Symbolismus
Was ist Symbolismus?
Am 18. September 1886 veröffentlichte der Dichter Jean Moréas das Symbolistisches Manifest im „Figaro“. Darin verswuchte er die junge Generation von Schriftstellern vom Vorwurf der „Dekadenz“ zu befreien. Das Feld des Symbolismus war von Literaten und Künstlern aufbereitet worden. Gedichte und Essays von Baudelaire, Verlaine, Rimbaud und Mallarmé wurden in Zeitschriften wie „La Revue indépendante“, „La Revue blanche“, „La Vogue“ und „L’Art moderne“ abgedruckt.
Merkmale
Die Kunststromung des Symbolismus ist international und schwer zu definieren; gemeinhin wird sie zwischen den 1880er Jahren und 1910 datiert. Leichter als eine Definition fällt eine Aufzählung, was der Symbolismus nicht ist: Der Symbolismus ist anti-realistisch, anti-naturalistisch, anti-impressionistisch, anti-akademisch, anti-klassisch, aber auch anti-romantisch. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von etwa 1848 bis zum Ersten Weltkrieg, wobei berühmte Vorläufer wie William Blake, Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli im frühen 19. Jahrhundert zur Romantik (zu Schwarzen Romantik) gehörten. Insofern beerbten die Symbolisten die Romantiker und die Naturphilosophen, um eine Gegenposition zum Positivismus zu bilden.
„Zum Wesen der symbolistischen Kunst gehört es, Gegenbilder zu sichtbaren und naturwissenschaftlich erforschten Wirklichkeit aufzustellen, um mit solchen Gegenbildern zu zeigen, dass eine andere, verborgene Wirklichkeit zumindest denkbar, wenn nicht sogar als existent anzuerkennen sei.“ (Hans H. Hofstäter, 1976)
Die Symbolisten suchten nach Ideen und Begriffen, die außerhalb der sichtbaren Welt liegen. Sie fanden sie im Inneren des (auch psychisch erkrankten) Individuums oder in Grenzzuständen des Bewusstseins (Jean Starobinski), was sie in entsprechender Form (Symbolen) sichtbar zu machen versuchten. Maler wie Ferdinand Hodler oder Edvard Munch zeigten den leidenden Kranken Körper. Henri Edmond Cross (→ Henri-Edmond Cross: Farbe und Licht) notierte einen Satz von Pierre Puvis de Chavannes in sein Skizzenbuch: „Jede klare Idee lässt sich in einen formalen Gedanken übersetzen.“
„Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht, und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.“ (Maurice Maeterlinck)
Der berühmte Symbolismus-Forscher Hans H. Hofstätter meinte gar:
„[Wir haben] es beim Symbolismus also mit einer Kunst zu tun, die nicht klar determiniert werden kann. Die Symbolrichtung kann bestimmt werden, aber das symbolistische Bild bleibt rätselhaft und unauflösbar: An die Stelle des intellektuellen Verstehens muss das einfühlende Verstehen treten. Im Gefühl, im Erlebnis, dem man sich beim Betrachten hingibt, in der Stimmung des Bildes auf die Stimmung des Betrachters bezogen, liegt die Einheit des Bildes, in ihr liegt sein Sinn. Nur in der Resonanz der Symbole kann ein symbolistisches Bild verstanden werden.“1
Berühmte Maler des Symbolismus
- Odilon Redon
- Paul Gauguin
- Arnold Böcklin
- Fernand Khnopff
- James Ensor
- Gustav Klimt
- Akseli Gallen-Kallela (1865–1931)
- Alphonse Osbert (1857–1939)
Literatur zum Symbolismus
- Hans H. Hofstätter, Symbolismus und die Kunst der Jahrhundertwende, Köln 1965.