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James Cook und die Entdeckung der Südsee

Nathaniel Dance (1735--1811), Captain James Cook, London, 1776, Öl auf Leinwand, 127 x 101,6 cm © National Maritime Museum, London, Greenwich Hospital Collection.

Nathaniel Dance (1735--1811), Captain James Cook, London, 1776, Öl auf Leinwand, 127 x 101,6 cm © National Maritime Museum, London, Greenwich Hospital Collection.

James Cook (1728–1779) gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Als Selfmademan, Entdecker, Weltumsegler, Aufklärer, Wissenschaftler und Märtyrer ging er in die Geschichte ein. Die großangelegte Ausstellung im Völkerkundemuseum macht die Beschwerlichkeit aber auch die Erfolge dieser ersten auf Beobachtung, Messen und Rechnen gestützten, naturwissenschaftlichen Erforschung der Südsee deutlich. Etwa 500 Objekte – davon etliche aus dem Bestand des Wiener Museums – belegen die reiche Sammeltätigkeit von Crew und Kapitän. Auf drei Weltumsegelungen trugen Cook und die ihn begleitenden Wissenschaftler Naturalien und Kultgegenstände zusammen, erforschten und vermaßen Polynesien und brachten neues Wissen zurück nach Europa.

Mit James Cook um die Welt

Die erste Weltumsegelung des James Cook dauerte von 1768 bis 1771 und war eine internationale Forschungsmission. Ziel war es, in Tahiti den Venusdurchgang genau zu vermessen, um mit den erzielten Daten die Entfernung der Erde von der Sonne berechnen zu können. Etwa 100 Männer bildeten die Mannschaft der Endeavour, einem umgebauten Kohleschiff. Die elf Wissenschaftler und ihr Kapitän widmeten sich nicht nur astronomischen Fragestellungen, sondern auch der Vermessung der Südsee. Ihr geheimer Auftrag lautete, den sagenumwitterten Südkontinent ausfindig zu machen. Hierfür nahm Cook den Tahitianischen Priester Tupaia an Bord, der sich in der Folge als wertvoller Navigator und Übersetzer verdient machte. Insgesamt 74 pazifische Inseln wurden so von Cook entdeckt, benannt und vermessen. Weiters steuerte die Endeavour die Ostküste von Australien und Neuseeland an.

Erfolg und neuerliche Mission

1771 nach Europa zurückgekehrt, fand Cook ungeheure Zustimmung für sein Kommando. Seine Annahme, dass es keinen Südkontinent gebe, da er nicht auf eine riesige Landmasse gestoßen sei, wurde jedoch mit großer Skepsis begegnet. Diese brachte dem Kapitän sofort den nächsten Auftrag der Royal Navy ein: Zwischen 1772 und 1775 sollte er sich auf der Suche nach dem Südkontinent auf seine zweite Weltumsegelung begeben. Innerhalb dieser drei Jahre und 18 Tage konnte Cook die Annahme von der Existenz eines Südkontinents widerlegen und prägte unser Weltbild damit entscheidend. Weiters hatten auch die Gemälde von William Hodges enormen Einfluss auf das Bild der Europäer von der Südsee. Cook war sich, wie aus seinen Tagebuchaufzeichnungen deutlich hervorgeht, sicher, dass diese Bilder die Kenntnisse von der anderen Seite der Welt besser transportieren würden als die Publikation seiner Berichte. Der Kapitän sollte Recht behalten! Hodges Zeichnungen und Aquarelle prägten die Vorstellung von der Südsee als ein irdisches Paradies. Ab Ende des 19. Jahrhunderts sollte diese Künstler wie Paul Gauguin, Emil Nolde (→ Emil Nolde. Werke in Glut und Farbe) und Max Pechstein anziehen.

Der "Märtyrer-Tod" Cooks

Die dritte Reise (1776–1779) sollte James Cook dann zum persönlichen Verhängnis werden. Nachdem er erstmals in Nordamerika an Land gegangen und die Nootka besucht hatte, entdeckte er zwar nicht die Nordwest-Passage, weshalb er von der Krone in die Region geschickt worden war, jedoch die Osterinseln und Hawaii. Dort fand er auch im Frühjahr 1779 den Tod. Er wurde von den Hawaiianern schlagen, da ihn diese bei seiner ersten Landung mit dem Wintergott Lono identifizierten. Nachdem die Feierlichkeiten zu Ehren des Gottes abgeschlossen und Cook reich beschenkt wieder abgesegelt war, musste er unerwartet zurückkehren, da der Mast gebrochen war. Inzwischen wurde jedoch dem sommerlichen Gott Kunuiakea geopfert und Lono-Cooks Rückkehr galt als liturgisch unerwünscht. Cook fand daraufhin am 6. Februar 1779 in einem Handgemenge den gewaltsamen Tod.

Das Völkerkundemuseum lenkt mit dieser Ausstellung erstmals den Fokus auf die eigenen Bestände, die durch Cooks Reisen nach Europa gelangten. Franz I. ließ 1806 die Gründungssammlung des Wiener Museums in London ersteigern. Die Ausstellung macht die Leistungen Cooks und seiner Mitreisenden nun anhand eines chronologischen Rundgangs anschaulich. Obwohl diese Objekte bereits relativ oft zu sehen waren, gelingt es mit „James Cook und die Entdeckung der Südsee“ erstmals, über die Ausstellung fremder Kulturen und ihrer Artefakte hinausgehend, ihren Weg nach Europa nachzuzeichnen.

James Cook: Bilder

  • Nathaniel Dance (1735–1811), Captain James Cook, London, 1776, Öl auf Leinwand, 127 x 101,6 cm © National Maritime Museum, London, Greenwich Hospital Collection.
  • Federmantel, Hawai’i, um 1775, Pflanzenfasern, Federn, 150 x 182 cm, © Ethnographische Sammlung am Historischen, Museum Bern.
  • Kopfschmuck des Königs von Tonga, Tonga, um 1760, Pflanzenfasern, Holz, Federn, 33 x 54 cm © Museum für Völkerkunde, Wien.
  • Georg Forster (1754–1794), Passionsblume Passiflora aurantia, Neukaledonien, 1774, Aquarell, 53,3 x 36,5 cm © Natural History Museum, London.
  • Johann Joseph Zoffany (1733–1810), Der Tod des Captain Cook am 14. Februar 1779, London, begonnen 1789 (?), Öl auf Leinwand, 137,2 x 182,9 cm © National Maritime Museum, London, Greenwich Hospital Collection.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.