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Sandro Botticelli: Biografie Meister der Florentiner Hochrenaissance: Lebenslauf

Sandro Botticelli, Anbetung der Könige, Detail mit vermutetem Selbstbildnis (Zanobi Altar) (Uffizien)

Sandro Botticelli, Anbetung der Könige, Detail mit vermutetem Selbstbildnis (Zanobi Altar) (Uffizien)

Sandro Botticelli wurde entweder am 1. März 1444 oder 1445 als Alessandro di Mariano Filipepi geboren. Sein Vater war der Lohgerber Mariano di Vanni d'Amedeo Filipepi in der Via Nuova im Florentiner Arbeiterviertel Ognissanti. Sein Spitzname Botticelli, der sich von „botticello“, dem „Fässchen“, ableitet, stammte laut Vasari von seinem Bruder Giovanni – eigentlich hieß der ältere Bruder so.

Ausbildung

Da sich Sandro Botticelli in der Schule nicht sehr fleißig zeigte, gab ihn sein Vater zu seinem Bruder Antonio, einem Goldschmied, in die Lehre. Dieser Ausbildung schloss eine Lehre bei Fra Filippo Lippi (1406–1469) in Prato an (1462/4–1466/7). Lippi malte gerade den Chor des Domes von Prato aus, danach arbeitete er in Spoleto. Danach arbeitete er in der Werkstatt von Andrea del Verrocchio (1435–1488) als Lehrling oder Gehilfe. Hier könnte er den gleichzeitig in der Werkstatt tätigen Leonardo da Vinci getroffen haben.

Selbständiger Maler in Florenz

Die frühesten eigenständigen Bilder von Sandro Botticelli ist eine Reihe von Madonnenbildern, darunter die „Madonna mit Kind und zwei Engeln“ (1468/69). Etwa 1470 machte sich Sandro Botticelli in Florenz selbständig. Tommaso Soderini beauftragte den 25-jährigen Maler mit der „Tapferkeit [Fortitudo]“ (Uffizien) für das Gericht im Palazzo dei Mercanti (Mercanzia). Die anderen Werke wurden an Piero del Pollaiuolo vergeben. In diesem Werk zeigt sich der Stil Botticellis bereits voll ausgereift und der Maler als fähiger Konstrukteur der Perspektive. Hier zeigt sich bereits die Dominanz der Linie, die für die gesamte Bildproduktion von Botticelli charakteristisch werden würde.

Zu den berühmtesten religiösen Bildern der Frühzeit zählen „Der heilige Sebastian“ (1465–1470, Gemäldegalerie Berlin) und die „Anbetung der Könige“ (1475/6, Uffizien), letzteres entstand ursprünglich als Altarbild für die Kirche Santa Maria Novella. Zur gleichen Zeit war Botticelli in der Werkstatt von Andrea Verrocchio tätig, der ihn wie zuvor Fra Filippo Lippi entscheidend prägte.

Gefördert von den Medici

Ende der 1470er Jahre stieg Sandro Botticelli zu den gefragtesten Malern in Florenz auf. Nach der Pazzi-Verschwörung 1478 hielt Botticelli einige Verurteilte in einem öffentlichen, nicht erhaltenen Schandgemälde fest. In den folgenden Jahren entstanden wohl seine berühmtesten Bilder: „La Primavera [Der Frühling]“ und „Geburt der Venus“ (beide Uffizien). Filippino Lippi (um 1547–1504), der uneheliche Sohn seines eigenen Lehrers, arbeitete in Botticellis Werkstatt mit.

Bevor er 1481/82 neben anderen Florentiner Meistern an der Freskierung der Sixtinischen Kapelle in Rom arbeitete, führte er in der Ognissanti Kirche in Florenz einen „Hl. Augustinus“ im Studierzimmer aus (1480). In Rom zeichnete er für die „Versuchung Christi durch den Teufel“, die „Bestrafung der Rebellen“ und den „Prozess von Moses“ verantwortlich. Im gleichen Jahr wurde die Florentiner Dante-Ausgabe publiziert und Botticellis Zeichnungen als Vorlagen für einigen Höllen-Darstellungen genutzt.

Bis zum Tod von Lorenzo de’ Medici im Jahr 1492 sind vor allem Sandro Botticellis religiöse Werke entstanden: der Bardi-Altar (1484/85), der Altar von S. Barnaba (1487–1489), die „Verkündigung“ aus Cestello (1489/90) und die „Marienkrönung“ aus S. Marco (um 1490/92, Uffizien) gehören zu den wichtigsten erhaltenen Werken.

Botticelli und Savonarola

Ob die „Beweinung Christi“ (um 1490/95, Alte Pinakothek, München) für das Florentiner Kanonikerstift S. Paolino bereits auf den Einfluss des Bußpredigers zurückzuführen sei, oder sich aus der Werkentwicklung erklären lässt, ist heute hauptsächlich zugunsten der Entwicklung beantwortet. Die Vertreibung der Medici durch Girolamo Savonarola und die Regentschaft desselben in Florenz führte zu einer spartanischen, spirituelleren Kunstausübung (1494–1498).

Das Spätwerk von Sandro Botticelli ist gekennzeichnet von archaisierenden Elementen, harter Zeichnung und Modellierung der Figuren und ihrer Gewänder sowie kalt leuchtendem, kontrastreichem Kolorit. Es gilt als erwiesen, dass der Florentiner Maler mit großer Sensibilität für die gesellschaftlich-religiösen Umbrüche die zunehmende Intellektualisierung bzw. Spiritualisierung seiner Bildsprache betrieb. Dazu gehören auch der tiefe Ernst und die in ruhiger Würde gebundene Expressivität seiner Figuren.

Letzte Jahre

Die letzten Bildern von Sandro Botticelli sind die „Beweinung Christi“ (1495–1500, Mailand, Museo Poldi Pezzoli) und die „Mystische Geburt Christi“ (1501, The National Gallery, London), das einzige signierte und datierte Gemälde. Nach 1501 konnte Botticelli, möglicherweise wegen einer Behinderung, nicht mehr selbst malen, während seine Werkstatt weiterarbeitete.

Dokumente über das Leben des knapp 75-jährigen Malers sind selten. Im Jahr 1502 erwähnte der Florentiner Agent von Isabella d’Este Sandro Botticelli in einem Brief. Im gleichen Jahr wurde er wegen Sodomie angeklagt aber nicht strafrechtlich verfolgt. Dass dadurch der Ruf Botticellis nicht gänzlich beschädigt war, zeigt, dass er 1504 einem Komitee angehörte, das über die Aufstellung von Michelangelos „David“ entschied.

Am 17. Mai 1510 wurde Sandro Botticelli in Florenz am Friedhof der Kirche Ognissanti begraben.

Weitere Beiträge zu Sandro Botticelli

Biografie von Alessandro di Mariano Filipepi, genannt Sandro Botticelli (1444/45–1510)

  • 1. März 1444 oder 1445

    Am 1. März 1444 oder 1445 als jüngster Sohn des Lohgerbers Mariano di Vanni d'Amedeo Filipepi in der Via Nuova im Florentiner Arbeiterviertel Ognissanti geboren. Sein Spitzname Botticelli, der sich von „botticello“, dem „Fässchen“, ableitet, stammte laut Vasari von seinem Bruder Giovanni – eigentlich hieß der ältere Bruder so (Vasari).
  • Giorgio Vasari berichtete von mangelndem Fleiß Botticellis in der Schule, Unruhe und Unzufriedenheit mit dem Unterricht. Der Vater gab ihn zu seinem Bruder Antonio, einem Goldschmied, in die Lehre.
  • 1462/4–1466/7

    Lehre bei Fra Filippo Lippi (1406–1469) in Prato. Mitwirkung in der Werkstatt von Andrea del Verrocchio (1435–1488) als Lehrling oder Gehilfe gilt als sicher.
  • 1465–1470

    Sandro Botticelli malte eine Reihe von Madonnenbildern, darunter die „Madonna mit Kind und zwei Engeln“ (1468/69).
  • 1470

    Ungefähr in diesem Jahr machte sich Sandro Botticelli in Florenz selbständig. Tommaso Soderini beauftragte ihn mit der „Fortitudo“ (Uffizien) für das Gericht im Palazzo dei Mercanti.
  • 1474

    „Der heilige Sebastian“ (Berlin, Gemäldegalerie).
  • 1475

    Sandro Botticelli ist in Pisa nachweisbar, wo ere in Fresko im Dom ausführte (nicht erhalten).
  • 1475/76

    „Anbetung der Könige“ (Uffizien) als Altarbild für die Kirche Santa Maria Novella.
  • Zusammenarbeit mit den Brüdern Pollaiuolo in Florenz - er malte die "Tapferkeit", Pollaiuolo die anderen Bilder.
  • 1478

    Pazzi-Verschwörung. Botticelli hielt einige Verurteilte in einem öffentlichen Schandgemälde fest (nicht erhalten). Filippino Lippi (um 1547–1504), der uneheliche Sohn seines eigenen Lehrers, arbeitete in Botticellis Werkstatt mit. „La Primavera (Der Frühling)“ (1479–1481, Uffizien).
  • 1480

    „Hl. Augustinus“ (Ognissanti, Florenz) als Gegenpart zu Ghirlandaios „Hl. Hieronymus“.
  • 1481/82

    Freskierung in der Sixtinischen Kapelle in Rom, wo er die „Versuchung Christi durch den Teufel“, die „Bestrafung der Rebellen“ und den „Prozess von Moses“ umsetzte. Im gleichen Jahr wurde die Florentiner Dante-Ausgabe publiziert und Botticellis Zeichnungen als Vorlagen für einigen Höllen-Darstellungen genutzt.
  • 1482

    Rückkehr nach Florenz, wo ihn die Stadtregierung (signoria) mit einem nie umgesetzten Auftrag beauftragte.
  • 1483

    „Geburt der Venus“ (vermutlich 1483, Uffizien)
  • 1484/85

    Bardi-Altar
  • 1485

    Zahlungen für das Altarbild der Bardi-Kapelle in Santo Spirito (Staatliche Museen, Berlin) sind dokumentiert.
  • 1487

    In der Steuererklärung von Botticellis Vaters steht, dass sein Sohn bei ihm wohnt und ein Maler sei, der nur arbeite, wenn er sich danach fühle.
  • 1487–1489

    Altar von S. Barnaba
  • 1489/90

    „Verkündigung“ aus Cestello
  • 1491

    Gemeinsam mit Ghirlandaio, Perugino und Lorenzo di Credi war Sandro Botticelli in einem Gremium, das über die Entwürfe zur Fassadengestaltung des Florentiner Domes entscheiden sollte.
  • um 1490/92

    „Marienkrönung“ (Uffizien) aus S. Marco
  • 1492

    Tod von Lorenzo de’ Medici, Lorenzo der Prächtige.
  • 1494–1498

    Vertreibung der Medici durch Girolamo Savonarola und Regentschaft desselben.
  • 1495

    „Beweinung Christi“ (um 1490/95, Alte Pinakothek, München) für das Florentiner Kanonikerstift S. Paolino.
  • 1494–1498

    Vertreibung der Medici durch Girolamo Savonarola und Regentschaft desselben.
  • 1495–1500

    „Beweinung Christi“ (Mailand, Museo Poldi Pezzoli)
  • 1501

    „Mystische Geburt Christi“ (The National Gallery, London), das einzige signierte und datierte Gemälde von Sandra Botticelli entstand.
  • Nach 1501

    Sandro Botticelli konnte möglicherweise wegen einer Behinderung nicht mehr selbst gemalt haben, während seine Werkstatt weiterarbeitete.
  • 1502

    Der Florentiner Agent von Isabella d’Este erwähnte Sandro Botticelli. In diesem Jahr wurde er wegen Sodomie angeklagt aber nicht strafrechtlich verfolgt.
  • 1504

    Botticelli gehörte einem Komitee an, das über die Aufstellung von Michelangelos „David“ entschied.
  • 17. Mai 1510

    Am 17. Mai 1510 wurde Sandro Botticelli in Florenz am Friedhof der Kirche Ognissanti begraben.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.