Jan de Beer: nl. Maler der Renaissance | ARTinWORDS

Jan de Beer

Wer war Jan de Beer?

Jan de Beer, früher bekannt als Meister der Mailänder Anbetung (um 1475–1528), war ein flämischer-niederländischer Maler der Renaissance. Der Zeichner und Entwerfer von Scheibenrissen (Glasfenstern) war zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Antwerpen tätig. Er gilt als einer der wichtigsten Mitglieder der sogenannten Antwerpener Manieristen, einer losen Gruppe von meist anonymen Malern, die im frühen 16. Jahrhundert in und um Antwerpen tätig waren. Zu seinen Lebzeiten hoch angesehen, betrieb Jan de Beer eine vielbeschäftigte Werkstatt mit einer bedeutenden Produktion religiöser Darstellungen. Heute umfasst das Œuvre Jan de Beers rund 20 Gemälde und 12 Zeichnungen.

Kindheit & Ausbildung

Jan de Beer wurde um 1475 als Sohn des Malers Claes de Beer geboren. Sein Geburtsort war in oder in der Nähe von Antwerpen. Es ist bekannt, dass Claes de Beer und seine Familie Besitztümer in Ekeren bei Antwerpen hatten.

Jan de Beer absolvierte seine Lehre bei Gillis van Everen, einem Maler mit einer großen Werkstatt in Antwerpen. Danach arbeitete er vermutlich mehrere Jahre als Assistent von van Everen.

Werke

Jan de Beer wurde 1504 als Meister in der Antwerpener Lukasgilde aufgenommen. Er war 1509 Schöffe der Gilde und wurde 1515 zu ihrem Dekan gewählt, eine Position, die er bis mindestens 1519 innehatte. Irgendwann geriet er mit der Gilde in Konflikt und reichte 1519 sogar eine Klage wegen der Gildenverwaltung ein.

Jan de Beer war mit anderen prominenten Malern der Antwerpener Schule wie Quentin Massys bekannt. Die beiden wurden eingeladen, in einem Streit über die Qualität eines bemalten und geschnitzten Altarbildes zu urteilen, das 1509 für die Stadt Dünkirchen in Auftrag gegeben wurde. Auch mit dem führenden Landschaftsmaler Antwerpens, Joachim Patinir, war de Beer bekannt. Die beiden haben möglicherweise für Aufträge zusammengearbeitet.

Eine signierte und mit „1520“ datierte „Studie von neun Köpfen“ (um 1515–1520, British Museum, London) trägt auf der Rückseite des Blattes auch Patinirs Name („Jochem de patinir“): Er steht unmittelbar neben der kleinen Karikatur eines sich entleerenden Mannes, einem so genannten „kacker“, mit denen der Landschaftsmaler angeblich seine Beteiligung zu kennzeichnen pflegte.1 Dan Ewing argumentierte überzeugend, dass das Vorhandensein der Namen beider Künstler sowie der Jahreszahl 1520 darauf verweist, dass es sich bei der Zeichnung um ein Geschenk von de Beer an den jüngeren Patinir handelte.2

Im Jahr 1508 heiratete Jan de Beer die Brauertochter Katline Weygers. Das Paar ließ sich auf Kipdorp in Antwerpen nieder und hatte um 1509 einen Sohn namens Aert oder Arnould. Aert war wie sein Vater Maler und Glasdesigner, starb aber 1540 in jungen Jahren.

Jan de Beer betrieb eine große Werkstatt in Antwerpen und stellte ab 1510 Schüler zu seiner Unterstützung ein. Er trug zu den temporären Dekorationen für den freudigen Einzug von Erzherzog Karl V., dem späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, bei. Er arbeitete auch an der Dekoration des Wagens, der die Antwerpener Rhetorenkammer „De Violieren“ bei der Parade während des „Landjuweel“ (Landjuwel, ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Rhetorenkammern) in Mechelen repräsentierte.

Anbetung der heiligen drei Könige

Die „Anbetung der heiligen drei Könige“ in der Pinacoteca di Brera steht im Mittelpunkt des Schaffens von Jan de Beer. Die Mitteltafel wird von einer Engelsanbetung und Hirtenanbetung links und einer Flucht nach Ägypten flankiert. Die Außenseiten der Flügel zeigen die Verkündigung in Grisaille. Die Arbeit wurde zwischen 1515 und 1520 mit Hilfe seiner florierenden Werkstatt abgeschlossen, wobei eine Mitarbeit vom sogenannten „Meister von Amiens“ an den beiden Flügeln diskutiert wird.

Das Werk wurde relativ rasch nach Venedig exportiert, wo es möglicherweise im Kloster Santa Maria Maddalena delle Covertite alla Giudecca oder in der Kirche Santa Maria dei Servi aufgestellt war. Bevor der Altar von Friedländer als Werk des Jan de Beer erkannt wurde, wurde das Triptychon Albrecht Dürer, Lucas van Leyden oder Herri met de Bles zugeschrieben.

Das Triptychon hatte in den 1520er Jahren einen wichtigen Einfluss auf die venezianische Malerei, insbesondere auf das Werk von Lorenzo Lotto und Girolamo Savoldo. Die Venezianer waren besonders fasziniert von den Effekten des übernatürlichen Lichts, das de Beers nächtliche Szenen beleuchtete.

Das Triptychon folgt den Vorstellungen der Devotio moderna, einer religiösen Bewegung, die eine apostolische Erneuerung durch echte fromme Praktiken wie Demut, Gehorsam und Einfachheit des Lebens forderte. Das visuelle Programm des Triptychons sollte die Gläubigen durch die Betrachtung wichtiger Episoden aus dem Leben der Heiligen Familie dazu anregen, dem christlichen Lebensstil zu folgen.

Tod

Von 1519 bis 1528 taucht Jan de Beers Name nicht mehr in den Archiven auf. Eine Urkunde vom 10. November 1528 weist den Maler als bereits verstorben aus.

Nachruhm & Wiederentdeckung

Jan de Beer war ein Vertreter des Antwerpener Manierismus und der einzige dieser Gruppe von Malern, der nach seinem Tod noch Ruhm genoss. Der italienische Biograf Lodovico Guicciardini nahm de Beer in seine Liste berühmter niederländischer Künstler von 1567 auf.

Dennoch geriet der Name des Künstlers Ende des 16. Jahrhunderts völlig in Vergessenheit und wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Die Kunsthistoriker Georges Hulin de Loo und Max Friedländer spielten eine Schlüsselrolle bei seiner Wiederentdeckung. 1902 entdeckte Hulin de Loo die Signatur de Beers auf einer „Studie von neun Köpfen“ (um 1515–1520, British Museum, London), die er 1913 veröffentlichte. Zwei Jahre später fasste Friedländer in seiner Studie zum Antwerpener Manierismus verschiedene Werke unter dem Namen „Meister der Mailänder Anbetung“ zusammen. Damit bestimmte Friedländer die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ (Pinacoteca di Brera, Mailand) als das zentrale Werk des Œuvres. 1933 identifizierte Friedländer diesen Meister mit de Beer, der für ihn eine der Schlüsselfiguren des Antwerpener Manierismus war.

Die Brera-Anbetung der Könige und die signierte Skizze im British Museum sind die Grundlage für alle weiteren Zuschreibungen. Aufgrund des uneinheitlichen Niveaus der dem Künstler zugeschriebenen Werke wurden verschiedene Theorien über die Rolle seiner Werkstattassistenten in bestimmten Werken aufgestellt.

Literatur zu Jan de Beer

  • Dan Ewing, Jan de Beer. Gothic Renewal in Renaissance Antwerp, Turnhout 2016.
  • Dan Ewing, The Paintings and Drawings of Jan de Beer, Diss. University of Michigan, 1978.
  1. Van Mander 1604, fol. 219r.
  2. Ewing 1978, S. 42f. sowie ausführlicher Ewing 2016, S. 79–81.