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Enschede | Rijksmuseum Twenthe: Sofonisba Anguissola Porträtistin der Renaissance | 2023

Sofonisba Anguissola, Drei Schwestern beim Schachspiel, Detail, um 1555 (Poznań, Muzeum Narodowe)

Sofonisba Anguissola, Drei Schwestern beim Schachspiel, Detail, um 1555 (Poznań, Muzeum Narodowe)

Das Rijksmuseum Twenthe organisiert 2023 in Zusammenarbeit mit dem dänischen Nivaagaards Malerisamling die erste monografische Ausstellung über Leben und Werk der italienischen Renaissancemalerin Sofonisba Anguissola (um 1532–1625) in den Niederlanden. Anguissola ist einer der talentiertesten Porträtist:innen des italienischen 16. Jahrhunderts (→ Renaissance). Mit klugen Karriereschritten kam sie dem Wunsch des Adels nach, sich zu verewigen, und gelangte Ende des 16. Jahrhunderts in die engeren Kreise des spanischen Königshauses.

Europas berühmteste Malerin

Sofonisba Anguissola ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Renaissance und wurde schon von ihren Zeitgenoss:innen für ihr Talent und ihre Kreativität gelobt. So schrieb etwa Giorgio Vasari in seinem Buch „Le vite de' più eccellenti pittori, scultori e architettori“ von 1568, dass die Figuren in Anguissolas Porträts so lebensecht wirken, dass sie zu atmen scheinen. Dieses Kompliment wurde der Malerin oft gemacht, blieb aber vorerst ihren männlichen Vorgängern und Kollegen wie Jan van Eyck oder Leonardo da Vinci vorbehalten. Auch Michelangelo Buonarroti lobte Anguissola in einem Briefwechsel mit ihrem Vater Amilcare Anguissola, diesmal für die Art und Weise, wie sie das Gefühl der Traurigkeit in ihren Zeichnungen einfing. Vasari schrieb dazu, dass es nichts Schöneres oder Lebensechteres gäbe als die Figuren in dieser Zeichnung.

Anguissola wurde auch in hohem Alter noch bewundert. Anthonis van Dyck besuchte die Künstlerin auf Sizilien. Er schrieb über dieses Treffen in sein Tagebuch und fügte eine Skizze von ihr ein. Laut dem italienischen Schriftsteller Filippo Baldinucci hatte der flämische Künstler das Gefühl, dass er während seines Besuchs im Gespräch mit Anguissola mehr über die Malerei gelernt hatte als mit jedem anderen Künstler. Auch noch in den Jahren nach ihrem Tod blieb die Bewunderung für Anguissolas Werk ungebrochen. 1674 beschrieb beispielsweise der Historiker Raffaele Soprani Sofonisba Anguissola als „la più illustre Pittrice d'Europa“: Europas berühmteste Malerin.

Sofonisba Anguissola im Rijksmuseum Twenthe 2023

Anguissolas Leben bildet den Leitfaden für die Ausstellung im Rijksmuseum Twenthe. Ihr Leben war von drei wichtigen Momenten geprägt: ihrer Kindheit und Ausbildung in Cremona, ihrer Zeit als Hofdame am spanischen Hof in Madrid und ihren letzten Jahren in Sizilien und Genua.

Selbstportrait – Familienportrait – Königsportrait

Die Ausstellung zeigt ihre künstlerische Entwicklung an diesen drei verschiedenen Orten, beginnend mit den frühen Familienporträts und endend mit den gedämpften religiösen Bildern, die Anguissola in ihren letzten Jahren ihres Lebens schuf. Die Ausstellung gibt auch einen Eindruck von den Lebensverhältnissen im italienischen und spanischen 16. Jahrhundert, indem sie Kostüme, Literatur und Musikinstrumente einbezieht.

Zu ihrer Zeit wurde Sofonisba Anguissola als Wunder beschrieben. Mit dieser Ausstellung möchte das Rijksmuseum Twenthe veranschaulichen, wie sie zu einer viel gelobten und gefragten Künstlerin wurde – zu einer Zeit, als dies nicht selbstverständlich war und stark restriktive Ideale über Frauen ihrer Klasse herrschten. Anhand von mehr als drei Vierteln des erhaltenen Œuvres wird gezeigt, wie innovativ die Malerin war und wie sie zu einer der berühmtesten Porträtkünstlerinnen der italienischen Renaissance aufstieg.

Sofonisba Anguissola. Portraitist of the Renaissance: Ausstellungskatalog

Waanders Uitgeverij (Hg.)
mit Beiträgen u.a. von Griselda Pollock und Leticia Ruiz Gómez

Quelle: Rijksmuseum Twenthe

Sofonisba Anguissola: Bilder

  • Sofonisba Anguissola, Das Schachspiel, um 1555, Öl auf Leinwand (Raczyński-Stiftung, Muzeum Narodowe w Poznaniu, Posen)
  • Sofonisba Anguissola, Selbstbildnis an der Staffelei, 1556, Öl auf Leinwand (Muzeum - Zamek w Łańcucie, Łańcut)
  • Sofonisba Anguissola, Selbstporträt, 1558, Öl auf Leinwand (Galleria Colonna, Sammlung Prinzessin Colonna, Rom)