Leonardo da Vinci, Das Abendmahl, um 1494–1498, Tempera und Öl auf Mörtel, 460 x 880 cm (Refektorium von Santa Maria delle Grazie, Mailand)
Leonardo da Vinci (1452–1517) war ein homo universalis, ein Universalgelehrter der Renaissance. Als Maler wie als Anatom, Erfinder und Bildhauer revolutionierte er die Kunst seiner Zeit. Heute sind 31 Werke – Gemälde, bildwürdige Kartons (schwarz-weiße Kreidezeichnungen auf Papier) – von ihm bekannt. Seine berühmtesten Werke sind zweifellos die „Mona Lisa“ und das „Abendmahl“ – aber auch seine vielfältigen Madonnen-Bilder zeigen Leonardo als erfindungsreichen Schöpfer bewegter und bewegender menschlicher Figuren. In seinen Notizen hielt der Maler fest:
„Die gemalte Bewegung, die dem geistigen oder emotionalen Zustand entspricht, soll mit großer Lebendigkeit gezeigt werden.“ (Leonardo da Vinci)
Das bewegte Leben von Leonardo, seine Wohn- und Arbeitsorte, sein Netzwerk findest du: Leonardo da Vinci: Biografie
In den letzten Jahrzehnten wurde das Werk verschiedenen Malern zugeschrieben, darunter Lorenzo di Credi oder der Werkstatt des Andrea del Verrocchio.
Von Leonardo stammen wahrscheinlich die Lilie in der Hand des linken Engels und der hochaufragende Felsen im Hintergrund.
Leonardo könnte an der Ausführung des Felsens am rechten Rand des Gemäldes beteiligt gewesen sein.
Leonardos Hand wird im Felsen links wiedererkannt.
Der kleine Hund und der Fisch könnten von Leonardo stammen.
Die "Madonna mit der Nelke" wird übereinstimmend als Werk Leonardos anerkannt. Allerdings handelt es sich um ein intensiv restauriertes Bild.
Das um 1478 bis 1480 gemalte Bildnis zeigt Ginevra de' Benci (1457–1520), eine Frau aus einer prominenten florentinischen Familie, die jahrzehntelang eng mit den Medici verbunden war. Der Auftrag für dieses Porträt stammt wahrscheinlich nicht von ihrem Ehemann, mit dem Ginevra de‘ Benci seit 1474 verheiratet war, sondern vom Humanisten Bernardo Bembo (1433–1519), der in der zweiten Hälfte der 1470er Jahre als venezianischer Gesandter in Florenz diente. Bembo bewunderte sowohl die Schönheit wie die Keuschheit Ginevras. Vielleicht entschied sich Leonardo deshalb, sie nicht im Profil, sondern in Dreiviertelansicht darzustellen. Durch die Drehung aus dem Bild heraus, kann man der Dargestellten in die Augen sehen, „die Fenster zur Seele“. Hinter ihr steht ein Wacholderbusch (it. ginevro), der auf den Vornamen der Dargestellten anspielt. Da das Werk unten beschnitten ist, kann im Vergleich mit den anderen Bildnissen Leonardos angenommen werden, dass ursprünglich auch noch die Arme und Hände von Ginevra de' Benci zu sehen gewesen sind.
Leonardo soll nach Vasari für den Kopf des linken Engels herangezogen worden sein.
Das Gemälde befand sich in Besitz von Angelika Kauffmann in Rom.
Im Jahr 1478 erhielt Leonardo den Auftrag, ein Altarbild für eine Kapelle im Regierungssitz in Florenz (Palazzo della Signoria) zu malen. Er scheint dieses Werk nie begonnen zu haben. Stattdessen wandte er sich um 1481/82 einer vielfigurigen „Anbetung der Könige“ (unvollendet, 244 x 240 cm, Gallerie degli Uffizi, Florenz) für die Kirche San Donato a Scopeto außerhalb von Florenz zu. Sein Vater war für die Kirche als Notar zuständig. Im September 1481 erhielt Leonardo als Teilzahlung für die „Anbetung der Könige“ ein Fass Wein. Dennoch hinterließ er das Gemälde unvollendet, bzw. im Zustand der Unterzeichnung. Vielfach wird angenommen, dass diese bereits als so vollkommen angesehen wurde, dass Farbe dem Werk nur noch abträglich gewesen wäre. Eine weitere Erklärung ist auch Leonardos Umzug nach Mailand 1482/83.
Spätestens im April 1483 hat sich Leonardo da Vinci in Mailand niedergelassen, wo er die folgenden 16 Jahre blieb. Hier erhielt er von der Bruderschaft der unbefleckten Empfängnis in der Franziskanerkirche San Francesco Grande in Mailand den Auftrag für die „Felsgrottenmadonna“ (um 1483–1485, erste Fassung, 199 x 122 cm, Musée du Louvre). Den Vertrag unterzeichnete er gemeinsam mit den Mailänder Malern Ambrogio und Evangelista de Predis 1483. Der Rahmen existierte bereits. Heute wird davon ausgegangen, dass die Louvre-Fassung die erste ist, da der Anteil von Mitarbeitern im Londoner Bild größer ist. Warum die Bruderschaft die erste Fassung ablehnte (Kargheit der Höhle?), ist nicht genau geklärt.
Wie schon in der „Anbetung der Könige“ nutzte Leonardo auch in der „Felsgrottenmadonna“ eine Dreieckskomposition, gebildet vom betenden Johannesknaben links, dem Kopf der Madonna oben und dem zeigenden Engel sowie dem Christuskind mit Segensgestus rechts. Auffallend ist die kunstvolle Verkürzung der Hand Mariens über der Zeigehand des Engels (fehlt in der Londoner Fassung) und der segenenden des Gottessohnes. Oben fügt sich der Felsen in den vorgegebenen Halbkreis. Diese bedingen auch den dramatischen Lichteinfall von oben, der die Szene nur partiell beleuchtet und die Figuren in das für Leonardo carakteristische sfumato hüllt. Leonardos Interesse für Botanik ist in den mannigfaltigen Pflanzen in diesem Bild leicht nachvollziehbar.
→ Leonardos „Dame mit dem Hermelin“ bleibt in Polen
Vielleicht könnte es sich hierbei um ein Porträt von Lucrezia Crivelli, der Mätresse von Ludovico Sforza, handeln. Seit 1642 befindet es sich in der königlichen Sammlung in Fontainebleau.
Ursprünglich rahmten die Blätter und Fruchtranken ehemals fünf Lünetten mit dem Wappen der Sforza.
Nachdem Ludovico Sforza aus Mailand 1499 vertrieben worden war, reiste Leonardo nach Mantua, wo er Isabella d'Este porträtierte. Trotz mehrfachen Versprechen, Isabella in Öl zu malen, setzte der inzwischen berühmte Maler dies nie in die Tat um.
Von Leonardo sollten die Köpfe der Maria und des Jesuskindes sowie der Felsen stammen.
Nach kurzen Aufenthalten in Venedig und möglicherweise Rom und Neapel kehrte Leonardo 1500 nach Florenz zurück. Seine ersten Werke waren die „Madonna mit der Spindel“ und der Karton der „Anna selbdritt“ (London). Allerdings soll sich der Maler stark mit Geometrie beschäftigt und nur wenig Geduld mit dem Pinsel gehabt haben. Hier soll Leonardo die Figuren ausgeführt haben.
→ Leonardo: Anna selbdritt (Burlington House Karton)
Kurz nach seiner Ankunft in Florenz erhielt Leonardo 1501 von den Serviten den Auftrag zu einem Bild der „Anna selbdritt“ für deren Ordenskirche Santissima Annunziata. Die Ausführung des Bildes zog sich über mehrere Jahre, da Leonardo da Vinci bald darauf zum Architekten und Ingenieur von Cesare Borgia ernannt wurde und Mittelitalien bereiste. Die Zuschreibung des Kartons an Leonardo ist unbestritten. Die Datierung ist hingegen noch immer kontrovers diskutiert und wird zwischen 1501 und 1508 angenommen.
Auf dem Karton sitzt die Jungfrau aufrecht und im Damensitz, die Beine nach links, und dreht sich um, um das Jesuskind zu stützen, das den ganz rechts knienden Johannes den Täufer als Kind segnet. Indem Leonardo die Pose der Jungfrau veränderte, sodass ihr Kopf nun neben dem der Heiligen Anna liegt und das Jesuskind im Gemälde den Platz der Jungfrau einnimmt, schuf er den nötigen Raum, um die zusätzliche Figur des Täufers unterzubringen.
Der Karton besteht aus acht zusammengeklebten Papierbögen, die inzwischen mit Leinwand kaschiert sind. Leonardo bereitete die Oberfläche mit einer rotbraunen Grundierung aus Eisenoxid vor. Er arbeitete die Komposition mit Kohle aus, fügte weiße Glanzlichter hinzu und widmete der Modellierung der Figuren, vor allem der Köpfe, besondere Aufmerksamkeit; andere Partien, wie die Füße oder die zeigende Hand der Heiligen Anna, blieben unbearbeitet. Obwohl einige der Modellierungen später noch verstärkt wurden, ist der extrem hohe Grad der Vollendung der Figuren, insbesondere der Köpfe, ungewöhnlich für einen Karton in Originalgröße, der normalerweise zur Übertragung der Umrisse einzelner Figuren verwendet wird. Da der Burlington House-Karton nicht gelocht und daher wahrscheinlich nie übertragen wurde, sieht er nicht wie ein Funktionskarton aus, sondern kann vielleicht am besten als Präsentationskarton in Originalgröße oder als „ben finito cartone“ beschrieben werden.1.
An der zweiten Fassung der „Felsgrottenmadonna“ waren in einem weit größerem Umfang Mitarbeiter aus der Werkstatt beteiligt als in der Pariser Fassung, weshalb diese heute als die erste und ursprüngliche Formulierung des Bildthemas gilt.
→ Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ für 450 Mio. USD verkauft
→ Leonardo: Schlacht von Anghiari
Leonardos wichtigstes Projekt in Florenz war das Wandbild der „Schlacht von Anghiari“ (unvollendet und nicht erhalten): Leonardo erhielt den Auftrag der florentinischen Stadtregierung im Großen Rat des Palazzo della Signoria (Palazzo della Signoria), dem damaligen Sitz der Republik, die Schlacht von Anghiari (1440) zu malen. Es handelte sich um den wichtigsten Auftrag im öffentlichen Raum und für ein Monumentalgemälde, den Leonardo je erhielt. Kurz nach Auftragserteilung machte er sich daran den 1:1-Karton in seiner Werkstatt im Kloster Santa Maria Novella zu erarbeiten. Da dieser in der Folge von Künstlern häufig in Teilbereichen kopierte Karton früh verloren ging, ist die Gesamtkomposition Leonardos nicht bekannt.
Im Jahr 1505 malte Leonardo den zentralen Teil der Komposition der „Anghiari-Schlacht“, die sich auf den Kampf um die Standarte konzentrierte. Aufgrund schlechter Materialwahl blieb die Farbe oder die Grundierung nicht an der Wand haften, weshalb das Projekt eingestellt wurde. Auch das Fresko an der gegenüberliegenden Wand von Michelangelo Buonarroti, die Schlacht von Cascina, wurde nicht ausgeführt. Das unvollendete Fresko blieb mehrere Jahrzehnte lang sichtbar, bis Cosimo de‘ Medici eine Renovierung des Saales beauftragte: Giorgio Vasari bemalte die Wand mit einem weiteren Schlachtengemälde. Eine Reihe von vorbereitenden Zeichnungen - vor allem der Köpfe - zeigt, wie sehr sich Leonardo dem Thema über Mimik, Gestik und Expression angenohert hat.
Merken
Das Gemälde der „Mona Lisa“ wurde im Frühjahr 1503 begonnen und nie an den Auftraggber geliefert. 1517 befand sich das Porträt offensichtlich in Leonardos Atelier in Cloux. Salaí erbte es und nahm es mit nach Mailand. Vasari berichtet, es wäre in der Sammlung von König Franz I. in Fontainebleau (1568). Es ist eines der wenigen Werke, das übereinstimmend als eigenhändig anerkannt ist.
Unzählige Interpretationen und Spekulationen ranken sich um das berühmteste Werk Leonardos. Sicher ist, dass Mona Lisa in einer offenen Loggia vor einer niedrigen Brüstungsmauer sitzt (Vorzeichnung und Kopie Raffaels). Sie tut das schräg in dem Raum. während sie ihren Kopf den Betrachtenden frontal zuwendet. Ihr linker Arm ruht auf einer Lehne, die ganz nahe an die Bildfläche herangeführt ist und parallel zu dieser verläuft. Hände, Dekollette und Kopf sind vertikal übereinander positioniert. Der Hintergrund wird von einer Phantasielandschaft eingenommen, die von atmosphärisch verunklärten Bergen, Hügeln und Wegen strukturiert wird.
Das Werk befand sich 1517 im Atelier Leonardos in Cloux. Wie auch die Mona Lisa brachte es Salaì nach Mailand, wo es seine Erben 1525 verkauften. Der Sammler Everhard Jabach trat es 1666 an Ludwig XIV. ab.
Auf dem Gemälde sitzt die Jungfrau auf dem Schoß ihrer Mutter und bückt sich nach dem Jesuskind, das mit einem Lamm spielt.
Das stark beschädigte Gemälde wurde 1517 im Atelier Leonardos in Cloux erwähnt. Über Salaì kam es zurück nach Mailand und 1629 in den Besitz von Kardinal Richelieu.
Leonardo dürfte es während seines zweiten Aufenthalts in Mailand gemalt haben. Die Thematik der Anna selbdritt zeigt die hl. Anna, auf ihrem Schoß sitzt Maria, die sich zum Christuskind hinunterbeugt, das gerade mit einem Lamm spielt.
Der felsige Vordergrund, die Vegetation und die Landschaft im Hintergrund sind die stärksten Argumenten für eine Zuschreibung an Leonardo da Vinci. Dennoch wird von manchen Forschern die Eigenhängikeit dieses Werkes bezweifelt. Der verstrkte Einsatz von Helldunkel ist für den Spätstil Leonardos zwar charakteristisch, dennoch ist die Frage von Mitarbeitern für dieses Werk zentral.