Der Einfluss des niederländischen Barockmalers Frans Hals (1580–1666) auf die Maler der Moderne war enorm! Die Ausstellung im Frans Hals Museum in Haarlem thematisiert die Wiederentdeckung des lange vergessenen Künstlers durch die französischen Impressionisten vor 150 Jahren. Seither schätzten Maler wie Manet, Liebermann, Singer Sargent und Van Gogh den Holländer für seine gestische Malerei, in der Unschärfe genauso einen Stellenwert hat wie präzise herausgearbeitete Partien.
Niederlande / Haarlem: Frans Hals Museum
13.10.2018 – 10.2.2019
Genau vor 150 Jahren – 1868 – schrieb der einflussreiche, französische Kunstkritiker Théophile Thoré-Bürger über Frans Hals – und machte ihn über Nacht zu einem gefeierten Vorbild für die sich gerade herausbildenden Moderne rund um die Maler des 1874 als Impressionismus getauften Stils. Eineinhalb Jahrhunderte hatte die offene Malweise des Holländers den akademischen Vorstellungen nicht entsprochen, weshalb seine Kunst wenig geschätzt wurde. Stattdessen wurde der Malstil mit Hals‘ angeblich liederlichem Lebensstil in Verbindung gebracht und der Künstler so doppelt diffamiert. Am Kunstmarkt waren die Gemälde Frans Hals‘ daher nur wenig wert und auch in den Erzählungen zum Goldenen Jahrhundert der holländischen Malerei schienen sie genauso wenig hineinzupassen wie das Spätwerk von Rembrandt van Rijn (→ Der späte Rembrandt: Maltechnik, Radierungen und Bankrott).
Thoré-Bürger war ein Experte für die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts und wagte, einen neuen Blick auf die Werke zu werfen. So war der Kunstkritiker maßgeblich an der Wiederentdeckung von Jan Vermeer verantwortlich. Zwei Artikel in der Gazette des Beaux-Arts erwiesen sich als besonders einflussreich. Darin strich er Hals‘ mutige Pinselarbeit und Virtuosität heraus und stellte ihn als ein Vorbild für die moderne Malerei hin. In der Folge stiegen die Preise für Gemälde des Haarlemer Meisters exorbitant an. Viele Maler reisten eigens nach Haarlem, um die Werke im 1862 eröffneten Gemeentemuseum zu studieren.
Der berühmte Porträtist aus Haarlem wird seine Bedeutung in der Geschichte des Porträts genauso herausstreichen wie sie seinen Einfluss auf die Entwicklung der Moderne beleuchtet. Maler wie Edouard Manet, Max Liebermann, John Singer Sargent, James Ensor, Mary Cassatt, Gustave Courbet, James McNeill Whistler, William Merrit Chase, Henri Fantin-Latour und Vincent van Gogh werden Hals gegenübergestellt werden. Erstmals stellt das Frans Hals Museum in Haarlem diesen Dialog direkt an den Wänden vor.