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Mehr als nur Worte

Bruno Munari, Supplemento al dizionario italiano – I Gesti, 1963 (© Bruno Munari, All rights reserved to Maurizio Corraini s.r.l.)

Bruno Munari, Supplemento al dizionario italiano – I Gesti, 1963 (© Bruno Munari, All rights reserved to Maurizio Corraini s.r.l.)

Poetischen (Sprach)Bilder sind das Ziel von Luca Lo Pinto und Vanessa Joan Müller in der Kunsthalle Wien. Ausgehend von dem Konzept der poetischen Sprache des Linguisten und Semiotikers Roman Jakobson (1896–1982) – „Poesie ist Sprache in ihrer ästhetischen Funktion“ – gruppieren sie Kunstwerke „jenseits semantischer Eindeutigkeit“ (Müller). Die Verbindung von Kunst und Sprache und die Bildwerdung von Schrift lässt sich bis zu Werken des Jugendstils und stärker noch des Konstruktivismus zurückverfolgen.

In der Kunsthalle geht es jedoch nicht nur, um den Einsatz von Sprache und Schrift, sondern auch um ästhetische Qualitäten des Unsagbaren. Das hat im 20. Jahrhundert auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht an Virulenz verloren. Jüngst haben sie durch Technologieunternehmen wie Google (Sprachanalysen für AdWords) sowie robotergenerierte Texte nach Schema F sogar eine neue Aktualität erhalten.

„I guess it’s fundamental to my work that I tend to think of words as substitutes for images. I can never seem to figure out what one does that the other doesn’t do, so it propels me, this kind of bafflement“1 (John Baldessari)

Kuratorin und Kurator: Luca Lo Pinto, Vanessa Joan Müller

 

Ausgestellte Kunstwerke; Künstlerinnen und Künstler

John Baldessari, Teaching a Plant the Alphabet (1972)

Pflanze und Alphabet – eine interessante Konfrontation und poetische Geste.

Elisabetta Benassi, Finalmente solo, fnalmente tutti (2013)

Zwei Morselampen morsen Mario Merz‘ Text „Voglio fare subito un libro [Ich möchte sofort ein Buch machen]“.

Nina Canell

Natalie Czech, Natalie Czech, Avatar / Me (2016)

Michael Dean, Jumping Bones (2015)

Jason Dodge, Rose light to white light to rose light over and over by hand (2017)

Dodge greift performativ in die Ausstellung ein. An einigen Tagen der Ausstellungsdauer werden die weißen Neon-Röhren durch rosafarbene ausgetauscht. Die Kontextveränderung erzeugt Wahrnehmungsveränderung.

João Maria Gusmão / Pedro Paiva, Glossolalia (2014, 16mm Film)

Welche Sprache spricht der Papagei?

Ketty La Rocca, Le mie parole, e tu? (1974, Fotoserie)

Hände tragen Botschaften (→ John Coplans: Körper als Protest)

Bruno Munari, Supplemento al dizionario italiano – I Gesti (1958)

Munari gibt zu bedenken, dass die (italienische) Sprache stark von der Gestik geprägt ist. Sein Ergänzungsband zum italienischen Wörterbuch zeigt rund fünfzig Handbewegungen, deren korrekte Anwendung und Bedeutung.

Olaf Nicolai

Fernando Ortega, Transcription (2017)

Ein Geiger spielt an ausgesuchten Tagen während der Ausstellungsdauer eine Komposition Ortegas, in der dieser das Summen einer Mücke intonierte.

Jenny Perlin

Gerhard Rühm

Olve Sande

Erica Scourti, Life in AdWords (2012/13)

Ein Word-Rap aus Keywords zu personalisierter Werbung, die ihr als Reaktion auf ihr digitales Tagebuch vorgeschlagen wurde.

Michael Snow (→ Michael Snow "Recent Works")

Mladen Stilinović

Artur Żmijewski, Blindly (2010)

 

Mehr als nur Worte [Über das Poetische]: Bilder

  • Bruno Munari, Supplemento al dizionario italiano – I Gesti, 1963 (© Bruno Munari, All rights reserved to Maurizio Corraini s.r.l.)
  • John Baldessari, Teaching a Plant the Alphabet, 1972 (Courtesy Electronic Arts Intermix (EAI), New York)
  • Artur Żmijewski, Blindly, 2010 (Courtesy der Künstler, Foksal Gallery Foundation, Warschau und Galerie Peter Kilchmann, Zürich)
  • João Maria Gusmão & Pedro Paiva, Glossolalia (“Good Morning”), 2014 (Produced by Fondazione HangarBicocca, Milan, Courtesy die Künstler)
  • Michael Dean, Jumping Bones, Installationsansicht Extra City, Antwerp, 2015 (Courtesy der Künstler und Supportico Lopez, Berlin)
  • Natalie Czech, Avatar / Me, 2016 (© Natalie Czech & BILDRECHT GmbH, 2017, Courtesy Kadel Willborn, Düsseldorf und Capitain Petzel, Berlin)
  1. Zitiert nach Jessica Morgan, Choosing (A Game fort wo Curators), in: Jessica Morgan, Leslie Jones (Hg.), John Baldessari. Pure Beauty (Ausst.-Kat. Tate Modern, London; Museu d’Art Contemporain de Barcelona; Los Angeles County Museum of Art; The Metropolitan Museum of Art, New York), London 2009, S. 19–26, hier S. 21.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.