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Rosa Loy & Neo Rauch Ausstellung "Hinter den Gärten" im Essl

Portrait Rosa Loy und Neo Rauch, Foto: Barbara Klemm.

Portrait Rosa Loy und Neo Rauch, Foto: Barbara Klemm.

Hinter den Gärten – wo die Freiheit grenzenlos ist, möchte man ergänzen, wo aber auch Untiefen und Gefahren lauern und aus Selbständigkeit schnell Notlagen werden können – sind die Werke des Maler-Ehepaares Rosa Loy und Neo Rauch angesiedelt. Erstmals zeigt das Essl Museum die Bilder der beiden Leipziger Seite an Seite. Während Neo Rauch seit Mitte der 1990er-Jahre zum Shootingstar der sog. „Neuen Leipziger Schule“ avancierte, ist das Werk seiner Frau Rosa Loy international weniger wahrgenommen worden. Ein vergleichender Blick in die Ausstellungsräume offenbart Gemeinsames wie Gegensätzliches.

„Für mich bedeutet Malen die Fortsetzung des Traums mit anderen Mitteln“, beschrieb Neo Rauch sein künstlerisches Wollen. Wer sich mit Bildern wie „Revo“ (2010) oder „Das alte Lied“ (2006) beschäftigt, fühlt sich durchaus an surreale Traumphantasien erinnert. Rauchs Bilder wirken eigentümlich, da sie Rätsel aufgeben und ihre bruchstückhafte Welt sich kaum zu einem Ganzen zusammenschließen lässt. Die Suche nach dem bedeutsamen Ereignis – auch in den meisten Titeln angedeutet – läuft genauso zwangsläufig ins Leere wie die inhaltslosen Sprechblasen keinen Text anbieten. Dem 1960 in Leipzig geborenen Künstler, der in den 80ern bei Arno Rink und Bernhard Heisig studiert hat, geht es um die Malerei selbst. Die Malerei kann sich in seinen Bildgevierten auf vielfältigste Arten entfalten, changiert gekonnt zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Einiges lässt der Künstler daher auch unvollendet, um den Malprozess zu zeigen.

Diese beiden Grundsätze – eine traumartige Kombinatorik und das Erproben malerischer Mittel – sind vielleicht auch die wichtigsten Übereinstimmungen in den Oeuvres von Neo Rauch und Rosa Loy. Die persönliche Ikonografie der Malerin Loy scheint nur wenig leichter auflösbar, wie das Bild „Manna“ (2011) vermuten lässt. Die aus dem Bild herausgewandte Protagonistin ist damit beschäftigt, Äpfel oder auch nur einen Apfel von einem zentralen Baum zu pflücken. Allein diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, da ein Punkt des Rockmusters gleichzeitig auch als runde Apfelform interpretiert werden kann. Formanalogien und eine mystische, weibliche Welt setzt Rosa Loy in matten Kaseinfarben um, weshalb die Bilder ihres Mannes farbintensiver, kräftiger wirken. Auch sind Rauchs Bilder in den letzten Jahren stärker von einem in seiner Kostümierung an die Romantik erinnernden, bedeutungsschwangeren Figurenideal durchdrungen. So könnte „Revo“ ein intelligenter Abgesang auf eine nicht stattfindende oder geschlagene Revolution sein: „Revo“ ist „over“? Beiden Künstlern ist die Hingabe an eine Unauflösbarkeit der phantasievollen Kompositionen gemein – sowohl auf formaler als auch inhaltlicher Ebene. Sie stoßen vor in eine unbekannte, noch unerforschte und unbenannte Welt, wie sie nur „Hinter den Gärten“ zu finden ist.

Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.