Wien | Albertina: Markus Prachensky | ARTinWORDS
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Wien | Albertina: Markus Prachensky Werkgenese | 2017

Markus Prachensky, Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Wien - Schenkung des Künstlers © Atelier Markus Prachensky) und Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Sammlung Batliner, Wien) Ausstellungsansicht Albertina 2017, Foto: Alexandra Matzner.

Markus Prachensky, Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Wien - Schenkung des Künstlers © Atelier Markus Prachensky) und Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Sammlung Batliner, Wien) Ausstellungsansicht Albertina 2017, Foto: Alexandra Matzner.

Markus Prachensky (Innsbruck 21.3.1932–15.7.2011 Wien) zählte seit Ende der 1950er Jahre zu den herausragenden Vertretern der abstrakten Malerei in Österreich, die sich als spätes Informel zeigt. Im Jahr 1956 schloss sich Prachensky, der Architektur (1952–1956) und Malerei an der Wiener Akademie studiert hatte, mit den Kollegen Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer zur Gruppe um die Galerie (nächst) St. Stephan zusammen und fand in Monsignore Otto Mauer, der 1954 die Galerie St. Stephan gegründet hatte, einen ersten Fürsprecher.

Prachenskys früheste Gemälde aus den Jahren nach 1954 lassen noch seine Arbeit an Piet Mondrians geometrischer Abstraktion erkennen, in den frühen 1950er Jahren fand er unter dem Einfluss von Josef Mikl zu einer gestischen Malerei. Hierbei spielte offensichtlich auch eine Auseinandersetzung mit fernöstlicher Kalligrafie eine nicht unterzubewertende Rolle.

Prachensky in der Albertina 2017

Die kompakte Ausstellung in der Albertina erinnert an diese Entwicklung Prachenskys, indem Kuratorin Antonia Hoerschelmann am Beginn fünf Werke des Maleres einander gegenüberstellt:

„Ist ungegenständlich abstrakt?“ (Markus Prachensky)

Als sich der Maler jedoch 1958/59 der roten Lackfarbe zuwandte, entwickelte er – inspiriert von den Malperformances des FranzosenGeorges Mathieu, der er für eine solche Vorführung nach Wien einlud – eine Peinture liquide. Dafür ließ er mehrere hundert Liter roter Farbe über eine schräg gestellte Leinwand fließen. Das Gemälde selbst wurde in der Folge vernichtet.

Das Rot des Markus Prachensky

Die Reduktion der Mittel, wenige gestische Pinselstriche, mehr gehauen, expressiv gesetzt als gestrichen, wurden in den folgenden Jahrzehnten typisch für die Gemälde Prachenskys. Auf monochromen oder nicht grundierten Flächen schlängeln sich in den frühen Werken bevorzugt rote Linien. Antike Architektur inspirierte den Künstler zu gebauten Formationen. Zunehmend wurde auch das Spritzen zu einem wichtigen Aspekt seiner Malerei. Prachenskys Farbspektrum wurde im Laufe der Jahrzehnte reicher: Rot und Schwarz, ergänzt durch Violett, Braun, Grün, Gelb, Orange. Zeit seines Lebens wählte Markus Prachensky die Farben parallel zur Natur – auch wenn die Bildtitel die Orte der Entstehung oder die Orte der Erinnerung genau benennen. Apulien im Süden Italiens, Sardinien, die Maremma (südliche Toskana) provozierten mit ihren Landschaften den vielgereisten österreichischen Maler zu reduzierten Chiffren und einprägsamen Figurationen.

„Prachensky macht aus der Willentlichtkeit seines Arbeitsvorgangs kein Hehl; was entsteht, sind sehr freie einfallsreiche Gebilde, die große Möglichkeiten mit den sparsamsten Elementen der Farbe entfalten, manchmal […] alliterieren [sie] fernöstliche Schriftzeichen; dann wieder zeihen sie in möchtigem Duktus ihre astronomischen Bahnen, um rasch wieder den Charakter des menschlichen Gestus anzunehmen.“1 (Otto Mauer, 1960)

Markus Prachensky in der Albertina: Bilder

  • Markus Prachensky, Los Angeles, Tusche auf Papier (Privatbesitz)
  • Markus Prachensky, Großes Bild in Blau, Grau und Schwarz, 1954/55, Öl auf Leinwand (Albertina, Foto: Alexandra Matzner)
  • Markus Prachensky, Hasloch, Tusche auf Papier (Privatbesitz, Foto: Alexandra Matzner)
  • Markus Prachensky, Rouge sur gris - Karlsruhe 1962, 1962, Lack auf Leinwand (Albertina - Schenkung des Künstlers © Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, Jalisco, 1974, Mischtechnik auf Papier (Privatbesitz)
  • Markus Prachensky, Rot auf schwarz-Puglia, 1976, Acryl auf Papier (© Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Wien - Schenkung des Künstlers © Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, Amanpuri, 1999, Acryl auf Leinwand (Albertina, Sammlung Batliner, Wien; Foto: Alexandra Matzner)
  • Markus Prachensky, California revisited, 2001, Acryl auf schwarzem Papier (Albertina, Wien © Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, California revisited, 2001, Acryl auf rußgeschwärztem Bütten (Albertina, Wien © Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, California Miles, 2002, Acryl auf Bütten (Albertina, Wien © Atelier Markus Prachensky)
  • Markus Prachensky, Swing de Provence (XV), Acryl auf Leinwand (Albertina, Wien © Atelier Markus Prachensky)
  1. Zitiert nach Matthias Boeckl, Markus Prachensky, in: Nach 1970. Österreichische Kunst aus der Albertina, S. 186.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.