Matthew Wong hat die Landschaften und Innenräume von „Blue“ unter dem Eindruck des Halbschattens gemalt: die äußere Region eines Schattens, wo das Licht in die Dunkelheit übergeht. Die düsteren und nächtlichen Szenen waren als Abschluss oder Sonnenuntergang einer früheren Serie von Öl- und Gouachegemälden mit Tageslicht gedacht. Allen gemeinsam ist eine wässrige Behandlung, die von Blau und den ihm verwandten Farben durchdrungen ist. In diesem Werk, das im letzten Jahr seines Lebens entstand, beschäftigte sich Wong mit der „Blauheit des Blaus“: seiner Fließfähigkeit, seiner Wirkung und seiner unheimlichen Fähigkeit, „persönliche und kollektive Nostalgie zu aktivieren“.
USA | New York City: Karma
8.11.2019 – 5.1.2020
Mit der Sensibilität eines Flaneurs bezieht sich Wongs halb-fiktionales Sujet auf die Sehenswürdigkeiten, die er auf seinen Wanderungen mit seiner Mutter im Herbst 2018 und Winter 2019 in Sizilien erlebt hat. Die bukolischen Szenen haben eine latente Qualität, da sie improvisiert oder aus dem Gedächtnis gemalt wurden. Wong beschrieb diesen Prozess als „Osmose“, durch die er seine Umgebung unbewusst assimilierte. Für ihn ergab sich daraus ein „eher sinnlicher, experimenteller Eindruck als eine auf Mustern basierende Sprache“.
In seinen Landschaften gibt Matthew Wong das Licht schemenhaft und dämmernd wieder: ein Kontrast zu den sanften Abstufungen in seinen Innenräumen. In den Gemälden von „Blue“ fällt gelegentlich ein Lichtkegel aus einer Tür oder einem angelehnten Fenster. Diese geometrischen Strahlen lenken das Auge an den Rand der Dunkelheit, den höchsten Punkt des Kontrasts. Wong beruft sich sowohl auf Reflexivität als auch auf Beugung als optische Strategien für das Erzählen von Geschichten: Erstere ist analog, sie spiegelt eine Ähnlichkeit wider; letztere ist relational, sie konturiert den Unterschied, das Dazwischen, sie biegt sich durch Öffnungen, um Verteilungsmuster zu schaffen. Wong verwendet häufig Spiegel und Fenster sowie deren Schattenwurf als rahmende Elemente. Der Raum hinter oder jenseits der Sichtlinie des Betrachters wird in mehrere perspektivische Rahmen komprimiert: ein Flachland, ein imaginärer Bildraum - ein schwindelerregender, fast mittelalterlicher Ansatz.
In früheren Arbeiten stellte Wong häufig eine einsame, zurückgezogene Figur in die Weite seiner imaginären Landschaften: ein Verweis auf das Erhabene der Romantik oder den einsamen, exzentrischen Literaten. In seiner letzten Serie sind keine Figuren mehr zu sehen, aber ihre Anwesenheit wird angedeutet. In „Blue“ bezieht Wong den Betrachter in seine Bilder mit ein und lädt ihn ein, sich in das Bild hineinzuversetzen. Seine Vignetten eines ruhigen Landlebens, die gleichzeitig in und außerhalb einer fiktiven Hütte im Wald dargestellt werden, sind sowohl intim als auch abgründig.
Quelle: Karma New York