Das Münzkabinett besitzt etwa 300 Medaillen und damit die wohl quantitativ wie qualitativ größte Sammlung an Medaillen aus der Zeit Maria Theresias. Medaillen wurden zu allen wichtigen Ereignissen als handliche Kleinbronzen angefertigt und dienten als leicht transportierbare Propaganda-Werke dem Ruhm der Herrscherin. Sie repräsentieren wichtige Lebensereignisse auf allegorische Weise sowie Porträts von Familienmitgliedern und machten Maria Theresia schon zu Lebzeiten zu einem „Medienstar“. Da Medaillen immer direkte Aufträge des Hofes waren, lässt sich an ihren Darstellungen das Selbstverständnis desselben bzw. sein Versuch, ein Selbstbild zu schärfen, nachweisen. Doch es gibt auch das Gegenteil, so genannte Spottmedaillen, die politische Gegner von Maria Theresia prägen ließen, um sie in einem kleinen, privaten Kreis lächerlich zu machen.
Einführung zu Maria Theresia: Maria Theresia: Herrschaft, Kinder, Reformen
Österreich / Wien: KHM, Münzkabinett
28.3. – 18.2.2018
verländert bis 28.4.2018
Medaillen ermöglichen, bedeutsame Ereignisse der Epoche Maria Theresias nachzuvollziehen: Krönungen, Huldigungen, politische Erfolge, Hochzeiten und Geburten. Die bildlichen Darstellungen werden von Schriftzügen umgeben, welche die Sujets erläutern. Bereits Kaiser Karl VI. setzte die Medaille in den 1710er und 1720er Jahren als Kommunikationsmedium ein. Der Kaiser wurde dabei von dem Antiquar Carl Gustav Heraeus (1671–1725) beraten, der zur Steigerung des Ruhmes des Herrschers eine Serie entwarf. Heraeus orientierte sich dazu an jenen Serien, die vom französischen König in Auftrag gegeben wurden. Ganz in diesem Sinne setzte auch Maria Theresia die kleinformatigen Kunstwerke ein: So wurden beispielsweise 1740 die Niederösterreichische Erbhuldigung, 1741 die Krönung zum König von Ungarn, 1743 jene zur Königin von Böhmen, ebenso wie die Krönung von Franz Stephan 1745 in Frankfurt und der Friede von Hubertusburg im Jahre 1763 bildlich festgehalten und gefeiert.
Die Tatsache, dass sich die Herrscherin nach dem Tod ihres Gemahls 1765 ausschließlich in der Witwentracht zeigte und abbilden ließ, ist auch anhand der Medaillen nachvollziehbar. Die Geburten und Eheschließungen ihrer Kinder stellten ebenfalls geeignete Anlässe für die Prägung dar, hierbei spielten die Darstellung der nächsten Generation, die Sicherung der Thronfolge und damit die Garantie der Kontinuität des Hauses Habsburg eine große Rolle.
Im Barock stellte die Vergabe von Medaillen ein wesentliches Element der höfischen Repräsentation dar. Die Übergabe war ein besonderer Augenblick, in dem auch die Ehre des Empfangenden betont wurde. Medaillen dienten der Aufrechterhaltung der Erinnerung und stand stellvertretend für das Ereignis. Sie wurden in unterschiedlichen Größen hergestellt.
Diese Tradition, der so genannte „Münzauswurf“, war Teil von Feierlichkeiten, an denen das Volk teilnahm. Als kleine „Jetons“ konnten Medaillen (Sonderprägungen) geworfen oder in der Menge verteilt werden. Der Herrscher stellte auf diese Weise die fürstlichen Tugenden der Großzügigkeit und der Freigiebigkeit dar und hatte Vorbildwirkung.
Gnadenpfennige und Gnadenmedaillen wurden gemäß der Tradition des Schenkens gerne überreicht, sie entsprachen der Belohnung für Taten und wurden in Schulen als Ehrenpfennige an besonders strebsame Kinder übergeben. Derartige Auszeichnungen trug man gerne und damit die eigene Bedeutung zur Schau. Für besondere Leistungen im Bereich der Künste oder in den Wissenschaften verlieh der Hof Preismedaillen, die als Ausdruck der Belohnung zu charakterisieren waren. Medaillen waren neben dieser bildlichen und greifbaren Erinnerung an herausragende Verdienste auch als nicht dauerhaft sichtbares Zeichen eingesetzt worden: Kam es zur Grundsteinlegung eines Gebäudes, so wurde im Fundament eine Medaille vergraben, um der Errichtung zu gedenken.
Die Herstellung der Medaillen ist der Technik der Münzprägung verwandt. Die Aufträge vom Hof ergingen an das Hauptmünzamt, das gleichzeitig die Münzstätten der Kronländer beaufsichtigte, die private Produktion erforderte kaiserliche Privilegien. Nach dem Entwurf des Sujets wurde der Münzstempel graviert, durch die Prägung erhielt die Medaille ihr Relief. Die Stempel konnten in verschiedenen Kombinationen und Metallen (Gold, Silber, Zinn und Buntmetalle) zusammengefügt werden und hatten unterschiedliche Größen. Das Hauptmünzamt war zudem für die Ausbildung der Künstler verantwortlich, die hauseigene Graveurakademie trug zur Wahrung der Qualität und der verfeinerten Gestaltung der Werke bei.
Im Jahr 1729 wurde die Graveurakademie gegründet, die im Münzamt eingerichtet war, als Direktor fungierte Antonio Maria Gennaro (um 1679-1744). Einer seiner talentiertesten Schüler war Matthäus Donner (1704
Die Künstler der Medaillen
1729 wurde die Graveurakademie gegründet, die im Münzamt eingerichtet war, als Direktor fungierte Antonio Maria Gennaro (um 1679
Die Künstler der Medaillen
Im Jahr 1729 wurde die Graveurakademie gegründet, die im Münzamt eingerichtet war, als Direktor fungierte Antonio Maria Gennaro (um 1679–1744). Einer seiner talentiertesten Schüler war Matthäus Donner (1704–1756), der jüngere Bruder von Georg Raphael Donner, der auch im Guss vollplastischer Werke große Begabung zeigte. Für die kleinformatigen Medaillen wählte er in Anlehnung an die Antike das Profilporträt, und verpflichtete sich damit der Darstellung „all´antica“. Künstler waren gefordert, Porträts in hoher Qualität herzustellen und Maria Theresia als souveräne Herrscherin abzubilden. Die Schöpfungen von Matthäus Donner wurden nicht nur geschätzt, sondern auch als Vorbilder verbreitet. Donners Krönungsmedaille von 1741 sollte noch zwei Jahrzehnte nach der Erstausgabe aufgelegt werden. Ausgebildet an der Wiener Akademie, nahm er danach den Weg in die Graveurakademie im Hauptmünzamt, wurde zum Direktor ernannt und avancierte schließlich Obermünzeisenschneider. Einer seiner Schüler war Anton Casius Moll (1722–1757), der Bruder des Bildhauers Balthasar Ferdinand Moll. Im Jahr 1756 verstarb Donner, die Graveurakademie im Münzamt aufgelassen und die Ausbildung wieder in die Hände des Obermünzgraveurs gelegt.
Bereits 1767 wurde erneut eine Institution zur Ausbildung von Graveuren gegründet, was mit der gesteigerten Nachfrage nach qualitätsvollen Erzeugnissen zu erklären ist. Als Direktor dieser Erzverschneiderschule wurde Anton Matthias Domanöck (1713–1779) berufen. Mit der Zusammenlegung aller Ausbildungsbereiche der Künstler im Jahre 1772 wurden das Modellieren und das Gravieren an der k.k. vereinigten Akademie der bildenden Künste gelehrt und die Praxis im Münzamt vermittelt. In diesen Jahren setzte sich Mathias Paul Klemmer (verstorben 1779) für den öffentlichen Verkauf von Medaillen ein, da ein gesteigertes Interesse an dem Erwerb und dem Sammeln von Münzen zu beobachten war. Die für den Hof geschaffenen Entwürfe erlebten eine rege Nachfrage und damit Neuauflagen.
Einer der bedeutendsten Berater Maria Theresias, auch in Fragen der Gestaltung von Medaillen, war Fürst Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg (1711–1794). Er förderte die Brüder Franz Xaver Würth (1749–1813) und Johann Nepomuk Würth (1750–1811), die 1769 in das Hauptmünzamt aufgenommen wurden. Weiters zu nennen sind Anton Franz Widemann (1724–1792), der noch dem Spätbarock verpflichtet war und Johann Martin Krafft (1738–1781), der als Graveur den klassizistischen Stil pflegte.
Die Medaillen zur Zeit Maria Theresias stellten eine bedeutende und der Repräsentation verpflichtete Kunstform dar. Sie wurden so geschätzt, dass deren Gestaltung 1782 durch eine Edition über die Schau- und Gedenkmünzen, die während der vergangenen vier Jahrzehnte geprägt worden waren, aufgenommen wurden. Dies war nicht nur durch das hohe Ansehen Maria Theresias als Herrscherin bedingt, sondern auch durch die kunstvolle Ausformung dieser kleinformatigen Werke. Ihre Motive wurden durch Kupferstiche und Bücher bekannt gemacht und rief reges Interesse hervor.
Eine spielerische Variante stellte die Schraubmedaille dar, deren Gestaltung seit dem 16. Jahrhundert gepflegt wurde. Silbermedaillen wurden zersägt und ausgehöhlt, sodass kleinere Darstellungen darin verwahrt werden konnten. Eine besondere Blüte erlebten diese Stücke während des 17. und 18. Jahrhunderts in Augsburg. Auch Volks- und Spottmedaillen kursierten in der mariatheresianischen Epoche. Ihre Motive wurden aus Flugblättern entnommen und stellten den Bezug zu den zeitgleichen politischen Ereignissen dar.
Kuratorin | Kurator:
Merken