Fede Galizia, Judith mit dem Haupt des Holofernes, Detail, 1601, Öl/Lw, 123 x 92 cm (Ministero per i Beni e le Attività culturali e per il Turismo – Galleria Borghese)
Künstlerinnen wurden in der der Kunstgeschichte systematisch übergangen, ausgeklammert oder zum Einzelfall – im ehemaligen Sprachgebrauch zum „Naturwunder“ – erklärt. Dass es jedoch eine nicht zu unterschätzende Anzahl weiblicher Kunstschaffender gab, wird seit den 1970er Jahren wissenschaftlich aufgearbeitet und eindrucksvoll belegt. Derzeit entdecken zahlreiche internationale Museen Künstlerinnen vom Mittelalter bis in die Moderne und würdigen ihren Anteil an der Entwicklung der Malerei.
Deutschland | Remagen:
Arp Museum Rolandseck
25.2. – 16.6.2024
Die Ausstellung im Arp Museum präsentiert nicht nur die in ihrer Zeit gefeierten Künstlerinnen wie Fede Galizia, Artemisia Gentileschi, Elisabeth-Louise Vigée-Lebrun oder Mary Cassatt sondern auch neu zu entdeckende Meisterinnen. Sie alle trotzten den erschwerten Arbeitsbedingungen und fanden eigene künstlerische Wege. So war Künstlerinnen das Aktstudium, der Besuch einer Akademie und auch die Zunft- oder Akademiemitgliedschaft jahrhundertelang verwehrt. Dadurch konnten nur Töchter aus Künstlerfamilien oder adelige Damen sich der Kunstausbildung widmen. Dem folgte eine erschwerte Erwerbstätigkeit und meist anonyme Mitarbeit in Künstlerwerkstätten ihrer Väter oder Brüder. Die im Laufe des 18. Jahrhunderts erstrittenen Rechte wurden mit der Französischen Revolution und dem Code civil massiv eingeschränkt. Malerinnen der Romantik, der Salonmalerei und der Klassischen Moderne sahen sich zudem mit der Vorstellung des männlichen Genies konfrontiert, das angeblich wahres Künstlertum ausmachen würde. Dass es dennoch vielen heute noch viel zu wenig bekannten Künstlerinnen gelungen ist, eine erfolgreiche Karriere als Kunstschaffende aufzubauen, erscheint unter diesen Gesichtspunkten fast wie ein Wunder.
Viele hochkarätige Werke von Malerinnen hingen bisher ungesehen in Museumsdepots. Das Arp Museum zeigt 2024 in Kooperation mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid eine umfassende Schau mit Gemälden von 46 Malerinnen aus bedeutenden europäischen Museen und Privatsammlungen. Das Spektrum reicht von mittelalterlichen Buchmalerinnen aus Nonnenklöstern über Künstlerinnen der Barockzeit bis hin zu den Wegbereiterinnen der Moderne, die früh für ihren gleichberechtigten Platz einstanden.
Kuratiert von Dr. Susanne Blöcker, Kuratorin der Kunstkammer Rau