Es ist schon einige Jahre her, dass Museen zu einem „Zurück zur Figur“ aufgerufen und ihre Ausstellungsprogramme auf das „Wiederentdecken“ der Malerei eingeschworen haben. Eine große Anzahl junger Künstlerinnen und Künstler, die sich v.a. seit den 90er Jahren mit den Möglichkeiten der figurativen Malerei beschäftigen, bezeugen die Aktualität dieser kuratorischen Entscheidung.
Österreich | Klosterneuburg: Schömer-Haus
bis Frühjahr 2012
Agnes Essl widmet nun im Schömer-Haus von Heinz Teslar (errichtet 1984) der jungen, figurativen Kunst in der Essl-Sammlung eine interessante Schau. Damit treten Kunst und Wirtschaft in diesem Gebäude in einen spannungsvollen Dialog, ist das Schömer-Haus doch die Firmenzentrale jenes Unternehmens, das dem Sammlerehepaar die finanziellen Voraussetzungen für ihre Sammlungstätigkeit ermöglicht. Ausgehend von der Ausstellungsreihe „emerging artists“ und dem „Essl Art Award CEE“ wurde die Auswahl auf die Gegenüberstellung von 27 Positionen eingeschränkt. So finden sich neben aufstrebenden Talenten auch „Junggebliebene“ wie Johanna Kandl und Alois Mosbacher, neben ÖsterreicherInnen auch KünstlerInnen aus Deutschland, Dänemark, Slowenien, Moldawien, England, Schweiz, China und den USA. Lockere Themenzusammenhänge – wie mediale Wirklichkeiten, Naturidyll, märchenhafte Welten usw. – sollen die Werke in den einzelnen Stockwerken assoziativ miteinander in Verbindung bringen. So erzählt Günther Oberhollenzer vor der Überblickslandschaft von Anna Meyer, dass Agnes Essl und er dieses Panorama neben eine nahsichtige Flusslandschaft von Martin Schnur gehängt haben, durch den „Adam“ von Bianca Maria Regl komme der Mensch in die unberührte Landschaft, die dann in den apokalyptischen Visionen von Marc Verlan oder Michael Černusák an der gegenüberliegenden Wand ende.
Darüber hinaus kann man die Ausstellung als ein Kaleidoskop malerischer Möglichkeiten und eine Probe des Potentials wirklichkeitsbezogener Sujets lesen. So spannt sich der Bogen von Martin Eder, der für seine „Kitschmotive“ berühmte Feinmaler, über Johanna Kandls kritische Bild-Text-Kommentare zu Alois Moosbachers gestischer Beschäftigung mit Bildern von Rollenspielen. Der Leipziger Christian Brandl zeigt in seinen Arbeiten unzugängliche Gebäude und weggedrehte Protagonisten und evoziert so geheimnisvolle, unerklärliche Situationen. Michael Goldgruber hingegen arbeitet in Schwarz und Weiß, wobei sich die Figurengruppe von „Buena Vista“ (2008) in Grautönen auflöst. Eine zwischen Scherenschnitt und Malerei angesiedelte Technik hat Clemens Wolf entwickelt, der verfallene, urbane Räume, in schwarzen oder weißen Schablonen umgesetzt, auf Leinwand klebt. Die Erweiterung der Malerei, oder vielleicht besser Tuschezeichnung, in ein Mixed-Media-Objekt gelingt der Schweizerin Monica Ursina Jäger. Die am Boden liegende, weibliche Figur und auch die Wolken darüber sind durch Metallstifte und Tonbänder gestaltet, so dass bei Frontalansicht beide nahezu verschwinden und in der Seitenansicht deutlich erscheinen. Die offensichtlichste politische Position bezieht neben Johanna Kandl Mona Hakimi-Schüler, die sich in „Ich und Ich“ (2008) 16 Mal selbst porträtiert und abwechseln mit Kopftuch und mit westlicher Kleidung inszeniert. Eine persönliche Auswahl interessanter Positionen!
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 10.00 – 18.00, Sa und So 10.00 – 13.00 und 14.00 – 18.00
Kathrine Ærtebjerg, Christian Brandl, Peter Busch, Michal Černušák, James Connelly, Daniel Domig, Martin Eder, Michael Goldgruber, Mona Hakimi-Schüler, Monica Ursina Jäger, Shi Jing, Johanna Kandl, Henning Kles, Thoralf Knobloch, Anna Meyer, Alois Mosbacher, Katrin Plavcak, Bianca Maria Regl, Daniel Richter, Christian Schmidt-Rasmussen, Martin Schnur, Norbert Schwontkowski, Deborah Sengl, Marcello Stuhmer, Mark Verlan, Clemens Wolf