Das renommierte deutsche Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher (1931–2007; 1934–2015) veränderte die Fotografie des späten 20. Jahrhunderts. Sie konzentrierten sie sich auf ein einziges Thema: die verschwindende Industriearchitektur Westeuropas und Nordamerikas, welche die Moderne befeuert hatte und seit den 1970er Jahren den Niedergang der Schwerindustrie verdeutlichte. Ihr scheinbar sachlicher Stil erinnerte an Vorläufer des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, fand aber auch Resonanz im seriellen Ansatz des zeitgenössischen Minimalismus und der Konzeptkunst (→ Minimal Art | Minimalismus). Ebenso bedeutsam war, dass sie die scheinbare Kluft zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie herausforderten.
USA | New York: The Met Fifth Avenue
Rooms 691–693 und 851–852
15.7. – 6.11.2022
Die Bechers nahmen mit einer großformatigen Fachkamera Hochöfen, Fördertürme, Getreidesilos, Kühltürme und Gastanks systematisch mit Präzision, Eleganz und Leidenschaft auf. Ihre rigorose, standardisierte Praxis ermöglichte vergleichende Analysen von Strukturen, die sie in Rastern von zwischen vier und dreißig Fotografien ausstellten. Diese formalen Arrangements bezeichneten sie als „Typologien“ und die Bauten selbst als „anonyme Skulptur“.
Diese posthume Retrospektive feiert die bemerkenswerte Leistung der Bechers und ist die erste, die jemals mit vollem Zugang zur persönlichen Sammlung von Arbeitsmaterialien und ihrem umfassenden Archiv der Künstler organisiert wurde.