Meredith Frampton
Wer war Meredith Frampton?
Meredith Frampton RA (London 17.3.1894–16.9.1984 London) war ein britischer Maler und Radierer der Neuen Sachlichkeit (→ Neue Sachlichkeit), der in den 1920er und 1940er Jahren als Porträtist erfolgreich war. Seine künstlerische Karriere war kurz und sein Schaffen begrenzt, da sein Augenlicht in den 1950er Jahren nachließ. Meredith Frampton war neben Leonard Campbell Taylor und Gerald Leslie Brockhurst einer der namhaftesten Vertreter der Richtung des „modernen Klassizismus“1 in Großbritannien, die sich durch einen kompromisslosen Realismus und perfekt ausgearbeitete Details auszeichnet.
Kindheit & Ausbildung
George Vernon Meredith Frampton wurde am 17. März 1894 im Londoner Stadtteil St. John’s Wood als einziges Kind des Bildhauers Sir George Frampton und dessen Frau, der Malerin Christabel Cockerell, geboren.
Frampton besuchte die Westminster School und schrieb sich nach einigen Monaten Französischunterricht in Genf an der St. John’s Wood School of Art ein.2 Anschließend besuchte er von 1912 bis 1915 die Royal Academy Schools, wo er sowohl einen ersten Preis als auch eine Silbermedaille gewann.
Erster Weltkrieg
Werke
Berühmter Porträtist
Nach dem Krieg nahm Frampton seine künstlerische Karriere wieder auf und etablierte sich als einer der angesehensten britischen Maler dieser Zeit. Zwischen 1920 und 1945 stellte er fast jährlich in der Royal Academy aus und zeigte dort insgesamt 32 Gemälde.5 Frampton war eines der ersten Mitglieder der Society of Graphic Art und stellte dort 1921 aus. Im Jahr 1925 wurde er zum Mitglied der Art Workers Guild gewählt.6
Verknüpfungen zwischen Klassizismus und zurückhaltender Moderne gehören zu den Besonderheiten des britischen Realismus, wie in Framptons Porträt des professionellen Modells Marguerite Kelsey zu sehen ist. Das Bild wurde der Royal Academy 1928 für eine Ausstellung überlassen und zum Kauf angeboten – zunächst ohne Erfolg, obwohl Frampton zu dieser Zeit von der Presse ebenso wie vom Publikum gefeiert wurde. Erst 1982 wurde das Gemälde bei der ersten Frampton-Retrospektive mit Unterstützung der Friends of the Tate Gallery für dieses Museum erworben.7 Das Bildnis zeige Anklänge an die Kunst des Klassizismus und erinnert mit dem Vorrang der Linienführung vor der Farbgebung an Werke von Ingres. Zugleich trägt das Porträt aber ausgesprochen moderne Züge. Frampton stattete sein Modell mit einer schlichten, hellen Tunika, augenscheinlich ohne Korsett, und flachen Schuhen aus. Dieses modische Erscheinungsbild war typisch für den knabenhaften Garçonne-Stil, den die Modeikone Coco Chanel und der Couturier Jean Patou Mitte der 1920er Jahre kreierten.
1934 wurde Meredith Frampton zum Associate der Royal Academy gewählt und 1942 zum ordentlichen Mitglied der Akademie ernannt. Frampton malte Porträts des Herzogs von York, des späteren Königs Georg VI., von Akademikern und Wissenschaftlern sowie eine Reihe von Ganzkörperporträts von Frauen aus der feinen Gesellschaft. Oft arbeitete er ein ganzes Jahr an einem einzigen Gemälde.
Meredith Frampton malte mit gleichmäßigem Farbauftrag, also ohne sichtbare Pinselstriche, und erreichte so einen fast fotografisch realistischen Eindruck.8 Die meisten seiner Gemälde waren Auftragsarbeiten, doch eine bemerkenswerte Ausnahme bildete „Porträt einer jungen Frau“, das Frampton 1935 in der Royal Academy ausstellte und das für die Tate erworben wurde. Frampton ließ mehrere der im Gemälde dargestellten Objekte eigens für das Gemälde anfertigen, und seine Mutter nähte das Kleid des Modells, Margaret Austin-Jones.
Margaret Austin-Jones stand Frampton erneut Modell für eines seiner berühmtesten Werke: „A Game of Patience [Ein Patiencespiel]“ (1937, Ferens Art Gallery, Hull).9 Der Maler präsentierte es erstmals 1937 bei der Sommerausstellung der Royal Academy der Öffentlichkeit. Die Tageszeitung „The Scotsman“ nannte das Werk eine „Glanzleistung akribischer Handwerkskunst. Eine junge Frau sitzt an einem Tisch beim Kartenspiel [...], wie es sicherlich kein Engländer jemals fachkundiger oder treffsicherer gemalt hat.“10 Dieses „hyperrealistische“ Bild offenbare „eingehende Betrachtung, Achtung vor der Tradition, höchste Klarheit, Zurückhaltung und Reinheit der Linienführung“ und hebe sich durch seine geheimnisvolle Aura von Framptons zahlreichen Auftragsporträts ab.11
Die Frau spielt eine Variation des Geduldspiels Patience namens „Die Uhr“, bei der es weniger auf Geschick als auf Glück ankommt. Die einzige offen auf dem Tisch liegende Karte ist der Pik-König, der in der Kunst des weissagenden Kartenlegens für Unglück, Trauer oder enttäuschte Liebe steht. Hinzu kommen drei weitere allegorisch konnotierte Requisiten: Ähren als gängiges Fruchtbarkeitssymbol, Äpfel als Sinnbild der Erbsünde und rote Nelken als Zeichen der (leidenschaftlichen) Liebe, wie sie auch in Ehepaarporträts der Renaissance vorkommen. An der sichtbar positionierten linken Hand fällt das Fehlen eines Traurings auf. Hinter der Frau erweckt eine stuckverzierte Wandnische den Eindruck, sie wäre in dem Raum gefangen und wie zwischen Wand und Tisch eingeklemmt, während zu ihrer Linken eine ländliche Landschaft erkennbar ist. Auch wenn all diese Anhaltspunkte verschiedene Deutungen zulassen, so zeigt Frampton die Dargestellte doch als eine dem Glück ausgelieferte Person.
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs erhielt Frampton zwei Aufträge vom War Artists' Advisory Committee (WAAC). Einer davon war für die Admiralität bestimmt, doch es fand sich kein geeignetes Motiv, und das Gemälde wurde nie in Angriff genommen. Framptons anderer WAAC-Auftrag ist das bekannte Tripelporträt von „Sir Ernest Gowers, KCB, KBE, Senior Regional Commissioner for London, Lt Col AJ Child, OBE, MC, Director of Operations and Intelligence, and KAL Parker Deputy Chief Administrative Officer in the London Regional Civil Defence Control Room (1943) (Art.IWM ART LD2905)“.12
Nachkriegszeit
Im Jahr 1953 beantragte Meredith Frampton bei der Royal Academy, ihn in die Liste der pensionierten Mitglieder aufzunehmen. Sein Sehvermögen hatte nachgelassen, was ihn zu der Überzeugung brachte, nicht mehr mit seinem früheren hohen Niveau und der akribischen Detailgenauigkeit malen zu können.
Der Maler zog mit seiner Frau in ein Haus auf einem Hügel mit Blick auf Monkton Deverill in Wiltshire.13 Frampton hatte das Anwesen in den 1930er Jahren entworfen und arbeitete sein ganzes Leben lang an der Verbesserung und Instandhaltung dieses Hauses, zu dem auch eigene Entwürfe für Möbel und Uhren gehörten.
Viele Jahre lang wurde Meredith Framptons Kunst kaum ausgestellt, weshalb der Maler weitgehend in Vergessenheit geriet. Er erlebte jedoch noch seine Retrospektive in der Tate im Jahr 1982.14 Es war seine erste Einzelausstellung seit Jahren und verhalf ihm zur Anerkennung seiner Leistungen.15
Tod
Meredith Frampton starb am 16. September 1984.
Würdigung
Meredith Framptons Werke sind in der National Portrait Gallery, der Tate Gallery und dem Imperial War Museum ausgestellt.