Viktor Planckh

Wer war Viktor Planckh?

Viktor Planckh (Opava 26.9.1904–11.6.1941 Athen) war ein österreichischer Maler der Neuen Sachlichkeit (→ Neue Sachlichkeit). Der an der Wiener Kunstgewerbeschule ausgebildete Planck war von 1927 bis 1938 Mitglied des Hagenbundes. Seine Kompositionen zeichnen sich durch Klarheit und Einfachheit aus; sein Stil ist sachlich, wobei er eine großflächige Gestaltung bevorzugte. Seine bevorzugten Sujets waren Figurenkompositionen, Porträts, Landschaften und Akte.

Kindheit und Ausbildung

Viktor Planckh wurde am 26. September 1904 in Opava (ehem. Troppau, Österreich-Ungarn, heute: Tschechische Republik) als Sohn des Rittmeisters Julius Planckh, vom 5. Ulanen-Regiment, und Stefanie (geb. Lemach) geboren. Planckh wuchs wohlbehütet auf; seine Mutter förderte die Kreativität ihres Sohnes, indem sie ihn zeichnen und malen ließ.

Nach der Übersiedlung der Familie verbrachte Planckh seine Schulzeit in Wien, wo er sich schon früh für den Zeichenunterricht interessierte. Zusätzlich zur Grundschule erhielt er Privatunterricht. Im Gymnasium langweilte sich Viktor Planckh, sodass er seine Bücher mit Karikaturen seiner Professoren und Mitschüler bekritzelte.

„Als Kind liebte ich es zu malen, aber welches Kind liebt das nicht? Nur liebte ich es viel mehr als andere. Ich mochte besondere Straßen in einem speziellen Licht, einen Baum, Menschen, Blumen und fühlte sehr stark, dass jeder Augenblick unwiederbringlich vergeht. Aber diese außergewöhnlichen Momente versetzten mich in eine Stimmung, die mich der Natur näherbrachte. Ich begann mir zu wünschen ein Maler zu werden. Immer wenn ich nackte Wände sah, starrte ich sie an, und in meiner Phantasie erschienen darauf große bunte Figuren. Zu dieser Zeit kannte ich die Bedeutung des Wortes Fresco noch nicht.“1 (Viktor Planckh)

Nach der Rückkehr des Vaters aus russischer Kriegsgefangenschaft begann der finanzielle Abstieg der Familie; er wurde kurzfristig vom Staatsamt für Heereswesen in Wien zum Landesbefehlshaber des Sudentenlandes mit Amtssitz in Troppau bestellt. Ende Februar 1919 wurde Planckhs Vater seines Kommandos enthoben, zum Dragoner degradiert und die Pension gestrichen. Es folgten harte Jahre für den schlechten, weil desinteressierten Schüler, da sich der Vater anfangs weigerte den Berufswunsch seines Sohnes stattzugeben.

Als der Vater schlussendlich einwilligte, wandte sich Viktor Planckh zuerst an die Akademie, danach suchte er Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule auf. Aus wirtschaftlichen Gründen entschied sich Viktor Planckh an der Kunstgewerbeschule zu studieren, da er dort Dinge lernte, mit denen er auch Geld verdienen könnte, wie sein Vater meinte.2 Viktor Planckh besuchte ab September 1921 die Wiener Kunstgewerbeschule und nahm Unterricht in Malerei bei Victor Schufinsky, Adolf Böhm, Berthold Löffler, Franz Cizek, Erich Mallina und Bertold Löffler. Planckh schrieb in diesen Jahren auch Kurzgeschichten, Gedichte und Buchkritiken. Da Viktor Planckh als Tschechoslowake galt, war sein Studium teurer als für inländische Studierende – und verhinderte mehrere Auszeichnungen. Seine Mutter erinnerte sich:

„Noch aus einem anderen Grund war es bedauerlich, dass wir in unserem geliebten Österreich, der alten Heimat, Ausländer geworden waren. Als der Lobmeyer-Preis in der Kunstgewerbeschule für beste Gesamtleistung 1922 zur Verteilung kam, hätte Professor Schufinsky Tory [Spitzname Planckhs] so gerne dazu eingegeben, als den Einzigen, der ihn nach seinen eigenen Worten restlos verdient hätte. Leider konnte er es nicht, weil nur Inländer in Betracht kamen. Auch in späteren Jahren als Mitglied des Hagenbundes wurde unser Sohn für einen Staatspreis vorgeschlagen und musste als Tschechoslowake dankend darauf verzichten.“3

Im Sommer 1926 schloss Viktor Planckh sein Studium and der Kunstgewerbeschule ab.

Werke

Im Alter von 22 Jahren wurde Viktor Planckh zum ordentlichen Mitglied des Hagenbundes gewählt. Von 1927 bis 1938 war aktiv an den Ausstellungen der Wiener Künstlervereinigung beteiligt. Er arbeitete in verschiedenen Techniken und schuf neben Ölgemälden, Aquarellen, Gouachen und Federzeichnungen auch vereinzelt Plastiken in Terrakotta oder Bronze. Seine figürlichen Kompositionen, Bildnisse und Landschaften zeichnen sich durch eine Klarheit und Einfachheit in der Malweise aus, wodurch Viktor Planckh in die Nähe der Neuen Sachlichkeit gerückt werden kann. Außerdem arbeitete der Künstler als Freskomaler, was seiner Vorliebe für großräumige Bildschöpfungen entgegenkam.

Nach ersten großen Erfolgen unternahm Viktor Planckh Reisen nach Paris (Herbst 1926), Italien (1927 mit einem tschechoslowakischen Stipendium: Rom, Florenz, Neapel, Vietri Sul Mare, Palermo, Messina, Taormina) und Griechenland (Frühjahr 1929 über Budapest, Belgrad, Saloniki nach Athen).

Im Herbst 1928 lernte Viktor Planckh die amerikanische Tänzerin Amee Carola kennen, welche eine Freundin von Planckhs spätere Frau war. Der Künstler schuf zwei Porträts von Carola.

Im Jahr 1931 stellte Viktor Planckh zusammen mit Felix Albrecht Harta, Jung und Hauser einige Freskoentwürfe und Wandmalereien in der Ausstellung „Das neue Fresko“ im Salzburger Festspielhaus aus (1.–31.8.). Dafür schuf er den Karton „Obsternte“ in Gröding bei Hallein (auf Duromaplatten). Planckh wollte – auch mit der Materialwahl – die Freskomalerei wiederbeleben. Die Technik, so der Künstler, würde ihn zur Einfachheit, Größe und Klarheit zwingen.4

Im Winter 1932 hielt sich Planckh länger in Wien auf, wo er seine spätere Ehefrau Ruth McVitty kennenlernte. Das Paar heiratete im Frühjahr des Folgejahres und reiste gemeinsam nach Amerika. In den USA folgten zahlreiche Beteiligungen an Ausstellung, die Planckh erfolgreich absolvierte.

Im Jahr 1934 war Planckh wieder in Italien und 1935 stellte er in einer Hagenbund-Ausstellung zehn Gemälde in einem eigenen Saal aus. Danach reiste das Paar erneut nach Amerika, wo Planckh am Cape Cod einige Werke schuf. Eine Ausstellung in der Bayer Gallery in Philadelphia war erneut erfolgreich. 1936 folgte eine Reise nach Russland, wo der Künstler die „Russische Mappe“ schuf. Die Jahre 1937 und mehr als ein halbes Jahr 1938 verbrachte Planckh in Amerika.

Planckh im NS-Staat

Nachdem 1938 der „Hagenbund“ aufgelöst worden war, wurde Viktor Planckh Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Im Aufnahmeformular (Archiv des Belvedere) gab er an, auch Mitglied der Sudetendeutschen Kulturgesellschaft zu sein. Zudem führte Planckh aus, dass er seit 1925 den kammerpflichtigen Beruf des Plastikers, Malers und Entwerfers ausübte.

Da seine Frau schwer erkrankte, hielt sich Viktor Planckh 1939 drei Monate in Troppau auf. Dort entstand die Serie das „Deutsche Ritterordens Spital“. Die Porträts der Schwestern zeigen fast kristalline Formen ihrer Kleidung. Im Frühsommer bezog der Künstler mit dem Bildhauer Karl Stemolack ein Atelier in Wien; dieser führte ihn in die Steinbildhauerei ein.

1940 bezog Viktor Planck ein eigenes Haus in Wien, in dem er sich ein Atelier einrichtete. Da der NS-Staat nur Künstler akzeptierte, die Steuern entrichteten (sonst Umschulung), veröffentlichte Planckh Bücher mit selbst illustrierten Reimen.

Viktor Planckh wurde 1941 zur Deutschen Wehrmacht einberufen und nach dreimonatiger Grundausbildung als Kraftfahrer nach Griechenland geschickt. Dort musste er den Feldzug der Wehrmacht in Gouachen dokumentieren.

Tod

Viktor Planckh starb am 11. Juni 1941 an den Folgen der Ruhr in einem Kriegslazarett in Athen. Der Maler wurde nur 36 Jahre alt.

Literatur zu Viktor Planckh

  • Viktor Planckh 1904–1941. Ein vergessener Künstler des Hagenbundes, hg. v. Alexander Jesina (Ausst.-Kat. Galerie 16, Wien, 19.10.–19.11.1992), Wien 1992.
  • Michaela Pappernigg, Viktor Planckh, in: Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: L–R, hg. v. d. Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1997, S. 197.
  • Kunst in Österreich 1934.
  • Kunst in Österreich 1929/30, Heft 7, S. 29–30.
  • Planer, Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1929, S. 482.

Beiträge zu Viktor Planckh

Alexander Kanoldt, Stillleben II/27,1927, Öl auf Leinwand, 61 × 50 cm, Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, Foto: © Bildarchiv Foto Marburg

Wie deutsch ist die Neue Sachlichkeit?


Agnes Tieze, Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg und Kuratorin von „Messerscharf und detailverliebt“, stellt 2015/16 weder Fragen nach stilistischen Gruppierungen noch Themenkreisen der Neuen Sachlichkeit, sondern möchte den Blick von den zentralen Kunstorten Berlin und Dresden weg und in den Osten der Weimarer Republik (heute: Polen), nach Österreich und in die Tschechoslowakei richten. Neben Dresden, wo Otto Dix an der Akademie unterrichtete, wird ein besonderes Augenmerk auf die Akademie in Breslau (heute: Wroclaw, Polen) gelegt, ergänzt durch österreichische und tschechoslowakische Künstlerinnen und Künstler.
Ferdinand Ludwig Graf, Decamerone, Detail, 1921 (Ernst Ploil, Wien, Foto: Christoph Fuchs, Wien)

Wien | Leopold Museum: Hagenbund


Der Hagenbund wurde im Jahr 1900 – wie drei Jahre zuvor die Wiener Secession – als Reaktion auf den Konservativismus des Künstlerhauses gegründet und etablierte sich spätestens in den 1920er Jahren als „heute radikalste Gruppe“ (Robert Musil, 1922) innerhalb der Wiener Künstlervereinigungen. Das Leopold Museum zeigt eine Überblicksausstellung und unterstreicht das Innovationspotenzial der Mitglieder in den 1920er Jahren.
  1. Zit n. Viktor Planckh 1904–1941. Ein vergessener Künstler des Hagenbundes, hg. v. Alexander Jesina (Ausst.-Kat. Galerie 16, Wien, 19.10.–19.11.1992), Wien 1992, S. 4.
  2. Ebenda, S. 5.
  3. Zit. n. Ebenda, S. 7.
  4. Das neue Fresko (Ausst.-Kat. Salzburger Festspielhaus, Salzburg, 1.–31.8.1931).