, was sich u. a. an einer Vielzahl von Gruppen- und Einzelausstellungen ablesen lässt. Die erste Übersichtsausstellung von McCalls Werken in einer internationalen Institution fand 2007/2008 in der Serpentine Gallery London statt.

  • 1977: „Documenta 6“, Kassel
  • 2001/02: „Into the Light: the Projected Image in American Art 1964–77“, Whitney Museum of American Art
  • 2003/04: „The Expanded Screen: Aktionen und Installationen der sechziger und siebziger Jahre“, Museum Moderner Kunst, Wien
  • 2004: Whitney Biennale, New York
  • 2006: „Das erweiterte Auge“, Kunsthaus Zürich
  • 2006/07: „Beyond Cinema: the Art of Projection“, Hamburger Bahnhof, Berlin
  • 2007/08: Serpentine Gallery, London: Dazu gehörten frühe Performance-Filme, horizontale Volllichtarbeiten und Arbeiten auf Papier.
  • 2008: „The Cinema Effect: Illusion, Reality and the Projected Image“, Hirshhorn Museum, Washington DC
  • 2009: „Breath: The Vertical Works“, Hangar Bicocca, Mailand. Erstmals stellte Anthony McCall vertikale Werke in einer Einzelausstellung aus.
  • 2010/11: „Online: Zeichnen durch das 20. Jahrhundert“, Museum of Modern Art
  • 2012: „Five Minutes of Pure Sculpture“, Hamburger Bahnhof, Berlin. McCalls horizontale und vertikale Werke wurden in dieser Einzelausstellung erstmals gemeinsam präsentiert.