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München | Pinakothek der Moderne: Shirin Neshat „Land of Dreams“ erstmals in Deutschland ausgestellt

Shirin Neshat, Land of Dreams, Porträt von Manuel Martinez, Detail, 2019, 183 x 122 cm, C-Print und Tinte, Foto: Gladstone Gallery, New York und Brüssel und Goodman Gallery, London © Shirin Neshat

Shirin Neshat, Land of Dreams, Porträt von Manuel Martinez, Detail, 2019, 183 x 122 cm, C-Print und Tinte, Foto: Gladstone Gallery, New York und Brüssel und Goodman Gallery, London © Shirin Neshat

Selbstbewusst und kraftvoll, zugleich verletzlich und fragil wirken die Werke der iranischen Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin Shirin Neshat (* 1957). Die Verbindung und Erweiterung der reichen Tradition persischer und westlicher Bildsprachen prägen das Œuvre der in den USA lebenden Künstlerin.

Land of Dreams (2019)

Mit „Land of Dreams“ von 2019 befragt Shirin Neshat die „westliche Welt“ anhand von 111 fotografischen Porträts und zwei Videoinstallationen. Die im Iran geborene Künstlerin wechselt damit die Perspektive, um das zeitgenössische Amerika unter der Trump-Regierung zu porträtieren. Für Neshat stehen die USA kurz vor einem Paradigmenwechsel, sieht sie doch die Ablösung der politischen Akteure voraus. Der Verteidigungskampf der herrschenden weißen Klasse und die propagandistisch heraufbeschworene Bedrohung der amerikanischen Kultur durch die Einwanderer lässt die Künstlerin erstmals ihr Gastland in den Fokus nehmen. Ihre neue Arbeit „Land of Dreams“ zeigt Amerikanerinnen und Amerikaner aus New Mexico, und wie die politischen Veränderungen ihre individuellen Leben zerstört.

Fotografien und Videoinstallationen ergänzen einander zu einer fiktiven Geschichte von Simin, einem entfremdeten iranischen Fotografen. Simin reist durch das ländliche Amerika, klopft an Türen von Bürgerinnen und Bürgern, um ihre Porträts abzulichten und ihre Träume zu dokumentieren. Die Erzählungen schreibt Shirin Neshat in Farsi-Kalligraphie auf die Schwarz-Weiß-Bilder der unterschiedlichen Modelle, ergänzt durch ihre Namen, den Ort und ihr Geburtsdatum. Das zweite Video zeigt eine bürokratische iranische Kolonie in den Bergen. In einem klinischen, dystopischen Interieur protokollieren und analysieren sie Simins Porträts und Traumdokumente.

Wer ist Shirin Neshat?

Shirin Neshats Arbeiten stehen im Zentrum der ersten Präsentation innerhalb der Kooperation der Pinakothek der Moderne mit der Written Art Collection. Zentrale Themen ihres Schaffens sind Identität, Herkunft und Machtstrukturen, wie etwa die Rolle der Frau. Shirin Neshat bedient sich dabei unter anderem der traditionellen Kalligrafie ihres Herkunftslandes sowie der westlichen Portraitkunst. Auch in ihrem jüngsten Werk „Land of Dreams“ (2019), das bisher noch nicht in Deutschland gezeigt wurde, werden diese beiden Elemente zusammengeführt, wobei sie erstmalig die Medien Fotografie und Video 111 Portraits und zwei Filme in einem Werk vereint.

Die für Neshat typischen Schwarz-Weiß-Arbeiten, lassen in der Individualität der Portraitierten immer auch die kollektive Geschichte in ihrer sozial- und geopolitischen Komplexität aufscheinen. Die bedeutendste iranische Künstlerin der Gegenwart schafft in ihren Werken durch die Verbindung von Schrift, gestischem Ausdruck und Formatvariation eine rhythmisch poetische Dichte, der jeweils ein eigenes Narrativ eingeschrieben ist.

Quelle: Pinakothek der Moderne, München

Shirin Neshat: Ausstellungskatalog

Judith Csiki / Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hg.)
21 × 30 cm, 160 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover
ISBN 978-3-95476-426-6 (Deutsch/Englisch)
Distanz Verlag, Berlin

Shirin Neshat in München: Bilder

  • Shirin Neshat, Land of Dreams, Porträt von Manuel Martinez, 2019, 183 x 122 cm, C-Print und Tinte, Foto: Gladstone Gallery, New York und Brüssel und Goodman Gallery, London © Shirin Neshat