Düsseldorfer Malerschule

Was ist die Düsseldorfer Malerschule?

Düsseldorfer Malerschule ist die Bezeichnung für eine Gruppe von insgesamt über 4.000 Künstlern, die mit der 1819 gegründeten Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf und dem ab 1826 amtierenden Direktor Wilhelm von Schadow verbunden ist. Ihr Einfluss, vor allem im Zeitraum zwischen 1830 und 1870, aber auch in späteren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ist kaum zu überschätzen. Schüler aus aller Welt studierten in Düsseldorf; Techniken, Lehrmethoden und Sujets wurden international wahrgenommen und kopiert. Gehör verschaffte sich die Malerschule durch Veröffentlichungen und Ausstellungen, aber auch durch die Verbreitung ihrer Werke über den internationalen Kunstmarkt, unter anderem in den Vereinigten Staaten. Reisen und weitverzweigte freundschaftliche und familiäre Verbindungen der oft gut situierten Protagonisten trugen zur Strahlkraft der Düsseldorfer Malerschule bei.

Wichtige Mitglieder der Düsseldorfer Malerschule sind Theodor Hildebrandt, Carl Ferdinand Sohn, Julius Hübner, Carl Friedrich Lessing und Eduard Bendemann. Die Maler um Schadow bevorzugen poetische, gefühlvolle Motive und naturgetreu gemalte Historienbilder, die häufig auf religiösen oder mythologischen Themen basieren. Mitte der 1830er Jahre kam es zu Konflikten: Einige Künstler tendierten in eine spätromantisch geprägte Richtung, andere orientierten sich eher am Realismus. Im Zuge politischer Unruhen der Märzrevolution gewannen demokratische Überzeugungen an Bedeutung. Ein verstärkter Wirklichkeitsbezug auch in der Landschaftsmalerei war die künstlerische Folge. Einige Künstler widmeten sich der Genremalerei, in der sie auch sozialkritische Themen des Alltags zum Ausdruck brachten. Ein Kreis an Schülern und Professoren der Düsseldorfer Malerschule gründete im Revolutionsjahr 1848 die unabhängige Vereinigung „Der Malkasten“. Zu seinen Mitgliedern zählten Emanuel Leute, Carl Wilhelm Hübner und Andreas Achenbach.

Vorgeschichte: die Kurfürstlich-Pfälzische Akademie

Die Kurfürstlich-Pfälzische Akademie der Maler, Bildhauer und Baukunst existierte von 1773 bis 1819 als Vorgängerinstitution zur Königlich-Preußischen Kunstakademie, die 1819 gegründet wurde. Wichtige Impulse zur Belebung des kulturellen Lebens in Düsseldorf gingen ab 1768 von Johann Ludwig Franz Graf von Goltenstein (1719–1776), dem Statthalter von Carl Theodor, Markgraf von Bergen op Zoom und Pflazgraf von Suzbach (1724–1799), aus: Graf Goltenstein ließ die Kurfürstliche Bibliothek und 1773 die Kurfürstlich-Pfälzische Akademie. Neben der außergewöhnlich gut bestückten Kurfürstlichen Gemäldegalerie mit ihrem ersten Museumsbau Europas bildeten die Kunstakademie und der Salon von Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) die künstlerisch-kulturellen Zentren der Stadt.

Gründung unter Lambert Krahe

Im Jahr 1752 gründete der Direktor der Gemäldegalerie, Lambert Krahe (1712–1790), eine erste private Zeichenschule in Düsseldorf. Als Vorbilder der Schüler diente sowohl die Gemäldegalerie wie auch die private Kunstsammlung Krahes, die dieser nach 20 Jahren Aufenthalts in Italien mitgebracht hatte. Das Kopieren von 300 Ölskizzen, 14.000 Zeichnungen von Raffael, Michelangelo Buonarroti, Gian Lorenzo Bernini, 24.000 Druckgrafiken u.a. von Albrecht Dürer führten die Lehrlinge in die Kunst seit der Renaissance ein; die Gipsabgusssammlung diente zum Studium antiker Meisterwerke. Da sich der Hof nicht in Düsseldorf befand, wurde die private Zeichenschule von privaten Zuwendungen und den Landständen finanziert. Weiters erwarben kunstsinnige Touristen, welche die Kunstsammlung besichtigten und Kopien der Werke bzw. das Galeriewerk der Düsseldorfer Gemälde kauften (→ Barocke Gemäldegalerien und ihre Kataloge). Obschon Krahe mit dem Galeriewerk wirtschaftlichen Schiffbruch erlitt, wurde er als Lehrer so erfolgreich, dass der Kurfürst 1773 die Gründung der „Kurfürstlich-Pfälzischen Akademie der Maler, Bildhauer und Baukunst“ bewilligte.

Düsseldorfer Akademie während der Napoleonischen Kriege

Krahes Nachfolger wurde ab 1790 sein Schüler Johann Peter Langer (1756–1824), der sich als Maler dem Klassizismus zuwandte. 1794 musste er aufgrund des Napoleonischen Feldzugs den Betrieb einstellen und beschäftigte sich einige Jahre lang mit dem Entwurf von Leinwandtapeten. Erst 1801 wurde die Kunstakademie unter seiner Leitung wiedereröffnet. Seine Berufung nach München 1806 dünnte den Lehrkörper in Düsseldorf aus. Aloys Cornelius (1748–1800, Vater des berühmten Peter Cornelius) und sein ältester Sohn Lambert Cornelius (1778–1823) unterrichteten Malerei, Ernst Carl Thelott Kupferstich und Karl Friedrich Schäffer Architektur.

Zwischen 1805 und 1813 trat Maximilian Joseph von Bayern (1756–1825) im Rahmen eines Gebietstauschs seine Herzogtümer am Rhein an Napoleon ab. Dieser bestellte seinen Schwager Joachim Murat 1806 zum Großherzog von Berg und Kleve. Für kurze Zeit stand Düsseldorf unter Einfluss Frankreichs, was sich in der Stadtplanung durch Adolph von Vagedes (1777–1842) und Maximilian Friedrich Weyhe (1775–1846) deutlich niederschlug. Ab 1815 gehörten Düsseldorf und das Großherzogtum Berg zu Preußen. Für die Düsseldorfer Akademie bedeutete dies eine Phase des Niedergangs.

Königlich-Preußische Kunstakademie (1819–1848)

Mit ihrer Umbenennung am 9. März 1819 erhielt die Königlich-Preußische Kunstakademie mit König Friedrich Wilhelm III. einen wichtigen Protektor. Bereits 1821 übersiedelte sie vom alten Franziskanerkloster in die leerstehende Galerie des Kurfürsten, da diese 1805 nach München abgezogen worden war, und den Südflügel des Stadtschlosses. Die Maler Peter Cornelius (1783–1867) und sein Nachfolger Wilhelm Schadow begründeten den Ruhm der Düsseldorfer Malerschule. Weitere wichtige Persönlichkeiten wie Cornelius und Josef Wintergest hatten ihre Ausbildung an der Wiener Akademie erhalten, sich dem Lukasbund angeschlossen, Jahre in Rom verbracht, wo sie den Namen Nazarener erhielten. Sie belebten die Freskomalerei und wählten Themen aus dem Mittelalter. Sie orientierten sich stilistisch an der Frührenaissance und suchten Gefühle (Herz, Seele, Empfindung) in ihren Werken zum Ausdruck zu bringen. Um 1830 hatten die Protagonisten der Nazarener sich durchgesetzt und prägten die Malerei der Romantik für die folgenden Jahrzehnte.

Peter von Cornelius lehrte vom 1. Oktober 1819 bis 1824 in Düsseldorf, danach trat er die Nachfolge von Langer als Direktor der München Kunstakademie an. Cornelius holte seine Weggefährten aus Rom nach Düsseldorf, darunter Karl Josef Ignaz Mosler für Kunstgeschichte und Josef Wintergest für die Kunst des Zeichnens. Die Professur für die 2. Malklasse übernahm der Düsseldorfer Porträtist Heinrich Christoph Kolbe. Der alte Konflikt der Nazarener mit der akademischen Ausbildung führte zur internen Benennung „Kunstschule in Düsseldorf“ und dem Konzept, dass die fortgeschrittenen Schüler in der Werkstätte des Meisters arbeiten und gleichzeitig lernen sollten. Dadurch würden, so Cornelius, freie und selbständige Künstler herangebildet und kein Schulzwang ausgeübt werden. Die bekanntesten Schüler dieser Jahre waren Wilhelm Kaulbach, Karl Stürmer, Hermann Stilke, Jakob Götzenberger und Ernst Förster. Sie unterstützten Peter von Cornelius, als dieser Kartons für München und die Fresken der Glyptothek. Dass die Maler dabei weniger individuelle Charakteristika ausbilden konnten, sondern als „Cornelius-Schule“ subsummiert wurden, zeigt die Grenzen von Cornelius‘ Lehrkonzept. Der später berühmte Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer beschrieb al 17-jähriger die Atmosphäre wie folgt:

„Eines Morgens hatte ich meine Probearbeit: den Marienkopf aus dem ‚Spasimo‘ [Kreuztragung Christi] von Raffael abgeliefert, da trat Inspektor Wintergerst nach seiner Correctur in die Klasse u. lud diese im Namen des Herrn Directors ein, seinen nunmehr vollendeten oben erwähnten Karton [zur Zerstörung Trojas] anzusehen. Mit heiliger Scheu traten wir in den Saal, wo Cornelius mit einem Stück Kohle in der Hand die Treppe bei Seite schob, damit wir den Eindruck des Ganzen haben sollten. Er nickte uns freundlich zu und erklärte uns die bedeutungsvollen Figuren der Gruppe. Mit der schließlichen Aufforderung ‚restlos zu streben‘, reichte er uns zum Abschiede die Hand, und wir gingen trunken von unbeschreiblichen Eindrücken – in die Elementarklasse zurück.“

Wilhelm Schadow und die Düsseldorfer Malerschule

Friedrich Wilhelm Schadow (1788–1862) wurde Anfang 1826 zum Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Der Nazarener war 1810 gemeinsam mit seinem Bruder, dem Bildhauer Wilhelm Schadow, nach Rom übersiedelt und hatte sich den Lukasbrüdern um Cornelius angeschlossen. Nach seiner Rückkehr nach Berlin 1819 wurde der zum Katholizismus konvertierte Maler zum Professor ernannt und konnte ein unabhängiges Atelier eröffnen. Dort unterrichtete er u.a. Akademieschüler, was ihm Konflikte mit den Akademieprofessoren eintrug.

Als Friedrich Wilhelm Schadow nach Düsseldorf berufen wurde, erfolgte damit an der dortigen Akademie der Wechsel von Freskomalerei zur Staffeleimalerei. Zudem arbeitete Schadow jeden Tag an der Akademie, gab Ratschläge, machte auf Fehler aufmerksam, zeichnete nie in die Arbeiten der Schüler hinein und versuchte mittels Erklärungen, seinen Schülern ein Gefühl für den Gegenstand zu geben. Ab 1830 unterrichtete Schadow nach einem eigenen dreistufigen Lehrplan, der nach der Elementar- und Vorbereitungsklasse die „neue Klasse“ vorsah. Darin lernten Schüler, ihre künstlerischen Ideen in Kompositionen umzusetzen. Dieser Phase folgten als vierte Stufe die Meisterateliers – allerdings nur für die besten Abgänger der Akademie. Für fünf Jahre konnte sie als selbständige Künstler in der Akademie ein Atelier beziehen und unter Aufsicht der Professoren ihre Werke erarbeiten.

Als Schadow 1826/27 von Berlin nach Düsseldorf übersiedelte, begleiteten ihn sieben Schüler, die den Kern der Düsseldorfer Malerschule bilden: Eduard Bendemann (1811–1889), Julius Hübner, Heinrich Mücke, Carl Ferdinand Sohn, Carl Friedrich Lessing, Theodor Hildebrandt und Christian Köhler. In Düsseldorf stießen Johann Wilhelm Schirmer und der zwölfjährige Andreas Achenbach (→ Andreas Achenbach: Landschaftsmalerei aus Düsseldorf) dazu.

Ab 1828 nahmen die Düsseldorfer regelmäßig an der alle zwei Jahre stattfindenden Akademieausstellung in Berlin teil. Und bereits bei der ersten Teilnahme der „Schadow-Schule“ erregten ihre Gemälde Aufmerksamkeit. Schon zwei Jahre später begeisterte das Bild „Das trauernde Königspaar“ von Carl Friedrich Lessing das Publikum. Die nationale wie internationale Bekanntheit der Düsseldorfer Malerschule wuchs ungemein schnell: u.a. durch den Besuch des russischen Zaren, der mit einer Tochter aus dem Haus Preußen verheiratet war, und Schadows guten Kontakt zu Prinz Friedrich von Preußen. Auch der 1829 gegründete Kunstverein für die Rheinlande und Westphalen tat sein Übriges für die Kontaktpflege und Vernetzung der Düsseldorfer Künstler. Als wichtige Institution etablierte sich auch die Akademieausstellungen im großen Saal des Galeriegebäudes. Dort erwarben die beiden wichtigsten frühen Mäzene und Kunstsammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener (1782–1861 → Die Sammlung des Bankiers Wagener. Die Gründung der Nationalgalerie) und der preußische Diplomat Athanasius Graf Raczynski (1788–1874) für ihre Berliner Galerien. Raczynski veröffentlichte 1836 den ersten Band seines Werks „Die neuere deutsche Kunst“, in dem er sich mit der Düsseldorfer Malerschule beschäftigte.

Friedrich Wilhelm Schadows Kunstverständnis war zu einem gewissen Grad konservativ, weil von der Religiosität der Nazarener geprägt, und modern romantisch. Seiner Ansicht nach sollten die Künstler sich neben Stillleben und Porträt nur Themen aus Religion, Geschichte und Literatur zuwenden. Seine Bevorzugung der Historienmalerei gründete sich auf seiner Verbindung zu den Nazarenern der 1810er Jahre. Im Vergleich zu Cornelius verband Schadow aber Stilisierung mit Naturalismus und schätzte auch eine naturnahe Farbigkeit. Die Ideen für die Gemälde würden aber, so Schadow in seinem Buch „Der moderne Vasari“, aus dem Inneren, der Phantasie der Künstler stammen. Desgleichen steigern sie auch die Naturwahrheit zum Poetischen. Vor allem in der zweiten Hälfte der 1820er und in den 1830er Jahren erfreute sich Friedrich Wilhelm Schadow größten Respekts. Zwei Romreisen 1830/31 und 1839/40 ließen ihn jedoch immer katholischer werden, sodass er im protestantischen Umfeld stärker kritisch wahrgenommen wurde. Schlussendlich sollte Schadows Unwillen, von der religiösen Historienmalerei abzuweichen, ein gewichtiger Stein des Anstoßes werden: Das Publikum fand Gefallen an der sog. „Kleinkunst“, worunter er Landschaften, Genreszenen und Stillleben verstand. Gleichzeitig wurden 1838/39 zwei seiner bedeutendsten Schüler, Eduard Bendemann und Julius Hübner, nach Dresden berufen.

Die Klassen von Schadow, Hildebrandt, Sohn und Schirmer umfassten jeweils um die 40 Schüler. Johann Wilhelm Schirmer konnte Schadow davon überzeugen, dass er nur Landschaftsmalerei unterrichten konnte. 1838 wurde der Maler und Architekt Rudolph Wiegmann und 1839 der Kupferstecher Joseph Keller berufen. Bis 1864 gab es keinen Professor für Bildhauerei in Düsseldorf, da Schadow die seiner Ansicht nach antiquierte klassizistische Ausrichtung des Fachs neben dem Platzmangel ins Treffen führte. Die Ateliers der Historienmaler wurden als „Jerusalem“ bzw. „Neu-Bethlehem“ und die der Landschaftsmaler als „Alhambra“ bezeichnet.

Düsseldorfer Genremalerei

Die Düsseldorfer Genremaler bezeichneten ihr Atelier als „Sibirien“, womit sie ausdrücken wollten, dass sie sich wenig geschätzt fühlten. Erst als sie sich Mitte der 1840er Jahre von der Akademie lösten oder in eine andere Stadt übersiedelten, konnte die Düsseldorfer Genremalerei reüssieren. Sie wandten sich offen politischen und sozialen Themen zu. Am 6. August 1848 gründeten sie die Künstlervereinigung „Malkasten“.

In Düsseldorf war die Folge der industriellen Revolution durch die Spinnmaschinen und mechanischen Webstühle bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zu spüren; gleichzeitig wandelte sich die Stadt zu einem Industriestandort. Im Juni 1844 fand die soziale Not der schlesischen Weber im dreitätigen Weberaufstand ein Ventil. Dazu kamen Missernten in den 1840ern, was ab 1847 zu einer Wirtschaftskrise führte. In die neugegründete Bürgerwehr in Düsseldorf traten auch Maler ein, darunter Johann Peter Hasenclever, Carl Wilhelm Hübner, Rudolf Jordan und Carl Friedrich Lessing.

Carl Wilhelm Hübner (1814–1879) arbeitete ab 1841 in einem privaten Atelier in Düsseldorf. Wie die Düsseldorfer Genremaler seiner Generation wandte er sich vom religiösen Historienbild bewusst ab, um sich sozialkritischen Themen und einer realistischen (nicht idealisierenden) Darstellungsweise zuzuwenden. Die Themen seiner Bilder fand er in aktuellen Volkserzählungen, Gedichten und Liedern der Feuilletons, die über soziale Missstände berichteten. Besonders drängend war die Not der schlesischen Weber, der sich Hübner 1844 im Gemälde „Die schlesischen Weber“ zuwandte. Zwei Monate vor dem berühmt gewordenen Aufstand im Juni 1844 präsentierte der Maler sein nach dem Lied „Blutgericht“ gestaltete Werk auf einer wohltätigen Ausstellung. Der unbekannte Autor des „Blutgerichts“ schilderte den Zustand in Peterswaldau beim Fabrikanten Zwanziger. Dieser hatte die Wochenlöhne so drastisch gekürzt, dass das Salär nicht mehr zum Überleben reichte. Das noch stark vom Unterricht Schadows geprägte Bild zeigt den Fabrikanten Zwanziger, wie die „20“ auf dem Tuch in seiner Rocktasche deutlich wird. Der Auftraggeber prüft das Tuch, während drei Viertel der Komposition von verzweifelnden Frauen und Männern eingenommen wird. Die Reaktionen auf das Bild waren geteilt.

Vier Jahre später malte Johann Peter Hasenclever „Arbeiter vor dem Magistrat“, das auf aktuelle Geschehnisse in Düsseldorf sich bezieht. Anfang Oktober 1848 war das Budget für eine Arbeitsmaßnahme – 600 Arbeitslose hatten einen toten Rheinarm an der Golzheimer Insel zugeschüttet – zu Ende gegangen. Daraufhin zogen die erneut arbeitslos gewordenen Arbeiter mit roten und schwarz-rot-goldenen Fahnen auf den Marktplatz, wo eine Delegation die Petition „Bitte um Arbeit“ vor den Stadtrat brachte. Der Maler solidarisierte sich mit den Bittenden, stellt er doch einen Arbeiter im blauen Kittel und mit hohem Hut dar, wie er sich in einem Selbstporträt geschildert hatte.

Die Revolutionsjahre 1848/49 inspirierte einige Künstler sich mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Alfred Rethel (1816–1859) reagierte auf die politische Situation mit der Holzschnittfolge „Auch ein Totentanz“ (1849), die in einer Auflage von 10.000 Abzügen verlegt wurde. Der 24-jährige Maler Ludwig von Milewski, ein Schüler von Carl Ferdinand Sohn, starb in der Nacht zum 10. Mai 1849 auf einer Barrikade in der Altstadt. Der taubstumme Stillleben- und Genremaler Joseph Wilms (1814–1892) verarbeitete er dieses Ereignis in „Die Hinterlassenschaft des Ludwig von Milewsiki“ (1849), in dem er Utensilien für künstlerische und kriegerische Betätigung miteinander verbindet.

Malkasten

Am späten Abend des 6. August 1848 nach dem Einheitsfest in Düsseldorf beschlossen Emanuel Leutze, Hermann Becker, Rudolf Jordan „und andere“ einen Künstlerverein zu gründen. Fünf Abende später trafen sich 112 Maler zur Gründungssitzung (11.8.), darunter die Akademieprofessoren Josef Wintergerst, Theodor Hildebrandt und Carl Ferdinand Sohn. Der Name „Malkasten“ wurde von Carl Wilhelm Hübner erfunden. Ziel des Vereins war die Förderung des künstlerischen Lebens, weshalb Künstler aller Stilrichtungen Mitglieder werden konnten. Ein Jahr später gehörten bereits nahezu alle Maler Düsseldorfs dem „Malkasten“ an. Zu den Ehrenmitgliedern wurden Peter von Cornelius und Adolf Menzel berufen.

Schirmer und die Düsseldorfer Landschaftsmalerei

Mit Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) gelangte Ende der 1820er Jahre einer der führenden Landschaftsmaler Deutschlands in eine wichtige Position an der Düsseldorfer Kunstakademie. Bereits 1831 wurde er zum Leiter der Landschaftsklasse berufen – ein Novum, das die zunehmende Bedeutung der durchaus national bis patriotisch gemeinten Landschaftsmalerei belegt. Zu seinen wichtigsten Schülern gehörten Andreas Achenbach und Stanislaus von Kalckreuth.

Im Jahr 1831 übernahm Wilhelm Schirmer die Leitung der neu gegründeten Landschaftsklasse und erneuerte mit seinen Bildern deutscher Wälder die Landschaftsmalerei. Er konnte durchsetzen, dass er in seiner Klasse nur Landschaftsmalerei unterrichten müsste (während alle anderen Professoren in Düsseldorf sowohl Historie wie auch Porträt, Genre und Stillleben lehrten). So zählten der Professor, Lessing und seine Schüler zu den ersten Malern in Deutschland, die farbige Ölskizzen nach der Natur malten. Dafür ließ sich Schirmer von einem Mechaniker erstmals einen Feldstuhl mit Schirm konstruieren Ab 1839 wurde die Landschaftsmalerei in Düsseldorf offiziell zum Unterrichtsfach. Während der 1840er und 1850er Jahre war Schirmer der bedeutendste Landschaftsmaler Deutschlands. 1854 wurde er zum Professor für Landschafts- und Genremalerei an der Kunstakademie in Karlsruhe berufen. Ein Jahr später wurde er deren Direktor.

Die Brüder Achenbach – Andreas und sein um zwölf Jahre jüngerer Bruder Oswald Achenbach (1827–1905) – wurden in der Tradition der idealisierenden Landschaft ausgebildet. Andreas Achenbach (1815–1910 → Andreas Achenbach: Landschaftsmalerei aus Düsseldorf) profitierte von der aufstrebenden Düsseldorfer Kunstakademie unter Wilhelm von Schadow, der ab 1826 die Direktion übernommen hatte. Der bereits im Alter von zwölf Jahren aufgenommene Landschaftsmaler bildete sich bis 1837 in Düsseldorf und München fort, bevor er mit dramatischen Seestücken, Küsten- und Gebirgsbildern vornehmlich nordischer Regionen, mit stimmungsvollen, aber realistischen Landschaften der Umgebung von Düsseldorf große Erfolge feierte und zum „Begründer der realistischen Landschaftsmalerei Deutschlands“ wurde. Als ein Hauptvertreter der Düsseldorfer Malerschule prägte er nicht nur Generationen von Nachahmern, sondern ermöglichte mit seiner vorimpressionistischen Technik der Farbdifferenzierung ein völlig neues Seherlebnis. Der produktive Maler zählte zu den Bestverdienern seiner Branche und vertrat den Typus des Malerfürsten nach Vorbild Peter Paul Rubens.

Berühmte Künstlerinnen und Künstler der Düsseldorfer Malerschule

  • Andreas Achenbach
  • Oswald Achenbach
  • Heinrich von Angeli
  • Jakob Becker
  • Helene von Beckerath
  • Willy von Beckerath
  • Eduard Julius Friedrich Bendemann
  • Arnold Böcklin
  • Eugen Bracht
  • Friedrich Brockmann
  • August Bromeis
  • Ferdinand Brütt
  • Wilhelm Busch
  • Alexandre Calame
  • Peter von Cornelius
  • Ernst Deger
  • Jakob Fürchtegott Dielmann
  • Fritz Ebel
  • Adam Eberle
  • Anselm Feuerbach
  • Robert Forell
  • Philipp Franck
  • Bernhard Fries
  • Heinrich Funk
  • Carl Heinrich Hermann
  • Robert Alexander Hillingford
  • Bernhard Hoetger
  • Theodor Hosemann
  • Friedrich Kallmorgen
  • Wilhelm von Kaulbach
  • Nelson Gray Kinsley
  • Ludwig Knaus
  • Gustav Lasinsky
  • Wilhelm Lefèbre
  • Wilhelm Lehmbruck
  • Eduard Leonhardi
  • Carl Friedrich Lessing
  • August Macke
  • Fritz Mackensen
  • Jakob Maurer
  • Theodor Mintrop
  • Ludwig Munthe
  • Heinrich Nauen
  • Eduard Wilhelm Pose
  • Alfred Rethel
  • Emil Rumpf
  • Georg Saal
  • Wilhelm von Schadow
  • Caspar Scheuren
  • Johann Wilhelm Schirmer
  • Adolf Schreyer
  • Adolf Schroedter
  • Theodor Christoph Schütz
  • Joseph Anton Settegast
  • Alfred Sohn-Rethel
  • Lesser Ury

Literatur zur Düsseldorfer Malerschule

  • Christa Holtei, Die Düsseldorfer Malerschule. Kunst – Geschichte – Leben, Düsseldorf 2017.
  • Andreas Achenbach. Revolutionär und Malerfürst, hg. v. Bettina Baumgärtel, Wolfgang Peiffer, Matthias Winzen (Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts, Baden-Baden, 2016; Museum Kunstpalast, Düsseldorf, 2017), Oberhausen 2016.

Beiträge zur Düsseldorfer Malerschule

Caspar David Friedrich, Lebensstufen, Detail, um 1834, Öl/Lw, 72,5 x 94 cm (Museum der bildenden Künste, Leipzig, Foto: InGestalt Michael Ehritt)

Düsseldorf | Museum Kunstpalast: Caspar David Friedrich


Zu Lebzeiten stand Caspar David Friedrich (1774–1840) in einer spannungsvollen Beziehung zu den Vertretern der Düsseldorfer Landschaftsmalerei. Der künstlerische Austausch war von Gegensätzen und Kritik, aber auch von erstaunlichen Korrespondenzen geprägt. Mitte der 1830er Jahre geriet Friedrichs Werk zunehmend in den Schatten der Düsseldorfer Malerschule. Die rund 120 Werke umfassende Ausstellung präsentiert den aufkommenden Geschmackswandel von der Romantik bis zu den Anfängen des Realismus. Erstmals tritt die sächsische Landschaftsmalerei in einen Dialog mit den Werken der Düsseldorfer Malerschule.