13.4.1860
Am 13. April 1860 wurde James Sidney Edouard Ensor in Ostende geboren als ältester Sohn des Engländers James Frédéric Ensor und der Flämin Marie Louise Catherine Haegheman geboren. Die Eltern betrieben einen Souvenirladen, in dem sie u. a. Muscheln, exotische Gegenstände, Chinoiserien und Masken verkauften.
1861
Ensors Schwester Marie Caroline Emma, genannt Mitche, kam zur Welt. Sie stand ihm häufig Modell.
1871
Ensor besuchte das Gymnasium Notre-Dame in Ostende und war kein guter Schüler. Der Vater erkannte aber sein zeichnerisches Talent.
1873
Besuchte Zeichenkurse bei den Ostender Aquarellisten Edouard Dubar und Michel van Cuyck. Ensor richtete sich in der Mansarde des elterlichen Hauses ein Atelier ein.
1875
Die Familie Ensor zog in ein Haus an der Ecke Rue de Flandre/Van Iseghemlaan, wo Ensor bis 1917 lebte.
1876
Besuch der Zeichenkurse an der Akademie in Ostende. James Ensor arbeitete nach Antiken und lebenden Modellen, malte v.a. kleine, realistische Seestücke und Landschaften in Pleinair.
1877–1880
Ensor schrieb sich an der Académie royale des Beaux-Arts in Brüssel ein. Studium an der Brüsseler Akademie bei Alexandres Robert, Joseph Stallaert und Joseph van Severdonck. Seine Studienkollegen waren Willy Finch, Fernand Khnopff, Guillaume Vogels.
1879
James Ensor lernte über den Maler, Kunstkritiker und Dichter Théo Hannon dessen Schwester Mariette Hannon-Rousseau (Mikrobiologin) kennen, die ihn gastfreundlich in ihrem Haus aufnahm. Die liberale Atmosphäre des für Kunst, Musik und Wissenschaft offenen Hauses beeinflusste und bereicherte Ensor.
1880: Rückkehr in sein Elternhaus in Ostende
Rückkehr nach Ostende, das er mit der Ausnahme von wenigen Reisen nach Holland, England und Frankreich sowie häufigen Besuchen in Brüssel nie verließ. Bei Ernest Rousseau, dem Rektor der Université Libre, traf er den Maler Félicien Rops und den Literaten Eugène Demolder
1881: erste Ausstellungsbeteligungen
Mitglied der Künstlergemeinschaft „La Chrysalide“. Ensor stellte erstmals aus: Teilnahme an der „Exposition Générale des Beaux-Arts“ in Brüssel.
1882
Ensors „Austernesserin“ wurde am Salon in Brüssel abgelehnt. Mitglied von „Cercle Artistique et Littéraire“ sowie „L`Essor“. „L`Essor“ nahm einige Gemälde von Ensor in ihre Ausstellung auf, wies jedoch die „Austernesserin“ genauso zurück.
1883
James Ensor war auf der Jahresausstellung von „L`Essor“ mit zwei Werken vertreten. Der Brüsseler Salon wies alle seine eingereichten Bilder zurück. Gründung von „Les XX“ („Les Vingtes [Die Zwanzig]“) unter der Leitung des Juristen und Schriftstellers Octave Maus; Mitglieder waren neben Ensor William Finch, Fernand Knopff, Jan Toroop, Georges Lemmen, Henry van de Velde und Theo van Rysselberghe. Der von der Gruppe angeregte Austausch trugt dazu bei, dass Brüssel sich in diesen Jahren zu einem bedeutenden Zentrum der Kunst der Moderne entwickelte. Ensor reiste in die Niederlande.
1884
Erste Jahresausstellung von „Les XX“, Ensor war mit sechs Bildern vertreten. Er reiste mit dem niederländischen Maler Jan Toroop nach Frankreich und Holland, wo er Werke von Goya, Jordaens, Courbet und Millet sah. Die Zeitschrift „L´Art Moderne“ publizierte Ensors ersten Artikel mit dem Titel „Trois semaires à l`Académie“.
1885
Jahresausstellung von „Les XX“: Ensors Entwicklung vom Realismus zum Symbolismus und zur Phantastik wurde sichtbar. Die Kritik reagierte mit Unverständnis und Ablehnung.
1886
Dritte Jahresausstellung von „Les XX“, auf der die Werke von Impressionisten gezeigt wurden (Renoir, Monet, Whistler, Redon). Auf einer Reise nach London bewunderte er die Bilder William M. Turners. Erste Radierungen entstanden.
1887: Tod des Vaters
Der Vater starb, Ensor verlor die einzige Person aus seinem näheren Umkreis, der seine Kunst verstanden hatte und ihn unterstützte. Ensor erkrankte schwer, daraufhin nahm er die Themen Tod/Skelett, Maske, Satire und Karikatur in sein Werk auf. Zur vierten Jahresausstellung von „Les XX“ schickte James Ensor 21 Werke; zudem sind Bilder von Morisot, Pissarro und Seurat zu sehen. Ensor schätzte den Neo-Impressionismus nicht und stufte ihn als inhaltsleer ab.
1888: „Der Einzug Christi in Brüssel“
James Ensor lernte Augusta Boogaerts, die Tochter eines Hoteliers aus Ostende, kennen und blieb zeitlebens mit ihr verbunden. Sie war eine wichtige Sammlerin und Fürsprecherin seines Werks. Es entstand Ensors wichtigstes Werk: „Der Einzug Christi in Brüssel“, mit dem die Masken-Bilder begannen und Ensor seine Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft ausdrückte. Auf der fünften Jahresausstellung von „Les XX“ waren Werke der Pointillisten und Toulouse-Lautrec zu sehen.
1889
Teilnahme an der sechsten Jahresausstellung von „Les XX“, wo auch Bilder von Paul Gauguin gezeigt wurden; sein Austritt aus der Gruppe wurde erstmals gefordert. Ensor hielt sich in Paris auf, besuchte den Louvre, Versailles und Fontainebleau.
1890
Auf der Jahresausstellung der „Les XX“ waren Bilder von Paul Cézanne, Vincent van Gogh (dort wurde sein erstes Bild verkauft!) und Renoir zu sehen, worauf sich Ensor als künstlerischer Außenseiter fühlte und gänzlich nach Ostende zurückzog.
1891
James Ensor zeigte grafische Arbeiten in der Galerie Dietrich in Brüssel.
1892: erste Monografie
Eugène Demolder publizierte die erste Monografie zu Ensors Werk. Ensors Schwester Mariette heiratete den Chinesen Taen Hee Tseu, der sie kurz nach der Hochzeit und vor der Geburt der gemeinsamen Tochter Alexandra verließ. Ensor reiste vermutlich ein zweites Mal nach London.
1893: Auflösung von „Les XX“ und Krise
Teilnahme an der letzten Jahresausstellung von „Les XX“, die sich daraufhin auflöste. Ensor stürzte aufgrund der Ablehnung durch Kritik und Künstlerschaft in eine tiefe Krise und versuchte angeblich den gesamten Bestand seines Ateliers für 8.500 (alte) BF zu verkaufen, fand jedoch keinen Abnehmer. Gründung von „Cercle des Beaux-Arts“ gemeinsam mit Vogels.
1894: erste Einzelausstellung in Brüssel
Eugène Demolder organisierte am „Comptoir des Arts Industriels La Royale“ in Brüssel Ensors erste Einzelausstellung mit Gemälden. Ensor konnte bei der ersten Ausstellung von „Cercle des Beaux-Arts“ eine größere Anzahl von Radierungen an das Kupferstichkabinett Dresden verkaufen.
1895
Der belgische Staat erwarb das erste Gemälde Ensors und überließ es dem Musée royal de peinture et de sculpture in Brüssel.
1896
Ensor war einer der Mitbegründer der „Compagnie du rat mort“ In Ostende, die den jährlich stattfindenden Maskenball organisierte.
1898: erste internationale Einzelausstellung
Erste, wenig erfolgreiche Einzelausstellung im Ausland beim „Salon des Cent“ der Kunstzeitschrift „La Plume“ in Paris. „La Plume“ widmete ihm auch eine Sondernummer.
1899
Der „Cercle Artistique“ in Ostende zeigte 52 Radierungen. Das Kupferstichkabinett in Wien erwarb eine vollständige Sammlung von Ensors Radierungen.
1902
Betritt zur „Libre Académie de Belgique“, die von Edmond Picard gegründet worden war.
1903: öffentliche Anerkennung
Ensor begegnete erstmals der Malerin und Schriftstellerin Emma Lambotte, die mehrere Artikel über ihn verfasste und mehrere seiner
Werke erwarb. Über sie lernte er auch den Antwerpener Mäzen Louis Franck kennen, der Werke Ensors dem Antwerpener Museum schenkte. Öffentliche Anerkennung durch die Verleihung des Titels „Ritter des Leopoldordens“ durch den belgischen König.
1904
Das Sammlerehepaar Lambotte kaufte mehrere frühe Arbeiten und schenkte ihm ein Harmonium. Lernte auch den Sammler und Mäzen François Franck aus Antwerpen kennen.
1905
James Ensor wurde Mitglied der Antwerpener Vereinigung „L`Art Contemporain“.
1906
Albin und Emma Lambotte schenkten Ensor ein Harmonium, woraufhin er zu komponieren begann.
Ab 1907
Ensor erhielt nationale und internationale Anerkennung auf zahlreichen Ausstellungen.
1908
Die erste ausführliche Monografie über Ensor von Émile Verhaeren erschien.
1911
Das Ballett „La Gamme d`Amour [Die Liebestonleiter]“ entstand: Ensor komponierte die Musik, entwarf Bühnenbilder und Kostüme, schrieb das Libretto. Im April besuchte Emil Nolde James Ensor in Ostende.
1913
Herbert von Garvens-Garvensburg publizierte die erste deutschsprachige Monografie zu Ensors Werk.
1914–1918
Während des Ersten Weltkriegs blieb James Ensor in Ostende. Inhaftierung durch die Deutschen, da er in einer Karikatur Kaiser Wilhelm II. als Aasgeier dargestellt hatte.
1915
Tod der Mutter, Im selben Monat besuchte Max
Beckmann den Künstler. Ein Kreis deutscher Künstler (darunter Erich Heckel), die als Sanitäter im Kriegseinsatz in Flandern sind, pflegte Kontakt zu Ensor.
1916
Tod der Tante Mimi. Danach lebte James Ensor mit seiner Schwester und zwei Angestellten in seinem Elternhaus in Ostende.
1917: Umzug in die Vlaanderenstraat 17
James Ensor bezog das Haus in der Vlaanderenstraat 17 seines verstorbenen Onkels; gestaltete es zu einem Privatmuseum um, wo ihn viele Bewundere wie u.a. Erich Heckel besuchten. Hier lebte er bis zu seinem Tod.
1920: erste Retrosepktive
James Ensor befand sich am Höhepunkt seines Ruhms. Die Galerie Georges Giroux veranstaltete zu seinem 60. Geburtstag eine große monografische Ausstellung, seine erste Retrospektive.
1921
Die erste Ausgabe seiner Schriften erschien unter dem Titel „Les écrits d`Ensor“ in Brüssel. Paul Colin
veröffentlicht eine deutschsprachige Monografie über Ensor.
1922
James Ensor wurde zum Mitglied der Königlichen Akademie der Schönen Künste von Belgien ernannt. Die umfassende Monografie von Grégoire le Roy wurde publiziert.
1924
Die Antwerpener Oper führte Ensors Ballett La Gamme d’amour [Die Liebestonleiter] auf.
1925
Der Künstler wurde zum vollwertigen Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique ernannt. Nach den durch Kritik und Ablehnung geprägten frühen Jahren wurden ihm nun Anerkennung und Ehrungen zuteil.
1926
Einladung zur 15. Internationalen Biennale von Venedig, im belgischen Pavillon auszustellen.
1927
Ausstellungen in der Galerie von Paul Cassirer und in der Kestner-Gesellschaft in Hannover, die anschließed noch in Berlin und in Dresdenzu sehen war. Die Kunsthalle Mannheim erwarb als eines der ersten deutschen Museen ein Gemälde von Ensor.
1928
Die Kunsthalle Mannheim zeigte eine Einzelausstellung Ensors, die anschließend noch in Leipzig zu
sehen war.
1929: Erhebung in den Adelsstand
König Albert I. von Belgien ernannte James Ensor zum Baron. Die wichtigste Retrospektive zu Lebzeiten fand im Brüsseler Palais des Beaux-Arts statt. Besuch von Wassily und Nina Kandinsky.
1930
In Ostende wurde ein von dem belgischen Bildhauer Edmond de
Valériola gestaltetes Denkmal
Ensors enthüllt.
1932
Ausstellung im Musée du Jeu de Paume in Paris; in der Hamburger Kunsthalle wurde eine Ausstellung mit Gemälden und Grafiken Ensors gezeigt.
1933
Ensor wurde Mitglied einer Tierschutzvereinigung und setzte sich für den Erhalt der Dünen und der alten Hafenbecken in Ostende ein. Ensor und Albert Einstein trafen einander im belgischen De Haan aan Zee bei Ostende, wo sich letzterer auf der Flucht vor den Nationalsozialisten kurzzeitig aufhielt. Aufnahme in die Ehrenlegion
1937
der Kunsthalle Mannheim wurde Ensors Gemälde „La Mort et les masques [Der Tod und die Masken]“ von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt.
1939–1945
Während des 2. Weltkriegs blieb Ensor in Ostende. Im Mai 1940 wurde Ostende von den Deutschen bombardiert. Ensors Haus und einige seiner Werke wurden beschädigt.
1942
m Dezember wurde fälschlicherweise der Tod des Künstlers in einigen Zeitungen bekanntgegeben.
1945
Ensor wurde zum Präsidenten der Vereinigung „Junge belgische Kunst“ gewählt. Seine Schwester Mitche starb.
1948
Gründung der Gesellschaft „Les Amis de James Ensor [Freunde von James Ensor]“ zur Verbreitung des Œuvres.
19.11.1949
Ensor erhielt die Stephan-Lochner-Medaille der Stadt Köln. Am 19. November 1949 Tod von James Ensor nach dreiwöchiger Krankheit in Ostende. Er wird auf dem Friedhof der Kirche Notre Dame des Dunes in Mariakerke bei Ostende begraben.