London | Tate modern: Kandinsky. Der Weg zur Abstraktion | ARTinWORDS
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London | Tate modern: Kandinsky. Der Weg zur Abstraktion Der Weg zur Abstraktion | 2006

Wassily Kandinsky Kossaken, 1910-1911 (Tate modern, London)

Wassily Kandinsky Kossaken, 1910-1911 (Tate modern, London)

Diese Ausstellung folgt Wassily Kandinskys faszinierender Reise vom figurativen Landschaftsmaler zum Maler der Moderne, während er sich bemühte, eine radikal abstrakte Sprache zu entwickeln. Die erste Hälfte von Kandinskys künstlerischem Werdegang ist geprägt sein seiner Entwicklung einer abstrakten Formensprache – und der Weiterentwicklung seiner spirituell-musischen Überzeugungen in die geometrische Abstraktion.

Kandinskys Weg zur Abstraktion

Die Ausstellung in der Tate modern konzentriert sich auf die erste Hälfte von Kandinskys Karriere und beginnt mit einer Reihe früher Landschaften. In ihnen zeigt sich Kandinsky von der pittoresken bayerischen Landschaft und Volksbildern aus russischen Märchen und Legenden inspiriert.

Wie entwickelte sich Kandinskys charakteristischer Stil, nachdem er 1896 nach München zog und 15 Jahre später die bahnbrechende Gruppe „Der Blaue Reiter“ mitbegründete? Ab 1906/08 begann Kandinsky, Malerei als einen alternativen Weg zur spirituellen Realität zu begreifen. Er verzichtete zunehmend auf beschreibende Details, indem er erkennbare Elemente wie Bergburgen und Reiter auf Pferden auf kalligrafische Linien reduzierte. Gleichzeitig füllte er große Bereiche mit leuchtenden Farben, um die mit klassischer Musik verbundenen Emotionen zu stimulieren und Reaktionen hervorzurufen, zu denen der überlegte Einsatz bestimmter Farben führen könnte, so der Künstler vor seinem erstaunten Publikum. In der Abstraktion, so Kandinsky, hatte er das Gefühl, eine spirituelle Realität entdeckt zu haben. Diese sei eine alternative Musik für die Sinne, die umso kraftvoller sei, da sie nicht an die Außenwelt gebunden wäre.

Komposition VII

Die Ausstellung in der Tate modern präsentiert über 50 Gemälde und 30 Arbeiten auf Papier. Viele davon wurden noch nie in Großbritannien gezeigt. Zu den bedeutendsten Leihgaben aus russischen Museen gehören „Komposition VI“ (1913) aus der Eremitage sowie „Komposition VII“ (25.–28.11.1913) aus der Tretjakow Galerie. Insgesamt schuf Kandinsky zehn Kompositionen, und diese beiden sind die bedeutendsten der Gruppe. Diese beiden Kompositionen überzeugen durch ihre Kompositionen voller Bewegung und Farbe. Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung in der Tate modern und demonstrieren Kandinskys ausgereiften abstrakten Stil nach seiner intensiven Experimentierphase. „Komposition VII“ ist das größte jemals von Kandinsky gemalte Werk und misst zwei mal drei Meter. Es ist das Hauptwerk seiner Münchner Periode. Der Maler arbeitete daran (dennoch nur) dreieinhalb Tage. Am 30. November luden er und Gabriele Münter aus Anlass der Fertigstellung Lily und Paul Klee zum Abendessen ein.

Geometrische Abstraktion & Bauhaus

Landläufig wird die Phase des „Blauen Reiter“ im Werk Kandinskys als stimmungsvoller, ja lyrischer Expressionismus bezeichnet. Mit dem Umzug des Künstlers nach Russland, der Russischen Revolution und seiner Arbeit für das Sowjetreich gingen künstlerische Veränderungen in seinem Werk einher. Die erzwungene Rückkehr nach Deutschland ließen ihn 1922 ein Mitglied des Bauhauses werden. Nun war der Maler zu einem Vertreter der geometrischen Abstraktion geworden, der zeitgenössische Entwicklungen in der russischen Avantgarde-Kunst und im Bauhaus-Design aktiv verarbeitete.

Kuratiert von Sean Rainbird (Tate), für die Tate Modern, und Hartwig Fischer, Kurator, für Kunstmuseum Basel. Begleitet wird die Ausstellung von einem farbigillustrierten Katalog mit Beiträgen von Shulamith Behr, Bruno Haas, Noemi Smolik und Reinhard Zimmermann. Vom 21. Oktober 2006 bis 4. Februar 2007 wird „Kandinskys Weg zur Abstraktion“ im Kunstmuseum Basel zu seine sein.
Quelle: Tate Modern

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.