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Jean-Michel Basquiat: Biografie Leben und Ausstellungen des früh verstorbenen New Yorker Malers

Edo Bertoglio, Jean-Michel Basquiat am Set von Downtown 81, 1980/81, © New York Beat Film LLC, By permission of The Estate of Jean-Michel Basquiat, Licensed by Artestar, New York, Photo: Edo Bertogli

Edo Bertoglio, Jean-Michel Basquiat am Set von Downtown 81, 1980/81, © New York Beat Film LLC, By permission of The Estate of Jean-Michel Basquiat, Licensed by Artestar, New York, Photo: Edo Bertogli

Jean-Michel Basquiat (1960–1988) war der am schnellsten aufsteigende Jungstar am New Yorker Kunsthimmel des 1980er Jahre, den das Jahrzehnt gesehen hat. Als Graffitisprayer SAMO© eroberte er (gemeinsam mit Al Diaz) in den späten 1970er Jahren die Straßen von SoHo (1977–1979), bevor er in einer Dokumentation auftrat und ab 1980 als „Radiant Child“ die Kunstszene im Sturm eroberte. Einer seiner wichtigsten Wegbereiter war der Kunstkritiker René Ricard, der 1981 über ihn schrieb:

„Wenn Cy Twombly und Jean Dubuffet ein Baby gehabt und es zur Adoption freigegen hätten, wäre es Jean-Michel gewesen. Die Eleganz von Twombly ist da, aber vom selbst Ursprung (Graffiti) wie das Rohe des jungen Dubuffet. Mit dem Unterschied, dass die Strategien Dubuffets eine Vorlesung, einen eigenen Text bräuchten, um verdeutlicht zu werden, während sie bei Jean-Michel durch die Notwendigkeit des Bildes integriert sind.“ (René Ricard über Jean-Michel Basquiat in: Artforum, Dezember 1981, S. 43.)

Kindheit

Jean-Michel Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 im Brooklyn Hospital in New York geboren. Sein Vater, Gérard Basquiat, stammte aus Port-au-Prince auf Haiti und seine Mutter, Matilde Andrades, aus Brooklyn. Basquiats Mutter hatte allerdings aus Puerto Rico stammende Eltern. Seine Kindheit verbrachte Jean-Michel Basquiat im Viertel Park Slope in Brooklyn.

Jean-Michel Basquiat besuchte zusammen mit seiner Mutter häufig die New Yorker Kunstmuseen wie das Brooklyn Museum, The Museum of Modern Art oder The Metropolitan Museum of Art. Jean-Michels Mutter förderte allgemein das Interesse des Jungen an der Kunst und legte großen Wert auf eine gute Schulbildung. Basquiat besuchte einen Kindergarten im Rahmen des staatlichen Head Start Program, das u.a. der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund diente.

1966 zog Basquiats Familie in die East 35th Street in East Flatbush, einem Viertel in Brooklyn. Ab dem folgenden Jahr besuchte Basquiat die Saint Ann’s School, eine katholische Privatschule. Dort entwickelte er eine Leidenschaft für das Lesen in Spanisch, Französisch und Englisch. Basquiat war ein erfolgreicher Läufer und nahm an Wettbewerben teil.

Autounfall

Cartoons und Zeichnungen nach Motiven aus Filmen von Alfred Hitchcock und aus Comics, Vorlage was die Zeitschrift „Mead“, Autos. Im Mai wurde Basquiat beim Ballspielen von einem Auto angefahren und brach sich einen Arm. Da er zudem innere Verletzungen erlitt, musste ihm die Milz entfernt werden. Basquiat verbracht einen ganzen Monat im Krankenhaus, weshalb ihm seine Mutter eine Ausgabe von „Gray’s Anatomy“ schenkte. Die Lektüre dieses Anatomiebuches hinterließ bei Basquiat einen bleibenden Eindruck. Nachdem sich die Eltern getrennt hatten, blieben Jean-Michel und seine beiden Schwestern bei seinem Vater. Sie lebten in East Flatbush.

Puerto Rico & Brooklyn

Im Jahr 1971 zog die Familie nach Boerum Hill um, einem Viertel in Brooklyn. Jean-Michel besuchte dort die Public School 181. Als der Vater befördert wurde, übersiedelte die Familie 1974 nach Puerto Rico. Hier besuchte Jean-Michel Basquiat eine anglikanische Schule.

Jean-Michel Basquiats erste Galeristin war Annina Nosei, die ihm 1981 den Keller ihrer Galerie als Atelier zur Verfügung stellte und erste Sammler auf ihn aufmerksam machte. Zudem hielt sie ihn an, seine erste Serie an Siebdrucken – „Anatomy“ (1982) – zu drucken. Ihr Geschäftspartner war Larry Gagosian, der eine Galerie in Los Angeles führte und Basquiat im April 1982 erstmals dorthin einlud. Der kometenhafte Aufstieg Basquiats, der noch vier Jahre zuvor selbst bemalte T-Shirts verkaufte und Musik machte, wird an dessen Teilnahme an der documenta VII in Kassel deutlich. Mit nur 21 Jahren ist Basquiat noch immer der jüngste Teilnehmer an dieser bedeutenden Ausstellung.

Zwei Jahre später kehrte Gérard Basquiat mit seinen Kindern nach Brooklyn zurück (1976). Jean-Michel besuchte zuerst die R. Murrow High School. Die Konflikte mit seinem Vater blieben bestehen und Jean-Michel Basquiat riss im Dezember von zuhause aus. Die Polizei griff ihn im Washington Square Park auf und brachte ihn nach Hause zurück.

SAMO©

Jean-Michel Basquiat wechselte 1977 an die City-As-School. Diese Schule förderte besonders begabte Kinder, die Integrationsschwierigkeiten hatten. Einer seiner Schulkollegen war Al Diaz, ein Graffitisprayer von der Lower East Side. Die beiden wurden enge Freunde und begannen sich gemeinsam künstlerisch zu betätigen. Um „Dampf abzulassen“, entwickelten sie die Kunstfigur SAMO©, der allen eine fiktive Religion verkaufen wollte.

Al Diaz machte im Juni 1977 seinen Abschluss an der City-As-School. Auf der Abschlussfeier stülpte Jean-Michel Basquiat dem Direktor eine Schachtel voller Rasierschaum über den Kopf. Obwohl er nur noch ein Jahr bis zu seinem eigenen Abschluss gehabt hätte, verließ Basquiat die Schule. Er sah „keinen Sinn mehr dahin zurückzukehren“.

Im Juni 1978 verließ Jean-Michel Basquiat sein Elternhaus. Gérard Basquiat machte sich große Sorgen und gab ihm Ermahnungen und etwas Geld mit. Basquiat wohnte bei Freunden. Er hielt sich häufig im Loft des britischen Künstlers und Unternehmers Stan Peskett in der Canal Street in Manhattan. Hier traf er Fred Brathwaite alias Fab 5 Freddy, mit dem er sich anfreundete. Geld verdiente Basquiat durch den Verkauf von T-Shirts und collagierten Postkarten, aber auch als Gelegenheitsprostituierter. Versuchte Kontakt zu Andy Warhol aufzunehmen. Am 11. Dezember 1978 veröffentlichte die „Village Voice“ ein Interview mit Basquiat und Al Diaz, in dem die Identität von SAMO© gelüftet wurde.

Mit „SAMO is dead“ kündeten Basquiat und Diaz 1979, die sich zerstritten hatten, die Auflösung des Künstlerduos an. Basquiat gründete im Mai gemeinsam mit Michael Holman, Sharon Dawson und Vincent Gallo eine Band, die nach mehreren Umbenennungen als „Gray“ auftrat. Basquiat lernte Keith Haring und Kenny Scharf kennen. Erster Kontakt mit Glenn O‘Brien, der als Musikredakteur von „Interview“ und Moderator einer TV-Show arbeitete. Im Herbst lernte er Keith Haring kennen.

„The Radiant Child“

Für viele bedeutete das Auftauchen von Jean-Michel Basquiat eine Abkehr von Pop Art, Minimalismus und Konzeptkunst. Gleichzeitig boomte der Kunstmarkt und der Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern Teil des Lifestyle. Dass gerade ein dunkelhäutiger Autodidakt den New Yorker Kunstmarkt eroberte, lag zum Teil an der „Entdeckung“ der Bedeutung afrikanischer Kunst für die Klassische Moderne, dem Klischee der „Ursprünglichkeit“, seiner Hautfarbe, seinem Image als „wilder Mann“. Unter dem Pseudonym SAMO© hatte er der materialistischen Gesellschaft den Spiegel vorgehalten und ihr eine SAMO-Religion als Ersatz angeboten. Da kaum Aufnahmen von den Sprüchen existierten, imitierte sie Basquiat 1980 für den Film „Downtown 1981“, in dem er die Hauptrolle spielte.

SAMO© AS A NEO ART FORM. SAMO© AS AN END TO MINDWASH RELIGION, NOWHERE POLITICS, AND BOGUS PHILOSOPHY - SAMO© als neue Kunstform. SAMO©, das Ende der Religion als Gehirnwäsche, der Politik, die nirgendwohin führt, und der Philosophie, die keine ist.

Ausstellungseinladungen 1980 und zu Beginn 1981 forderten von Basquiat schnelle Produktion größerer Arbeiten, in denen er seine Graffiti-Kunst mit Namen berühmter aber unter entwürdigenden Umständen arbeitenden, afroamerikanischen Sportsuperstars (Baseball, Boxer, Läufer) und Musiker verband. Er sah sie als Opfer der Gesellschaft, aber auch ihrer exzessiven Lebensstile, die er bewunderte und nachahmte. Die Zeichnungen wirken wie Kinderzeichnungen, gekonnt nicht-gekonnt.

Die Wort-Text-Kombinationen blieben auch in den folgenden Jahren bestimmend für das Werk von Jean-Michel Basquiat. Gleichzeitig wurde er in die neo-expressive Malerei eingeordnet. Symbole, Ziffern, anatomische Bezeichnungen – und immer wieder die Krone (dreizackig) – bilden die Bilderwelt des so rastlosen wie getriebenen New Yorker Künstlers. Ergänzt wird das Figurenrepertoire durch Totenschädel und Gerippe, wie „Untitled (Skull)“ (1981), das jüngst zum teuersten auktionierten Basquiat-Gemälde wurde.

Bruno Bischofberger, Basquiats Schweizer Galerist, machte ihn mit Andy Warhol bekannt und brachte die Idee auf, sogenannte Collaborations, d.h. Gemeinschaftsarbeiten zwischen Andy Warhol, Francesco Clemente und Basquiat zu initiieren. Zwischen Ende 1983 und Sommer 1985 arbeiteten zuerst die drei Künstler, später nur noch Warhol und Basquiat gemeinsam an den Kompositionen. Die Kritik reagierte jedoch äußerst negativ auf die Werke, weshalb Basquiat den Kontakt zu seinem Vorbild abbrach.

Beziehungen

  • Unverheiratet
  • Madonna, Winter 1983
  • Jennifer Goode, Ende 1984–Ende 1986
  • Kelle Inman, 1988

Weitere Beiträge zu Jean-Michel Basquiat

Biografie von Jean-Michel Basquiat (1960–1988)

  • 22. Dezember 1960

    Am 22. Dezember 1960 wurde Jean-Michel Basquiat im Brooklyn Hospital in New York geboren. Sein Vater, Gérard Basquiat, stammte aus Port-au-Prince auf Haiti und seine Mutter, Matilde Andrades, aus Brooklyn. Basquiats Mutter hatte allerdings aus Puerto Rico stammende Eltern. Kindheit verbrachte Jean-Michel Basquiat im Viertel Park Slope in Brooklyn.
  • 1964

    Geburt der Schwester Lisane.Jean-Michel Basquiat besuchte den Kindergarten an einer Schule des Head-Start-Projekts.
  • 1965

    Jean-Michel Basquiat besuchte zusammen mit seiner Mutter häufig die New Yorker Kunstmuseen wie das Brooklyn Museum, The Museum of Modern Art oder das Metropolitan Museum of Art. Jean-Michels Mutter förderte allgemein das Interesse des Jungen an der Kunst und legte großen Wert auf eine gute Schulbildung. Basquiat besuchte einen Kindergarten im Rahmen des staatlichen Head Start Program, das u.a. der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund diente.
  • 1966

    Die Familie Basquiats zog in die East 35th Street in East Flatbush, einem Viertel in Brooklyn.
  • 1967

    Basquiat besuchte die Saint Ann’s School, eine katholische Privatschule, die zu einer Episkopalkirche gehörte. Dort entwickelte er eine Leidenschaft für das Lesen in Spanisch, Französisch und Englisch. Basquiat war ein erfolgreicher Läufer und nahm an Wettbewerben teil. Geburt seiner Schwester Jeanine.
  • 1968

    Basquiat schuf Cartoons und Zeichnungen nach Motiven aus Filmen von Alfred Hitchcock und aus Comics, Vorlage wie Alfred E. Neumann, der Figur aus der Zeitschrift „MAD“, Autos.
  • Mai 1968

    Im Mai wurde Basquiat beim Ballspielen von einem Auto angefahren und brach sich einen Arm. Da er zudem diverse innere Verletzungen erlitt, musste ihm die Milz entfernt werden. Basquiat verbrachte einen ganzen Monat im Krankenhaus (Kings County Hospital in Brooklyn), weshalb ihm seine Mutter eine Ausgabe von „Henry Gray’s Anatomy of the Human Body“ schenkte. Die Lektüre dieses Anatomiebuches hinterließ bei Basquiat einen bleibenden Eindruck. Nachdem sich die Eltern getrennt hatten, blieben Jean-Michel und seine beiden Schwestern bei ihrem Vater. Sie lebten in East Flatbush.
  • 1971

    Umzug der Familie nach Boerum Hill, einem Viertel in Brooklyn. Jean-Michel besuchte dort die Public School 181.
  • 1974: Umzug nach San Juan auf Puerto Rico

    Umzug der Familie nach San Juan auf Puerto Rico, da der Vater befördert wurde. Hier besuchte Jean-Michel Basquiat eine anglikanische Schule.
  • 1976

    Rückkehr von Gérard Basquiat mit seinen Kindern nach Brooklyn. Jean-Michel besuchte zuerst die Edward R. Murrow High School. Dort lag der Schwerpunkt auf erfahrungsbezogenem Lernen durch praktischen Wissenserwerb. Die Konflikte mit seinem Vater blieben bestehen, weshalb Jean-Michel Basquiat im Dezember von zuhause ausriss. Die Polizei griff ihn im Washington Square Park auf und brachte ihn nach Hause zurück.
  • 1977

    Jean-Michel Basquiat wechselte an die City-As-School. Diese Schule förderte besonders begabte Kinder, die Integrationsschwierigkeiten hatten. Einer seiner Schulkollegen war Al Diaz, ein Graffitisprayer von der Lower East Side. Die beiden wurden enge Freunde und begannen sich gemeinsam künstlerisch zu betätigen. Um „Dampf abzulassen“, entwickelten sie die Kunstfigur SAMO©, der allen eine fiktive Religion verkaufen wollte. Die beiden arbeiteten unter diesem Pseudonym zusammen.
  • Juni 1977

    Al Diaz machte seinen Abschluss an der City-As-School. Auf der Abschlussfeier stülpte Jean-Michel Basquiat dem Direktor eine Schachtel voller Rasierschaum über den Kopf. Obwohl er nur noch ein Jahr bis zu seinem eigenen Abschluss gehabt hätte, verließ Basquiat die Schule. Er sah „keinen Sinn mehr dahin zurückzukehren“.
  • 1978

    Im Juni verließ Jean-Michel auch sein Elternhaus. Gérard Basquiat machte sich große Sorgen und gab ihm Ermahnungen und etwas Geld mit. Basquiat wohnte bei Freunden. Er hielt sich häufig im Loft des britischen Künstlers und Unternehmers Stan Peskett in der Canal Street in Manhattan. Hier traf er Fred Brathwaite alias Fab 5 Freddy, mit dem er sich anfreundete, sowie Danny Rosen. Versuchte Kontakt zu Andy Warhol aufzunehmen. Am 11. Dezember 1978 veröffentlichte die „Village Voice“ ein Interview mit Basquiat und Al Diaz, in dem die Identität von SAMO© gelüftet wurde.
  • 1979

    Mit „SAMO© is dead“ - als gespryten Schriftzug an den Wänden von SoHo - kündeten Basquiat und Diaz, die sich zerstritten hatten, die Auflösung des Künstlerduos an. Geld verdiente Basquiat durch den Verkauf von handbemalten T-Shirts und collagierten Postkarten (manchmal in Kooperation mit Jennifer Stein und John Sex), aber auch als Gelegenheitsprostituierter.
  • Mai 1979

    Basquiat gründete im Mai gemeinsam mit Michael Holman, Shannon Dawson und Vincent Gallo die Band „Channel 9“. Nach mehreren Umbenennungen traten sie unter dem Bandnamen als „Gray“ auf. Basquiat spielt Klarinette und Synthesizer.
  • Herbst 1979

    Basquiat lernte beim Herumflanieren an der School of Visual Arts Keith Haring und Kenny Scharf kennen; mit Keith Haring verband ihn eine enge Freundschaft. Erster Kontakt mit Glenn O‘Brien, der als Musikredakteur von „Interview“ und Moderator einer TV-Show arbeitete.
  • Juni 1980

    Der Gründer des Mudd Club, Filmemacher und Musiker Diego Cortez, den Basquiat im Vorjahr kennengelernt hatte, lud ihn zur Teilnahme an „The Times Square Show“ ein (Juni). In dieser Gruppenausstellung stellten auch Keith Haring, Jenny Holzer, Kenny Scharf und Kiki Smith aus. Basquiat verließ daraufhin die Band „Gray“.
  • Herbst/Winter 1980/81

    In dem Film „New York Beat“ (2000 unter dem Titel „Downtown 81“ veröffentlicht), zu dem Glenn O’Brien das Drehbuch geschrieben hatte, spielte Jean-Michel Basquiat die Hauptrolle (Casting im Herbst, Drehbeginn Dezember). Der Film basiert lose auf der Kunstszene in Downtown und auf Basquiat selbst. Mit dem dabei verdienten Geld kaufte sich Jean-Michel Basquiat erste Malmaterialien. Seine Bilder malte er im Produktionsbüro der 54 Great Jones Street, da er keinen festen Wohnsitz hatte. Debbie Harry kaufte das Bild „Cadillac Moon“ für $ 100 und wurde so eine von Basquiats ersten Sammlerinnen.
  • 1981

    Basquiat konnte sich sein erstes eigenes Apartment in der 68 East Street leisten, wo er gemeinsam mit Suzanne Mallouk wohnte. Mit ca. 26 Werken in unterschiedlichen Medien nahm Basquiat an der Ausstellung „New York/New Wave“ im P.S. 1 Contemporary Art Center in Long Island City teil (Queens, heute: MoMA PS1, 15.2.-5.4.). Die Ausstellung erregte die Aufmerksamkeit der Galerist:innen Bruno Bischofberger (Zürich), Emilio Mazzoli (Modena) und Annina Mosei (New York). Mazzoli lädt den damals erst 20-Jährigen für eine Einzelausstellung in seiner Galerie nach Modena ein. Teilnahme an der Ausstellung „Beyond Word: Graffiti-Rooted-Inspired-Works“ im Mudd Club.
  • Mai 1981

    Erste Einzelausstellung Basquiats unter dem Namen „SAMO©“ in Modena in der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli. Dafür reiste Basquiat erstmals nach Europa. Cortez begleitete ihn und brachte die Werke, die Mazzoli bei ihm gekauft hatte, mit. Zudem erhielt Basquiat Material zum Malen neuer Gemälde, er blieb zwei Wochen. Die Ausstellung entpuppte sich als Enttäuschung. Kaum jemand kam zur Eröffnung, einzelne Arbeiten wurden schliesslich von Freunden Mazzolis aus Gefälligkeit gekauft. Der Galerist bezahlte Basquiat für alle Werke.
  • Herbst/Winter 1981

    In New York überredet Basquiat Annina Nosei, in die von ihr ausgerichtete Gruppenausstellung „Public Address“ (31.10.–19.11.), in der gesellschaftspolitische Themen verhandelt werden, aufgenommen zu werden. Neben ihm beteiligen sich Bill Beckley, Mike Glier, Keith Haring, Jenny Holzer, Barbara Kruger und Peter Nadin. Die gesamte hintere Galerie ist für Basquiats Gemälde reserviert, die unter anderem Polizisten, Rabbiner und Native Americans zeigen. Sie stellte Basquiat ab November den Keller ihrer Galerie als Atelier zur Verfügung. Hier arbeitete er zu Ravels „Bolero“. Renè Ricard veröffentlichte im „Artforum“ den Aufsatz „The Radiant Child“, durch den die Bekanntheit Jean-Michel Basquiats enorm stieg (Dezember).
  • 1982

    Im Januar zog Basquiat zusammen mit Suzanne Mallouk in die Crosby Street 151 in SoHo. Reise nach Culebra, Puerto Rico. Erste Einzelausstellung bei Annina Nosei in den USA unter seinem eigenen Namen, die ein Riesenerfolg wurde (6.3.-1.4.). Mit zwei Gemälden Teilnahme an der Ausstellung „Tranavanguardia Italia / America“ in Modena (März); ausgestellt waren zwei der in Modena gemalten Bilder. Auf Anregung seiner Galeristin stellte Basquiat erstmals Siebdrucke mit dem Titel „Anatomy“ her.
  • April 1982

    Im April reiste Basquiat nach Los Angeles, wohin ihn der Geschäftspartner Noseis, Larry Gagosian, zu einer Ausstellung eingeladen hatte (8.4.–8.5.). Alle ausgestellten Werke wurden verkauft, darunter „Six Crimee“, „Untitled (L.A. Painting)“ und „Untitled (Yellow Tar and Feathers)“, alle aus dem Jahr 1982.
  • Mai/November 1982: Annina Nosei

    Im Mai verließ Basquiat die Annina Nosei Gallery, da die Galeristin Bilder verkauft hätte, die noch nicht vollendet gewesen seien. Basquiat hielt sich sechs Monate in Kalifornien auf. Das Atelier in Noseis Galerie nutzte Basquiat weiter bis mindestens August 1982, als er dort einige seiner Werke zerstörte. Endgültig beendet wurde die Zusammenarbeit im November 1982, als Basquiat gegen den Rat der Galeristin einer Einzelausstellung in der in Manhattans East Village gelegenen Fun Gallery zustimmte.
  • Mai/Juni 1982: Bruno Bischofberger

    Bruno Bischofberger, der gehört hatte, dass Basquiat keine Galerie mehr hatte, besuchte den Künstler in seinem Studio Apartment. Der Zürcher Kunsthänder bat Basquiat um eine Ausstellung im September 1983 in seiner Galerie. Die beiden einigten sich darauf, dass Bischofberger Basquiats weltweit exklusiver Kunsthändler war. Diese Vereinbarung hatte bis zu Basquiats Tod Bestand. Im September reiste Basquiat für seine erste Einzelausstellung in der Galerie Bruno Bischofberger, „Jean-Michel Basquiat“ (11.9.–9.10.), nach Zürich. Von den in Modena entstandenen Gemälden wurde „Profit I“ gezeigt.
  • Sommer 1982: „documenta 7“

    Jean-Michel Basquiats Werke wurden auf der „documenta 7“ in Kassel gezeigt (19.6.-28.9.). Er war mit 21 Jahren der jüngste Teilnehmer aller Zeiten. Ausgestellt waren „Acque Pericolose (Poison Oasis)“ (1981) und „Arroz con Pollo“ (1981).
  • Juli 1982: Basquiat in Modena

    Basquiat reiste nach einem kurzen Aufenthalt in Rom erneut nach Modena. Seine zweite Ausstellung in der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli hatte wieder Nosei in die Wege geleitet. Seine Lebenspartnerin Suzanne Mallouk und der gemeinsame Freund Kai Eric begleiteten ihn. Mazzoli stellte Basquiat in einer Lagerhalle Räume sowie Materialien zum Malen neuer Werke zur Verfügung. Der Künstler schuf innerhalb weniger Tage acht grossformatige Gemälde, die jeweils mindestens 4 Meter in der Länge und 2,20 Meter in der Höhe messen. Vor Ort neue Werke für eine unmittelbar anschliessende Ausstellung zu produzieren, setzt Basquiat unter Druck, wie er später in einem Interview zugab. Unstimmigkeiten zwischen Annina Nosei, Emilio Mazzoli sowie dem Künstler führen zur Aufgabe der Ausstellungspläne. Während Mazzoli den organisatorischen und finanziellen Aufwand und das Verdienst um das Zustandekommen der Werke allein sich zuschrieb, wollte Nosei als Basquiats Galeristin am Erlös beteiligt werden. Mazzoli bezahlte Basquiat für die entstandenen Gemälde, bevor dieser nach New York zurückkehrte.
  • 4. Oktober 1982

    Bischofberger lud Andy Warhol ein, den jungen Basquiat in seiner Factory mit seiner Polaroid-Kamera zu porträtierten.
  • Winter 1982/83

    Basquiat verbrachte den Winter in Los Angeles, wo er seine zweite Serie an Siebdrucken herstellte und die Platte „Beat Pop“ produzierte. Im November hatte er eine Ausstellung in der „Fun Gallery, die einhellig positiv aufgenommen wurde. Im Dezember waren Werke von ihm in der Delta-Galerie in Rotterdam ausgestellt.
  • 1983

    Der aus Barbados stammende Künstler Shenge Ka Pharao wurde Anfang des Jahres Basquiats erster Assistent. Im Januar war Basquiat Teil der Gruppenausstellung „Champions“ in der Tony Shafrazi Gallery. Im Februar stellte Annona Nosei Basquiat in New York aus. Teilnahme an der „Whitney Biennale“ im Whitney Museum of American Art (März), gleichzeitig präsentierte Gagosian in Los Angeles die zweite Schau Basquiats.
  • 15. August 1983

    Jean-Michel Basquiat zog in das Atelier in der Great Jones Street, das er von Andy Warhol anmietete und bis zu seinem Lebensende nutzte. Den engeren Kontakt hatte Paige Powell hergestellt.
  • Oktober–November 1983

    Im Oktober war Basquiat Teil der Ausstellung „Expressive Malerei nach Picasso“ in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel. Er zeigte vier Gemälde: „The Philistines“ (1982), „Self-Portrait“ (1982), „Stroll“ (1982) und „BAP“ (1983). Eines von Basquiats Werken wurde für den Umschlag des Katalogs ausgewählt. Gemeinsam mit Warhol reiste Basquiat nach Mailand, anschließend weiter nach Madrid und Zürich. Anlässlich seiner Ausstellung in der Akira Ikeda Gallery flog Basquiat nach Tokio (November).
  • Winter 1983

    Jean-Michel Basquiat verbrachte den Winter wieder in Los Angeles. Er mietete ein Atelier in Venice und hatte eine kurze Affäre mit Madonna.
  • Dezember 1983–Frühjahr 1984

    Bruno Bischofberger initiiert eine Serie von 15 Collaborations [Kooperationen] zwischen Francesco Clemente, Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat in Andy Warhols Atelier in 860 Broadway.
  • 1984

    Erste Reise Basquiats nach Hana auf Maui (Januar), wo er sich eine Ranch mietete. Paige Powell, sein Vater, dessen Lebensgefährtin Nora Fitzpatrick und seine Schwester besuchten ihn auf der Insel. Nach New York zurückgekehrt, begann Jean-Michel Basquiat seine Zusammenarbeit mit der Mary Boone/Michael Werner Gallery, die auch Eric Fischl, David Salle und Julian Schnabel vertrat. Mit zwei Werken auf der Ausstellung „Since the Harlem Renaissance: 50 Years of Afro-American Art“ in der Bucknell University Lewisburg (Pennsylvania, 13.4.1984–1.11.1985) vertreten.
  • August 1984: erste museale Einzelausstellung

    Die Fruitmarket Gallery in Edinburgh präsentierte die erste Einzelausstellung Basquiats in einem musealen Rahmen (weitere Stationen waren das Institute of Contemporary Arts, London, und das Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam).
  • September 1984

    Bruno Bischofberger zeigte erstmals die „Collaborations: Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente, Andy Warhol“, die von der Kritik überwiegend negativ aufgenommen wurden. Ende des Jahres freundete sich Basquiat mit Jennifer Goode an. Im Dezember nahm er an der Ausstellung „5/5 Figuration Libre, France/USA“ teil, die von Otto Hahn und Hervé Perdriolle im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris organisiert wurde.
  • 1984/85

    Basquiat und Warhol schufen über 130 so genannten Collaborations, von Gemeinschaftswerken arbeiteten abwechselnd auf derselben Leinwand, füllten sie mit Symbolen ihrer eigenen Bildwelten und reagierten aufeinander.
  • 1985

    Im Januar zeigte die Galerie Bruno Bischofberger in Zürich Basquiats Werke in einer Einzelausstellung; „Collaborations: Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente, Andy Warhol“ wurde in der Akira Ikeda Gallery in Tokio präsentiert. Am 10. Februar erschien Basquiat auf dem Cover des „New York Times Magazine“ anlässlich von Cathleen McGuigans Artikel „New Art, New Money“. Im März hatte Basquiate seine zweite Einzelausstellung in der Mary Boone/Michael Werner Gallery in New York. Robert Farris Thompson verfasste einen Essay für den Ausstellungskatalog. Auf Vermittlung von Henry Geldzahler führte Basquiat ein Wandgemälde im Nacht-Club Palladium aus (40 E 14th St. NY, NY 10003; dazu noch Wandgemälde von Keith Haring, Francesco Clemente und Kenny Scharf).
  • 14. September 1985

    16 Werke der Zusammenarbeit zwischen Basquiat und Warhol wurden erstmals in der Tony Shafrazi Gallery („Andy Warhol and Jean-Michel Basquiat: Paintings“, organisiert von Bruno Bischofberger) ausgestellt, da sie Warhols New Yorker Galerist Leo Castelli nicht zeigen wollte. Auf Vorschlag Shafrazis posierten die beiden Künstler gemeinsam in Boxerhosen und Boxhandschuhen für das Ausstellungsplakat. Die Kritiker verrissen die Bilder zugunsten von Andy Warhol. Basquiat wurde dadurch verschreckt und dem Gemeinschaftswerk ein Todesstoß versetzt. Ab 1986 distanzierte sich der aufstrebende Jungstar von Warhol und wollte nicht mehr mit ihm arbeiten. Als Warhol 1987 unerwartet verstarb, verkaufte Basquiat seinen Anteil an den letzten Bildern Bruno Bischofberger.
  • Herbst 1985

    Zweite Einzelausstellung bei Ikera Akida in Tokyo; Annona Nosei zeigte in New York Werke aus dem Jahr 1982.
  • 1986

    Reise nach Los Angeles, wo Larry Gagosian Basquiat präsentierte (Januar). Im April publizierte die Galerie Bruno Bischofberger den Katalog „Jean-Michel Basquiat: Drawings“ und organisierte eine Ausstellung in der Züricher Galerie.
  • 1986: Afrika

    Gemeinsam mit Jennifer Goode und ihres Bruders Eric reiste Basquiat zum ersten Mal nach Afrika. Bruno Bischofberger und seine Ehefrau schlossn sich ihnen an: Das Galeristenpaar organisierte die Ausstellung „Jean-Michel Basquiat“ in Abidjan, Elfenbeinküste. Anschließend flogen Basquiat, Bruno Bischofberger, Jennifer und Eric Goode nach Korhogo im Norden von Côte d’Ivoire, um Angehörige des Senufo-Stammes zu treffen.
  • November 1986

    Die Kestner Gesellschaft Hannover widmete Jean-Michel Basquiat die zweite Ausstellung in einem Museum in Europa. Die Schau umfasst mehr als 60 Gemälde und Zeichnungen. Mit 25 Jahren war Basquiat der jüngste Künstler, dem dort jemals eine Ausstellung zuteil wurde. Basquiat lernte William S. Burroughs kennen. Da Shenge Ka Pharao zu malen begonnen hatte, entließ ihn Basquiat mit dem Vorwurf ihn zu imitieren. Zerstritt sich mit Mary Boone. Jennifer Goode beendete die Beziehung.
  • 1987

    Im Januar zeigte die Galerie Daniel Templon in Paris die Ausstellung „Jean-Michel Basquiat: Œuvres récentes“ und im Februar die Akira Ikeda Gallery in Tokio „Jean-Michel Basquiat: New Works“. Tod von Andy Warhol (22.2.). Jean-Michel Basquiat fühlte sich über Wochen tief getroffen. Im Mai organisierte die Tony Shafrazi Gallery in New York die Ausstellung „Jean-Michel Basquiat: Drawings“. Über Tony Shafrazi lernte er dessen Cousin Vreij Baghoomian kennen, der Basquiats letzte Händler wurde.
  • 1988

    Ausstellungen in Paris bei Yvon Lambert und in Düsseldorf bei Hans Meyer (Januar); gefolgt von einer Schau in der Vrej Baghoomian Gallery in New York (April). Seine Ausstellung in New York erhielt wieder gute Kritiken. Basquiat lernte in Paris den von der Elfenbeinküste stammenden Maler Ouattara kennen. Im April wollte er wieder auf die Ranch auf Maui übersiedeln; er reiste im Mai dorthin, um seine Drogensucht behandeln zu lassen. Plante eine Reise an die Elfenbeinküste.
  • Juni/Juli 1988: letzte Ausstellung zu Lebzeiten

    „Jean-Michel Basquiat: Paintings, Drawings“ war die letzte Ausstellung zu Lebzeiten des Künstlers. Sie fand in der Galerie Thaddaeus Ropac in Salzburg statt.
  • 12. August 1988

    Am 12. August 1988 verstarb Jean-Michel Basquiat im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis verschiedener Drogen.
  • 17. August 1988

    Jean-Michel Basquiat wurde am 17. August auf dem Green-Wood Cementery in Brooklyn bestattet. Auf der privaten Trauerfeier waren nur Familienangehörige und enge Freund:innen geladen. Sie fand in der Frank E. Campbell Funeral Chapel an der Ecke Madison Avenue und 81. Straße statt. Am 5. November kamen über 300 Menschen zu einer Trauerfeier in Gedenken Jean-Michel Basquiats in die St. Peter’s Church.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.