Esther Stocker liebt Ecken und Kanten – und das kann man ihren Werken auch ansehen. Seit einigen Jahren arbeitet die in Wien lebende Künstlerin mit Gitterstrukturen in Schwarz, Weiß und Grau. Sie lotet in ihren Bildern, Wandarbeiten und Installationen konsequent die Möglichkeiten ihrer abstrakt-konkreten Formensprache aus. Oder anders formuliert: Welche Formen von Raumerfahrung bietet die Malerei? So war es nahezu ein logischer Schritt, dass Esther Stocker ihre Bilder auf Wände übertrug und in Installationen dreidimensional übersetzte.
Österreich / Wien: Belvedere, Orangerie
23.9.2009 - 24.1.2010
Für die Ausstellung „Wiener Musterzimmer“ hat Esther Stocker einen Wohn-Kubus mit einem für sie typischen Stoffmuster ausgekleidet. Darüberhinaus gestaltete sie erstmals – passend zur Formensprache der Wandgestaltung – Objekte, die an Gebrauchsgegenstände wie Tische, Lampen oder Bücherregale erinnern. Diese Objekte wirken nicht nur durch ihre reduzierten, an den Minimalismus erinnernden Formen außergewöhnlich, sondern auch durch ihre zum Teil skurrile Montage. So wird ein Tisch an der rechten Wand befestigt und verliert auf diese Weise seine traditionelle Funktion. Die Objekte, die an der Schwelle zwischen Skulptur und Designstück anzusiedeln sind, sind nicht akkurat in das von der Wandbespannung vorgegebene Muster eingepasst. Sie wirken wie leicht aus dem Raster verschoben, auch wenn sie die strenge Orthogonalität des Raumes grundsätzlich betonen.
Zu den spannendsten Momenten in den Arbeiten von Esther Stocker zählen daher einerseits die Entwicklung von Rastern aus einfachsten geometrischen Grundformen und andererseits ihre Brechung durch Verschiebungen. Esther Stockers Bilder und Installationen generieren sinnlich wahrnehmbare Räume, in denen Oben und Unten, Links und Rechts keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Man ist umgeben von seriell entwickelten Mustern, die sich in die Unendlichkeit fortsetzen ließen und die Wand oder den Bildträger als Raumgrenze zum Verschwinden bringen. Wenn Wände im aktuellen Werk von Esther Stocker wieder Bilder werden, hat das „Bild“ unzählige, mögliche Ansichten. In diesem Sinne entwickelt es von sich aus eine skulpturale Qualität, die im „Wiener Musterzimmer“ durch die designten Objekte dann endgültig greifbar wird.
1974 in Schlanders (I) geboren
1994-1999 Akademie der bildenden Künste Wien
1996 Accademia di Belle Arti di Brera, Mailand
1999 Art Center College of Design, Pasadena
Lebt und arbeitet in Wien