Mit Werken von Francisco de Goya (1746–1828), Sergei Eisenstein (1898–1948) und Robert Longo (*1953) stellt die Ausstellung „PROOF“ drei wesensverwandte Künstler vor, die die sozialen, kulturellen und politischen Komplexitäten ihrer jeweiligen Zeit in bildgewaltige Werke überführen. Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert erfahren diese drei Künstler über zwei Kontinente hinweg sowohl die Turbulenzen eines Jahrhundertwechsels als auch die seismischen Auswirkungen von Revolution, Bürgerrechtsbewegungen und Krieg.
Deutschland | Hamburg: Deichtorhallen,
Halle für aktuelle Kunst
17.2. – 27.5.2018
„Mit der Wahrhaftigkeit des Werks des Spaniers Goya, den wirbelnden Bildfolgen des russischen Filmpioniers Eisenstein und dem Licht der Röntgenstrahlen in den Arbeiten des amerikanischen Künstlers Longo fordert die Ausstellung ihr Publikum mit komplexen Sinneseindrücken heraus.“ (Dirk Luckow)
Goya wählte um 1800 das Medium Druckgrafik für seine gesellschaftskritischen Werkzyklen und eindringlichen Kriegsbilder. Eisenstein thematisiert seit den 1920er Jahren die russische Geschichte in Filmklassikern wie „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) oder „Iwan der Schreckliche“ (1945). Der New Yorker Künstler Robert Longo setzt sich in seinen bis zu 7,5 Meter breiten Kohlezeichnungen mit brennenden Themen der Gegenwart wie Terrorismus, Flüchtlingsbewegungen und moderne Kriegsführung wie auch den Symbolen der Macht auseinander. Aufklärung, Moderne und Postmoderne treffen in dieser Ausstellung zusammen.
Die Ausstellung „PROOF“ zeigt mehr als 40 Skizzen Eisensteins aus dem Russian State Archive of Literature and Art. Daneben wird einer Auswahl seiner Filme raumgreifend in Slow Motion projiziert, so dass jedes Einzelbild in seiner Eigenständigkeit erlebbar wird. Über 50 Aquatinta-Radierungen aus allen vier Werkzyklen Goyas aus dem Morat-Institut, Freiburg, treffen auf eine konzentrierte Auswahl von Longos großformatigen Zeichnungen der letzten sieben Jahre aus internationalen Sammlungen.
Alle drei Werksammlungen repräsentieren mit den gewählten Techniken die Geschichte der Medien. Die Druckplatte und die Kamera stehen repräsentativ für das Aufkommen der Massenmedien, während Longos Zeichnungen, die er anachronistisch mit Kohle anfertigt, eine hyperreale, verlangsamte Antwort auf die Fotografie darstellen. Die enge Beziehung zwischen den Werken der Künstler zeigt sich in der visuellen Struktur: Alle drei Künstler zählen zu den großen Bilddramatikern ihrer Zeit. Sie nutzen die Kraft der optischen Täuschung, um das Mysterium der Leidenschaftlichkeit, die Kälte der Macht, die Last des menschlichen Schicksals sowie ihre jeweilige, kulturell beeinflusste Wirklichkeit abzubilden.
Die Ausstellung „PROOF“ wurde vom Garage Museum of Contemporary Art, Moskau initiiert und von Kate Fowle, Chef Kuratorin Garage, in Zusammenarbeit mit Robert Longo kuratiert. Die Deichtorhallen sind die einzige deutsche Station der internationalen Tournee, die von Moskau über New York nach Hamburg führt.
Quelle: Deichtorhallen, Hamburg