Hans Holbein der Jüngere: dt-Schweizer Maler der Renaissance | ARTinWORDS

Hans Holbein der Jüngere

Wer war Hans Holbein der Jüngere?

Hans Holbein der Jüngere (Augsburg 1497/98–29.11.1543 London) war ein Schweizer Maler der Renaissance, der in Augsburg, Basel (ab 1519) und London arbeitete. Sein wohl bekanntestes Werk ist das Gemälde „Jean de Dinteville und Georges de Selve [Die Gesandten]“ (1533, The National Gallery, London). Es zeigt zwei Gesandte, die Adel und Klerus repräsentieren. Überwiegend malte Hans Holbein d.J. jedoch Porträts bedeutender Persönlichkeiten, wie etwa des englischen Königs Heinrich VIII.

Kindheit & Ausbildung

Hans Holbein der Jüngere wurde 1497 oder 1498 als Sohn des bekannten Malers Hans Holbein der Ältere (um 1464–1524) wahrscheinlich in Augsburg geboren. Künstlerisch tätig waren auch sein Onkel Sigmund Holbein (um 1470–1540), über dessen Wirken und Werk aber wenig bekannt ist, wie einer seiner Brüder, Ambrosius Holbein.

Der Augsburger Maler Hans Holbein d.Ä. gilt als bedeutender Künstler am Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Hans Holbeins d.Ä. entwickelte in Augsburg – nicht zuletzt dank der produktiven Rivalität mit Hans Burgkmair d.Ä. – eine charakteristische Form der Renaissance-Malerei. Ihre künstlerische Ausbildung erhielten die Brüder in der Werkstatt des Vaters.

Werke

Basel

Im Verlauf des Jahres 1515 brach Hans Holbein d.J. zu seiner Gesellenreise nach Basel auf. Spätestens ab Juli 1516 befand sich auch sein etwa drei Jahre älterer Bruder Ambrosius in der Handels- und Verlagsstadt. Beiden gelang es nach ihrer Ankunft zunächst durch Illustrationsaufträge für den Buchdruck, schon bald aber auch durch Gemäldeaufträge, sich erfolgreich in Basel zu etablieren. Hans Holbein d.J. arbeitete in Basel u. a. für Hans Froben und illustrierte Bücher wie „Lob der Torheit“ von Erasmus von Rotterdam und „Utopia“ von Thomas Morus. Zu künstlerischen Arbeiten hielt sich Hans Holbein um 1517 bis 1519 in Luzern auf.

In das Jahr 1519 fielen wahrscheinlich der Tod seines Bruders Ambrosius und die Heirat Hans Holbeins d.J. mit der vier Jahre älteren Elsbeth Binsenstock, der Witwe eines Basler Gerbers, was ihm ermöglichte, der Basler Malerzunft, der Zunft zum Himmel, beizutreten und 1520 Bürger von Basel zu werden. Das Paar hatte vier Kinder: Philipp, Katharina, Johannes und Küngold. Die Ehefrau und die beiden ersten Kinder malte Holbein in seinem berühmten Bildnis von Holbeins Frau mit den beiden älteren Kindern (1528, Kunstmuseum Basel); es gilt als eines der ersten Bildnisse überhaupt, das ein Künstler von der eigenen Familie schuf.

Zu dieser Zeit lebte auch der niederländische Philologe und Philosoph Erasmus von Rotterdam in Basel, den Holbein am häufigsten porträtierte. In Basel schuf Holbein unter anderem auch seine beiden berühmten Madonnenbilder, die sogenannte „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ (auch „Darmstädter Madonna“, 1525/1526) und die Solothurner Madonna (1522, Kunstmuseum Solothurn). 1521 wurde er mit der Bemalung des Grossratssaales im Basler Rathaus beauftragt.

Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen

Holbein erhielt den Auftrag für die „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ (1525/26 und 1528, Künzelsau, Sammlung Würth, Inv.-Nr. 14910) vermutlich 1525 vom ehemaligen Basler Bürgermeister Jacob Meyer zum Hasen und vollendete das Gemälde vor der Abreise zu seinem ersten Englandaufenthalt Mitte 1526. Künstler und Auftraggeber kannten sich seit Holbeins Ankunft in Basel 1515; ein Jahr später hatte Meyer den Auftrag für das Doppelbildnis mit seiner Frau erteilt. Damit dem konnte sich der junge Maler künstlerisch wie auch gesellschaftlich in der Stadt etablieren. Als Holbeins letztes altgläubiges Marienbild nimmt die Schutzmantelmadonna einen besonderen Rang innerhalb seines Schaffens ein.

Die Schutzmantelmadonna des Basler Bürgermeisters markiert um die Mitte der 1520er Jahre die letzte fundamentale Stilwandlung im Werk Hans Holbeins d.J. Hatte sich der junge, hoch talentierte Maler 1515 zunächst als kenntnisreicher Vertreter der Augsburger Renaissancekunst in Basel etabliert, so öffnete die Begegnung mit der Kunst Jan van Eycks um 1522 seine Augen für die malerische Wirkung von Licht und Schatten und den altniederländischen Detailrealismus, was sich in Meisterwerken wie der „Solothurner Madonna“ oder dem Erasmus-Bildnis mit dem Renaissancepilaster niederschlagen sollte. Seit 2012 befindet sich die „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ als Teil der Sammlung Würth in der Johanniterkirche, Schwäbisch Hall.

Kurzer Aufenthalt in Frankreich und England

1523 oder 1524 ging Holbein d.J. nach Frankreich. Er zeichnete zwei Fürstenstatuen am herzoglichen Palast Sainte-Chapelle in Bourges im Berry. Ob er damit eine höfische Anstellung anstrebte oder vom Mäzenatentum des Königs Franz I. profitieren wollte, bleibt unklar. Holbein hielt sich für neue Betätigungsfelder von 1526 bis 1528 in England auf.

Zweiter Aufenthalt in Basel

1528 kehrte Hans Holbein d.J. als bereits bekannter und begehrter Maler für vier Jahre nach Basel zurück, wo er zwei Häuser erwarb. Nach dem protestantischen Bildersturm 1529 und dem damit verbundenen Verbot religiöser Darstellungen bekam er immer weniger Aufträge. 1532 verließ er Basel endgültig in Richtung England. Dem Versuch des Basler Rats, ihn 1538 mit 50 Gulden Jahresgehalt nach Basel zurückzuholen, widerstand er.

Einen vergleichbar tiefgehenden Eindruck wie die Malweise Jan van Eycks machte nur wenig später die Begegnung des Künstlers mit zeitgenössischer italienischer Kunst, die Holbein 1523/24 am Hof König Franz’ I. von Frankreich in Fontainebleau und Paris kennenlernte, als er sich dort vergeblich um eine Anstellung als Hofkünstler bemühte.

Werke von Leonardo da Vinci und seines zeitweiligen Mitarbeiters Andrea Solario hinterließen nachhaltige Spuren in Holbeins Schaffen – stilistisch, motivisch, koloristisch, aber in gewissem Umfang auch maltechnisch. Leonardos „Felsgrottenmadonna“ (Louvre, Paris), die sich zu Holbeins Zeiten mit größter Wahrscheinlichkeit schon in der königlichen Sammlung befand, sowie Andrea Solarios für Kardinal George d’Amboise, den Minister Ludwigs XII. von Frankreich, gemalte Darstellung der Salome mit dem Haupt des Täufers, von der sich mehrere Fassungen erhalten haben, lassen sich als direkte Anknüpfungspunkte für Holbein nachweisen.

London

In London machte er auf Vermittlung von Erasmus hin die Bekanntschaft mit dem Humanisten Thomas Morus, der ihm verschiedene Aufträge verschaffte und ihn auch dem König Heinrich VIII. vorstellte. 1533 entwarf er die Dekorationen für die Hochzeit des Königs mit Anne Boleyn. Im Jahr 1536 wurde er Hofmaler des Königs.

„Seine [des Königs] Zuneigung zu ihm ging bis zur Schwäche. Als sich ein Lord einmal über eine Beleidigung des Malers beim König beschwerte, […] antwortete der König: ‚Wisset, daß ich aus sieben Bauern in einer Minute sieben Lords, wie ihr es seid machen kann, daß ich aber aus sieben Lords von Eurem Schlage nicht einen einzigen Holbein machen kann.‘“1 (nach J. Wiese)

König Heinrich schickte Holbein 1539 auf Brautschau aufs Festland zurück, um Christina von Dänemark und in Kleve die beiden Töchter des Herzogs Johann III. zu malen. Das Bild von Anna von Kleve gefiel ihm sehr und er entschloss sich, sie zu heiraten. Da ihm die reale Anna aber weit weniger schön erschien als die gemalte, fiel Holbein bei ihm in Ungnade. Er blieb zwar Hofmaler, durfte jedoch nie wieder ein Mitglied der königlichen Familie malen.

In die Zeit seines zweiten englischen Aufenthaltes gehören auch die für den Stalhof und deren Mitglieder ausgeführten Arbeiten: Porträts von mindestens fünf Kaufleuten, darunter das berühmte Bildnis des Georg Gisze von 1532, allegorische Monumentalbilder (Triumphzüge des Reichtums und der Armut, 1532/1535), Festdekorationen und Entwürfe für Silberarbeiten.2 Hans Holbeins wohl bekanntestes Werk ist das Gemälde „Jean de Dinteville und Georges de Selve [Die Gesandten]“ (1533, The National Gallery, London). Es zeigt zwei Gesandte, die Adel und Klerus repräsentieren.

Tod

Hans Holbein der Jüngere starb am 29. November 1543 in London an der Pest.

Nachruhm

Im Kunstmuseum Basel befindet sich heute der weltweit größte Bestand von Werken Hans Holbein des Jüngeren.

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