Peter Halley

Wer ist Peter Halley?

Peter Halley (*24.9.1953 New York) ist ein Maler der Abstrakten Kunst und wird seit Mitte der 1980er Jahre dem Neo Geo zugerechnet (→ Abstrakte Kunst). Halley erhielt erstmals Mitte der 1980er Jahre für seine geometrischen Gemälden in fluoreszierenden Farben Aufsehen. Seither bezieht sich der Maler in seinen geometrischen Gemälden auf „Prison“ und „Cells“. Peter Halley zufolge beziehen sich seine Kompositionen auf die zunehmende Geometrisierung des sozialen Raums. Sein Werk als Künstler wird im Kontext von Minimalismus und Neo-Konzeptkunst (→ Neo-Geo) diskutiert. Peter Halley ist auch als Autor, Herausgeber und Dozent aktiv. Er lebt und arbeitet in New York.

„Ich bin mit der Aussage aufgewachsen, dass Malerei Licht erzeugt, und dass das Darstellen von Licht wirklich wichtig ist. Als sich mein Werk entwickelte, wollte ich Bilder machen, die Licht erzeugen - kein natürliches Licht, sondern künstliches Licht. Normalerweise denkt man bei blendendem Licht an eine höhere oder göttliche Macht. Wenn es aber künstliches Licht ist, das blendet, dann ist das ein bisschen pervers, und zwar auf eine Weise, die ich mag." (Peter Halley)

Ausbildung

Von 1967 bis 1971 besuchte Peter Halley die Phillips Academy in Andover, Massachusetts. Dort las er Josef Albers’ „Interaction of Color“, das ihn nachhaltig beeinflusste. 1973 verbrachte er ein Jahr in New Orleans, wo ihn die vielfältigen Einflüsse der Stadt inspirierten. In der Folge studierte er bis 1976 an der Yale University, New Haven, Kunstgeschichte und danach an der University of New Orleans. Halley schloss 1978 mit dem Master of Fine Arts ab. Im selben Jahr hatte er die erste Einzelausstellung im Contemporary Art Center in New Orleans.

Als er 1980 eine Einzelausstellung in New York bei P.S. 122 hate, entschied sich Peter Halley wieder nach New York City zurückzukehren.

Vertreter der Abstraktion

Ab 1980 lebte Peter Halley im East Village von New York City. Die Geometrisierung des sozialen und öffentlichen Raums faszinierte ihn, weshalb er sich mit der städtischen Topografie und Architektur, Fassaden, Verkehrswegen und Straßen beschäftigte. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen und Analysen setzte er in Bezug zur geometrisch-abstrakten Kunst der Moderne.

Peter Halley ist bekannt für geometrisch abstrakte Kompositionen in leuchtenden Farbtönen, die er mit Farbrollen möglichst unpersönlich ausführt. Durch den Einsatz von Acryl und fluoreszierenden Stoffen gewinnt das Gemälde einen synthetischen Charakter. Peter Halley verbindet seine gitterartigen Farbsegmente mit einem gesellschaftlichen Kontext, nennt seine Bilder „Prison“ oder „Cell Paintings“. Für ihn sind die Farbflächen und vor allem Quadrate Symbole für Gefängniszellen, verbunden durch Leitungen, sog. „Conduits“. Dadurch werden seine Bilder Metaphern für das Leben, für Organisationsformen (vgl. Organigramme, Netzwerkanalysen), von Abhängigkeiten, von logischen Abfolgen, für Hierarchien – und schlussendlich für die Verteilung von Differenz und Macht aber auch für digitale Systeme und Algorithmen. Das Wechselverhältnis zwischen Isolation und Kommunikation, der Einsatz der teils knalligen Farbtöne, die Konstruktion zählt der Künstler zu seiner persönlichen künstlerischen „Handschrift“, die er bewusst anti-subjektiv kultiviert. In Schriften und Gesprächen verwies er auf jene Kunstschaffenden der Moderne, die ihren Stil ebenfalls als zentrale Strategie betrachteten.1

Ausgang für Peter Halleys Werke ist Jean Baudrillards Theorie der Simulation, die der französische Philosoph in seinen Schriften der 1970er Jahre nicht als Gegenteil der Realität begriff. Dazu gesellte Halley die Überzeugung, dass jedes Symbol mehrere bereits medial vermittelte Referenten hat. Der New Yorker Maler schuf mit dem Begriff Neo-Konzeptualismus bzw. Neo-Geo eine Basis für eine Gruppe von Kunstschaffenden, zu der auch Ashley Bickerton und Jeff Koons gezählt werden. Seine Werke stehen in der Tradition der geometrischen Abstraktion und des Konstruktivismus; die Bilder brechen mit dem Minimalismus, vor allem mit den Werken Donald Judds und Frank Stellas, indem sie die physische und spirituelle Welt aufnehmen.

Mit „Cinderblock Prison“, „Stacked Rock (Cinema Cavern)” und „Cell with Smokestack and Conduit” (alle 1990) schuf Peter Halley drei graue Werke aus Fiberglas, die gleichsam realistisch graue Ziegelwände wiedergeben. Die Serie von Siebdrucken auf Papier mit dem Titel „Exploding Cell“ führen diese Gegenständlichkeit weiter.

Also zieht er es vor, die Leinwand mit Farbe zu bedecken, und zwar nicht mit einem Pinsel, sondern mit einem Farbroller, um so eine verputzähnliche Struktur zu erzielen, die uns an billige Vorstadtbauten erinnert:

„Die Day-Glo-Farbe [ist] ein Zeichen für einen ‚Low-Budget-Mystizismus‘. […] Obwohl mein Werk von seiner Erscheinung her geometrisch ist, ist es als Antithese zur früheren geometrischen Kunst gedacht. Die geometrische Kunst wird gewöhnlich mit der einen oder anderen Form von Idealismus in Verbindung gebracht, sei es von Platon, Descartes oder Ludwig Mies van der Rohe. Mein Werk ist tatsächlich eine Kritik solcher idealistischer Vorstellungen.“2 (Peter Halley)

Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Peter Halley an ortsspezifischen Installationen – z. B. an der State University of New York (Buffalo) (2002), Turin (2003) und dem Flughafen Dallas/Fort Worth (Dallas) (2005). 2008 stellte er ein Werk in der Gallatin School of Individualized Study der New York University auf. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt a.M. lud den amerikanischen Künstler 2016 ein, eine ortsspezifische Installation für die Rotunde zu erarbeiten. Halley färbte in Anlehnung an einen Teilchenbeschleuniger den Räum Gelb und lud ihn symbolisch mit seinem „Explosion“-Motiv energetisch auf.

Ausstellungen

Eine Ausstellung der Neo-Geo-Künstler in der Sonnabend Gallery in New York 1984 machte den wachsenden Erfolg der Gruppe offensichtlich. Eine Wanderausstellung wurde 1989 im Museum Haus Esters in Krefeld, dem Maison de la Culture et de la Communication de Saint-Etienne und dem Institute of Contemporary Arts, London gezeigt, und 1991/92 tourte eine große Retrospektive durch Europa mit den Stationen Musée d’Art Contemporain, Bordeaux, Musée d’Art Contemporain, Lausanne, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid und Stedelijk Museum, Amsterdam. 1992 hatte Halley im Des Moines Art Center seine erste Einzelausstellung in einem amerikanischen Museum.

Halleys erste große Ausstellung in New York wurde 1985 von der Galerie „International with Monument“ organisiert. Es folgten Ausstellungen in den Galerien Mary Boon Gallery, Sonnabend Gallery, Galerie Bruno Bischofberger, Jablonka Galerie, Galerie Thaddaeus Ropac und Waddington Galleries. In Deutschland wird Peter Halley durch die Galerie Thomas Modern in München vertreten.

Die erste großen Retrospektive über seine Arbeit bot, fand im CAPC Musée d'Art Contemporain de Bordeaux (1991) statt. Es folgten Ausstellungen im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia (Madrid) (1992), im Stedelijk Museum (Amsterdam) (1992), im Des Moines Art Center (Des Moines, Iowa) (1992), im Dallas Museum of Art (1995), im Museum of Modern Art (MOMA) (New York City) (1997), im Kunstmuseum der Stadt Kitakyushu (1998), im Museum Folkwang (Essen) (1998) und im Butler Institute of American Art (Youngstown, Ohio) (1999). Seine Arbeiten wurden außerdem in Galerien in Chicago, London, Madrid, Moskau, New York, Paris, Rom, Seoul und Tokio ausgestellt. 2014 wurde im Alten Straßenbahndepot Jena Halleys Serie „Prisons“ gezeigt, die in Jahrzehnten entstanden war.

Hallerys Arbeiten befinden sich u. a. im Museum of Modern Art, der Tate Gallery und der Sammlung des Guggenheim Museum.

Schriften

Peter Halley schrieb ab den frühen 1980er Jahren für das „Arts Magazine“ Essays über Kunst, Kunsttheorie und Kultur. Seine frühen Essays über Post-Strukturalismus, die Postmoderne und die digitale Revolution der 1980er Jahre wurden in zwei Bänden veröffentlicht: „Peter Halley: Collected Essays 1981–1987“ (1988). 2001 erhielt er den Frank Jewett Mather Award der College Art Association der Vereinigten Staaten für seine Kritiken. Peter Halley war Co-Gründer des „index magazine“ mit ausführlichen Interviews mit Kulturschaffenden und gab dieses zwischen 1996 und 2006 heraus.

Halley hielt zahlreiche Vorträge – u. a. am Art Institute of Chicago oder der American Academy in Rom. Er lehrte an der Columbia University, der UCLA und der School of Visual Arts. Seit 2002 leitet Halley den Graduiertenkolleg für Malerei und Grafik der Yale University School of Art, New Haven, Connecticut.

  1. Peter Halley, „Abstrakte Praxis an der Wende zum 21. Jahrhundert“, übers. v. Otto Neumaier, in: Noëma Art Journal, Nr. 44 (1997), S. 58–60, hier: S. 60.
  2. Peter Halley, „Notes on the Paintings (1982)“, in: Peter Halley, Collected Essays 1981–1987, Zürich/New York 1989, S. 23, und „Statement (1983)“, ebd., S. 25.