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Berlin | Gemäldegalerie: Frans Hals Revolutionäre Porträts aus dem Goldenen Zeitalter | 2024

Frans Hals, Malle Babbe, Detail, um 1640, Öl/Lw, 75 x 64 cm (Gemäldegalerie Berlin, SMB, Foto: Jörg P. Anders)

Frans Hals, Malle Babbe, Detail, um 1640, Öl/Lw, 75 x 64 cm (Gemäldegalerie Berlin, SMB, Foto: Jörg P. Anders)

2024 feiert Berlin einen der größten Porträtmaler aller Zeiten: Frans Hals zählt neben Rembrandt und Vermeer zu den herausragenden niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Neben unkonventionellen, ausdrucksstarken Bildnissen malte er als erster Künstler Hollands soziale Außenseiter als Individuen im Porträtformat. Wie kein anderer Künstler der Frühen Neuzeit prägte die Wiederentdeckung des Haarlemer Malers im 19. Jahrhundert die Entwicklung der modernen Malerei. In Kooperation mit der National Gallery, London, und dem Rijksmuseum, Amsterdam, organisiert die Gemäldegalerie eine umfassende monografische Ausstellung mit rund 70 Arbeiten.

Frans Hals 2024 in Berlin

Frans Hals (1582/83–1666) zählt heute zu den bedeutendsten Porträtisten überhaupt. Neben großformatigen Schützen- und Regentenstücken schuf er zahlreiche Einzelbildnisse des niederländischen Bürgertums in Haarlem, wo er fast sein ganzes Leben verbrachte. Darüber hinaus malte er Genrefiguren wie Sänger:innen, Schausteller:innen oder Fischerkinder als nahsichtig gezeigte Halbfiguren. Hals‘ Werke zeichnen sich durch ungewöhnlich große Lebendigkeit und treffende Charakterisierung aus. Seine mit lockerem, kühnem Pinselstrich ausgeführten, skizzenhaft wirkenden Gemälde beeinflussten die Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Impressionist:innen sahen in Hals einen ihrer Vorläufer.

Die Berliner Gemäldegalerie bewahrt mit zehn Werken eine der umfangreichsten und hochkarätigsten Sammlungen an Bildern von Frans Hals weltweit, darunter Highlights wie die „Malle Babbe“, das „Porträt der Catharina Hooft mit ihrer Amme“ oder der „Singende Knabe mit Flöte“.

Die Berliner Sonderausstellung zeigt neben einer hochwertigen Auswahl von Gemälden von Hals auch Werke seines Umfeldes und verortet ihn so als Ausnahmeerscheinung im Kontext seiner Zeit. Unter den 70 Werken befinden sich rund 50 der bedeutendsten Gemälde von Frans Hals aus über 20 öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa, den USA und Kanada – darunter Highlights wie „Isaac Abrahamsz. Massa und Beatrix van der Laen“ aus dem Rijksmuseum, der „Junge Mann mit Totenkopf“ aus der National Gallery in London oder „Der Lautenspieler“ aus dem Musée du Louvre in Paris. Präsentiert werden auch Werke, die niemals zuvor in Deutschland zu sehen waren, wie das monumentale, über vier Meter breite Schützenstück „De magere compagnie“.

Der beispiellos freie Malstil, den Hals für seine Porträts einsetzt, macht ihn zum modernsten Künstler seiner Zeit. Statt konventioneller Posen gibt er den flüchtigen Moment einer Bewegung oder eines Ausdrucks wieder. Seine meisterhaft-illusionistische Malweise lässt die Dargestellten lebendig, offen und nahbar wirken. Hals widmet sich ihren individuellen Eigenheiten unvoreingenommen, mit Neugier, Witz und Anteilnahme. Das Lachen oder Lächeln ist dabei ein Schlüsselelement: Auf unübertroffene Art versteht er es, lachende Figuren wirklichkeitsgetreu wiederzugeben.

Frans Hals malt soziale Außenseiter:innen ebenso hingebungsvoll wie die bürgerliche Oberschicht der niederländischen Republik. Daneben produziert er außergewöhnlich innovative Genrebilder und Charakterstudien in Lebensgröße: Mit ihnen verhilft er Randgruppen der Gesellschaft, die in der zeitgenössischen Porträtmalerei keinen Platz finden, zu bis dahin ungekannter Sichtbarkeit.

Nicht nur in dieser Hinsicht, sondern auch aufgrund seines lockeren, virtuosen Farbauftrags sowie der Spontaneität und Unmittelbarkeit seiner Darstellungen kann Hals als Vorreiter der Moderne gelten. Ende des 19. Jahrhunderts werden seine Gemälde zu wichtigen Vorbildern und Inspirationsquelle von Realisten und Impressionisten wie Max Liebermann, Wilhelm Leibl und Lovis Corinth. Die Berliner Ausstellung wird Werke der genannten Künstler im Kontext ihres großen Vorbilds zeigen. Damit rückt nicht nur Hals‘ außergewöhnliches künstlerisches Schaffen in den Blickpunkt, sondern auch die weitreichende Wirkung seiner Werke auf die Entwicklung der europäischen Malerei.

Die Berliner Ausstellung wird kuratiert von Katja Kleinert, Kuratorin für niederländische und flämische Kunst des 17. Jahrhunderts, und Erik Eising, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gemäldegalerie. Sie wird unterstützt von der Fontana Stiftung und dem Kaiser Friedrich Museumsverein.
Die Kooperationsausstellung ist in der National Gallery, London (→ London | National Gallery: Frans Hals) und im Rijksmuseum, Amsterdam (→ Amsterdam | Rijksmuseum: Frans Hals) zu sehen.
Quelle: Staatliche Museen zu Berlin

Frans Hals in Berlin 2024: Katalog

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.

Bilder

  • Frans Hals, Der Lautenspieler, um 1623/24, Paris (Musée du Louvre, Foto © RMN-Grand Palais, Musée du Louvre, Franck Raux)
  • Frans Hals, Malle Babbe, um 1640 (Berlin, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Foto Christoph Schmidt)
  • Frans Hals, Peeckelhaering [Der lustige Zecher], um 1625 (Leipzig, Museum der bildenden Künste Leipzig, © Museum der bildenden Künste | PUNCTUM B. Kober)
  • Frans Hals, Ein Schütze mit einem Birchmeier, bekannt als „Der fröhliche Trinker“, um 1629 (Amsterdam, Rijksmuseum, © Rijksmuseum, Amsterdam)
  • Frans Hals, Junger Mann mit Totenkopf (Vanitas), um 1627 (London, The National Gallery, © The National Gallery, London)
  • Frans Hals, Singender Knabe mit Flöte, um 1627 (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt)
  • Frans Hals, Lachender Junge, 1630 (Den Haag, Mauritshuis, erworben mit Unterstützung der Vereniging Rembrandt, dem Prins Bernhard Cultuurfonds und der Stichting Vrienden van het Mauritshuis, 1968, © Mauritshuis, Den Haag)
  • Frans Hals, Catharina Hooft mit ihrer Amme, um 1619/20 (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt)
  • Frans Hals, Porträt eines Paares, vermutlich Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen, um 1622 (Amsterdam, Rijksmuseum, © Rijksmuseum, Amsterdam)
  • Frans Hals, Junge Frau („La bohémienne“), um 1632 (Paris, Musée du Louvre, Foto, © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Jean-Gilles Berizzi)

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