Jacoba van Heemskerck, Bild no. 33 (Meer mit Schiffen), 1915, Öl auf Leinwand, 80,5 x 100,5 cm (Kunstmuseum Den Haag, Foto: Kunstmuseum Den Haag)
Jacoba van Heemskerck (1876–1923) hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein kraftvolles Œuvre geschaffen, das Gemälde, Holzschnitte und Glasarbeiten umfasst. Rhythmische Kompositionen des Bildraums, schwarze Umrisslinien und ein intensiver Farbeinsatz prägen die expressiven Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive der Niederländerin.
Deutschland | Bielefeld: Kunsthalle Biele
19.6. – 5.9.2021
Durch ihre Hinwendung zur Anthroposophie unterscheidet sich van Heemskerck von anderen Künstlerinnen und Künstlern des Expressionismus. Kunst ist für sie nicht nur Ausdruck subjektiver Empfindung, sondern auch ein Weg der Erkenntnis, vor allem über die elementare Wirkung von Licht und Farbe auf die Betrachtenden. Die Leuchtkraft und zunehmende Transparenz ihrer Werke machen dies deutlich. Dabei nimmt die angewandte Kunst bei ihr keinen geringeren Stellenwert ein als die Malerei, im Gegenteil, am Ende ihres Lebens verwirklicht van Heemskerck in der Glaskunst ihr Streben nach „leuchtend geistlichen“ Farben.
Nach ihrer Entscheidung für die Künstlerinnenlaufbahn war die Niederländerin zunächst im Umfeld des Malers Piet Mondrian tätig. Sie stellte in Amsterdam, Domburg, Brüssel und Paris mit den überwiegend männlichen Kollegen aus. Von 1913 bis 1923 gehörte sie zur avantgardistischen Bewegung des „Sturm“ von Herwarth Walden in Berlin und war dort eine der am meisten gezeigten Künstlerinnen. Der namhafte Galerist und Verleger machte auch Künstler und Künstlerinnen wie Franz Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter oder Alexej von Jawlensky bekannt.
Die Ausstellung zeigt ca. 60 Werke aus allen Schaffensphasen: Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Glasarbeiten und Mosaike. Sie reichen von einer gegenständlichen, streng rhythmisierten Formensprache bis zu einer organisch-fließenden Abstraktion.
Van Heemskercks Suche nach Spiritualität und ihre Ablehnung eines rein durch Materialismus und Positivismus bestimmten Verständnisses der Natur und des Kosmos machen ihr Werk heute, wo wir unter anderen Vorzeichen wiederum gefordert sind, die komplexen Zusammenhänge in der Welt als Ganzes zu sehen, höchst aktuell.
Eine Ausstellung der Kunsthalle Bielefeld in Kooperation mit dem Kunstmuseum Den Haag, Niederlande, und den Museen Stade, unter der Schirmherrschaft von S. E. Wepke Kingma, Botschafter des Königreichs der Niederlande in Deutschland.
Zweite Station der Ausstellung: Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm: Februar bis Juni 2022
Kuratiert von Dr. Henrike Mund
Mit Beiträgen von L. Fink, A. Lorenz, H. Mund, J. van Paaschen, L. Stamps
160 Seiten, 150 Abbildungen in Farbe
22 x 26 cm, Klappenbroschur
ISBN 978-3-7774-3698-2
Hirmer Verlag