Ludwig van Beethoven
Wer war Ludwig van Beethoven?
Ludwig van Beethoven (Bonn vor 17.7.1770–26.3.1827 Wien) war ein deutsch-österreichischer Musiker und Komponist, dessen Werk von der Wiener Klassik zur Romantik führt. Zu Beethovens berühmtesten Werken zählt die Oper „Fidelio“, seine neun Sinfonien (9. Sinfonie mit der „Ode an die Freude“), Klaviersonaten und die „Missa solemnis“.
Kindheit und Ausbildung
Ludwig van Beethoven wurde am 17. Dezember 1770 in der Pfarrkirche St. Remigius in Bonn getauft. Sein Großvater Ludwig van Beethoven war Hofkapellmeister und Weinhändler (T 1773), sein Vater der Tenorsänger in der Hofkapelle Johann van Beethoven (1739 oder 1740–1792) und seine Mutter Maria Magdalena (1746–1787). Wiewohl Ludwig van Beethoven bereits das dritte Kind seiner Mutter war, war er der älteste überlebende Sohn.
Am 26. März 1778 trat der achtjährige Beethoven erstmals öffentlich als Pianist auf im musikalischen Akademiesaal in der Sternengasse in Köln mit „verschiedenen Konzerten und Trios“. Bereits 1882 erschien die erste Komposition Beethovens im Druck, die Klaviervariationen über einen Marsch von Dressler (WoO 63). Der jugendliche Beethoven arbeitete als Hoforganist des Kurfürsten von Köln, Maximilian Friedrich. Sein Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler wurde später der erste Biograf Beethovens.
Offensichtich strebte der junge Ludwig van Beethoven eine Anstellung am Kölner Hof an, weshalb er 1783 dem Kurfürsten Maximilian Friedrich Reichsgraf von Königsegg-Rothenfels drei Klaviersonaten widmete. Da Kurfürst Maximilian Friedrich bereits 1784 verstarb, wurde Maximilian Franz von Österreich, Bruder des Kaisers Joseph II., als neuer Kurfürst in Köln der wichtige frühe Förderer des Musiktalents. im Juni 1784 erhielt Beethoven eine feste Anstellung als Hoforganist am kurfürstlichen Hof.
Erster Aufenthalt in Wien (1787/88) und Krise in Bonn
Spätestens am 14. Januar 1787 traf Beethoven in Wien ein. Er sollte bei Wolfgang Amadeus Mozart Unterricht nehmen. Ein Zusammentreffen der beiden ist denkbar, jedoch dokumentarisch nicht belegt. Vom 8. Januar bis 12. Februar hielt sich Mozart allerdings in Prag auf. Die Opern Mozarts lernte der junge Mann vermutlich erst nach der Eröffnung der Bonner Hofoper kennen (Januar 1789). Beethoven blieb bis längstens 28. März in Wien und reiste Ende März 1787 Beethoven aus Wien zurück nach Bonn.
Einem Brief des Kurfürsten Maximilian Franz von Dezember 1793 ist zu entnehmen, dass Beethoven „bei seiner ersten Wienner Reise bloß Schulden von seiner Reise“ mit nach Hause gebracht habe. Wohl im Mai kam Beethoven in Bonn an, wo er einen Schicksalsschlag erleiden musste: Seine Mutter starb an Schwindsucht (Tuberkulose) (17.7.). Im Sommer erkrankte Beethoven ernsthaft. Der Musiker selbst bezeichnete in einem Brief als „Engbrüstigkeit“, möglicherweise eine aus der Trauer um die Mutter resultierende Depression.
Johann van Beethoven, der nach dem Tod seiner Frau immer mehr der Trunksucht verfiel, wurde vom Dienst suspendiert (20.11.1789). Ludwig van Beethoven wurde an Stelle seines Vaters Familienoberhaupt und musste sich um seine jüngeren Geschwister kümmern.
Joseph Haydn
Joseph Haydn machte auf seiner ersten London-Reise 1790 auch in Bonn Station, trug sich in das Gästebuch der Lesegesellschaft ein und besuchte ein Hochamt in der Hofkapelle, bei dem eine Messkomposition von ihm gespielt wurde (25.12.). Der Kurfürst stellte ihm anschließend seine Musiker vor, möglicherweise auch Ludwig van Beethoven.
Im Juli 1792 kam Haydn auf der Rückreise von London erneut nach Bonn. Bonner Musiker, unter ihnen wohl auch Beethoven, gaben ihm in Godesberg ein Frühstück. Spätestens bei dieser Gelegenheit wurde vereinbart, dass Beethoven bei Haydn Unterricht nehmen sollte.
Vermutlich am 2. November reiste Beethovens nach Wien ab. Der Kurfürst gewährte ihm bis März 1794 weiterhin ein Jahresgehalt von 100 Dukaten. Ferdinand Ernst Graf von Waldstein schrieb zum Abschied in Beethovens Stammbuch: „Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozart’s Geist aus Haydens Händen“. Etwa am 10. November kam Beethoven in Wien an, wo er ab 1793 Unterricht bei Joseph Haydn genoss. Beethoven lernte freie Komposition sowie Anlage und Aufbau eines Stückes. Ab Januar 1794 erhielt Beethoven Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger, einem engen Freund Mozarts, auf Empfehlung von Joseph Haydn. Er durchlief noch einmal ein vollständiges Curriculum im strengen Satz.
Wien
In Wien machte Ludwig van Beethoven rasch Bekanntschaft mit wichtigen Gönnern und späteren Förderern wie Fürst Franz Joseph Maximilian Lobkowitz, Fürst Karl von Lichnowsky. Er machte die Bekanntschaft mit dem Geiger Ignaz Schuppanzigh, der wesentlich zur Verbreitung von Beethovens Werken beitrug.
Diese wurden nötig, da die Gehaltszahlungen aus Bonn 1794 eingestellt wurden. Allerdings kam im März des Jahres Beethovens Bruder Kaspar Karl nach Wien, im Dezember 1795 folgt der Bruder Nikolaus Johann. Da Bonn von französischen Truppen eingenommen und der Hof aufgelöst wurde, war eine Rückkehr für Beethoven nicht mehr möglich.
Den ersten öffentlichen Auftritt in Wien als Solist mit einem Klavierkonzert (op. 15 oder 19) in einer Akademie (Benefizkonzert) der Tonkünstler-Societät im Burgtheater fand am 29. März 1795 statt. Wichtige Einnahmequelle wurde der Vertrag mit dem Verlag Artaria zwecks Inverlagnahme von Beethovens Kompositionen.
Wie schon vor ihm Wolfgang Amadeus Mozart reiste auch der junge Beethoven durch Europa, wo er an verschiedenen Höfen auftrat (1783 Rotterdam und Den Haag, 1796 Konzerttournee: Prag, Dresden, Leipzig, Berlin, Preßburg, Budapest; 1798 Prag). Die Konzertreise von 1796 war künstlerisch und finanziell ein großer Erfolg. Später träumte Ludwig van Beethoven immer wieder von ähnlichen Tourneen, führte sie aber nie durch, da ihn sein nachlassendes Gehör zunehmend behinderte und im Umgang mit anderen einschüchterte.
Fürst Lichnowsky schenkte Beethoven vier Streichquartett-Instrumente, die heute im Beethoven-Haus Bonn ausgestellt sind. Er setzte Beethoven 1800 ein Jahresgehalt von 600 Gulden aus, das dieser bis 1806 bezog. 1800 war Beethoven schon so bekannt, dass er am 2. April seine erste eigene Akademie im Wiener Burgtheater organisieren konnte. Er minimierte er das finanzielle Risiko, indem er zusätzlich Werke berühmter Komponisten wie Mozart und Haydn ins Programm nahm, um so die Attraktivität des Konzerts zu steigern. In späteren Jahren spielte er bei seinen Konzerten ausschließlich eigene Werke. Ende des Jahres hatte er seine erste Sinfonie vollendet. Sie erschien im November 1801.
Krankheit und Ertaubung
Juni/Juli 1801 sprach Ludwig van Beethoven in Briefen an die Freunde Franz Gerhard Wegeler in Bonn und Carl Amenda in Wirben (Kurland) erstmals über seine beginnende Ertaubung.
Beethoven verfasste am 6. und 10. Oktober 1802 das sog. Heiligenstädter Testament, ein längeres, im Wiener Vorort Heiligenstadt entstandenes Schreiben an seine Brüder, in dem er sich gegen den Vorwurf der Menschenfeindlichkeit verteidigte, über seine Krankheiten, besonders die Schwerhörigkeit aufklärte und seinen Nachlass regelte.
Beethoven hatte im März 1808 eine schwere Infektion am Finger. Die Ertaubung Beethovens schritt soweit voran, dass er sich 1813 vom Mechaniker Mälzel Hörrohre anfertigen ließ. Ab Februar 1818 hatte Ludwig van Beethoven nur noch ein schwaches Resthörvermögen und kommunizierte mithilfe der sog. Konversationshefte, in die seine Gesprächspartner ihre Fragen eintrugen.
Im Sommer 1821 litt Beethoven an schwerer Gelbsucht.
Beethovens Verleger und eine fürstliche Apanage
Neben dem Wiener Verlag Artaria arbeitete Ludwig van Beethoven mit weiteren Verlegern in Europa zusammen: Der Leipziger Verleger Gottfried Christoph Härtel suchte 1802 Kontakt zu Beethoven und verlegte in der Folge die Klaviervariationen op. 34 und 35 sowie das Streichquintett op. 29 (März). Breitkopf & Härtel in Leipzig wurde erst zwischen 1809 und 1812 Beethovens wichtigster Verlag. In den Jahren 1802 bis 1808 verlegte Ludwig van Beethoven seine Kompositionen noch hauptsächlich im Wiener Kunst und Industrie-Comptoir.
Anfang 1809 verhandelte Ludwig van Beethoven mit Erzherzog Rudolph, Fürst Kinsky und Fürst Lobkowitz über eine feste monatliche Rente, damit er in Wien verbleiben konnte. Verhandlungsführer war sein Freund Baron Ignaz von Gleichenstein. Ratifizierung des Rentenvertrags, der Beethoven ein Jahresgehalt von 4.000 Gulden zusicherte (1.3.); den Betrag teilten sich die Fürsten Lobkowitz und Kinsky sowie Erzherzog Rudolph. Einzige Bedingung des Vertrags war, dass Beethoven das Angebot aus Kassel ablehnte und in Wien blieb. Beethoven bestimmte die Fürsten Andrej Kyrillowitsch Rasumowsky und Lobkowitz zu den gemeinsamen Widmungsträgern der fünften und sechsten Sinfonie (4.3.). Durch den Rentenvertrag finanziell abgesichert, dachte Beethoven Mitte März über eine Heirat nach und bat seinen Freund Gleichenstein, eine geeignete Frau für ihn zu finden.
Im April 1815 begann Beethoven Geschäftsbeziehungen mit dem Wiener Verleger Sigmund Anton Steiner. Steiner und der bei ihm angestellte Tobias Haslinger (später sein Compagnon) waren für Beethoven nicht nur Verleger, sondern auch Freunde. Beethovens Briefe an Steiner/Haslinger sind voller humorvoll-witziger Wortspiele: er bezeichnet Steiner darin als „Generalleutnant“, Haslinger als „Adjutant“ und sich selbst als „Generalissimus“.
Im Sommer 1819 besuchte Maurice Schlesinger Beethoven in Wien. Sein Vater hatte in Berlin einen Musikverlag und wollte mit Beethoven ins Geschäft kommen. Schlesinger verlegte in der Folge die späten Klaviersonaten op. 109–111 und die deutsche Ausgabe der Schottischen Lieder op. 108.
Beethoven, der Komponist
Ab 1800 arbeitete Ludwig van Beethoven an insgesamt neune Sinfonien (1. Sinfonie 1801, 2. Sinfonie 1802, 3. Sinfonie „Eroica“ 1803–1804, 4. Sinfonie 1804–1807, 5. Sinfonie 1807–1808, 6. Sinfonie „Pastorale“ 1808, 7. Sinfonie 1812, 8. Sinfonie 1812–1813, 9. Sinfonie 1822– Anfang 1824), schuf für ausgesuchte Geiger Violinsonaten, war als Angestellter des Theaters an der Wien an einer Opernkomposition tätig.
Eroica
Beethovens Schüler Ferdinand Ries hatte die Verlagsverhandlungen zur dritten Sinfonie mit dem Bonner Musikverleger Nikolaus Simrock übernommen und schrieb ihm am 22. Oktober 1803: „Es ist nach seiner eigenen Äußerung das größte Werk, welches er bisher schrieb. Beethoven spielte sie mir neulich und ich glaube Himmel und Erde muß unter einem zittern bei ihrer Aufführung.“ Ries berichtete außerdem: „Er hat viel Lust, selbe Bonaparte zu dedizieren, wenn nicht, weil Lobkowitz sie auf ein halb Jahr haben und 400 Gulden geben will, so wird sie Bonaparte genannt.“ Ries sagte am 11. Dezember Simrock für die Eroica ab: „Die neue Sinfonie von Beethoven will er nun gar nicht verkaufen und sie für seine Reise aufbehalten, wozu er nun noch eine [weitere Sinfonie] macht.“ Beethoven plante zu dieser Zeit eine Reise nach Frankreich, wo er die Sinfonie (und eine weitere, noch zu komponierende) in Paris aufführen wollte. Bereits Ende November hatte Beethovens Bruder Kaspar Karl dem Verlag Breitkopf & Härtel ebenfalls abgesagt.
Im Mai (oder später?) 1804 erfuhr Beethoven von der Proklamation Napoleons zum Kaiser der Franzosen und tilgte daraufhin auf dem Titelblatt seiner dritten Sinfonie den Namen „Bonaparte“. Anfang Juni führte Beethoven die dritte Sinfonie op. 55 beim Widmungsträger Franz Joseph Maximilian Fürst Lobkowitz in Wien auf.
Volkslied
Am 20. Juli 1803 nahm der Volksliedsammler George Thomson mit Beethoven auf, der für ihn in den folgenden Jahren sechs Variationen für Klavier und Flöte über irische und zehn über schottische Melodien (op. 105 und 107) komponierte, außerdem zahlreiche Bearbeitungen schottischer, walisischer, irischer, englischer und kontinentaler Melodien anfertigte (op. 108 sowie WoO 152–158). Zwischen November 1809 und 1819 fertigte Beethoven für ihn insgesamt über 150 Bearbeitungen von Melodien (meist britischer Herkunft) an.
Missa Solemnis
Erzherzog Rudolph wurde zum Erzbischof von Olmütz in Mähren gewählt (4.6.1819). Beethoven machte sich Hoffnungen auf eine Stelle als Kapellmeister am erzbischöflichen Hof und begann mit der Arbeit an der Missa solemnis (op. 123), die zur Inthronisation des neuen Erzbischofs am 20. März 1820 geplant war; die Messe wurde jedoch erst um die Jahreswende 1822/23 fertiggestellt. Der Münchener Hofmaler Joseph Karl Stieler fertigte im Februar und März 1820 im Auftrag des Ehepaars Brentano das berühmteste Porträt Beethovens mit der Partitur der Missa solemnis an.
Beethoven und die Frauen
Im Spätsommer verkehrte Ludwig van Beethoven bei Josephine Deym geb. Brunsvik und machte ihr leidenschaftlich den Hof. Josephine erwiderte seine Zuneigung vorsichtig. Der Brief an die „Unsterbliche Geliebte“ (siehe 1812, 6./7. Juli) ist möglicherweise an sie gerichtet. Josephine Deym distanzierte sich allerdings im Sommer/Herbst 1807 von Beethoven, dessen Werben ihr zu leidenschaftlich und fordernd war. Zudem standen Standeshindernisse einer Verbindung im Weg. Ein 1812 geschriebener Brief an die „Unsterbliche Geliebte“ ist bis heute mysteriös, denn die Identität der Dame ist nach wie vor ungeklärt (6./7.7.). Die Forschung hält Josephine Deym für die wahrscheinlichste Adressatin.
Interessanterweise hatte Ludwig van Beethoven größere Schwierigkeiten, seine Schwägerinnen zu akzeptieren. Weder Johanna Reiss, verheiratet mit Kaspar Karl (25.5.1806), noch Therese Obermeyer, verheiratet mit Johann (8.11.1812), entsprachen seinen Vorstellungen. Sein Neffe Karl, Sohn von Kaspar Karl und Johanna van Beethoven (4.9.), wurde von ihm großgezogen.
Ludwig van Beethoven wurde von seinem Freund Gleichenstein 1810 in die Familie Malfatti eingeführt (Februar). Er gab der Tochter Therese Malfatti Klavierunterricht und verliebte sich in sie. Im Mai machte Beethoven Therese Malfatti einen Heiratsantrag, den sie ablehnte. Vielleicht im gleichen Monat schloss Beethoven Bekanntschaft mit Antonie Brentano. Sie und ihr Mann Franz Brentano blieben Beethoven zeit seines Lebens freundschaftlich verbunden. Bei den Brentanos lernt Beethoven auch Bettina Brentano kennen (spätere Gattin Achim von Arnims) kennen. Sie berichtet Goethe fasziniert von Beethoven und vermittelt 1812 in Teplitz eine Begegnung der beiden. Zu Bettinas Hochzeit schrieb Beethoven ihr am 10. Februar 1811 einen liebevollen Brief und ließ für sie auf Briefpapier sein „Lied Neue Liebe, neues Leben“ op. 75 Nr. 2 kopieren.
Beethoven und der Wiener Kongress (1814–1815)
Am 18. September 1814 begann der Wiener Kongress (→ Der Wiener Kongress 1814/1815). Im Verlauf des Kongresses trat Beethoven vor den anwesenden Staatsmännern und Monarchen auf. Dies war der Höhepunkt seines öffentlichen Erfolges. Große Akademie unter Anwesenheit fast aller Kongressteilnehmer am 29. November: Auf dem Programm standen die siebte Sinfonie (op. 92), „Wellingtons Sieg“ (op. 91) und die Kantate „Der glorreiche Augenblick“ (op. 136, Uraufführung).
Joseph Stielers berühmtes Beethoven-Porträt
→ Joseph Stieler: Ludwig van Beethoven (vor allem zur Ikonografie, Bedeutung, Wirkung und Provenienz des Beethoven-Porträts)
Joseph Stielers „Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der Missa solemnis“ (Beethoven-Haus Bonn) vom Beginn des Jahres 1820 ist das berühmtesten Porträt Beethovens, das während der Lebzeiten des Komponisten und Musikers entstand. Es zeigt den aus Bonn stammenden Komponisten im Alter von 49 Jahren und etwa sieben Jahre vor dessen Tod, mit visionärem Blick an der Partitur der großen Messe arbeitend.
Ludwig van Beethoven ließ sich nicht gerne malen, doch für seine Freunde, die Familie Brentano, machte er eine Ausnahme. Ende 1819 und Anfang 1820 traf er sich vermehrt mit Joseph Stieler, der offenbar kostenlos das Bildnis des berühmten Komponisten anfertigte, das er im Herbst 1820 auf der Kunstausstellung der Wiener Akademie präsentierte. Da Stieler das Beethoven-Porträt selbst behalten wollte, malte er für Franz und Antonie Brentano eine zweite Fassung (verschollen).
In den Konversationsheften Beethovens finden sich Eintragungen, welche den Entstehungsprozess des Bildes nachzeichnen lassen. Silke Bettermann sieht den Beginn an der Arbeit Anfang Februar, vermutlich den 11. Februar 1820, in Stielers Atelier oder Wohnung.
Die Arbeit an dem Porträt Beethovens war am 9. oder 10. April 1820 soweit gediehen, dass Stieler und Beethoven sich über die Frage der Beschriftung des Notenblattes in der Hand des Komponisten unterhalten konnten. Beide hatten sich zuvor schon für das Credo der Missa solemnis op. 123 entscheiden. Die Beschriftung im Bild folgt der authentischen Angabe Beethovens im Konversationsheft. Die Vollendung kann mit 20. April 1820 fixiert werden, stellte Joseph Stieler das Beethoven-Porträt doch ab 24. April äußerst erfolgreich auf der Frühjahrsausstellung der Wiener Akademie aus.1 Stieler präsentierte neben dem Beethoven-Porträt noch weitere fünf Bildnisse und wurde daraufhin zum Ehrenmitglied der Wiener Akademie ernannt. Zum Erfolgsgaranten zählte, so Silke Bettermann, Stielers Entscheidung, „Beethoven […] idealisiert und als inspirierte Persönlichkeit in einer eigenen Welt zu zeigen“2.
Tod
Ludwig van Beethovens Zustand verschlechterte sich trotz intensiver medizinischer Betreuung im Dezember 1826. Er konnte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Die Ärzte diagnostizierten Bauchwassersucht (Aszites, bis zu seinem Tod wurde der Bauchraum viermal punktiert) und Gelbsucht. Arbeiten konnte er kaum mehr, sein letztes vollendetes Werk ist der Kanon „Wir irren allesamt“ (WoO 198). Johann Andreas Stumpff schickte Ludwig van Beethoven aus London als Geschenk eine Gesamtausgabe der Werke Georg Friedrich Händels in 40 Bänden.
Am 3. Januar 1827 setzte Beethoven seinen Neffen Karl als Universalerben ein, was er am 23./24. März nochmals wiederholte. Obwohl schon sterbenskrank, verließen Beethoven die Zuversicht und der Lebensmut im März nicht. Er schrieb mehrfach nach England (an Ignaz Moscheles und George Smart) und bat um ein Benefizkonzert zu seinen Gunsten durch die Philharmonic Society, da er sich wegen seiner Arbeitsunfähigkeit in finanziellen Schwierigkeiten befand. Die Gesellschaft überwies ihm daraufhin den großzügigen Betrag von L 100 (entspr. 1.000 Gulden Konventionsmünze). Voller Hoffnung auf eine Genesung bedankte sich Beethoven:
„Möge der Himmel mir nur recht bald wieder meine Gesundheit schenken, und ich werde den edelmüthigen Engländern beweisen, wie sehr ich ihre Theilnahme an meinem traurigen Schicksale zu würdigen wissen werde.“
Ludwig van Beethoven starb am 26. März 1827 in Wien. Am folgenden Tag nahm der Maler Josef Danhauser eine Totenmaske ab und fertigte Ölskizzen sowie eine Zeichnung des Verstorbenen an. Dr. Johann Wagner obduzierte den Leichnam und öffnete den Schädel, um die Ursache der Schwerhörigkeit zu finden.
Ludwig van Beethoven wurde am 29. März 1827 auf dem Währinger Friedhof in Wien begraben. Etwa 20.000 Personen folgten dem Leichenzug, darunter zahlreiche Vertreter des Wiener Adels. Künstler und Musiker trugen den Sarg bzw. begleiteten ihn mit Fackeln, unter ihnen befand sich Franz Schubert. Der Schauspieler Heinrich Anschütz trug eine von Franz Grillparzer verfasste Grabrede vor.
Beiträge zu Ludwig van Beethoven
- Über den genauen Zeitpunkt der Finalisierung wird in der Forschung noch debattiert, wie Silke Bettermann ausführt. Verschiedene Beethoven-Forscher haben aus den Konversationsheften unterschiedliche Schlüsse gezogen: Sieghard Brandenburg erste Sitzung um den 11. Februar bis Vollendung Ende März 1820), Michael Ladenburger (letzte Sitzung am 10. April 1820), Karl-Heinz Köhler und Dagmar Beck (Anfang April und etwa 14. April 1820). Siehe Silke Bettermann, Ein »künstlerisches Meisterstück« – Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt, in: Beethoven. Welt.Bürger.Musik (Ausst.-Kat. Bundeskunsthalle, Bonn, 17.12.2019–26.4.2020), Köln 2019, S. 222–227, hier S. 223, Fn. 3.
- Silke Bettermann, Ein „künstlerisches Meisterstück“ – Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt, in: Beethoven. Welt.Bürger.Musik (Ausst.-Kat. Bundeskunsthalle, Bonn, 17.12.2019–26.4.2020), Köln 2019, S. 222–227, hier S. 223.
- Über den genauen Zeitpunkt der Finalisierung wird in der Forschung noch debattiert, wie Silke Bettermann ausführt. Verschiedene Beethoven-Forscher haben aus den Konversationsheften unterschiedliche Schlüsse gezogen: Sieghard Brandenburg erste Sitzung um den 11. Februar bis Vollendung Ende März 1820), Michael Ladenburger (letzte Sitzung am 10. April 1820), Karl-Heinz Köhler und Dagmar Beck (Anfang April und etwa 14. April 1820). Siehe Silke Bettermann, Ein »künstlerisches Meisterstück« – Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt, in: Beethoven. Welt.Bürger.Musik (Ausst.-Kat. Bundeskunsthalle, Bonn, 17.12.2019–26.4.2020), Köln 2019, S. 222–227, hier S. 223, Fn. 3.
- Silke Bettermann, Ein „künstlerisches Meisterstück“ – Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt, in: Beethoven. Welt.Bürger.Musik (Ausst.-Kat. Bundeskunsthalle, Bonn, 17.12.2019–26.4.2020), Köln 2019, S. 222–227, hier S. 223.