Anna Oppermann (1940–1993) hat ein großes Werk hinterlassen, das neu entdeckt werden kann. Nach ihrem Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg stand sie als Schlüsselfigur der deutschen Konzeptkunst ab den 1960er Jahren im konstruktiven Austausch mit Künstler:innen ihrer Zeit; durch ihre Teilnahme unter anderem an der „documenta 6“ und „documenta 8“ in Kassel war sie früh im internationalen Kontext bekannt.
Deutschland | Bonn: Bundeskunsthalle
8.12.2023 – 7.4.2024
Die Bundeskunsthalle hat es sich zur Aufgabe gemacht, erstmals eine umfassende Retrospektive des reichhaltigen und komplexen Schaffens der deutschen Konzeptkünstlerin auszurichten. Die Ausstellung wird, neben den installativen Ensembles, ihre künstlerische Praxis bis ins bildnerische Frühwerk der 1960er Jahre nachzeichnen, an welchem sich ihr schon frühes Interesse an Wahrnehmungsfragen ablesen lässt. Ergebnisse der in den letzten Jahren gewachsenen Forschung werden ebenso in die Retrospektive einfließen.
Der von Oppermann in den frühen 1970er Jahren geprägte Begriff des „Ensembles“ für ihre prozesshafte angelegten Arrangements umfasst sowohl das installierte Werk als auch die zugrundeliegende Methode:
„Ensemble nenne ich die Dokumentation einer bestimmten Methode des Vorgehens bei Wahrnehmungs- und (oder) Erkenntnisübungen.“
Die konstanten Hinterfragungen des Verständnisses von Kunst, eines Werks, aber auch einer Künstlerin, ist Teil ihrer künstlerischen Praxis. Die Ensembles aus Notizen, Zeichnungen, Fotografien, Gedrucktem und Objekten belegen ihr radikales Verständnis eines Werks: Es ist offen sowie dialogisch angelegt und der Prozess ist Teil des Werks. Sprache ist neben den bildnerischen Werkteilen ein wesentlicher Bestandteil der Ensembles. Überbordende, komplexe, aber auch kleinere Assemblagen, rhizomartige Konstellationen erlauben ein Eintauchen in ihre Spurensuchen und Sicherungen. Ihre individuellen Mythologien als Ausgangspunkt sind ein Angebot der gedanklichen Teilhabe an grundlegenden gesellschaftlichen und allgemein menschlichen Themen.
Gegensätzliches, Unfertiges, Privates, Alltägliches, Tradiertes, Fragmentarisches, aber auch Sinnliches oder Kitschiges präsentiert sich mit einer umfangreichen Vielfalt in den Ensembles, die durch ihre Titel eine Idee des Anlasses oder Werkgedankens offenlegen. Nicht die foucaultsche „Ordnung der Dinge“ steht im Fokus, sondern Reduktion, Addition und konstante Ergänzung.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Nachlass Anna Oppermann, Galerie Barbara Thumm.
Kuratiert von Susanne Kleine und Anna Schäffler.
Ausstellungsleiterin: Susanne Kleine