Joseph Beuys, der „Schamane“, der Anstößige und Anstoßende, der Hervorbringer von Kreativität (Stichwort: Jeder Mensch ist ein Künstler!), der Kapitalismuskritiker, der Utopist. Das K20 präsentiert das Gesamtwerk im Überblick – auf drei Geschossen, kommentarlos, reduziert. Was kann man heute noch vom Aktionskünstler, vom politisch Aktiven lernen? Vielleicht, dass für ihn Kunst und Leben in Eins fallen?
Deutschland | Düsseldorf: K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen:
11.9.2010 – 16.1.2011
Beuys selbst meinte, in der Zeichnung den Ursprung der Kunst wie seiner eigenen kreativen Tätigkeit zu finden. Hier wird bereits eine Quelle seines späteren Schaffens erkennbar, wenn er feststellte, dass der schöpferische Prozess mit dem Gedanken beginne. Ab Mitte der 1950er Jahre wandte sich Beuys der Skulptur und der Verbindung von Kunst und Leben zu und führte 1963 seine ersten beiden Aktionen anlässlich des „Fluxus-Festum“ der Kunstakademie auf. Die wissenschaftlich akkurat vorbereitete Werkschau zeigt mit etwa 300 Arbeiten die Vielgestaltigkeit und Vielschichtigkeit des Beuys`schen Kunstbegriffs auf. Rauminstallationen, kleinformatigen Zeichnungen, Objekte in Vitrinen aus den berühmten, einfachen Materialien haben noch immer eine magische Strahlkraft, wirken geheimnisvoll und erklären sich mitnichten von selbst. In der Ausstellung auf Texte zu verzichten, ist daher genauso konsequent wie mutig, verlangt es doch vom Besucher entweder ein bereits wissendes Schauen oder das Mieten eines Audioguides. So trifft man im Museum viele schweigsam hörende Menschen, und eine fast unheimliche, ja andächtige Stille breitet sich rund um die Objekte aus.