0

Jan van Eyck: Biografie Lebenslauf des bedeutenden flämischen Malers

Jan van Eyck und Werkstätte, Madonna mit Kind, Hl. Barbara, Hl. Elisabeth von Ungarn, und Abt Jan de Vos, ca. 1442 (Frick Collection, New York).

Jan van Eyck und Werkstätte, Madonna mit Kind, Hl. Barbara, Hl. Elisabeth von Ungarn, und Abt Jan de Vos, ca. 1442 (Frick Collection, New York).

Jan van Eyck wurde 1390 oder 1399, also einige Jahre nach Hubert van Eyck (um 1366), in Maaseik geboren (nach Karel van Manders „Het Schilder-boeck“, 1604). Joachim von Sandrart nimmt in der „Teutsche Akademie“ (1675) die Zeit um 1370 als wahrscheinliches Geburtsjahr an. M. J. Friedländer vermutete im ersten Band von „Die altniederländische Malerei” (1924), dass Jan van Eyck um 1390 geboren wurde. Das Geburtsdatum von Jan van Eyck ist in keiner zeitgenössischen Quelle überliefert. Heute wird seine Geburt im Jahrzahnt nach 1390 allgemein akzeptiert. Das bekannte Werk des flämischen Malers ist eigentlich dessen Spätwerk, das Frühwerk ist gänzlich unbekannt bzw. unerkannt. Das bekannte Werk des flämischen Malers entstand in kaum zehn Jahren zwischen 1432 und 1441 im Werkstattverbund in Brügge. Jan van Eyck ist der erste niederländische Maler, der seine Bilder signierte oder seine Devise am Bilderrahmen anführte: „ALC IXH XAN“

Ausbildung und früheste Werke

Bei wem Jan van Eyck ausgebildet wurde, ist nicht überliefert. Auch intensive Recherchen der letzten Jahrzehnte brachten keine neuen Erkenntnisse. Die frühesten, Jan van Eyck zugeschriebenen Werke legen nahe, dass er womöglich in der Maasgegend als Buchmaler begann.

Es wäre denkbar, dass Jan van Eyck von oder mit Hubert van Eyck ausgebildet wurde und beide Brüder ihr Handwerk am Hof des Lütticher Fürstbischofs anfangs gemeinsam ausübten, bevor sich ihre Wege trennten.

Hofmaler von Johann van Bayern

Erst ab 1422 bessert sich die Quellenlage, denn zwischen 1422 und 1425 wird Jan van Eyck in den Rechnungsbüchern des Landkreises in Zahlungsaufträgen erwähnt. Am 4. August 1422 hielt sich Van Eyck bei Johann van Bayern, Graf von Holland, Zeeland und Henegouwen in Hainault auf. In der folgenden Zeit widmete er sich mit Gehilfen vor allem der Ausmalung des Binnenhofes der Residenz zu Den Haag.

Im Jahr wurde 1424 Jan van Eyck erstmals als Hofmaler, eigentlich Kammerdiener [varlet de chambre], des Johann van Bayern erwähnt. Vier Monate nach dem Tod des Grafen am 6. Januar 1425 trat er in den Dienst des Herzogs von Burgund.

Hofmaler des Herzogs Philipp des Guten von Burgund

Am 19. Mai 1425 berief Philipp der Gute Jan van Eyck zu seinem Hofmaler und Berater [varlet de chambre]. Jan van Eyck übersiedelte daher von Brügge, wohin er sich aus dem unsicher gewordenen Den Haag zurückgezogen hatte, im August 1425 von Brügge nach Lille (Frankreich), wo er bis 1428 wohnte.

Obschon sein Vertrag 1425 auf ein Jahr begrenzt war, führte die Verlängerungsklausel automatisch zur Weiterbeschäftigung des Hofmalers. Zu seinen Tätigkeiten gehörten das Malen von Porträts und das Dekorieren fürstlicher Residenzen. Zudem war Van Eyck für die Entwürfe vornehmer höfischer Kleidung, Schmuck für festliche Zeremonien oder für die Ausrichtung von Turnieren und anderen Festivitäten zuständig. Weitere Aufgaben waren das Bemalen von Schildern, Bannern und Fassen von Statuen. Das früheste Werke dürfte „Madonna in der Kirche“ (Gemäldegalerie, Berlin) aus dem Jahr 1426 sein.

Diplomatische Missionen

Zwischen 1426 und 1429 unternahm Jan van Eyck in herzoglichem Auftrag mehrere geheime Reisen, die ihn nachweislich nach Spanien und Portugal (Herbst/Winter 1428–Winter 1429) führten. So führte ihn eine diplomatische Mission für Philipp III. nach Tournai. Hier nahm er am 18. Oktober 1426 an einem Fest zu Ehren des heiligen Lukas teil und könnte er die Maler Robert Campin (Meister von Flémalle), Rogier van der Weyden und Jacques Daret kennengelernt haben.

Vermutlich reiste er auch über Italien ins Heilige Land. Der Maler realisierte auf dem „Genter Altar“ eine reiche südländische Vegetation und schuf Darstellungen von Jerusalem auf einigen weiteren Gemälden.

Da sich Jan van Eyck 1428/29 noch auf der diplomatischen Mission in Portugal befand, mit der die Hochzeit zwischen Philipp dem Guten und Isabella von Portugal vorbereitet wurde, konnte er sich erst ab 1430 dem „Genter Altar“ zuwenden. In dieser Zeit dürfte auch das Bildnis „Mann mit blauem Chaperon“ (um 1429, Burkenthalsche Gemäldesammlung, Sibiu) entstanden sein.

Jan van Eyck in Brügge

Ab 1431 war Jan van Eyck wieder in Brügge ansässig. Hier entstand in weniger als zehn Jahren das heute bekannte Werk, das eigentlich als sein Spätwerk anzusprechen ist. Van Eyck vollendete bis 1432 den „Genter Altar”. Zur selben Zeit dürfte er die Washingtoner „Verkündigung“ gemalt haben. Um 1435 werden das „Diptychon der Verkündigung“ (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid), „Madonna mit Kind (Lucca Madonna)“ (Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a. M.) angesetzt. Die monumentale „Madonna des Joris van der Paele“ ist in das Jahr 1436 datiert, gefolgt von dem kleinformatigen „Marientriptychon“ aus Dresden im Jahr 1437. Die Porträts von „Niccolò Albergati“ und von Jan van Eycks Ehefrau „Margarete van Eyck“ entstanden 1438 bzw. 1439.

Ehefrau

  • Margarete van Eyck (1406–?): ⚭ 1433

Kinder

Jan van Eyck hatte zwei Kinder gemeinsam mit Margarete van Eyck. Für eines der Kinder übernahm Philipp der Gute die Patenschaft.

  • Philippot oder Philippotte (vor dem 30.6.1434): Es ist nicht bekannt, welches Geschlecht das älteste Kind von Jan van Eyck hatte. Für das erstgeborene Kind übernahm Philipp der Gute die Patenschaft (vertreten durch seinen Kammerherrn Pierre de Bauffremont, den Grafen von Charny).
  • Livina: Nonne im Agnetenkloster in Maaseik

Schüler von Jan van Eyck

  • Jan Coene
  • Gerard van der Meire

Künstler unter dem Einfluss von Jan van Eyck

Weiter Beiträge über Jan van Eyck

Literatur

  • O. Jacek Rojewski, Review: Parada López de Corselas, Manuel, El viaje de Jan van Eyck de Flandes a Granada (1428–1429), in: Philostrato. Revista de Historia y Arte 2 (2017), S. 82–84.
  • Till-Holger Borchert, Van Eyck bis Dürer. Altniederländische Meister und die Malerei in Mitteleuropa. 1430–1530 (Ausst.-Kat. Groeningemuseum Brügge, 29.10.2010–30.1.2011), Stuttgart 2010.
  • Till-Holger Borchert, Jan van Eyck und seine Zeit. Flämische Meister und der Süden. 1430–1530 (Ausst.-Kat. Groeningemuseum Brügge, 15.3.–30.6.2002), Stuttgart 2002.
  • Uwe Fleckner, Der Gottesstaat als Vedute. Jan van Eycks Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin, in: Artibus et Historiae 17 (1996), Nr. 33, S. 133–158.
  • Michaela Krieger, Zum Problem des Illusionismus im 14. und 15. Jahrhundert - ein Deutungsversuch, in: Pantheon 54 (1996), S. 4–18.
  • Otto Pächt, Van Eyck. Die Begründer der altniederländischen Malerei, hrsg. von Maria Schmidt-Dengler, München 1989.
  • M. J. Friedländer, Die altniederländische Malerei, Bd. I, 1924.

Biografie von Jan van Eyck (um 1390–1441)

  • um 1390

    Jan van Eyck wurde in Maaseik einige Jahre nach Hubert van Eyck (um 1366) geboren (nach Karel van Manders „Het Schilder-boeck“, 1604). Joachim von Sandrart nimmt in der „Teutsche Akademie“ (1675) die Zeit um 1370 als wahrscheinliches Geburtsjahr an. M. J. Friedländer vermutete im ersten Band von „Die altniederländische Malerei” (1924), dass Jan van Eyck um 1390 geboren wurde. Das Geburtsdatum von Jan van Eyck ist in keiner zeitgenössischen Quelle überliefert. Heute wird seine Geburt im Jahrzahnt nach 1390 allgemein akzeptiert.
  • 1422–1425

    Jan van Eyck wurde in den Rechnungsbüchern des Landkreises in Zahlungsaufträgen erwähnt.
  • 4.8.1422

    Am 4. August 1422 hielt er sich bei Jan van Beieren, Graf von Holland, Zeeland und Henegouwen in Hainault auf.
  • 1424

    Jan van Eyck wird erstmals als Hofmaler von Jan van Beieren erwähnt.
  • 19.5.1425

    Nach dem Tod des Grafen am 6. Januar wurde Van Eyck am 19. Mai 1425 bis zu seinem Tod im Jahr 1441 als Hofmaler und Berater [varlet de chambre] des Herzogs Philipp dem Guten bestellt. Jan van Eyck übersiedelte im August 1425 von Brügge nach Lille (Frankreich), wo er bis 1428 wohnte. Obschon sein Vertrag 1425 auf ein Jahr begrenzt war, führte die Verlängerungsklausel automatisch zur Weiterbeschäftigung des Hofmalers. Zu seinen Tätigkeiten gehörten das Malen von Porträts und das Dekorieren fürstlicher Residenzen. Zudem war Van Eyck für die Entwürfe vornehmer höfischer Kleidung, Schmuck für festliche Zeremonien oder für die Ausrichtung von Turnieren und anderen Festivitäten zuständig. Weitere Aufgaben waren das Bemalen von Schildern, Bannern und Fassen von Statuen.
  • 18.10.1426

    Eine diplomatische Mission für Philipp III. führte Jan van Eyck nach Tournai. Hier nahm er an einem Fest zu Ehren des heiligen Lukas teil. Hier könnte er die Maler Robert Campin (?), Rogier van der Weyden und Jacques Daret kennengelernt haben.
  • 1427

    Reise nach Valencia.
  • 19.10.1428

    Umzug nach Sluis (Sluis-Aardenburg)
  • Herbst/Winter 1428–Winter 1429 Delegation nach Portugal

    Gemeinsam mit dem Botschafter von Philipp dem Guten reiste Jan van Eyck auf die Iberische Halbinsel. Er ist in Sandwich (20.10), in Shoreham (Kent), Plymouth, Falmouth (Cornwall, 25.11.), Baiona (11.12.), Cascais (Lissabon, 16.12.) und schlussendlich in Lissabon selbst (18.12.) nachweisbar. Jan van Eyck wohnte ein Jahr in Lissabon. Am 12. Januar 1429 war er in Arraiolos (Portugal) und in Avis, wo er ein Porträt von Prinzessin Isabella, der Tochter von König Johan I. von Portugal und der zukünftigen Ehefrau von Philipp dem Guten anfertigte. Am 25. Dezember 1429 war die Gesandtschaft wieder zurück in Sluis (Suis-Aardenburg).
  • 1429

    „Mann mit blauem Chaperon“ (um 1429, Muzeul Nazional de Arta al Románici, Bukarest): Das ist vermutlich Jan van Eycks frühestes Porträt.
  • 1431–9.6.1441

    Jan van Eyck ist wieder in Brügge wohnhaft.
  • Um 1431–bis 1432

    Genter Altar Jan van Eyck schuf mit seinem Bruder (?) Hubert van Eyck sein monumentalstes Werk, den Genter Altar. Der Auftrag war um 1420 von dem reichen Genter Patriziers Joos Vijd und dessen Frau Elisabeth Borluut vergeben worden. Heute befindet sich der Genter Altar in der Seitenkapelle in Sint-Jans (heute: St. Bavo).
  • 1432

    „Tymotheus“, „Baudoin de Lannoy“ (um 1432, Gemäldegalerie, Berlin): Das Porträt entstand anlässlich der Aufnahme Lannoys in den burgundischen Vliesorden im November.
  • 1433

    Jan van Eyck heiratete Margarete und erwarb ein Haus im Hof- und Botschaftsviertel Brügges. Philipp der Gute übernahm für eines der beiden Kinder van Eycks die Patenschaft. Das Bildnis „Mann mit rotem Turban” (The National Gallery of Art, London) dürfte ein Selbstporträt des Malers sein.
  • 1434

    „Arnolfini-Hochzeit“ (The National Gallery of Art, London); „Verkündigung“ (um 1434/36, National Gallery of Art, Washington D.C.)
  • 1435

    Traf wohl Niccolò Albergati in Arras. „Diptychon der Verkündigung“ (um 1435?, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid); „Madonna mit Kind (Lucca-Madonna)“ (um 1435, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a. M.)
  • 1436

    letzte Geheimmission; „Goldschmied Jan de Leeuw“ (in der Inschrift datiert, Kunsthistorisches Museum, Wien); „Madonna des Kanonikus Joris van der Paele“ (Groeningemuseum, Brügge)
  • 1437

    „Marientriptychon“ (in der Inschrift datiert, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden)
  • 1438

    Porträt von „Niccolò Albergati“ (Kunsthistorisches Museum, Wien)
  • 1439

    „Porträt der Margarete van Eyck“ (17.6.1439 datiert, Groeningemuseum, Brügge); „Madonna und Kind am Brunnen“ (Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen)
  • 1440

    „Die Stigmatisierung der hl. Franziskus“ (um 1435–1440, Galleria Sabauda, Turin)
  • 1440/41

    „Kreuzigung“ und „Jüngstes Gericht“ (The Metropolitan Museum of Art, New York)
  • 9.6.1441

    Am 9. Juni 1441 verstarb Jan van Eyck in Brügge. Vor dem 23. Juni 1441 hielten die Dekane von Sint-Donaas die Begräbniskosten für magistri Iohannis Eyck fest. Das Finanzjahr dauert vom 24. Juni 1440 bis zum 23. Juni 1441.
  • 1442

    Jan van Eycks Bruder Lambert van Eyck veranlasste, dass der Leichnam Jans in St. Donation im Zentrum von Brügge beigesetzt wurde.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.