Kunstgeschichte

Was ist Kunstgeschichte?

Kunstgeschichte gibt einen Überblick über Epochen und Kunststile, beschreibt formale, ikonografische wie kompositionelle Veränderungen in Malerei, Bildhauerei und Architektur. Sie beobachtet Entwicklungslinien, beschreibt das Verhältnis von Mensch und Umwelt anhand von künstlerischen (oder kreativen) Gestaltungen. Der Kanon der westlichen Kunstgeschichte wurde bereits in der Renaissance angelegt und im 18. Jahrhundert weiter verfeinert. Mit der Erfindung des wissenschaftlichen Faches Mitte des 19. Jahrhunderts wechselte die Kunstkennerschaft von ausübenden Künstlern zu Gelehrten und Kritikern.

Antike

Antike Kunst in Ägypten, Griechenland, Rom, China

Antike Kunst

Antike Kunst entstand in Ägypten, China, Mesopotamien, Griechenland und Rom zwischen ca. 4.500 v.u.Z. und 300 n.u.Z., d.h. sie ist eng mit der Erfindung der Schrift, dem Mehrgottglauben, dem Totenkult verbunden. Vergleiche zwischen den Kulturen des Alten Ägypten und China haben ergeben, dass dies beiden frühen Hochkulturen einander durchaus ähnlich waren, oder zumindest für ähnliche Fragestellungen Lösungen suchten.

Die Kunst des Alten Ägypten beeinflusste die griechische und römische Antike zutiefst, griffen Künstler aus diesen beiden Kulturräumen doch auf künstlerische Errungenschaften zurück, die im Land am Nil entwickelt worden waren. Zu den bekanntesten Artefakten antiker Kunst zählen die ägyptischen Pyramiden, die Mumienmasken aus spätägyptischer-römischer Zeit, die Jade-Gewänder und Tonfiguren als Grabbeigaben im Alten China, die Kuroi (männliche Akte) und Tempelbauten der griechischen Klassik, die Monumentalskulptur der Römer.

Ägyptische Kunst (um 2700–323 v.u.Z.)

  • Pyramiden als Grabmäler der Pharaonen in der 3. Dynastie, Mumien
  • Tempelbauten (1570–715): Amuntempel in Karnak, Luxor, Medinet Habu, Felsentempel von Abu Simbel
  • Altägyptische Malerei: schematisierte Darstellung und Verbindung einer Profil- oder Frontalansicht
  • Wandgemälde bewahrten das „Leben auf zur Verfügung des Toten“
  • Amarna-Kult unter Echnatons Vater
  • Ptolemäische Zeit: realistischer Stil für Totenporträts
  • Atägyptische Skulptur: Stilisierung und Idealisierung, wenige Altersporträts, „Würfelhocker“ (12. Dynastie)

Griechische Kunst (1100–300 v.u.Z.)

Epochen

  • Geometrischer Stil um 900–700 v.u.Z.
  • Archaik: 700–479 v.u.Z. (7.–6. Jh. v.u.Z.)
  • Klassik: 479–323 v.u.Z. (5.–4. Jh. v.u.Z.)
  • Hellenismus: 323–100 v.u.Z. (3.–2. Jh. v.u.Z.)

Merkmale

  • Skulptur: männlicher Akt zentrales Thema, Polychrom (vielfarbig), Bronzeguss und kostbare Materialien
  • Monumentalplastik ab dem 8. Jh. v.u.Z.
  • Malerei: v.a. als Vasenmalerei erhalten
  • Architektur: Tempelanlagen, Entwicklung der Säulenordnungen

Römische Kunst (Kaiserzeit 27 v.u.Z.–um 300 n.u.Z.)

Grundlagen der römischen Kunst sind die griechische Kunst und die altitalienischen Kulturen.

Epochen

  • Etruskische Kunst bis 509 v.u.Z. (vermutliche Vertreibung von Tarquinius Superbus, dem letzten König Roms und Enführung der Republik)
  • Späte Republik: 2.-1. Jh. v. Chr.: Produktion von Skulptur setzte im großen Maßstab ein (naturalistische Porträts und Idealplastik)
  • Kaiserzeit: 1. Jh. v. Chr.-3. Jh. n. Chr.
  • Spätantike incl. frühchristliche Kunst (313 legalisierte das Mailänder Edikt das Christentum im gesamten Imerium)
  • Auftakt zur byzantinischen Kunst

Merkmale der Architektur

  • Symmetrie und Achsialität (Betonung der Hauptachsen)
  • Formung des Raumes (Wand als Raumschale)
  • Fassaden und Innenraum sind Hauptträger der künstlerischen Gestaltung
  • Entstehung von monumentalen Typen der römischen Baukunst aus praktischen Bedürfnissen (Gleichberechtigung der profanen neben der religiösen Baukunst)
  • neue Techniken - Gußwerk, Mörtel und Backsteine - ermöglichen den Bogen- und Gewölbebau, darunter die Ingenieurbauten der Wasseranlagen und Aquädukte (z.B. Port du Gard, Südfrankreich)
  • römisches Stockwerkhaus mit Fassadenarchitektur: Balkon und Säulenhalle
  • Palastbauten entstehen aus der römischen Villa, incl. hochentwickelte Gartenkunst und Säulenhallen
  • Zusammenfassung einer Vielzahl von Räumen gelingt durch Systembildung:
    • Kaiserthermen mit Kreuzgewölben, Tonnengewölben, Kuppeln und Halbkuppeln
  • Basilika: mehrschiffiger Hallenbau mit schweren Tonnengewölben für Marktverkehr und Rechtssprechung → in der Spätantike wird die Basilika der christliche Kultbau für die Gemeinde, allerdings mit flacher Decke, Apsiden und überhöhtem Mittelschiff
  • Zentralbau mit Kuppel geht auf altitalienische Bauten zurück (z.B. Pantheon) → Vorläufer der christlichen Zentralbauten (z.B. Hagia Sophia, Konstantinopel (heute: Istanbul))

Merkmale der Skulptur

  • unbeschränkte Bezugnahme auf das, was als das Beste der griechischen Skulptur galt (auch verschiedene Stile an einem Monument nebeneinander), um Botschaften zu vermitteln
  • Formen des Porträts: Herme, Büste, Kopfporträt mit naturalistischer Wiedergabe des Gesichts (im Gegensatz zum idealisierten Porträt in der griechischen Antike)
  • Das Porträt in der römischen Antike geht auf die aus Wachs geformten Ahnenbilder der Vorfahren (imagines maiorum) zurück, die im Atrium des römischen Hauses aufbewahrt wurden. - Spuren des Alters werden nicht verborgen, sondern in manchen Fällen sogar eigens betont. Mit Hilfe der betonten Individualität erzielen Bildhauer eine besondere Präsenz der Dargestellten.
  • Römische Idealplastik ist fast ausschließlich auf den privaten Bereich und den Tempel beschränkt und setzte 211 v. u. Z. mit der Eroberung von Syrakus in großem Maßstab ein.
  • Reliefs haben ihre Vorläufer vermutlich in gemalten Schaubildern, die im Triumphzug mitgeführt wurden. Erstes repräsentatives Beispiel ist die Ara pacis, der am 9. Januar 9 v. Chr. geweihte Friedensaltar des Augustus. Danach sind Reliefs auf Triumphbögen und Säulen zu finden (z.B. Trajans- und Marc-Aurel-Säule)

Merkmale der Malerei

  • Von der römischen Malerei sind nur dekorative Wandgemälde aus Pompeij und Herculaneum erhalten, vereinzelt sind auch Gräber am Esquilin ausgemalt worden. In der Spätantike wurde die gemalte Wandgestaltung durch das Mosaik verdrängt (siehe: Ravenna).
  • Mumienporträts aus dem griechisch-römischen Fayum (Mitte 1. - Mitte 3. Jh. n. Chr.)

Künstler der römischen Antike

  • Ein Bildhauer lieferten eine vom Auftraggeber, von der Auftraggeberin gesteuerte Statue ab, die hinsichtlich des Gebrauchs unterschiedlicher Formen und Stile und sein bestes technisches Können im rechten Verhältnis zum Lohn zu stehen hatte. Römische Statuen können heute ästhetisch genossen werden, sie waren aber in erster Linie als historische Dokumente gedacht.

Frühchristliche & byzantinische Kunst

Frühchristliche Kunst

Frühchristliche Kunst

Frühchristliche Kunst entzieht sich einer einfachen Definition, fasst sie doch Kunstwerke zusammen, welche am Beginn des Aufstiegs des Christentums zur Staatsreligion bis zur Hochphase des Byzantinischen Reichs entstanden. Somit bildet die frühchristliche Kunst während der ersten drei Jahrhunderte nach Christus einen offiziell verbotenen und daher kleinen Teil der kaiserzeitlichen Kunst des antiken Rom. Mit der Regierung von Kaiser Konstantin I. und der Wahl des Christentums zur Staatsreligion bildete die frühchristliche Kunst den wichtigsten Strang der spätantiken Kunst. Ab dem 6. Jahrhundert geht sie in die byzantinische Kunst und im Westen in die Vorromanik über.

War während des Römischen Reichs Monumentalskulptur in Form von Freiplastik oder Reliefs eine der wichtigsten Kunstformen, wandten sich frühchristliche Künstler kleinformatigeren Aufgaben zu, darunter Katakombenmalerei, Reliefs und Sarkophage. Weiters entwickelten sich Mosaikausstattungen zu einem bedeutenden Ausstattungsmedium. Im Jahr 313 avancierte das Christentum zur offiziellen Religion des römischen Imperiums. Stilistisch und in ihrer Motivwahl orientierten sich frühchristliche Künstler an antiken Vorbildern. Spätantiker Naturalismus und formale Stilisierung sind gleichberechtigt nebeneinander zu finden.


Byzantinische Kunst

Byzantinische Kunst

Byzantinische Kunst hat eine 1000-jährige Geschichte von der Spätantike um 550 bis zur Eroberung Konstantinopels (heute: Istanbul) durch islamische Herrscher 1453. Abhängig von Epoche und Region bildete die byzantinische Kunst unterschiedliche Stile innerhalb eines uniformen Charakters aus. Byzantinische Kunst ist zuvorderst eine christliche Kunst, gewidmet dem Ritus und der Illustration von Glaubensinhalten. Stilistisch ist die byzantinische Kunst von einem gewissen Grad an Abstraktion gekennzeichnet, wobei der Rhythmus und der spirituelle Gehalt wichtiger als der Naturalismus gehalten wurden und werden. Nichtsdestotrotz ist die byzantinische Kunst eine figurative, welche die Tradition der klassischen Kunst weiterführte. Entgegen ihrer äußeren Form, die manchmal für „primitiv“ gehalten wird, handelt es sich um eine hochentwickelte und komplexe Ausdrucksform.

Den Höhepunkt der byzantinischen Kunst bildet die Hauptstadt des byzantinischen Reichs, Konstantinopel. Die um 330 n. Chr. in diesem Rang erhobene Stadt war sowohl das politische Zentrum wie auch das kulturelle. Daneben finden sich noch im Rom, Mailand, Ravenna und anderen Stätten in Syrien, Armenien, Georgien, Palästina und Ägypten, aber auch am Balkan byzantinische Kunstwerke.

Formen der byzantinischen Kunst

  • Architektur (Hagia Sophia)
  • Mosaikkunst und Wandmalerei
  • Buchillustration und Buchmalerei
  • Malerei, meist Ikonen genannt
  • Elfenbeinreliefs, meist in Form von mehrteiligen Diptycha
  • Silberteller und Goldschmiedearbeiten
  • Textilien

Mittelalter

Karolingische Kunst (Karolingische Renaissance)

Die Kunst unter Kaiser Karl dem Großen und seinen Nachfolgern, den Ottonen (Sachsen), Saliern und Staufern, ist von der Auseinandersetzung mit der Spätantike und der Etablierung bewusster ästhetischer Ausprägungen dominiert.

Die karolingische Renaissance setzt 781 mit dem Godescalc-Evangelistar ein. Die karolingische Hofkunst orientierte sich schwerpunktmäßig am römischen Kaisertum, was als eine Dokumentation des politischen Willens gedeutet werden muss. Sowohl in der Aachener Pfalzkapelle wie auch den verlorenen weltlichen Malereien und der Reiterstatuette (Louvre) dienen der Verherrlichung der Taten des Kaisers und des Gottesgnadentums. Von großer Bedeutung für die karolinische Kunst sind Prunkhandschriften (Einbände und Miniaturen), Elfenbeinschnitzereien sowie die Schatzkunst. Im Gegensatz zur spätantiken Malerei fehlt das Licht als vereinheitlichendes Element der Bildgestaltung und die räumliche Beziehung der Körper zueinander. Das lässt die frühmittelalterliche Malerei flächig, linear und ornamental erscheinen. Realisiert wurden diese Evangelistare von der Karolingischen Hofschule, die wichtige Filiationen in Fulda, Mainz und Salzburg ausbildete.

Die Architektur des Frühmittelalters ist regional unterschiedlich. Erst 754 baute Abt Fulrad in Saint-Denis (geweiht 775 unter Karl d. Gr.) eine Basilika, die in Form und Proportion dem römischen Vorbild folgte. Diese Grablege der Merowinger wurde stilprägend. Der Rückgriff auf die Tradition der römischen Kaiserzeit lässt sich in der karolingischen Renaissance in der Architektur deutlich beobachten.

In der Ottonischen Kunst verlagerte sich die Produktion von Codices von der Hofwerkstatt in die unabhängigen Klöster. Die Kunst der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts baut auf Werken der karolingischen Hofkunst aber auch der byzantinischen Kunst auf, gab ihr aber neue Inhalte und Formen. In der Buchmalerei findet sich ein schraffenartiges Liniensystem; in der Schatzkunst und der Textilkunst werden erstmals byzantinische Einflüsse verarbeitet. Aus dem letzten Viertel des 10. Jahrhunderts datieren die ersten erhaltenen abendländischen Monumentalskulpturen, die von der Wand unabhängige Großplastik (Cividale). Damit setzt die Entwicklung der frühmittelalterlichen Skulptur ein, die in den Bronzegüssen in Hildesheim einen ersten Höhpunkt hatte.


Romanik (Frühmittelalter)

Romanik

Die Kunst der Romanik gilt als die erste, ganz Europa umfassende Epoche mittelalterlicher Kunst. Sie ist zwischen 1000 und 1250 zu datieren und löste die karolingische bzw. ottonische Kunst ab. Charakteristisch für romanische Architektur, meist Kirchen oder Klosterkirchen, ist der Rundbogen und die Ausrichtung der Kunstproduktion auf christliche Inhalte. Dies führte dazu, auch von Ars Sacra zu sprechen.

Romanische Kunst ist eng mit Klöstern verbunden, denn die Orden genossen um 11. und 12. Jahrhundert besonders den Schutz der Landesfürsten. Die skulpturale Ausstattung von Portalen und Tympana sowie die Entwicklung des Altarretabels zeigen ab dem Jahr 1000 Tendenzen zur Monumantalität. Hölzerne Kruzifixe und Madonnen mit Kind, bronzene Taufbecken und Türbeschläge, vor allem aber die Schatzkunst in Elfenbein, Email und vergoldetem Metall faszinieren bis heute.

Die romanische Malerei ist als Wandmalerei und natürlich auch als Buchmalerei bedeutend. Der Übergang zur Gotik ist mit der Entwicklung der Glasmalerei verbunden. Zu den außergewöhnlichsten Werken der Romanik zählt zweifellos der Teppich von Bayeux (1077).


Gotik (Hoch- und Spätmittelalter) | 1300–1500

Gotik

Gotik ist ein Begriff, der seit der Renaissance abwertend für die Kunst zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert verwendet wurde. Abgeleitet wurde er von der Bezeichnung für die Goten. Erst im frühen 19. Jahrhundert entdeckten Kunstschriftsteller (Goethe) und Künstler der Romantik die Qualitäten gotischer Werke neu. Dies führte zu großangelegten Bauprojekten wie der Fertigstellung des Kölner Domes nach den originalen Plänen aus der Gotik.

Die gotische Kunst des Hoch- und Spätmittelalters wurde mit der Entwicklung der französischen Kathedrale eingeläutet. Mit ihren hohen Proportionen und Strukturen wie Licht (farbige Glasfenster!) betonenden Bauweise wurde sie zur Leitgattung dieser Epoche. Die zugehörige Bauplastik, vor allem der figürliche Schmuck an den Portalen, schöpfte einerseits aus dem Erbe der Antike und andererseits aus einem neuen Naturalismus (z.B. Naumburger Stifterfiguren, Bamberger Reiter). In der Malerei begründete Giotto zu Beginn des 14. Jahrhunderts die abendländische Malerei.

Um 1400 breitete sich der Internationale Stil (auch: Weicher Stil, Internationale Gotik) über ganz Europa aus. In der Folge entwickelte sich die Kunst der Spätgotik und Frührenaissance gleichzeitig, wenn auch in unterschiedlichen Zentren. Zu den wichtigen neuen Kunstgattungen zählt das Porträt, da bürgerliches Mäzenatentum in bislang unerhörtem Ausmaß auftrat. Zur selben Zeit setzte das Retabel, in dem sich Skulptur, architektonisches Rahmenwerk und zunehmend Malerei verbanden, zu seinem Siegeszug an. Plastik und Malerei hatten sich von der Architektur gelöst, ja, die Malerei rückte immer deutlicher ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Als Tafelmalerei bzw. Tafelbild erlangte sie Beweglichkeit, Öffentlichkeit und Bedeutung, wobei zunehmend auch die Fähigkeiten der ausführenden Handwerker geschätzt und ihre Namen bekannt wurden.

Internationaler Stil

→ Siehe Gotik

Frühe Neuzeit

Renaissance

Renaissance
Renaissance Malerei in Venedig
Renaissance-Malerei in Flandern

Die Wiederentdeckung der Antike ist nur ein wichtiger Aspekt für die Kunst der Renaissance. Weiters spielt auch die veränderte Auseinandersetzung mit der Natur und dem Menschenbild eine gewichtige Rolle, das sich in der Darstellung des Aktes nachweisen lässt. Nicht zuletzt bestimmten italienische Künstler ab 1500 ihre Position als intellektuelle Tätigkeit.
Die „Erfindung“ der Renaissance in Florenz vollzog sich im frühen 15. Jahrhundert in Malerei (Masaccio), Bildhauerei (Donatello) und Architektur (Alberti, Brunelleschi). Etwa Mitte der 1410er Jahre wurde die Zentralperspektive erfunden und von Donatello und Masaccio erstmals eingesetzt. Drei der berühmtesten Maler der Epoche - Leonardo da Vinci, Michelangelo Buonarroti, Raffael - lebten 1505 in Florenz, wo sie im künstlerischen Wettstreit öffentlich gegeneinander antraten. Die starken Päpste Julius II. und Leo X. wussten die Qualitäten der außergewöhnlichen Künstler zu schätzen und beauftragten sie mit Werken in Rom wie der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle oder der Privatgemächer des Papstes durch Michelangelo und Raffael. Über Rom breitete sich der neue Stil und die Orientierung an der Antike nach Süd- und Norditalien (Venedig, Mantua) aus. Venedig war mit TizianPaolo Veronese und Jacopo Tintoretto das dritte Zentrum der Renaissance-Kunst in Italien. Der Antagonismus zwischen der florentiner-römischen Hochrenaissance-Malerei bzw. dem florentiner Manierismus und der Malerei in Venedig wird über die Betonung der Linie (disegno) in Mittelitalien und des Kolorit (colore) in Venedig ausgetragen.

Weitere bedeutende Höfe, an denen Kunst gefördert wurde, waren jene von Sigismondo Pandolfo Malatesta in Rimini (Alberti, Pisanello, Piero della Francesca), von König Alfons von Aragon in Neapel, Federico da Montefeltro in Urbino (Piero della Francesca), Ludovico „Il Moro“ in Mailand (Leonardo und die lombardische Schule), der Este in Ferrara (Tizian) sowie der Gonzaga in Mantua (Andrea Mantegna).

Die Renaissance in Flandern entwickelte sich völlig eigenständig in der Nachfolge von Melchior Broederlam: Jan van Eyck, Robert Campin (Meister von Flémalle), Rogier van der Weyden sowie Hans Memling erforschten die Perspektive aus eigener Anschauung (nicht theoretisch) und widmeten jedem noch so feinen Detail ihre Aufmerksamkeit. Als Begründer der Ölmalerei auf Leinwand gehören die altniederländischen Maler zu den Realisten des 15. Jahrhunderts. Diese Tradition führte im frühen 16. Jahrhundert zur „Erfindung“ der Landschaftsmalerei durch Joachim Patinier. Vor allem der Mitte des 16. Jahrhunderts in Antwerpen und Brüssel arbeitende Pieter Bruegel der Ältere legte mit seinem in nur zehn Jahren entstandenen Werk den Grundstein für weitere Gattungen der flämisch-niederländischen Barockmalerei: Waldlandschaften, Seestücke, Genremalerei.

Das neue Medium der Druckgrafik wurde zu einem wichtigen Verbreitungsmotor neuer Errungenschaften in der Kunst und zusätzliche Einnahmequelle. Der Nürnberger Albrecht Dürer war schon mit 13 Jahren vom Naturalismus begeistert. Nachdem er zwei Mal Venedig bereist hatte, führte er, unterstützt von Humanisten, die Malerei in Süddeutschland auf eine wirklichkeitsbezogene Darstellungsform. Seine „Meisterstiche“ sind die ersten virtuosen Darstellungen im Kupferstich.
Neben Dürer prägten vor allem Lucas Cranach der Ältere, Hans Burgkmair, Albrecht Altdorfer und Hans Holbein der Jüngere die Kunst der Renaissance in den deutschsprachigen Ländern.

Manierismus

→ Siehe Renaissance


Barock

Barock

Der Stil des Barock wurde kurz vor 1600 in Rom aus der Taufe gehoben und international verbreitet: In Architektur und Skulptur setzte Gian Lorenzo Bernini neue Maßstäbe, so wie es Annibale Carracci und Caravaggio in der Malerei taten. Das dramatische Hell-Dunkel und die Verletzung des decorum (Schicklichkeit) des ungestümen Malerstars wurde richtungsweisend und namensgebend für realistische Schilderungen von Martyrien und Genreszenen der so genannten Caravaggisten. Das Goldene Zeitalter (17. Jahrhundert) der holländischen Malerei ist nicht nur von Rembrandt van Rijn geprägt, sondern brachte aufgrund des enorm angewachsenen Wohlstandes des Bürgertums mit Genre, Landschaft und Stillleben drei neue Kunstgattungen hervor. Mit Peter Paul Rubens gelang einem Flamen eine europäische Karriere, da er in seiner Malerei größte Prachtentfaltung, Dynamik und emotionale Ergriffenheit geschickt verbinden konnte. In Spanien und den außereuropäischen Kolonien prägten hingegen sakrale und höfische Aufträge die Kunstproduktion, da die Kunst des Barock mit ihrer Emotionalität als Mittel der Gegenreformation eingesetzt wurde. Der aus Sevilla stammende Diego Velázquez stieg zum unangefochtenen Hofmaler auf und schuf vor allem Porträts und mythologische Historien, während die religiöse Kunst des Siglo d'oro in der Verbindung von Malerei und Skulptur einen Höhpunkt erreichte (→ Malerei und Skulptur im barocken Spanien).

Im Vergleich zu Italien, Spanien und Süddeutschland setzte sich der bewegte Stil des Barock in Frankreich und England nicht durch: In beiden Ländern dominierte eine klassische Auffassung, die auch als Barockklassizismus (Frankreich) und Palladianismus (Architektur in England) bezeichnet wird.


Rokoko

→ Rokoko

Antoine Watteaus Bilder von der utopischen Liebesinsel Kythera sind charakteristisch für die französische Malerei des Rokoko. Atmosphärische Landschaften, zarte Figuren, poetisch-elegische Stimmungen und subtiles Kolorit prägen die Genremalerei, während im Porträt hochrepräsentative und intime Bildnisse gleichermaßen geschätzt wurden. Unangefochtener Hauptmeister des Stilllebens ist Jean Siméon Chardin, der vor allem im 19. Jahrhundert einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Impressionismus hatte.

Der Stil des Rokoko breitete sich von Frankreich über Mitteleuropa aus und wurde vor allem für Möbel und Innenausstattungen geschätzt.


Klassizismus

Klassizismus

Mit der Klassischen Kunst der Antike im „Rucksack“ strebten Künstler um 1800 nach „stiller Einfalt und edler Größe“ (J.J. Winkelmann), inspiriert von den jüngsten Funden in Pompeij. Der italienische Bildhauer Antonio Canova und der französische Maler Jacques-Louis David prägten eine ganze Generation, indem sie in ihren Werken heroische Männlichkeitsideale sowie tugendhaft zurückhaltende Frauen beschworen. In Skulptur, Malerei und vor allem Architektur lösten bildparallele Kompositionen, geradlinige Formen und die Orientierung an den klassischen Kanon (Maßverhältnisse) die bewegten, barocken Schwünge ab.

Moderne

Romantik

Romantik

Romantik ist kein Stil, sondern eine Geisteshaltung, die das Geheimnisvolle, Obskure und Sublime dem Glatten und Schönen vorzieht. Um 1810 organisierte sich in Wien der Lukasbund, der Dürer und Raffael miteinander vereinen wollte. Als Caspar David Friedrich und William Turner ihre ersten Erfolge als Landschaftsmaler errangen, schuf der alternde Francisco de Goya seine schwärzesten Bilder. Prototyp für den unverstandenen Künstler, das visionäre Genie ist William Blake. Wie die Maler des Lukasbundes war auch Blake von religiösen Gefühlen angetrieben, allerdings entwickelte er höchst subjektive Mythologie. Von mittelalterlichen Märchen zu Dr. Faustus, von atemberaubenden Berglandschaften zu nebelverhangenen Gegenden - immer ist es das Innerste, die Gefühlsebene, die romantische Künstlerinnen und Künstler zu neuen Schöpfungen antrieben.


Realismus

Realismus

Realismus (von lat. res für Ding) ist ein hochkomplexer Begriff, mit dem eine bestimmte Haltung und Weltanschauung, wie auch Methode der Kunstproduktion beschrieben wird. Im Jahr 1855 verwendete ihn Gustave Courbet, um seine von der Jury der Weltausstellung abgewiesenen, anti-akademischen, anti-idealistischen Gemälde im „Le Réalisme“ auszustellen. Er sah in seinen großformatigen Werken, in denen er die regionale Landschaft und die Bevölkerung realistisch, d.h. getreu im monumentalen Format schilderte, einen neuen, von vielen als brutal und „hässlich“ empfundenen Stil. Dahinter stand eine politische, sozialistische Aussage, der Realismus ist daher auch eine Art „Kampfbegriff“ in der französischen Kunsttheorie. Zwischen etwa 1830 und 1880 widmeten sich einige Künstler einzig der sichtbaren Welt, berührbaren Dingen und lehnten akademische Historienmalerei (Salonmalerei) entschieden ab. Mit den „Steineklopfern“ und dem „Begräbnis von Ornans“ (1850) setzte Arbeitern und der zeitgenössischen Gesellschaft monumentale Denkmäler.


Historismus | Salonmalerei

Historismus | → Salonmalerei

Der Historismus wird meist mit Architektur in Verbindung gebracht, die in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert im Stilzitat wichtige Anregungen fand. Industrialisierung und verbesserte Infrastruktur führten zu Verstädterung, dem Abbruch von Befestigungsringen und grundlegenden Eingriffen in die Stadtplanung. Paris und Wien sind hierfür die besten Beispiele.

Nach dem Schleifen der Stadtmauer in Wien wurde das Glacis mit der Ringstraße verbaut. Das Areal wurde in Parzellen eingeteilt, wo bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs sowohl öffentliche wie private Gebäude, Parks und Denkmäler errichtet wurden. Staatsoper (vormals Hofoper), Votivkirche, Rathaus, Parlament, Universität, Burgtheater (vormals Hofburgtheater) zeigen Stilelemente der griechischen Klassik, Gotik, italienischen Renaissance, Barock, die in inhaltlichem Zusammenhang mit den Funktionen der Bauten stehen. Der Boulevard diente dem wirtschaftlichen erstarkten Großbürgertum als Flaniermeile, Reitallee sowie dem Militär.

Skulptur und Malerei des Historismus sind akademisch und anti-modern. Mit großer technischer Finesse und nach historischen Recherchen führten Maler wie Hans Makart, Franz Xaver Winterhalter, Léon Gêrome, Lawrence Alma-Tadema u.v.m. meist großformatige Gemälde mit historischen Szenen aus. Da ihre Werke vornehmlich am Pariser Salon der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, wird auch der Begriff Salonmalerei verwendet.


Impressionismus

Impressionismus

Impressionismus (von franz. impression, dt. Eindruck) beschreibt eine Stilrichtung der Malerei, die durch eine helle Palette, lockeren, skizzenhaften Farbauftrag mit sichtbaren Pinselstrichen, Malen vor dem Motiv und meist Pleinairmalerei gekennzeichnet ist. Selten erzählen impressionistische Maler in ihren Werken Geschichten, stattdessen fokussieren vor allem die Maler auf die sinnliche Wahrnehmung. Impression meint ein rasches, intuitives und (scheinbar) improvisiertes Festhalten eines flüchtigen Augenblicks. Die Beobachtung von Lichteffekten und der sich verändernden Farbstimmungen über das ganze Jahr nahm einen höheren Stellenwert ein als die Bedeutung des Dargestellten, weshalb die Impressionistinnen und Impressionisten es vorzogen, im Freien (franz. en-plain-air) und in Serien zu arbeiten.Diese Definition lässt sich besonders gut auf die Landschaftsmalerei des Impressionismus anwenden, während die Figurenmaler unter der Führung von Edgar Degas sich stärker in der Tradition der Akademie sahen und die Bezeichnung Impressionismus für ihre Werke ablehnten. Der führende Maler des Impressionismus ist Claude Monet, der während der 1860er Jahre gemeinsam mit Kollegen den Realismus weitertrieb, um dem neuen Lebensgefühl von Modernität und Schnelligkeit Rechnung tragen zu können.

Impressionismus in der Bildhauerei wird von Auguste Rodin geprägt, in der Fotografie ist er besser unter dem Begriff Piktorialismus bekannt. Die Piktorialisten nutzten erstmals und experimentell Farbfotografie und schätzten unscharfe Aufnahmen. Zu den wichtigsten Fotografen des Impressionismus um 1900 zählt der in Wien ansässige Heinrich Kühn (1866–1944).


Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus

Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus

Für wenige Stile in der Kunst sind so viele Begriffe geprägt worden wie für den Postimpressionismus, also die Malerei nach dem Impressionismus: Camille Pissarro nannte ihn „wissenschaftlicher“ Impressionismus (im Gegensatz zum „romantischen“ Impressionismus). Georges Seurat (1859–1891) sprach von Divisionismus und fand auch den Begriff Chromoluminarismus (Farblichtmalerei) gut. Heute verbindet man mit seiner Punkt-Malerei den Terminus Pointillismus. Der Begriff Neoimpressionismus wurde vom Kunstkritiker Felix Fénéon kurz nach der letzten Impressionisten-Ausstellung 1886 erfunden, und von Paul Signac (1863–1935) theoretisch begründet und verbreitet.

Der Postimpressionismus scheint viele Strömungen zusammenzufassen, darunter auch noch der Symbolismus von Gustave Moreau und Odilon Redon (1840–1916), der Synthetismus von Paul Gauguin (1848–1903),  der Cloisonnismus der Schule von Pont-Aven und die Malerei der Nabis. Jeder dieser Begriffe beschreibt nur einen von mehreren Aspekten der Malerei ab der Mitte der 1880er Jahre. Während Pointillismus auf den Farbauftrag in Punkten fokussiert, spielt Divisionismus auf die Farbzerlegung an.


Symbolismus

Symbolismus

Am 18. September 1886 veröffentlichte der Dichter Jean Moréas das Symbolistische Manifest im „Figaro“. Darin verswuchte er die junge Generation von Schriftstellern vom Vorwurf der „Dekadenz“ zu befreien. Das Feld des Symbolismus war von Literaten und Künstlern aufbereitet worden.

Der Symbolismus ist international und schwer zu definieren. Leichter fällt eine Aufzählung, was er nicht ist: Der Symbolismus ist anti-realistisch, anti-naturalistisch, anti-impressionistisch, anti-akademisch, anti-klassisch, aber auch anti-romantisch. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von etwa 1848 bis zum Ersten Weltkrieg, wobei berühmte Vorläufer wie William Blake, Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli im frühen 19. Jahrhundert zur Romantik (zu Schwarzen Romantik) gehörten. Insofern beerbten die Symbolisten die Romantiker und die Naturphilosophen, um eine Gegenposition zum Positivismus zu bilden.

Die Symbolisten suchten nach Ideen und Begriffen, die außerhalb der sichtbaren Welt liegen. Sie fanden sie im Inneren des (auch psychisch erkrankten) Individuums oder in Grenzzuständen des Bewusstseins (Jean Starobinski), was sie in entsprechender Form (Symbolen) sichtbar zu machen versuchten. Maler wie Ferdinand Hodler oder Edvard Munch zeigten den leidenden, kranken Körper. Henri Edmond Cross notierte einen Satz von Pierre Pierre Puvis de Chavannes in sein Skizzenbuch: „Jede klare Idee lässt sich in einen formalen Gedanken übersetzen.“


Jugendstil

Jugendstil

Der Jugendstil (auch: Art Nouveau, Modern Style, Nieuwe Kunst, Arte Liberty) hatte seine wichtigste Phase zwischen 1890 und 1910 und breitete sich nach der Weltausstellung in Paris 1900 rasant aus. Die wichtigsten Stilmittel des Jugendstils sind Raumlosigkeit und Flächigkeit, abstrahierte Formen und außergewöhnliche Bildausschnitte, Einsatz von Mustern und die schwingende, arabeskenhafte Linie.

Die Künstlerinnen und Künstler des Jugendstils wurden meist in den 1860er Jahren geboren und wollten der Rationalisierung der Welt eine traumversunkene Gegenwelt entgegenhalten. Obschon sie eine funktionelle Arbeitsumgebung anstrebten, suchten sie doch eine betonte Intimatmosphäre im Privaten. Inspiriert durch die englische Arts and Crafts Bewegung, verwirklichten Jugendstil-Künstler eine Symbiose von Seelenleben, Technik, Handwerkskunst (traditionellen Techniken) und Natur. Mittelalterliche und japanische Vorbilder ermutigten sie, Formen zu „deformieren“, d.h. einem Stilwollen zu unterwerfen. Pflanzenornamente und abstrakte Linienformationen sind nicht nur als Dekoration gedacht, sondern versinnbildlichen das Konzept des Jugendstils.

Die Stilpluralität des Jugendstils reich von der Schule von Pont-Aven (Bretagne), die als Gruppe 1889 erstmals gemeinsam ausstellte, zu Henri de Toulouse-Lautrecs Plakaten, vom Wiener Jugendstil rund um Gustav Klimt, Josef Hoffmann, der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte zum Belgier Henry van de Velde bzw. dem Münchner Franz von Stuck. Diese Künstler und wenigen Künstlerinnen opponierten gegen die Überzeugungen der älteren Generation, ohne sich gänzlich von der Tradition abzuwenden. Secessionsgründungen und Gruppenzusammenschlüsse ab den frühen 1890er Jahren sind sichtbarer Ausdruck des neuen Lebensgefühls. Dem Ästhetizismus opferten sie jedoch den Realismus und die Gesellschaftskritik.

Moderne Kunst | Klassische Moderne

Moderne Kunst | Klassische Moderne

Klassische Moderne

Die Klassische Moderne fasst unterschiedliche Stile und Personalstile von ca. 1900/05 bis 1930/40 zusammen. Verbindenes Element ist der Fortschrittsglaube und die Utopie einer gesellschaftsverändernen Kraft der Kunst. Paris hatte sich bereits im 19. Jahrhundert als Zenrum der zeitgenössischen Kunst etabliert und blieb auch noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bestimmend. Weitere bedeutende Metropolen waren Wien (Jugendstil, Wiener Werkstätte, Expressionismus), München und Berlin ab den 1910er Jahren genauso wie Mailand, wo die Futuristen die Abkehr von der Tradition vehement einforderten.

Wenn auch Künstlerinnen und Künstler sich auf höchst unterschiedliche Weise ausdrückten, so verband sie der Wunsch, über die Grenzen tarditioneller Kunstproduktion hinwegzusetzen. Dies geschah durch Ablehnung der Zentralperspektive, Inspiration durch „primitive Kunst“ (Primitivismus), gesteigerte Farbigkeit (Fauvismus), Reduktion auf kubische Qualitäten sowie Erforschung der Volumina (Analytischer Kubismus), Bewegungsphasen kompiliert (Futurismus), Abstraktion (Kandinsky, Mondrian, Brancusi), emotionale Einfühlung und „Visionen“ (Wiener und deutscher Expressionismus), Collage (Synthetischer Kubismus), Traumwelten und Ängste (Surrealismus), Rückkehr zu Ordnung (Neue Sachlichkeit).

Für die Entwicklung von Impressionismus und Kubismus waren Kunstwerke aus Japan und Subsahara-Afrika von größter Bedeutung. Wenn auch die Traditionen in beiden Regionen weit über das 19. Jahrhundert hinausgehen, so sammelten und studierten europäische Künstlerinnen und Künstler vor allem die durch die Entdecker und Händler mitgebrachten Werke. Vor allem japanische Druckgrafiken und Katagami (Färberschablonen) sowie afrikanische Holzskulpturen des späten 19. Jahrhunderts führten vor, welche Möglichkeiten kreatives Schaffen fernab akademischer Regeln noch gelten können.
Gleichzeitig setzte die Erforschung der Kunstgeschichte von Subsahara-Afrika ein. Heute ist bekannt, dass die scheinbar rohen Werke der Kunst aus Zentral- und Südafrika, die landläufig bekannt sind, eine Entwicklungsstufe darstellt, die von höchst realistischen Werken des euroäischen Hochmittelalters zu einer immer reduzierteren, stilistierend Ausdrucksweise führte (→ Afrikanische Kunst).
Da die japanische Kunst strengen Regeln unterworfen war, gelten die in Europa so geschätzten Druckgrafiken streng genommen in ihrem Entstehungsland nicht als Kunstwerke, sondern als Massenprodukt, das in Arbeitsteilung entstand. Die bunten Bilder aus Fernost begeisterten über ihre exoitische Wirkung hinaus und brachten europäischen Künstlerinnen und Künstlern neue Kompositionsstrategien und Raumdarstellungen näher (→ Japanische Kunst).


Fauvismus

→ Fauvismus

Fauvismus ist eine französische Stilrichtung, die dem Pointillismus folgte. Der Name leitet sich vom französischen Wort für Wilde, Bestien oder wilde Tiere,  „Fauves“, ab. Die als „Fauves“ (franz. für Wilde/Bestien/wilde Tiere) diskreditiertenfranzösischer Künstler rund um Henri Matisse stellten zwischen 1905 und 1907 in wechselnder Beteiligung miteinander aus. Als ältester und erfahrenster Künstler der Gruppe wurde der Mittdreißiger Matisse „Oberhaupt“ der „Fauves“.

Inspiriert durch die Kunst außereuropäischer Völker, die Kunst der Impressionisten und der Neo-Impressionisten, von Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Paul Gauguin, verselbständigten sie die Farben und vereinfachten die Formen, um zu einer Steigerung der Ausdruckskraft zu gelangen. Neben den berühmten, farbintensiven Gemälden entstanden auch Zeichnungen, Druckgrafiken, Bronzen, Keramiken, Holzschnitzereien.


Kubismus

Kubismus: Einführung in die Merkmale, Geschichte, wichtigste Vertreter, Ausstellungen

Der Begriff Kubismus leitet sich vom französischen Wort „cube“ für Würfel ab und wird seit Mitte November 1908 verwendet. Er bezeichnet eine Stilrichtung vom Beginn des 20. Jahrhunderts, die von Pablo Picasso (1881–1976) und Georges Braque (1882–1963) zwischen 1907/08 und 1910 entwickelt wurde. Die erste Phase, der sogenannte Analytische Kubismus, dauerte von 1910 bis Anfang 1912 und stellte die Recherche nach der gleichzeitigen Darstellung verschiedener Ansichten eines Objekts in das Zentrum. Nach dem Auftauchen der „Salonkubisten“ veränderten Braque und Picasso ihre Gestaltungsweise, indem sie realistische Elemente nicht mehr darstellten (imitierten), sondern Papierschnipsel, Tapeten und andere gefundene Objekte in ihre nunmehr buntfarbigen Bilder einbanden und so den Synthetischen Kubismus prägten.


Expressionismus

Expressionismus

Der Expressionismus (franz., engl. expression „Ausdruck“) gehört zu den ersten Kunstströmungen der Modernen Kunst (Klassischen Moderne), die zu Beginn des 20. Jh. in Anlehnung an die Errungenschaften des Post-Impressionismus radikal mit tradierten Werten und Auffassungen brach und der Kunst neue Inhalte und Intentionen eröffnete. Bis heute zählt der Expressionismus neben Kubismus und Futurismus zu den wichtigsten Entwicklungen der europäischen Kunst vor dem Ersten Weltkrieg. Der Ausbruch des Kriegs 1914 setzte dem Kunstexperiment vorläufig ein Ende. Während des Kriegs fanden viele Maler und Bildhauer jene Anerkennung, um die sie die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg so heftig kämpfen mussten.

In Auseinandersetzung an die Errungenschaften des Impressionismus und des Jugendstils brachen Künstler wie Henri Matisse, Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Franz Marc, Gabriele Münter oder Egon Schiele radikal mit der etablierten Ästhetik der Akademie, der noch diskutierten Auffassung der Spätimpressionisten und dem herrschenden Naturalismus. Wirklichkeitswiedergabe und Weltinterpretation, die im Impressionismus vordergründig auf der Wiedergabe des Gesehenen lag, sollten unter anderem durch „mystische Weltentrücktheit“ (Max Picard, 1916) oder Formzertrümmerung abgelöst werden. Das neue Lebensgefühl und Menschenbild, beide durch Technologie und Wissenschaften radikal verändert, wurden in neuartigen Bildern versinnbildlicht. Dem Sehen mit dem Auge wurde das innere Sehen, das Sehen des Geistes entgegengestellt. Expressionistische Künstlerinnen und Künstler benutzten häufig das Wort „Vision“ oder „Gesichte“ (Oskar Kokoschka), um ihre inneren Bilder zu beschreiben. Diese „Visionen“ würden naturfremde Bilder liefern, weshalb (notgedrungen) die darauf aufbauende Kunst höchst subjektive Farben und Formen aufweist.


Futurismus

Futurismus: Einführung in die Merkmale, Geschichte, wichtigste Vertreter:innen, Ausstellungen

Futurismus war eine Kunstrichtung des beginnenden 20. Jahrhunderts, deren Name vom italienischen Dichter Filippo Tommaso Marinetti geprägt wurde. Ausgehend von italienischen Künstlern und Künstlerinnen, wandten sich diese Avantgardebewegung der Moderne zu und von tradierten Werten ab. Ihr Ziel war, die Moderne mit ihren technologischen Revolutionen, ihrer sozialen Ordnung, der Veränderung des Städtebaus mithilfe einer neuen, Bewegung und Raum feiernden (Bild)-Sprache zu verherrlichen.


 Abstraktion

Abstrakte Kunst

Abstraktion kann vom Lateinischen abstrahere für „loslösen“ oder „wegnehmen“ abgeleitet werden. Abstrakte Kunst meint daher eine Ausdrucksform, die sich von der Wiedergabe von Gegenständen löst, deren Ziel nicht mehr die Schilderung greifbarer Objekte und Figuren ist, sondern sich der geistigen Welt, dem Visionären, der logisch-rationalen Farbfeld-Kombination und/oder selbstreflexiven Analysen der Mittel, mit denen Kunst gemacht wird (Farben, Formen), verschreibt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandte sich eine Handvoll Künstlerinnen und Künstler von der Gegenständlichkeit ab und erforschten die Möglichkeiten abstrakter Bildwelten. Vielfach ließen sie sich für die Ablehnung der mimetischen Kunsttradition von metaphysischen, musikalischen und naturwissenschaftlichen Inspirationsquellen leiten. Protagonistinnen und Protagonisten der Modernen Kunst wie Hilma af Klint, Wassily Kandinsky, Robert DelaunayFrantišek Kupka. Pionier der AbstraktionKasimir Malewitsch oder Piet Mondrian stellten sich höchst individuelle Fragen zu einer neuen malerischen Wirklichkeit. Die „Darstellung“ spiritueller oder theosophischer Konzepte, der „inneren Welt“, d.h. der unsichtbaren Gefühlswelt, von Emotionen, „Visionen“ oder Ängsten, der Vergleich mit der immateriellen Musik, aber auch ein selbstreferenzielles Nachdenken über die eigenen Mittel gewann an Bedeutung.

Dadaismus

Dadaismus


Surrealismus

Surrealismus

Der Surrealismus (franz. Über-Wirklichkeit) ist kein Stil und auch keine Kunstrichtung, sondern beschreibt eine antibürgerliche Lebenshaltung bzw. eine Kunst, die sich dem Traum (Albtraum), dem Fantastischen, dem Irrationalen, der Erotik, dem Tabubruch bewusst öffnet, um der Barbarei des Ersten Weltkriegs neue Sichtweisen entgegenzuhalten.

In Anschluss an die Traumdeutung und die Theorie des Unbewussten in den Schriften Sigmunds Freuds wollten die Surrealisten den unbewussten Zuständen menschlichen Lebens – im Gegensatz zu Materialismus, Positivismus, Rationalismus und die Herrschaft der Logik – einen fundamental neuen Stellenwert verleihen. Assoziationen, künstlerische Zusammenarbeit und neuartige Techniken der „Nichtkomposition“ wie das Aufschreiben von Traumfetzen, Hypnose, automatisches Schreiben und Zeichnen sollten eine Auflösung der Grenzen bürgerlicher Moral- und Wertvorstellungen aber auch des traditionellen Schönheitsbegriffs als Grundlage der Kunst bezwecken. Wichtige Vorläufer sahen die Künstler des Surrealismus sowohl in der Kunst der Frührenaissance und dem Expressionismus, der Kunst des Dada (Dadaismus) wie auch in außereuropäischen Kunstwerken (Afrika, Ozeanien und Neukaledonien).


Konstruktivismus

Konstruktivismus

Der Konstruktivismus zählt zu den ungegenständlichen Stilrichtungen der Modernen Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zum Konstruktivismus gehören die niederländische Gruppe De Stijl und die Kunstschaffenden des nachrevolutionären Russland (Sowjetunion). Mit der gegenstandslosen Kunst wurde häufig auch ein politischer Gedanke und ein gesellschaftspolitisches Anliegen verbunden. Der Begriff Konstruktivismus leitet sich vom lateinischen Wort „constructio“ für Zusammenfügung und Bau ab.


Neue Sachlichkeit | Magischer Realismus

Neue Sachlichkeit

Die Mannheimer Kunsthalle präsentierte 1925 die Ausstellung „Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“. Der vom Direktor Gustav Friedrich Hartlaub gewähte Titel war von ihm bereits 1923 eingeführt worden und setzte sich als Stilbegriff einer Epoche durch, der bis heute Verwendung findet. Zu sehen waren unter anderem Werke von den wichtigsten Künstlern dieser Stilrichtung - Otto Dix, Rudolf Schlichter und George Grosz. Deren Gemälde zeichneten sich durch eine sachliche und wirklichkeitsnahe Darstellung des Bildgegenstands aus.

Der Begriff Neue Sachlichkeit vermittelt den Eindruck, dass der künstlerische Blick sachlich, ja kühl ist. Der Kulturwissenschaftler Helmut Lethen spricht von „Verhaltenslehren der Kälte“, die die Lebensversuche zwischen den Kriegen prägten. Betrachtet man die Kunst der Zeit jedoch genauer, wird deutlich, dass sie selten nüchtern oder neutral ist. Die Bilder zeigen uns die Menschen der Zeit kritisch oder hoffnungsvoll, sie enthüllen Schwächen und Schönheiten.

Der Kunsthistoriker Franz Roh machte in der Publikation „Nach-Expressionismus. Magischer Realismus“ auf metaphysische Tendenzen innerhalb der neuen Strömungen in der Malerei aufmerksam. Zudem finden sich Zeit- und Sozialkritik, Zukunftsangst, Desillusionierung oder Verlorenheit, aber auch Lebensfreude, Hedonismus und Optimismus oder utopische Weltentwürfe.


Art Brut | Outsider Art

Art Brut | Outsider Art

Der erst 1947 geprägte Begriff Art Brut (Jean Dubuffet) bezeichnet Kunst von Outsidern, Autodidakt:innen, sog. naiven Künster:innen. Es handelt sich nicht um einen Stil, sondern um Kunst von Menschen mit ungezügelter, fast kindlicher Kreativität.

Kunst nach 1945

Die Kunst nach 1945 ist vor allem in Westeuropa geprägt, von einer Abkehr von der totalitären Kunstdoktrin und einem Wiedergewinnen der Vorkriegsavantgarde. Gleichzeitig machte sich bereits kurz nach dem Krieg die ideologische Auseinandersetzung zwischen den Großmächten USA und UDSSR bemerkbar, was sich in der Diskussion Abstraktion versus Figuration (Sozialistischer Realismus) äußerte.

Abstrakter Epxressionismus, Informel

Abstrakter Expressionismus | Informel

Abstrakter Expressionismus bzw. Informel galten als Garant für Subjektivität und Demokratie. Gleichzeitig wurde das surrealistische Erbe - in Österreich in Form des Phantastischen Realismus - weitergetragen. Pop Art und Fotorealismus lösten diese beiden Haltungen ab den frühen 1960er Jahren mit ihrer Hinwendung zum Sichtbaren ab. Konsumkultur und Kommerz beherrschte die Bildwelt und setzte der Ästhetik der Abstraktion eine wirklichkeitsverbundene Auseinandersetzung mit der Umwelt entgegen.

Phantastischer Realismus (Österreich)

Pop Art

Pop Art

Pop Art – abgeleitet von populace oder popular, das heißt die breite Masse oder populär – ist ein Sammelbegriff für künstlerische Phänomene, die das Lebensgefühl der 1960er Jahre widerspiegeln. So kann Pop Art euphorisch, fortschrittsorientiert wirken aber auch katastrophisch und pessimistisch (Atombombe, Stellvertreterkriege in Asien). Pop Art changiert zwischen Affirmation westlicher Konsumkultur und subversiver Unterwanderung der Kommerzialisierung. Werbung und Medienbilder suggerieren eine heile Welt, die als Masken enttarnt und als leere Hülsen präsentiert werden. Pop ist daher ein „Lustvolles, ironisches, kritisches Schlagwort, schlagfertig gegenüber den Slogans der Massenmedien, deren Geschichten Geschichte machen, deren Ästhetik die Bilder und das Image der Zeit prägen, deren „vorbildliche“ Klischees die Menschen beeinflussen.“ Da die Pop Art auf Basis von kapitalistischen und technologischen Bedingungen der Industriegesellschaft erblühte, ist sie eine westliche, großstädtische Kunstform. Das Interesse für das Triviale, Alltägliche, sogar den Kitsch erfasste Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Robert Indiana in New York oder Richard Hamilton, Peter Blake in London. Damit wandte sich eine um 1930 geborene Generation von der Hochkunst der Abstraktion ab.

Fluxus

Fluxus

Fluxus war eine internationale, interdisziplinäre aber lose Gemeinschaft von Künstler:innen, Komponist:innen, Designer:innen und Dichter:innen in den 1960er und 1970er Jahren. Sie beschäftigten sich mit experimentellen Kunstformen, die den künstlerischen Prozess (und nicht das fertige Werk) im Zentrum stellen. Fluxus ist bekannt für experimentelle Beiträge zu unterschiedlichen künstlerischen Medien und Disziplinen und für die Entwicklung neuer Kunstformen. Dazu gehörten Intermedialität, Konzeptkunst und Videokunst.

Fotorealismus

Fotorealismus

Revolutionen in der Bildhauerei: Happening, Performance, Land Art, Installation

Skulptur seit 1946

Die Bildhauerei erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg vermutlich die wichtigste Erweiterung überhaupt, war seit der Antike doch der Mensch und sein Körper das nahezu alleinige Sujet von Bildhauern und Plastikern. Der Etablierung der abstrakten Skulptur folgten Land Art, Performance, Hapening und Body Art, erweitert zur orts- und zeitgebundenen Installation, in denen mit Hilfe der Neuen Medien auch die Gattungsgrenzen zur performativen Kunst überschritten wurden.

Feministische Avantgarde

Die Feministische Avantgarde der 1960er Jahre thematisierte die Rolle der Frau in der Gesellschaft - und der Kunst. Jahrhundertelang war es Frauen nur schwer oder meist kaum möglich, den Beruf der Künstlerin zu erlernen und/oder auszuüben. Diese gläserne Decke wollte die Generation der nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebildeten Frauen nicht mehr hinnehmen und brachten ihre eigenen Körper, ihr Geschlecht, ihre Rolle in der Gesellschaft als Themen in die Kunst ein. In Form von Performances, Fotoserien und Video stellten sich Künstlerinnen häufig selbst als "Material" ihrer Kunst dem Publikum vor.

Konzeptkunst

Diesen körperbetonten Arbeiten stand in den 1970ern die geistbezogene Konzeptkunst gegenüber. Die Realisation eines Kunstwerks, so zeigten sich Künstlerinnen und Künstler überzeugt, wäre nur die materielle Ebene im Schöpfungsprozess. Stattdessen erklärten die Anhänger der Konzeptkunst, dass die Idee bereits den kreativen Akt darstellt. Das Konzept in Form von Zeichnungen, Berechnungen, Modellen konnte nun zum Kunstwerk erklärt werden. Die Malerei wurde in diesem Zusammenhang als "tot" erklärt.

Neue Wilde

Neue Wilde | Junge Wilde

In den 1980er Jahren feierte die totgeglaubte Malerei ihre Rückkehr - und zwar nicht nur am Kunstmarkt, wie häufig spekuliert wurde. Das gemalte Bild in Form eines expressiven Malvorgangs (Neue Wilde) oder kontrollierter Ungegenständlichkeit (Neo-Geo) kehrte in die Ausstellungshallen zurück.

Neo-Geo

Neo-Geo

Neo-Geo steht für „Neo-Geometric Conceptualism“; der Begriff kam in den 1980er Jahren auf. Die Protagonistinnen und Protagonisten von Neo-Geo lehnten einerseits die spirituelle oder rein formalistische Abstraktion des früheren 20. Jahrhunderts ab und orientierten sich andererseits an Symbolen, technischen Errungenschaften wie dem Computer-Chip als Inspirationsquelle für Formlösungen.

Kunst der Gegenwart

Die Kunst der Gegenwart definieren zu wollen, ist ein unmögliches Unterfangen. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, den radikalen politischen Umwälzungen der 1990er Jahre und der Öffnung der westlich dominierten Kunstwelt dem aktuellen Kunstschaffen in Afrika und Asien (vor allem China und Indien) im Zuge der Aufarbeitung des Kolonialismus geben unzählige Biennalen weltweit Einblicke. Inzwischen auch global agierende Kunsthandlungen und Galerien bedienen verschiedene Märkte, so wie Museen im weltweiten Austausch Ausstellungen verschicken.

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich das Wort "Position" für die Marke einer Künstlerin oder eines Künstlers eingebürgert. Im internationalen Austausch stehend (Residencys wurden extrem wichtig in der Künstler*innen-Ausbildung), geht es im aktuellen Kunstdiskurs weniger um Ästhetik oder Stil, als um Fragestellung, Methodik, Wahl des Mediums, Ausstellungsdisplay.

Zeitgenössische Kunst