In der großangelegten Ausstellung stehen Kinder im Mittelpunkt. 30 Videoprojektionen der „Children’s Games“, in denen Francis Alÿs spielende Kinder aus der ganzen Welt zeigt, bilden den monumentalen Auftakt. Francis Alÿs (*1959 Antwerpen, lebt in Mexiko-Stadt) reist seit über 20 Jahren in so unterschiedliche Länder wie Kongo, Afghanistan, Hongkong, in die Schweiz, nach Alaska oder Kuba, um Kinder zu filmen, die draußen mit meist vor Ort gefundenen Materialien ins Spiel versunken sind. Teils entstammen diese Spiele langen Traditionen, teils sind sie spontan durch die Kinder in Reaktion auf ihre Umwelt erfunden.
Deutschland | Köln:
Museum Ludwig
12.4. – 3.8.2025
#MLxFrancisAlÿs
Wir schauen Kindern beim Seilspringen, bei einer Schneeballschlacht, beim Reifenjagen oder Steinspielen zu – in unterschiedlichen Klimazonen, in Städten und auf dem Land, in Steppen oder Wäldern. Einige Spiele erscheinen bekannt, bei anderen erschließen sich die Regeln erst nach einer Weile. Die Konzentration und Aufregung der Kinder, ihre Freude und Anspannung sind universell. Die Filme haben durch die Landschaften und das Analoge der Spiele eine gewisse Zeitlosigkeit. Das Fangenspiel mit Maske während der Covid-Pandemie erscheint hingegen zeitgebundener ebenso wie die im letzten Jahr in der Ukraine entstandenen Filme, wo die Kinder den Krieg in ihre Spiele integrieren. Auch geopolitische Machtverhältnisse und koloniale Ungleichheiten tauchen in den Filmen auf. So rollen beispielsweise Kinder im Kongo in einem alten Autoreifen einen Berg runter, der sich bei näherem Hinsehen als Abraumhalde einer Kobaltmine herausstellt.
Francis Alÿs hat sich entschieden, den größten Ausstellungsraum, den sogenannten hohen Saal, an die Kinder von Köln zu übergeben. 50 Schüler:innen, die wie die Kinder in den Filmen 8 bis 13 Jahre alt sind, kuratieren hier ein Kindermuseum und einen Spieleparcours. Die Kinder aus den Klassen 3b der Gemeinschaftsgrundschule Köln-Lindweiler und der 6a/b der Adolph Kolping-Hauptschule in Köln-Kalk; beides Schulen mit einem niedrigen Sozialindex, arbeiten seit einem Jahr im Museum mit und wählen aus der Sammlung für das Kindermuseum Kunstwerke aus. Sie kommentieren die Gemälde, Skulpturen und Videoarbeiten aus ihrer Perspektive. Ihr Museum sowie der Spieleparcours sind ein Experiment von Kindern für Kinder, das auch für Erwachsene spannend sein wird.
Für die Ausstellung im Museum Ludwig wird Francis Alÿs exklusiv mit den Kölner Kindern einen Film realisieren, der als Teil der Reihe „Children’s Games“ präsentiert wird und so die Verbindung von Alys Projekt und dem Kindermuseum deutlich macht: „Kids Take Over“.
Kuratiert von Rita Kersting und Santi Grunewald.