Wien und die Reformation: Ausstellung im Wien Museum live casino mcw casino app download glory casino registration mega cricket world casino moree glory casino login casino score live mega casino download glory casino app bangladesh casino kya hota hai cricket world casino baggo casino casino world online casino bangladesh mcw casino app download apk mcw casino affiliate bj live casino magha casino mga casino mega casino app mcw casino log in galore casino mega casino bangladesh online casino glory casino mega casino online 777bd casino cmw casino
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Wien nach Luther Ausstellung im Wien Museum

Jakob Seisenegger, Predigt in der Wiener Augustinerkirche, 1561 © Graf Harrach´sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, NÖ

Jakob Seisenegger, Predigt in der Wiener Augustinerkirche, 1561 © Graf Harrach´sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, NÖ

Protestantismus in Wien? Für mehr als fünfzig Jahre war die Residenz der Habsburger mehrheitlich protestantisch, obwohl Ferdinand I. die Konfession bekämpfte. Sein Sohn Maximilian II. vertrat eine gemäßigte Haltung und sympathisierte mit dem Gedankengut des Protestantismus. Die erzkatholischen Kaiser Rudolf II. und Ferdinand II. setzten die Rekatholisierung durch. Die Ausstellung im Wien Museum ist aber mehr als eine Darstellung der Konfessionsgeschichte. Mit Blick auf die Universität, Kunst und Kultur am Hof, etc. steht „Wien in der Renaissance“ im Zentrum der Erzählung.

Wien unter Ferdinand I.

Als Maximilian I. 1519 in Wels verstarb, hatte er kaum gute Beziehungen zur Stadt aufgebaut. Auch unter seinem Nachfolger Ferdinand I. (1503–1564, 1531 röm.-dt. König, 1558–1564 röm.-dt. Kaiser), der von 28. April 1521 (Wormser Vertrag) bis zu seinem Tod 1564 österreichischen Erblande regierte, sollte sich das Verhältnis nicht verbessern. Der frühabsolutistische Herrscher ließ im Wiener Neustädter Blutgericht im Juli 1522 acht Anführer der „Rebellion“ der niederösterreichischen Stände und der Stadt Wien wegen Hochverrats hinrichten. Die „Aufrührer“ hatten die Zeit zwischen dem Ableben Kaiser Maximilians I. und dem Eintreffen des neuen Landesherrn genutzt, um ihre eigene Macht auszubauen. Ferdinand I. berief ein öffentliches Schaugericht ein, das zwischen dem 4. und 23. Juli 1522 über die umstrittenen Regierungsräte zu Gericht saß. Der Wiener Bürgermeister Martin Siebenbürger (1475–1522), Hans von Puchheim, Michael Eitzinger gehörten zu den Verurteilten. Mit dem Wiener Neustädter Blutgericht demonstrierte Erzherzog Ferdinand einprägsam, dass er nicht willens war, seine Macht mit den Ständen zu teilen. Als in Spanien erzogener Katholik war er genauso unwillig, den sich auch in Wien formierenden Protestanten freiwillig einen Spielraum zu lassen. Einzig die politischen Umstände – wie die „Türkengefahr“ – zwang ihn zu Zugeständnissen.

Die geopolitische Lage Wiens während der 1520er Jahre war von der schnell rezipierten Reformation, dem Neustädter Blutgericht 1522, dem großen deutschen Bauernkrieg 1525/26, der Schlacht bei Mohács 1526 und der Belagerung Wiens durch den osmanischen Sultan Süleyman 1529 geprägt. Am 12. März 1526 erhielt Wien eine neue Stadtordnung, die den Einfluss des Landesfürsten erheblich steigerte. Während des 16. Jahrhunderts lebten ca. 20.000 bis 30.000 Menschen in der Stadt, von denen wohl nie mehr als 2.000 Bürger waren. Im Jahr 1526 übertrug Ferdinand I. die Stadtregierung 100 Ratsbürgern, die den Inneren und Äußeren Rat, das Stadtgericht und das Bürgermeisteramt besetzten. Zumindest durften sie Personen vorschlagen, die vom Landesfürsten bestätigt werden mussten. Voraussetzung dafür war, ein Haus zu besitzen und kein Handwerk auszuüben.

Erste nachvollziehbare Spuren von den Lehren Luthers (→ Martin Luther und die Reformation) lassen sich 1524 in den Hinrichtungen des Wiener Bürger Caspar Tauber im Jahr 1524 oder dem Täufer-Theologen Balthasar Hubmaier 1528 nachweisen. Mit dem „Großen Ketzermandat von Ofen“1 (20. August 1527) definierte Ferdinand I. die um sich greifenden „Häresien“. Das allgemeine Priestertum und die Leugnung des Fegefeuers gehörten zu den wichtigsten Punkten, die mit Landesverweis bedroht wurden.

Doch nicht nur Martin Luther hinterließ in der Stadt seine Spuren. Zwischen 1498 und 1502 dürfte Ulrich Zwingli (1484–1531) ohne Unterbrechung in Wien gelebt und an der Universität studiert haben. Die Matrikel der Universität Wien (1451–1548) zeigen unter dem Eintrag 1498 II A 27: „Udalricus Zwinglii de Glaris 4 gr.“ — durchgestrichen mit dem Vermerk „exclusus“. Der „Ausschluss“ dürfte erst nach der Einführung der Reformation in Zürich 1522 oder nach dem gewaltsamen Ende des Reformators in der Schlacht bei Kappel 1531 erfolgt sein. Die Universität war im Spätmittelalter mit 6.000 Studenten die größte im Heiligen Römischen Reich. Während der Regentschaft von Maximilian I. blühten Wissenschaften und Lehre unter Konrad Celtis (1459–1508) und Johannes Cuspinian (eigentlich Johannes Spießheimer, 1473–1529). Dem Niedergang der Universität während der 1520er Jahre begegnete Ferdinand I. mit deren Reformation. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sich die Alma Mater Rudolfina zu einer staatlichen Ausbildungsstätte für Beamte entwickelt.

 

 

„Türkenbelagerung“ von 1529

Vom 25. September bis 14. Oktober 1529 wurde Wien von der 300.000 Mann starken Armee Sultan Süleymans II. (um 1495– 1566) belagert. Ein Großteil des ungarischen Adels hatte sich mit dem Sultan verbündet, der über die heutige Türkei, Nordafrika, die Balkanhalbinsel und das Mittelmeer herrschte. Knapp 17.000 Verteidiger innerhalb der Stadtmauern stand dem übermächtigen Heer gegenüber. Niklas Graf Salm (1459–1530) leitete 1529 als 70-Jähriger die Verteidigung Wiens gegen die Osmanen und erlag im folgenden Jahr den Verletzungen, die er sich bei den Kampfhandlungen zugezogen hatte. Nachschubschwierigkeiten und das Nahen des Winters, der die Mobilität und Versorgung des riesigen Heers zu verunmöglichen drohte, veranlassten die Osmanen schließlich zum Abzug. Tizians Porträt von „Sultan Süleyman“ (um 1530/1540) und sein Säbel lassen genauso wie viele, teils großformatige Holzschnitte mit Schlachtordnungen und Wien-Ansichten nur bedingt ein reales Bild rekonstruieren.
Für die Protestanten stellten „die Türken“ genauso eine Strafe Gottes dar wie für die Katholiken. Martin Luther strich in seiner Schrift „Vom Kriege widder die Türcken“ (Wittenberg: Hans Weiss 1529) sogar hervor, in den Osmanen, ein Werkzeug des Teufels zu sehen und zu bekämpfen. Jede Partei beschuldigte die jeweils andere vom wahren Glauben abgefallen zu sein. Positiv wirkte sich für die Reformierten jedoch der Finanzbedarf des kriegsführenden Landesfürsten aus: Solange die „Türkengefahr“ drohte, wurde der protestantische Adel nicht zur Rekatholisierung gezwungen. Nach der Belagerung von 1529 bauten die Wiener ihre Befestigungsanlagen nach italienischer Art aus (1544 Dominikanerbastei).

 

Das Augsburger Bekenntnis

Am 25. Juni 1530 legten die evangelischen Territorien und Reichsstädte, vertreten durch den sächsischen Kanzler, dem Kaiser Karl V. während des Augsburger Reichstags das von Philipp Melanchthon (1497–1560) geschriebene Augsburger Bekenntnis („Confessio Augustana“) vor. Darin wurde die gemeinsame Lehrgrundlage festgeschrieben. Ein Sechstel der Protestanten beruft sich bis heute auf diesen Text. Die Wiener Ausstellung präsentiert das Augsburger Bekenntnis von 1530 in der ältesten Abschrift in deutscher Sprache. Ursprünglich wurde diese Abschrift für den kunstsinnigen Gegenspieler von Luther, den Mainzer Erzbischof Albrecht Kardinal von Brandenburg, angefertigt und ist heute einzigartig. Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde es Teil der Reichsverfassung. Das Original mit der Unterschrift Ferdinands I. sprach dem Landesherren im Römisch-deutschen Reich das Recht zu, die Konfessionen in ihrem Land zu bestimmen. Der Vertrag sicherte den Frieden im Reich bis 1618.

 

 

Matthias II., ein pro-evangelischer Regent?

Ferdinand I. wünschte sich in seinem Testament eine Teilung der österreichischen Länder unter seinen drei Söhnen. Vielleicht traute er der konfessionellen Haltung seines theologisch hoch gebildeten, ältesten Sohnes Maximilian (1527–1576) nicht. Dieser erhielt die Donauländer Nieder- und Oberösterreich sowie die Anwartschaft auf die Kronen Böhmens, Ungarns und des Reichs. Seine jüngeren Brüder Karl erhielten Innerösterreich und Ferdinand Tirol und die Vorlande. Kaiser Maximilian II. folgte seinem Vater nach. Maximilian dürfte mit dem Protestantismus sympathisiert haben, ohne zu diesem Glauben offiziell überzutreten. Man könnte seinen Weg als eine via media, des Kompromisskatholizismus bezeichnen. Wichtig für die gemäßigte Haltung dürfte auch der „reformgesinnte Katholik“ Johann Sebastian Pfauser (1520–1569) gewesen sein. Von 1554 bis 1560 predigte er höchst erfolgreich in der Wiener Augustinerkirche. Nach heutigem Wissensstand gelten seine Bibelauslegungen als evangelisch, doch seine geschickte Art ließ ihn auch für Katholiken annehmbar werden. Nachdem sich im Reich das Gerücht ausgebreitet hatte, dass Maximilian einen protestantischen Prediger angestellt hätte, musste er Pfauser auf Druck von Ferdinand I. entlassen.

Während der Regierung von Maximilian II. hatten die Protestanten der Erbländer es gut, da er zumindest dem Adel Religionsfreiheit gewährte und keine explizit gegenreformatorischen Maßnahmen setzte. Ob das Gemälde „Predigt in der Wiener Augustinerkirche“ (1561 datiert) vom Wiener Hofmaler Jakob Seisenegger nun eine katholische oder gar eine evangelische Predigt wiedergibt, bleibt offen.
Im Gegenteil: Mit der Religionskonzession (Legalisierung) von 1568 gab Maximilian II. den beiden adeligen Ständen der Herren und Ritter die Erlaubnis, auf ihren Landsitzen und in den dazugehörigen Pfarrkirchen für sie und ihre Untertanen evangelisch­lutherische Gottesdienste zu feiern. Städte und Märkte, und vor allem Wien, waren davon ausgeschlossen. Im Jahr 1574 genehmigte er sogar die Einrichtung des sogenannten Landhausministeriums, d.h. im Sitzungssaal des niederösterreichischen Landhauses in der Wiener Herrengasse durften evangelische Gottesdienste gefeiert sowie Taufe und Abendmahl empfangen werden. Im Jahr 1571 nahm der Kaiser auch die evangelische „Kirchenordnung“ an, mit der das gottesdienstliche Leben einheitlich geregelt wurde. Sie galt auch für das Landhausministerium in Wien.

 

 

 

Wissenschaft unter Maximilian II.

Wichtiger Berater Maximilians II. war Johannes Crato von Craftheim (eigentlich Johann Kraft, 1519–1585). Der Theologie aus Wittenberg hatte engen Kontakt zu Martin Luther und Philipp Melanchthon. Nach seinem Medizin-Studium in Padua übersiedelte er nach Breslau, wo er sich bei der Bekämpfung einer Pestepidemie auszeichnete. Johannes Crato von Craftheim konvertierte zum Protestantismus, wurde aber auch verdächtigt, Calvinist zu sein. Trotz seiner Konfession wurde er 1560 Leibarzt von Kaiser Ferdinand I. und blieb auch unter Maximilian II. in dieser Position. Für seine Dienste geadelt und mit Ehren überhäuft, übte von Craftheim großen Einfluss auf Maximilian und dessen religiöse Orientierung aus. Nachdem er Rudolf II. nach Prag gefolgt war, geriet er in Konflikte mit den Jesuiten. Danach zog er sich auf seine Güter in Schlesien zurück. Zu den außergewöhnlichen Leistungen von Cratos und des Hofwundarztes Petrus Suma gehört die erste schriftlich festgehaltene Sektion – jener von Kaiser Maximilian II. im Jahr 1576.

Wolfgang Lazius (1514–1565) war Rektor der Universität, aber auch ein wichtiger Humanist am Hof, Leibarzt, Hofhistoriograf und Leiter der kaiserlichen Antiquitäten- und Münzsammlungen. Lazius erhielt ein Grabmal in der Peterskirche. Er schrieb eine in lateinischer Sprache verfasste Stadtgeschichte Wiens mit dem Titel „Vienna Austriae“ (1546), die sowohl auf schriftlichen Quellen wie archäologischen Funden basiert. Die im frühen 17. Jahrhundert ins Deutsche übersetzte Stadtgeschichte war die wichtigste und am weitesten verbreitete. Augier Ghislain de Busbecqs (1522–1592) diente als Diplomat am kaiserlichen Hof. Er bekam vom Sultan Zwiebeln von Tulpen und Hyazinthen sowie Fliederpflänzchen, die er mit nach Wien bracht.

Unter dem nahezu liberalen Kaiser blühten die Naturwissenschaften auf, vor allem die Botanik und Hortikultur wurden intensiv am Wiener Hof gepflegt. Der Flame Carolus Clusius (Charles de l’Ecluse) (1526–1609) diente Maximilian von 1573 bis 1576 als Hofbotaniker. Er erweiterte durch seine Erforschung von Ötscher und Schneeberg die Kenntnis der Alpenflora und legte den ersten Alpengarten an. Seine Entlassung verdankte er der starren Haltung Kaiser Rudolfs, der alle Angestellten protestantischen Glaubens entließ. So entstand Clusius‘ wichtigstes Werk – „Stirpium Nomenclator Pannonicus (die erste österreichische Pflanzenkunde) – auf Burg Güssing, wo ihn Balthasar Batthyány aufgenommen hatte.

 

Rudolf II. und Ernst, gegenreformatorische Herrscher in Prag und Wien

Wegen seiner Protestanten-Freundlichkeit galt Maximilian II. vor allem bei den spanischen Verwandten als religiös unzuverlässig. Seine Söhne Rudolf und Ernst wurden daher in Spanien erzogen. Erzherzog Rudolf wurde in Böhmen, Ungarn und im Reich König und folgte 1576 seinem Vater als Kaiser nach. Im Jahr 1583 übersiedelte er mit seinem Hof nach Prag, wo er Künstler und Wissenschaftler aus vielen Ländern anzog. Dabei spielte deren Konfession keine Rolle, bei seinem Antritt hatte er noch den Botaniker und Arzt Carolus Clusius aus dem Hofdienst entlassen.

Gegenüber der Bevölkerung setzten der Kaiser und sein jüngerer Bruder Ernst, der Statthalter in Wien war, 1577/78 die ersten harten gegenreformatorischen Maßnahmen durch. Diese löschten den Protestantismus in der Stadt Wien fast aus. Zu den ersten Verboten gehörte die Schließung des Landhausministeriums am 21. Juni 1578. Innerhalb der Stadtmauern Wiens gab es keinen evangelischen Gottesdienst mehr, öffentliches Ausleben des evangelischen Glaubens war damit verboten. Wenn die protestantischen Wienerinnen und Wiener nicht geheime Gottesdienste in ihren Häusern abhielten, so strömten sie zu den Adelssitzen in die Vororte Hernals, St. Ulrich, Inzersdorf und Vösendorf. Dieses „Auslaufen“ muss an Sonn- und Feiertagen durchaus spektakuläre Bilder hervorgebracht haben. Vor allem Hernals entwickelte sich zu einem Zentrum protestantischer Kultur, das auch in den evangelischen Gebieten Deutschlands Beachtung fand.

 

 

Ferdinand II. und die Gegenreformation

Da weder Rudolf II. noch Matthias legitime Söhne hatten, wurde Ferdinand II. 1617 zum König von Böhmen gewählt. Die nach dem Tod von Matthias folgenden Wirren und der Prager Fenstersturz führten in den Dreißigjährigen Krieg. Die entscheidende Schlacht am Weißen Berg (heute: Bílá hora) 1620 war der Beginn für die endgültige Rekatholisierung der böhmischen und österreichischen Länder und die Durchsetzung des Absolutismus.

Der Gegenreformator Ferdinand II. alle früheren Zugeständnisse an die Protestanten für nichtig. Das „Auslaufen“ wurde verboten und das Bürgerrecht an die katholische Konfession gebunden. Im Jahr 1627 mussten sämtliche evangelischen Prediger und Lehrer Niederösterreich verlassen. Es folgte die Ausweisung oder Rekatholisierung der politischen Eliten: Adelige, aber auch führende evangelische Wiener Bürger wurden enteignet und vertrieben, Konvertiten hingegen belohnt. Eines der wichtigsten Instrumente der Gegenreformation wurde in diesen Jahren der Jesuiten-Orden. Bereits auf Bitten von Ferdinand I. hatte der Ordensgründer Ignatius von Loyola die Jesuiten Jay und Salmerón nach Wien gesandt. Der 1540 vom Papst bestätigte Orden konnte 1551 das erste Jesuitenkolleg im Reich gründen. Bald darauf versetzte der Orden Petrus Canisius (1521–1597) nach Wien, der den „Großen Katechismus“ (1555) verfasste und Hofprediger von Ferdinand I. war. Auch wenn das Wirken der Jesuiten anfangs nicht von Erfolg gekrönt war, wirkten sie vor allem im Schulwesen mit tiefem religiösem Ernst und mit größter Konsequenz und Beharrlichkeit. Jesuitische Kollegien prägten die künftigen katholischen Eliten und Entscheidungsträger, unterstützt durch den Wiener Bischof Melchior Khlesl (1552–1630). Um 1654 zählte man amtlicherseits nur mehr 112 „halsstarrige“ Personen, die unerlaubterweise Protestanten waren.

 

Königinkloster – „Lutherische Stadtkirche“ und Bethaus

Erzherzogin Elisabeth, die zweite Tochter von Kaiser Maximilian II., wurde mit dem französischen König Karl IX. vermählt, der im Jahr 1572 die Bartholomäusnacht, ein Massaker an den Hugenotten (Calviner) in Paris, verüben ließ. Elisabeth soll sich für das Leben (vor allem der deutschen) Protestanten eingesetzt haben. Nach dem Tod Karls verließ Elisabeth Frankreich und kehrte nach Wien zurück. Anfang der 1580er Jahre gründete sie das Klarissinnenkloster Maria, Königin der Engel, das auch Königinkloster genannt wurde.

Im Zuge der Josephinischen Kirchenreform wurde das Königinkloster 1781 aufgelöst. Zwei Jahre später kauften die lutherischen und reformierten Gemeinden jeweils einen Teil des ehemaligen Klosters in der Nähe des Josephsplatzes. Das Bethaus, das sie reformierte Gemeinde auf dem Grundstück errichtete, und später zur „Reformierten Stadtkirche“ ausgebaut wurde, ist das älteste eigens für diesen Zweck errichtete Gebäude. Die lutherische Gemeinde kaufte den zentralen Teil des aufgelassenen Königinklosters und die ehemalige Klosterkirche. Die Kirche wurde zur „Lutherischen Stadtkirche“ erweitert. Die drei Kirchtürme mussten allerdings weichen, da nach den Bestimmungen des Toleranzpatents ein protestantisches Gotteshaus von außen nicht erkennbar sein durfte. Die Reformation hatte in Wien auch in den Zeiten der triumphierenden Gegenreformation überlebt: als Geheimprotestantismus und in den Kapellen ausländischer Gesandtschaften. Schlusspunkt der Ausstellung im Wien Museum bildet das Toleranzpatent Josephs II. vom 13. Oktober 1781: Ab nun durften Lutheraner, Reformierte (und auch orthodoxe Christen) ihre Religion im privaten Raum ausüben. Wo 100 Familien oder 500 Personen lebten, konnten sie eine Gemeinde mit Predigern, Lehrern und einem „Bethaus“ gründen.

 

 

Brennen für den Glauben. Wien nach Luther: Ausstellungskatalog

Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka (Hg.)
mit Beiträgen von Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka, Gerard van Bussel, Thomas Maisel, Josef Pauser, Martina Fuchs, Markus Jeitler, Andreas Weigl, Peter Rauscher, Barbara Staudinger, Christopher F. Laferl, Helmut W. Lang, Martin Rothkegel, Angelika Petritsch, Astrid Schweighofer, Hanns Stekel, Johann Weißensteiner, Ulrike Denk, Martin Scheutz
ca. 411 Seiten
210 x 270 Seiten, Broschur
ISBN 9783701734153
Residenz Verlag

 

Wien nach Luther: Bilder

  • Der Augsburger Religionsfriede, 1555, Original mit Unterschrift Ferdinands I. © Österreichische Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv
  • Jakob Seisenegger, Predigt in der Wiener Augustinerkirche, 1561 © Graf Harrach´sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, NÖ
  • Der „Milchkrieg“, ein Tumult bei der Fronleichnamsprozession 1578 © Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv
  • Ein protestantischer Prediger reicht in einem privaten Haushalt das Abendmahl, die Hostien sind in einer Puppe versteckt, 1588 © Wienbibliothek im Rathaus
  • Der in Wien als Ketzer verbrannte Balthasar Hubmaier, 1609 © Wien Museum
  • Ansicht von Hernals, „Auslaufen“ der Wiener Protestanten zum Gottesdienst in die evangelische Hochburg © Wien Museum
  • Kaiser Maximilian II. – ein Habsburger mit Sympathien für den Protestantismus © KHM-Museumsverband
  • Wien, Altes Landhaus in der Herrengasse, ein wichtiges Zentrum der Protestanten (historische Darstellung aus dem 19. Jahrhundert) © Wien Museum
  • Wien, Königinkloster an der Dorotheergasse, nach dem Toleranzpatent Josephs II., die evangelische Kirche A.B. © Wien Museum
  1. Druck, 74 × 37 cm Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus- Hof- und Staatsarchiv, Sign. StK Patente 1-100.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.