Margareta Haverman

Wer war Margareta Haverman?

Margareta Haverman (verh. Mondoteguy; Breda *1693 [getauft 28.10.1693] –nach 1739 vermutlich in Frankreich) war eine niederländische Malerin von Obst- und Blumenstillleben des Barock bzw. des Rokoko. Neben Clara Peeters (um 1594–um 1640) und Rachel Ruysch (1664–1750) zählt Haverman zu den wichtigsten Künstlerinnen der Niederlande.

Kindheit & Ausbildung

Haverman wurde 1693 in Breda als Tochter von Margaretha Schellinger und Daniël Haverman geboren und am 28. Oktober des Jahres lutherisch getauft.1 Ihr Vater war Hauptmann in der dänischen Armee und eröffnete später in Amsterdam eine „Schule für junge Herren“, so dass die Familie 1703 Breda verließ. Ihre Mutter Margaretha Schellinger [auch: Scheffinger] starb 1720. Haverman hatte mindestens einen weiteren Bruder und eine weitere Schwester. Zwei früher geborene Schwestern starben sehr jung.

Der Historienmaler Antoon Schoonjans könnte Havermans erster Lehrer gewesen sein. Durch Intervention ihres Vaters schaffte Margareta Haverman es, die einzige Schülerin des bekannten Stilllebenmalers Jan van Huysum (1682–1749) zu werden, von dessen Arbeiten sie Kopien anfertigte.2 Ein niederländisches Kunstlexikon von 1751 berichtet, dass sie so talentiert war. Der eifersüchtige Van Huysum versuchte mehrmals, seine Schülerin loszuwerden, aber Margarethas Vater konnte dies immer verhindern. Eine „böse Tat“, welche „die Pracht ihrer Fähigkeiten nicht ein wenig verdeckte“, gab Van Huysum schließlich die Gelegenheit, ihr die Tür zu zeigen und jedem zu erzählen, der zuhören wollte, was passiert war. Was das genau war, ist unklar. Auf jeden Fall war die Rede von „zugefügtem Schaden“, den Margarethas Vater vergeblich zu kompensieren versuchte, und laut Van Gool war der Skandal so beschaffen, dass er „ihren Vater ins Grab zog und die ganze Familie hinein Zerstörung“3 Es wurde oft vermutet, dass es sich um eine amouröse Affäre handelte. Jacques de Mondoteguy, auch Mondotige, Monteguy et cetera genannt, mag dabei eine Rolle gespielt haben.

Paris – Aufnahme in die Akademie – Entlassung

Am 25. Juli 1721 heiratete Margareta Haverman in Amsterdam den verwitweten Architekten und Kaufmann Jacques de Mondoteguy (auch: Mondotige, Monteguy) und zog mit ihm nach Paris. Aus dieser Ehe sollen mehrere Kinder hervorgegangen sein. Am 31. Januar 1722 wurde Margareta Haverman aufgrund eines von ihr vorgelegten Blumen- und Früchtestilllebens an der Académie aufgenommen. Außergewöhnlicherweise wurde sie im Status einer académicienne aufgenommen und nicht als agréée; zudem wurde ein weiteres Gemälde bei ihr in Auftrag gegeben. Haverman nahm am 28. März an der Sitzung der Akademie teil, danach verschwindet ihr Name aus ihren Aufzeichnungen. Da Haverman danach offenbar kein weiteres Bild vorweisen konnte, geriet sie in Verdacht, ein Bild von van Huysum als eigenes ausgegeben zu haben und wurde 1823 wieder entlassen.

Havermans Leben ist im französischen Kunstlexikon „Bénezit“ dokumentiert.4 Demzufolge zog sie mit ihrem Ehemann in seine Heimatgemeinde Bayonne. Nach dem Tod von Mondoteguy 1739 verließ sie mit ihren Kindern Bayonne. Bénézit nennt weitere Quellen, die unterschiedliche Daten angeben: Christian Kramms „De levens en werken der hollandsche en vlaamsche kunstschilders, beeldhouwers, graveurs en bouwmeesters“ berichtet, dass sie 1750 noch gelebt hätte.

Werke

Von Margareta Haverman sind nur zwei signierte Arbeiten erhalten. Ein Prunkstillleben von 1716 befinden sich im Metropolitan Museum of Art in New York (signiert und datiert) sowie ein weiteres in der Dänischen Nationalgalerie (nach 1735). Etwa ein Duzend Gemälde ist in älteren Auktionskatalogen erwähnt, das Gesamtwerk dürfte jedoch relativ klein sein.

Das Stillleben des Metropolitan Museum ähnelt dem nicht erhaltenen (oder auffindbaren) Blumenstillleben, mit dem sich Margarete Haverman Anfang 1722 in der Académie royale de peinture et sculpture vorgestellt hat. Im Februar 1722 beschreibt ein unbekannter Autor im „Mercure de France“ dieses Stillleben. Es zeigte eine „mit Flachreliefs verzierte Vase […] gefüllt mit Blumen aller Jahreszeiten und auf einem Marmorsockel mit einigen Früchten wie Pfirsichen, Trauben usw.“ Dann hebt die Beschreibung Havermans Darstellung von Tautropfen hervor, „von denen man denkt, dass sie jeden Moment fallen müssen“, sowie „die Ameisen, die Schnecken, die Schmetterlinge und alle Arten von Fliegen“, die ihr Stillleben umschwärmen. Das der Akademie präsentierte Stück zeigte einen einzelnen „Weizenhalm und eine gewöhnliche kleine Wildblume mit einem gebrochenen Stiel, die einen Kontrast“ zum Rest des Straußes bilden.

Margareta Havermans Stillleben teilen eine Reihe von Merkmalen mit denen ihres berühmten Lehrers Jan van Huysum.5 Eine ähnliche Vase taucht zum Beispiel in einem Blumenstillleben von Van Huysum in Karlsruhe auf, und er verwendete häufig Steinnischen als Folien für überquellende, tulpenbekrönte Arrangements.6 Haverman teilte ihrer Lehrerin auch die Größe und das Format ihres Panels mit. Die Künstlerin bekräftigte dennoch ihre individuelle Urheberschaft in der markanten Signatur auf dem Sockel, ein Merkmal, das in ihrem einzigen anderen bekannten erhaltenen Werk, einem Blumenarrangement in einer Glasvase, das jetzt im Schloss Fredensborg in Dänemark aufbewahrt wird, wiederkehrt. Havermans Arbeitsmethode offenbarte auch mehrere Neuerungen und Abweichungen vom Präzedenzfall von Jan van Huysum.

Tod

Ihr Tod wird nach dem Datum ihres Umzugs von Bayonne angenommen, es ist jedoch nicht bekannt, wo und wann sie gestorben ist.

„Bryan’s dictionary of painters and engravers“ nennt fälschlich 1720 als Geburtsdatum und ein unwahrscheinliches 1795 als Todesjahr.

Literatur zu Margareta Haverman

  • Klara Alen, Margareta Haverman (Breda, 1693/94–Bayonne(?), NA 1722): Schilderend tussen passie en flora, PhD diss., Katholieke Universiteit Leuven, 2010.
  • Emmanuel Bénézit, Margareta Haverman, in: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs & graveurs de tous les temps et de tous les pays, Paris 1924, S. 565.
  • Alfred von Wurzbach, Margareta Haverman, in: Niederländisches Künstler-Lexikon. Mit mehr als 3000 Monogrammen. Band 1: A–K, Wien 1906, S. 561.

Bilder

  • Margareta Haverman, Blumenstillleben, Öl/Leinwand, 56.7 x 47.5 cm (Dänische Nationalgalerie, Kopenhagen, KMSst88)
  • Margareta Haverman, Blumenvase, 1716, Öl/Holz, 79.4 x 60.3 cm (Metropolitan Museum of Art, New York, 71.6)
  1. Stadsarchief Breda: Collectie DTB Breda, deelnr. 93, Dopen Luthers 1649–1745, p. 44v, d.d. 28-10-1693.
  2. Siehe Johan van Gools 1751 veröffentlichte Biografie von Jan van Huysum: Van Gool 1751, Bd. 1, S. 32–33.
  3. Van Gool, S. 32–33.
  4. Emmanuel Bénézit, Margareta Haverman, in: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs & graveurs de tous les temps et de tous les pays, Paris 1924, S. 565.
  5. Siehe auch für das Folgende: Klara Alen, Margareta Haverman (Breda, 1693/94–Bayonne(?), NA 1722): Schilderend tussen passie en flora, PhD diss., Katholieke Universiteit Leuven, 2010.
  6. Ebenda, S. 49–51.