Lyonel Feininger / Alfred Kubin: Künstlerfreundschaft und Austausch
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Lyonel Feininger / Alfred Kubin Eine Künstlerfreundschaft

Feininger / Kubin in der Albertina

Feininger / Kubin in der Albertina

Auch wenn Lyonel Feininger und Alfred Kubin einander vermutlich nur ein einziges Mal persönlich getroffen haben, so verband sie doch zwischen dem 25. November 1912 und dem 13. März 1919 eine interessante Brieffreundschaft, die im Austausch von Blättern kulminierte. Initiiert wurde dieser Dialog von Alfred Kubin, der immer auf der Suche nach interessanten Partnern für einen Gedankenaustausch war. Der Oberösterreicher sah im Frühwerk Lyonel Feiningers ähnliche Versuche, eine höchst individuelle Weltsicht niederzulegen. Beide verdingten sich als Karikaturisten, beide waren von Selbstzweifeln geplagt, beide fühlten sich zu Höherem bestimmt. Was als Freundschaft zwischen Grafikern begann, sollte nach Ende des Ersten Weltkriegs keine Fortsetzung mehr erfahren. Zu sehr hatte sich bereits Feiningers Weg von dem Kubins entfernt.

Gegensätze ziehen sich an

Das Ausstellungsprojekt der Internationalen Tage Ingelheim und der Albertina, Wien, fasst eine Künstlerfreundschaft ins Auge, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Beide empfanden sich als „Sonderlinge“ und weltfremd. Vor allem Feiningers Briefe lassen keinen Zweifel aufkommen, dass er der Kritiker am eigenen Werk war. Kubin und der früh aus Amerika zugewanderte Künstler mit deutschem Vater fanden eine psychisch-emotionale Ebene und eine künstlerische, auf der sie ihre Beziehung aufbauen konnten. Geholfen hat, dass beide ihren künstlerischen Beginn in der Karikatur fanden. Mit humoristischen Blättern verdienten sie ihr erstes Geld, die Überzeichnung wird v. a. bei Kubin eine große Rolle spielen. Dennoch soll nicht verschwiegen werden, dass sich beide Künstler an verschiedenen Punkte in ihren Karrieren befanden. Während Kubin bereits seinen Stil gefunden hatte, wandelte sich Feininger in den frühen 1910er Jahren vom Grafiker zum Maler. Wie und wann genau Kubin auf Feininger aufmerksam wurde, lässt sich nur vermuten. Beide publizierten in denselben Zeitschriften und stellten in denselben Galerien (Cassirer, Herbstsalon) aus. Dennoch war es Alfred Kubin, der Lyonel Feininger die Tür zum Blauen Reiter öffnete.

In der Albertina werden ca. 100 Werke zu sehen sein: Sechs Zeichnungen davon schickte Feininger direkt an Kubin. Sie befinden sich heute in der Sammlung der Albertina. Zusätzlich zu den Blättern von Kubin und Feininger stellte Kuratorin Eva Michel zehn Gemälde Feiningers aus. Doch nicht nur im Wechsel der Technik, sondern bereits in den Grafiken wird der Unterschied zwischen den beiden Künstlern deutlich. Feiningers Weltsicht ist skurril, er zeigt überlebensgroße Figuren beim Promenieren, rauchende Lokomotiven, kleinstädtische Enge, während sich Kubin in seinen selbstreflexiven Blättern als Meister des Abgründigen profilierte.

Briefkontakte

In seinem ersten Brief vom 25. November 1912 schlug Kubin mit aller gebotenen Höflichkeit dem ihm persönlich nicht bekannten Feininger den Tausch von Zeichnungen vor. Über Jules Pascin und dessen Schüler Rudolf Grossmann kannten beide einander - wenn auch nur entfernt. Außerdem waren sie in den gleichen Ausstellungen und Publikationen vertreten. Die Brieffreundschaft zwischen Österreich und Deutschland dauerte bis zum 13. März 1919, als Feininger seinen letzten der insgesamt 37 Briefe an „seinen lieben Bruder Kubin“1 richtete. Heute befinden sich die Schriftstücke im Kubin-Archiv der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und in der Houghton Library, der Manuskript-Bibliothek der Harvard University in Cambridge (MA). Im Katalog ist erstmals die gesamte Korrespondenz publiziert, ediert von Roland März. Warum der Kontakt daraufhin abbrach, ist nicht geklärt. Auch warum die beiden einander kaum persönlich begegneten. Vermutlich hat es zwei Treffen gegeben, davon ist aber nur eines wirklich nachweisbar, nämlich im März 1913 in Feiningers Atelier.

Feininger und Kubin verband eine Seelenverwandtschaft. Der Amerikaner hatte Kubins fantastischen Roman „Die andere Seite“ gelesen und sich im Blatt „Die Stadt am Ende der Welt“ (Privatsammlung) direkt auf Perle bezogen. „Ich lebe, lieber Kubin, viel in „Perle“. „Perle“ haben Sie mir geschenkt, für mich geschrieben und gezeichnet!“2 Mit diesen Worten zeigte sich Feininger, am 15. Juni 1913 aus Weimar schreibend, als Anhänger der Fantasiewelt des zurückgezogen lebenden Kubin. Bei der Lektüre schärft sich vor allem das Bild von Feininger als einen verschlossenen Künstler, der oft an der banalen Realität der Welt litt und von hehren Idealen überzeugt war. In ihren Briefen mischt sich Alltägliches mit Privatem, Familiäres mit Beruflichem. Zu den auch kunsthistorisch wichtigen Stellen zählt Feiningers Beschreibung vom „Ersten Deutschen Herbstsalon“, der am 20. September 1913 in Berlin eröffnet wurde, und die ein wichtiges Dokument für die Ausstellung darstellt.

Lyonel Feininger - der Amerikaner in Deutschland

Am 17. Juli 1871 war Feininger als Sohn eines deutschen Konzertgeigers und einer Sängerin in New York City geboren worden. Mit sechzehn Jahren folgte er seinen Eltern nach Europa und begann Zeichenunterricht in der Hamburger Gewerbeschule zu nehmen (1887). Schon im Jahr 1889 arbeitete er als Karikaturist für die Wochenzeitung „Humoristische Blätter“, viele deutsche und amerikanische Illustrierte wie „Harper’s Round Table“, „Harper’s Young People“, „Lustige Blätter“, „Das Narrenschiff“, „Berliner Tagblatt“ und „Ulk“ folgten. Feininger hatte sich ab dem Jahr 1895 schnell einen Namen als Zeichner gemacht.

Ab 1900 war Feininger in der Berliner Secession vertreten, so auch 1902. Gleichzeitig stellte der Kunst-Salon Paul Cassirer an der Berliner Viktoriastraße Kubin-Blätter aus, darunter auch Zeichnungen, die im November 1903 in der „Weber-Mappe“ (Faksimile Drucke) vervielfältigt wurden. Ob die beiden schon so früh voneinander Notiz nahmen, ist jedoch nicht bekannt, erscheint aber wahrscheinlich. Eine Verbindung könnte ein Artikel von Georg Hermann hergestellt haben. Unter dem Titel „Ein Maler des Unsichtbaren“ schrieb dieser in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ (12, 1903, H. 34) über die „Weber-Mappe“ und bildete die Blätter „Die Symphonie“ und „Die Wahrheit“ ab. In der gleichen Ausgabe waren auch Zeichnungen von Feininger reproduziert. Zudem publizierten sie gleichzeitig in der Wiener Zeitschrift „Der liebe Augustin“ (Feininger ab 1904) sowie in „Licht und Schatten. Wochenschrift für Schwarzweiss-Kunst und Dichtung“. Vor allem „Der liebe Augustin“ war für Feininger wichtig, denn hier konnte er freie Zeichnungen unterbringen, die über die bisherigen Karikaturen hinausgingen.

Maler von „Leucht-Ton-Werten“

Ab dem zweiten Halbjahr 1905 lebte Feininger in Zehlendorf bei Berlin. Zwei Jahre zuvor hatte er die Kunststudentin Julia Berg, geborene Lilienfeld, kennengelernt, für die er seine erste Ehefrau und die gemeinsamen Kinder verließ. Julia half ihm aus der schöpferischen Krise und unterstützte ihn auf seinem Weg vom Karikaturisten zum freischaffenden Künstler. Im April 1907 hielt sich Feininger in Paris auf und begann, mit Ölfarben zu malen. Es entstanden ein erstes Stillleben und eine Stadtansichten. Zwar befand er sich im Auftrag der „Chicago Sunday Tribune“ in der französischen Metropole, um zwei Comic-Strip Serien zu entwerfen, doch wurde der Aufenthalt für ihn als Maler wichtig. Charakteristisch für Feiningers Auffassung ist seine Überzeugung, dass Naturformen mehr in sich bargen als nur ihr Abbild. Atmosphärische Farbphänomene und wechselnde Lichtverhältnisse interessierten den angehenden Maler, der sich über den Impressionismus und Kubismus zum „Prinzip der Monumentalität und Konzentration“3 weiterentwickelte. Indem er von der „Kristallisierung des Gesehenen“ sprach, von der Umwertung in andere Farb- und Helligkeitswerte zu monochromen Erdtönen, erschuf er einen vollkommen neuen Bildraum. Der Klang und die Symbolik seiner Farbwahl, die Transparenz der aufgetragenen Schichten, all das bewirkt eine Steigerung der Bedeutung der zersplitternden Motive.

Erst auf der Jahresausstellung der Berliner Secession 1910 trat Feininger in der Öffentlichkeit als Maler auf und beendete seine ungeliebte Tätigkeit als Karikaturist. Im Frühjahr 1911 nahm Feininger am Salon des Artistes Indépendants in Paris teil und sah dort erstmals Werke des Kubismus, auch der Kontakt zum Ehepaar Delaunay wurde für ihn wichtig (→ Robert Delaunay / Sonia Delaunay. Malerei, Design und Mode). Im gleichen Jahr, in dem Kubin Kontakt zu Feininger aufnahm (1912), vollzog dieser die entscheidende künstlerische Neuausrichtung, auf der sein gesamtes weiteres Werk basierte. Die menschliche Figur, die bislang eine wichtige Rolle in seinen Erzählungen eingenommen hatte, verschwand fast völlig aus seiner Bildwelt. Zudem zergliederte er die dargestellten Objekte, vornehmlich thüringische Dorfkirchen rund um Weimar, die monumental wie gotische Kathedralen wirken.

Kubins Unterstützung

Der Netzwerker Alfred Kubin engagierte sich für Feininger, denn er berichtete im Juli 1913 seinen Künstlerfreunden vom Blauen Reiter in München von ihm. Vermutlich zeigte er ihnen jene Schwarz-Weis-Fotografien, die Feininger seinen Briefen beigelegt hatte. Schon am 14. Juli lud ihn Franz Marc zur Teilnahme am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in der Galerie Der Sturm in Berlin ein. Mit dieser Gruppenausstellung erlange Feininger erste Anerkennung als Maler und konnte sogar Bilder verkaufen. Nicht nur der Berliner Sammler Bernhard Koehler, sondern auch der berühmte Pariser Modeschöpfer Paul Poiret interessierte sich für seine Kunst. Den Durchbruch brachte die erste, große Einzelausstellung Feiningers mit mehr als 100 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen in der Galerie Der Sturm 1917. Die Presse äußerte sich mit Achtung, dennoch wurde Feininger zur Stadtinternierung gezwungen. Dies führte dazu, dass er 1918 mit der Arbeit an seinen Holzschnitten begann. Warum sich Feininger nach seinem letzten Brief an Kubin vom 13. März 1919 nicht wieder bei seinem Kollegen gemeldet hat, bleibt auch nach den aktuellsten Recherchen ein Rätsel. Spielte vielleicht sein Engagement am Bauhaus in Weimar eine Rolle, und dass Feininger sich hier persönlich in eine Schar von anerkannten Avantgardisten bewegte?

Post-Kubin: Feininger am Bauhaus und die Rückkehr in die USA

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Karriere von Feininger so richtig los. Erstmals interessierte sich mit dem Museum in Erfurt 1920 auch eine Institution für sein Werk. Erste Ausstellungserfolge wurden von seiner Berufung als Meister an das Bauhaus in Weimar bestätigt. Gemeinsam mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky bildete er 1924 die „Blauen Vier“ und stellte ein Jahr später erstmals in New York aus. Hatte noch die Berliner Nationalgalerie 1931 in den Räumen des Kronprinzenpalais eine groß angelegte Retrospektive mit Gemälden und Zeichnungen abgehalten, so musste Feininger mit seiner Frau Julia Dessau im März 1933 verlassen. Das Paar zog im Herbst nach Berlin. Um 1936 einen Sommerkurs am Mills College in Oakland, Kalifornien, abzuhalten, brach Feininger in Begleitung von Julia nach 49 Jahren erstmals wieder in sein Heimatland (11. Juni 1937 Abreise) auf. Eine Retrospektive 1944 im Museum of Modern Art in New York festigte Feiningers Ruf als Avantgardisten. In seinen späten Gemälden näherte er sich der Abstraktion an. Ab 1944 führte er einen intensiven Briefwechsel mit Mark Tobey (1890-1976), dem Wegbereiter des Amerikanischen Expressionismus. Auch diese beiden Maler trafen einander nur drei Mal innerhalb von zwölf Jahren, schrieben einander jedoch über 80 Briefe.

Biografie von Lyonel Feininger (1871-1956)

Am 17. Juli 1871 wurde Léonell Charles Feininger in New York als erstes Kind des Konzertgeigers Karl (Charles) Feininger und der Sängerin Elizabeth Cecilia geboren.4 Da die Eltern häufig auf Konzertreisen sind, lebte Lyonel mit einen jüngeren Schwestern Helen und Elsa bei einer befreundeten Familie in Connecticut und bei seinen Großeltern in Columbia, South Carolina.
1880 Erhielt ab seinem neunten Lebensjahr von einem Vater Geigenunterricht.
1883 Reise an den St. Lawrence Strom.
1885 Reise an den Niagara.
1886 Den Sommer verbrachte er mit seinen Schwestern am Lake George, Washington. Als Kind begeistert sich Léonell für moderne Technik wie Eisenbahnen, Lokomotiven, Dampfern und Brücken. Er baute selbst Schiffsmodelle und zeichnete.
1887 Verdiente Geld an der New Yorker Wallstreet als Laufbursche. Im Oktober reiste er zu seinen Eltern nach Deutschland und wohnte zuerst in Hamburg. Zeichenunterricht in der Hamburger Gewerbeschule.
1888 Mit 13 Zeichnungen Teilnahme an der Osterausstellung der Gewerbeschule. Mitte des Jahres Umzug nach Berlin, wo er die Aufnahmeprüfung an der Königlichen Akademie bestand. Besuch der Klasse von Ernst Hancke, fing an, Karikaturen zu zeichnen.
1889 Arbeitete als Karikaturist für die Wochenzeitung „Humoristische Blätter“.
1890 Anfang September schickte ihn der Vater in das Jesuiten-Colleg St. Servais nach Lüttich. Hier und in Brüssel entdeckte er eine Begeisterung an der Atmosphäre alter Städte und für Architektur im Allgemeinen.
1891 Im Frühsommer Rückkehr nach Berlin. Fortsetzung des Studiums in der Kunstschule von Adolf Schlablitz, auch Zeichnen im Freien. Nach der Schließung der Schule Rückkehr an die Akademie.
1892 Halbjähriger Aufenthalt in Paris, wo er an der Kunstschule von Filippo Colarossi studierte.
1893 Arbeitete als Karikaturist für verschiedene deutsche und amerikanische Tageszeitungen.
1897/98 Feste Anstellung beim „Ulk“.
1901 Heirat mit Clara Fürst, die Tochter des Malers Gustav Fürst. Geburt der ersten Tochter Lore. Erste Teilnahme an der Ausstellung der Berliner Secession mit Zeichnungen (1902 und 1903 erneut). Auf der „Großen Berliner Kunstausstellung“ werden 13 seiner Karikaturen gezeigt.
1902 Geburt der zweiten Tochter Marianne.
1903 Lernte Julia Berg, geb. Lilienfeld, kennen und verließ seine Frau und Tochter.
1906 Geburt des ersten Sohnes Andreas. Soll für die „Chicago Sunday Tribune“ zwei Comic-Strip Serien zeichnen. Erste Zeichnungen von Gebäuden in Weimar, Tiefurt und Gelmeroda. Zweite Reise nach Paris mit Julia, die an der Kunstgewerbeschule in Weimar studiert.
1907 Kündigung vom Vertrag mit der „Chicago Sunday Tribune“, weil er nicht in die USA übersiedeln wollte. Am 7. April entstand sein erstes Gemälde, ein Stillleben. Bei Bernheim Jeune sah er Bilder von van Gogh und Cézanne.
1908 Reise nach London, wo er erstmals Gemälde von William Turner sah (dessen Stiche hatte er schon als Junge bewundert). Erste Grotesken- und Mummenschanz-Bilder. Heirat mit Julia in London. Umzug nach Berlin-Zehlendorf, Königsstraße 32, wo er bis 1919 blieb.
1909 Geburt des zweiten Sohnes Laurence. Mitgliedschaft bei der Berliner Secession, wo er vier Zeichnungen auf der Ausstellung zeigte.
1910 Geburt des dritten Sohnes Theodore Lux. Auf der Jahresausstellung der Berliner Secession erstmals mit einem Gemälde vertreten.
1911 Teilnahme am Salon des Indépendants, wo er Robert Delaunay kennenlernte. Sah erstmals Gemälde des französischen Kubismus, der anfänglich wie eine Offenbarung schien.
1912 Malte für die Berliner Secession ein Wandbild. Lernte die Künstler der Brücke kennen, der er sich jedoch nicht anschloss. Beginn der Freundschaft mit Alfred Kubin. Erste Architekturkompositionen entstanden. Ständige Korrespondenz mit Karl Schmidt-Rottluff.
1913 Lyonel Feininger bezog ein zusätzliches Atelier in Weimar. In der Umgebung liegen u. a. Gelmeroda, Hopfgarten, Tröbsdorf, Mellingen, Niedergrunstedt. Erstes Gemälde mit der Kirche von Gelmeroda. Entwarf bemalte Eisenbahnzüge aus Holz für eine Spielzeugfabrik, deren Produktion jedoch durch Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert wurde. Teilnahme am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in der Galerie von Herwarth Walden, zu dem ihn Franz Marc auf Empfehlung von Alfred Kubin eingeladen hat (20. September-). Austritt aus der Berliner Secession.
1914 Malte phantastische Dekorationen für das Künstlerfest „Maske und Palette“ am Zoo in Berlin.
1915 Lernte den amerikanischen Maler Marsden Hartley in Berlin kennen.
1916 Ausstellung in Waldens Sturm-Galerie gemeinsam mit Conrad Felixmüller.
1917 Erste große Einzelausstellung bei Walden. Stadtinternierung.
1918 Die Situation nach dem Krieg ist für die Familie Feininger besonders schwierig. Sie ziehen sich nach Braunlage im Harz zurück. Feininger begann, sich mit der Technik des Holzschnitts zu beschäftigen. In diesem Jahr entstanden über 100 Arbeiten. Für seine Kinder schnitzte er kleine Holzgfiguren.
1919 Trat der Dresdner Secession Gruppe 1919 bei. Unterschrieb das „Programm des Arbeitsrats für Kunst“. Von Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen, wo er Meister der Formenlehre in der Druckwerkstatt wurde. Für das Bauhausmanifest fertigte er den Titelholzschnitt. Die Berliner Nationalgalerie unter Ludwig Justi erwarb für die Abteilung Moderne Kunst im Kronprinzenpalais „Vollersroda III“, das später gegen „Teltow II“ ausgetauscht wurde. Stellte in Berlin in der Galerie J. B. Neumann aus.
1920 Erste Museumsausstellung im Anger-Museum in Erfurt. Die Sommermonate verbrachte Feininger in Thüringen, wo zahlreiche Zeichnungen der Dörfer entstanden.
1921 Publizierte eine Mappe mit zwölf Holzschnitten als erste Veröffentlichung des Bauhauses. Komponierte seine erste Fuge, die 1924 erstmals öffentlich aufgeführt wurde. Bis 1928 entstanden zwölf weitere Fugen. Mit dem Detroit Institute of Arts erwarb das erste amerikanische Museum ein Gemälde Feiningers.
1922 Verbrachte den Urlaub gemeinsam mit Gropius und Kandinsky in Timmendorf.
1923 Das Anger-Museum in Erfurt stellte ihm ein Atelier zur Verfügung.
1924 Im November Gründung der Künstlergruppe „Die blaue Vier“ in Weimar, zu der neben Lyonel Feininger noch Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gehörten. Verbrachte den Sommer in Deep, wohin er in den kommenden zwölf Jahren jeden Sommer reiste.
1925 Erste Ausstellung „Der blauen Vier“ in New York. Schließung des Bauhauses in Weimar aufgrund von Auseinandersetzungen mit dem Völkischen Rat.
1926 Übersiedelung des Bauhauses nach Dessau, wo die Meister in Meisterhäusern wohnten. Feininger ließ sich von seinen Lehrverpflichtungen befreien.
1927 Erhielt Besuch von Jeremy Abbott und Alfred Barr Jr. In Dessau.
1928 Dreizehn seiner Gemälde waren in der Ausstellung „Deutsche Kunst aus Berliner Privatbesitz“ im Kronprinzenpalais zu sehen.
1929 Teilnahme an der Ausstellung „19 Living Americans“ im MoMA - damit wurde Lyonel Feininger erstmals als amerikanischer Künstler bezeichnet! Die Stadt Halle beauftragte ihn, eine Stadtansicht als Geschenk an die Stadt Magdeburg zu malen. Feininger arbeitete in einem Atelier im Turm der Moritzburg.
1931 Seit 1929 entstanden elf Gemälde im Turm der Moritzburg; die Stadt Halle erwarb die gesamte Serie und stellte sie im Kuppelsaal der Moritzburg aus. Erste umfangreiche Retrospektive anlässlich seines 60. Geburtstags durch das Folkwang-Museum in Essen, die von der Nationalgalerie verändert übernommen wurde. Den Sommer verbrachte er in Paris und in der Bretagne.
1932 Am 30. September wurde das Bauhaus auf Beschluss des nationalsozialistischen Gemeinderats geschlossen. Die Feiningers hielten sich noch mehrere Monate in Deep auf.
1933 Im Herbst und Winter wohnten sie bei Freunden in Berlin.
1934 Anmietung einer Wohnung in Berlin-Siemensstadt.
1935 Letzter Sommer in Deep.
1936 Einladung zu einem Sommerkurs an das Mills College in Oakland (vermutlich durch Galka Scheyers, auf Einladung vom Kunsthistoriker Alfred Neumeyer). Am 6. Mai von Hamburg nach New York und weiter nach San Diego, Kalifornien. Neumeyer organisierte Feiningers erste Einzelausstellung in den USA am Mills College und in San Francisco. Das Ehepaar Feininger wohnte bei Galka Scheyer in Los Angeles. Rückreise über Hamburg und Stockholm, Ende des Jahres trafen sie wieder in Berlin ein.
1937 Weitere Einladung des Mills College bewogen die Feiningers - Julia war jüdischer Abstammung - nach Amerika auszuwandern. Am 11. Juni verließen sie Europa und kamen am 17. Juni in New York an. Nach dem Sommerkurs übersiedelte Lyonel Feininger nach New York. In Deutschland wurden über 400 Werke aus Museen konfisziert, 19 davon waren auf der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen. Hermann Klumpp verwahrte einen Teil der Bilder in Quedlinburg. Neumeyer organisierte eine erste Wanderausstellung mit Stationen in Seattle, Santa Barbara, Los Angeles und Portland (Oregon).
1938 Umzug in eine Wohnung in der 235 East 22nd Street, die er bis zu seinem Lebensende bewohnte.
1939 Im Auftrag für die New Yorker Weltausstellung entwarf er zwei Wandbilder für das Marine Transportation Building und das Masterpieces of Art Building, was ihm über anfängliche finanzielle Schwierigkeiten hinweghalf. Die Sommermonate verbrachten sie - wie meist - auf dem Lande in Falls Village, Connecticut. Die ersten Ölgemälde, die im Herbst 1939 entstanden, sind noch ganz von Erinnerungen deutscher Städte und der Ostsee inspiriert.
1940 Zunehmend wurden Wolkenkratzer Manhattans zum neuen Bildmotiv.
1941 Regelmäßige Zusammenarbeit mit der Curt Valentin Gallery in New York.
1942 Teilnahme an der Ausstellung „Artists for Victory“ im Metropolitan Museum of Art vertreten. Mit „Gelmeroda XIII“ gewann er den Ankaufspreis.
1944 Retrospektive im MoMA gemeinsam mit Marsden Hartley. Tiefe (Brief-)Freundschaft zu Mark Tobey.
1945 Sommerkurs am Black Mountain College in North Carolina, wo er Gropius wiedertraf und Freundschaft mit dem Musikwissenschaftler Alfred Einstein schloss, dem Vetter von Albert Einstein.
1947 Wahl zum Präsidenten der Federation of American Painters and Sculptors.
1948 Schwere Operation.
1949 Gewann den Preis der International Exhibition des Carnegie Institutes. Ausstellung im Institute of Contemporary Art, Boston, gemeinsam mit Jacques Villon.
1950 Entwarf für den Passagierdampfer Constitution ein Wandbild. Die Aquarelle wurden im Verhältnis zu den Ölgemälden immer wichtiger.
1951 Feierte seinen 80. Geburtstag im Haus von Walter Gropius in South Lincoln, Massachusetts.
1955 Wahl zum Ehrenpräsidenten der Federation of American Painters and Sculptors.
Am 15. Januar 1956 starb Lyonel Feininger in seiner New Yorker Wohnung.

Lyonel Feininger / Alfred Kubin: Ausstellungskatalog

U. Luckhardt (Hg.)
mit Texten von U. Luckhardt, E. Michel
ca. 224 Seiten, ca. 150 Abb.
23,00 x 30,50 cm
ISBN 978-3-7757-3989-4
HATJE CANTZ

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  1. Feininger an Kubin, Zitiert nach S. 145.
  2. Feininger an Kubin, Zitiert nach S. 108.
  3. Feininger 1913 über seine Kunst. Zitiert nach: Roland März, Lyonel Feininger - Der Maler, in: Roland März (Hg.), Lyonel Feininger. Von Gelmeroda nach Manhattan. Retrospektive der Gemälde (Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie SMB 3.7.-11.10.1998; Haus der Kunst, München, 1.11.1998-24.1.1999), Berlin 1998, S. 27-43, hier S. 33.
  4. Diese Biografie basiert vor allem auf: Ruth Langenberg, Lyonel Feininger - Stationen einer Wanderung, in: Roland März (Hg.), Lyonel Feininger. Von Gelmeroda nach Manhattan. Retrospektive der Gemälde (Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie SMB 3.7.-11.10.1998; Haus der Kunst, München, 1.11.1998-24.1.1999), Berlin 1998, S. 14-24.
  5. Feininger an Kubin, Zitiert nach S. 145.
  6. Feininger an Kubin, Zitiert nach S. 108.
  7. Feininger 1913 über seine Kunst. Zitiert nach: Roland März, Lyonel Feininger - Der Maler, in: Roland März (Hg.), Lyonel Feininger. Von Gelmeroda nach Manhattan. Retrospektive der Gemälde (Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie SMB 3.7.-11.10.1998; Haus der Kunst, München, 1.11.1998-24.1.1999), Berlin 1998, S. 27-43, hier S. 33.
  8. Diese Biografie basiert vor allem auf: Ruth Langenberg, Lyonel Feininger - Stationen einer Wanderung, in: Roland März (Hg.), Lyonel Feininger. Von Gelmeroda nach Manhattan. Retrospektive der Gemälde (Ausst.-Kat. Neue Nationalgalerie SMB 3.7.-11.10.1998; Haus der Kunst, München, 1.11.1998-24.1.1999), Berlin 1998, S. 14-24.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.