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Vincent van Gogh: Biografie Lebenslauf und Werk des holländischen Malers

Vincent van Gogh, L`Homme à la pipe (Selbstbildnis [Mann mit Pfeife]), 1889, Privatsammlung.

Vincent van Gogh, L`Homme à la pipe (Selbstbildnis [Mann mit Pfeife]), 1889, Privatsammlung.

Vincent van Gogh (1853–1890) ist einer der populärsten Maler des späten 19. Jahrhunderts, der für seine farbintensiven Gemälde aus Südfrankreich (Arles, Saint-Remy) und der Ebene von Auvers-sur-Oise in die Geschichte eingegangen ist. Der Mythos Van Gogh wird durch dessen geheimnisvolle, von den Ärzten wohl fälschlich als Epilepsie diagnostizierte Erkrankung und den Selbstmord des Künstlers geprägt. Der Autodidakt aus den Niederlanden schuf in der kurzen Phase von nur zehn Jahren etwa 800 Gemälde aus 1.100 Arbeiten auf Papier. Seine Kunstauffassung lässt sich aus den 820 erhaltenen Briefen des Malers rekonstruieren. Neben den Gemälden waren die 1905 in Deutsche übersetzten Briefe wichtige Bezugspunkte für die Avantgarde der Expressionisten.

Kindheit und Schulbildung

Am 30. März 1853 kam Vincent Willem van Gogh als erstes überlebendes Kind des Pastors Theodorus van Gogh (1822–1885) und dessen Frau Anna Cornelia van Gogh-Carbentus (1819–1907) in Groot-Zundert (Nordbrabant, Niederlande) zur Welt. Er hatte fünf jüngere Geschwister: Anna, Theodorus (Theo), Elizabeth (Lies), Willemina (Will) und Cornelis (Cor). Ein Jahr zuvor hatte das Ehepaar einen totgeborenen Sohn, den sie ebenfalls auf den Namen Vincent getauft hatten. Vincent, so glauben einige Autoren, hätte sich als ungeliebten Ersatz empfunden und daher seelischen Schaden genommen.

Vincent van Gogh wurde in ein Internat in Zevenbergen geschickt (Oktober 1864–1866), danach besuchte er die Höhere Bürgerschule in Tilburg (1866–März 1868). Am Ende der ersten Klasse brachte er ein gutes Zeugnis nach Hause. Warum Vincent van Gogh im März 1868 mitten im zweiten Schuljahr die Schule verließ, ist nicht bekannt. Von März 1868 bis Juli 1869 lebte Vincent van Gogh bei seinen Eltern. Womit er sich beschäftigte, ist ebenfalls nicht überliefert.

Vincent van Gogh als Kunsthändler

Zwischen Juli 1869 und 1. April 1876 arbeitete Vincent van Gogh in der Kunsthandlung Goupil & Cie, an der sein Onkel Cent (Vincent) van Gogh als Partner beteiligt war. Der Onkel hatte entschieden, seinem Neffen trotz dessen gebrochener Schullaufbahn als Lehrling anzustellen. Während sich der junge van Gogh in den folgenden sechs Jahren als zu schüchtern im Umgang mit den Kundinnen und Kunden entpuppte (1869–1873 in Den Haag, 1873–1875 in London), entwickelte er eine Leidenschaft und auch Kennerschaft für Kunst.

Auch sein jüngerer Bruder, Theo van Gogh, trat 1872 bei Goupil & Cie. in Brüssel ein. Die Brüder versprachen einander nie im Stich zu lassen. Der älteste erhaltene Brief von Vincent an Theo datiert vom 29. September 1872. Insgesamt sind 820 Briefe erhalten, davon richtete van Gogh 658 an seinen Bruder Theo.

Im Mai 1873 wurde Vincent van Gogh in die Londoner Niederlassung versetzt. Hier arbeitete er in der Grafikabteilung, wo es keinen Kundenverkehr gab. Vermutlich verliebte er sich in die Tochter seiner Vermieterin, obwohl diese bereits verlobt war. Anlässlich eines Sommeraufenthalts von Vincent van Gogh bei dessen Eltern 1874 fiel auf, dass er sehr abgenommen hatte und deprimiert wirkte. In der zweiten Hälfte des Jahres 1875 wandte er sich der Religion zu, las nur noch die Bibel und Erbauungsbücher und zeigte wenig Interesse an seiner Arbeit. Nachdem Vincent van Gogh offenbar ohne Erlaubnis zu Weihnachten 1875 nach Hause gereist war, wurde ihm die Kündigung mit April nahegelegt. Am 1. April 1876 wurde daher sein Beschäftigungsverhältnis in London aufgelöst. Vincent van Gogh blieb kurz noch in England, wo er über eine Stellenanzeige in der Zeitung einen Job als Lehrer fand (Ramsgate in Kent, Iselworth).

Vincent van Gogh als Prediger

Van Gogh kehrte zu seinen Eltern nach Etten im Brabant zurück. Er war vom Wunsch beseelt, Kleriker zu werden, was seiner Familie allerdings missfiel. Sein Vater überredete ihn, in einer Buchhandlung in Dordrecht zu arbeiten (Januar–Mai 1877).

Danach absolvierte Vincent van Gogh Vorbereitungsklassen für das Theologiestudium in Amsterdam (Mai 1877–1878). Doch Latein und Altgriechisch waren ihm zu schwierig. Daher besuchte er im August 1878 ein Seminar für Laienprediger in Brüssel. Nach der dreimonatigen Probezeit wurde er als ungeeignet eingestuft, weil er sich vermutlich im Unterricht nicht hatte ein- und unterordnen können.

Zischen 1. Februar und Juli 1879 absolvierte Vincent van Gogh eine sechsmonatige Probezeit als Prediger im Borinage, der aus der Bibel las und Religionsstunden gab. Er lebte in einer einfachen Hütte, tauschte seine Kleidung gegen billigere ein und sah nach den Kranken und Verletzten der Kohlegruben. Er hatte Kommunikationsprobleme mit den Einheimischen, denn er verstand ihren Dialekt kaum, während sie seinen französischen Gebeten nicht folgen konnten. Im Juli 1879 entschied der Vorstand der Flämischen Schule für Prediger, seine Probezeit zu beenden und van Gogh nicht einzustellen. Seine Familie war vom neuerlichen Misserfolg schwer enttäuscht.

Erste Schritte als Zeichner

Im Herb 1880 hatte sich Vincent van Gogh entschieden, Künstler werden zu wollen. Er war nun 27 Jahre alt. Mit Büchern wie Armand-Théophile Cassagne’s „Guide de l’alphabet du dessin“ (1880) half er sich über die ersten Anfangsschwierigkeiten wie der Perspektive hinweg. Charles Bargue’s „Exercices au fusain“ nutzte er wie Millets Zeichnungen, um nach ihnen zu zeichnen bzw. sie zu kopieren. Von diesen ersten Zeichnungen sind nur wenige Blätter erhalten, van Gogh meinte selbst, er hätte sie vernichtet. Das erhaltene Material zeigt seine mühseligen Versuche Objekte und Menschen über die Umrisslinie zu erfassen.

Vincent van Gogh übersiedelte nach Brüssel, wo er zwischen Oktober 1880 und April 1881 lebte. Das Frühwerk von Vincent van Gogh, das zwischen 1881 und 1885 in den Niederlanden entstand, ist geprägt von seiner Hinwendung zum einfachen Leben von Bauern und Arbeitern. Obwohl er an der Akademie eingeschrieben war, dürfte er sie nur selten besucht haben. Anthon van Rappard (1858–1892) wurde seine wichtigste Bezugsperson in künstlerischen Fragen.

Im April 1881 zog Van Gogh wieder bei seinen Eltern in Etten (Nordbrabant) ein und blieb bis Dezember 1881. Hier wandelte er auf Millets Spuren und zeichnete arbeitende Bauern. Im Sommer verliebte er sich in seine sieben Jahre ältere, verwitwete Cousine Kee Vos, die zu Besuch gekommen war. Trotz abschlägiger Antwort setzte van Gogh sein Werben beharrlich fort, was zur Konfrontation mit Eltern und Verwandten führte. Da Vincents Verhältnis zur Familie ohnedies angespannt war, entstand ein Streit, der kurz nach Weihnachten 1881 mit seinem Auszug endete. Vincent van Gogh hatte sich geweigert die Weihnachtsmesse zu besuchen, womit der Bruch mit dem Glauben publik geworden war.

Den Haag: Anton Mauve und Sien

Bereits vor seinem Auszug hatte Vincent van Gogh vier Wochen in Den Haag bei dem mit ihm verschwägerten Maler der Haager Schule – Anton Mauve (1838–1888) – verbracht (November/Dezember 1881). Dieser führte ihn in die Aquarell- und Ölmalerei ein. Ab Dezember 1881 lebte Vincent van Gogh in Den Haag. Er fertigte Zeichnungen von Minenarbeitern und Minenpferden an und sammelte Zeitungsausschnitte aus französischen und englischen Magazinen, darunter 33 Seiten mit Darstellungen von Kohlearbeitern. Aber auch städtische Motive begannen ihn in Den Haag zu interessieren. In der Umgebung fand er Hütten, die ihn an ähnliche Häuser in Gemälden von Jules Dupré (1811–1889) und den Barbizon Malern, allen voran Jean-François Millet (1814–1875) erinnerten. Vincent van Gogh begann erstmals Landschaften in Öl darzustellen

Die unstandesgemäße Liaison von Van Gogh mit seinem alleinerziehenden und schwangeren Modell Sien, der Gelegenheitsprostituierten Clasina Hoornik, genannt Sien (1850–1904), führte zum Bruch mit Anton Mauve.. Für „Sorrow“ saß Sein Modell (um den 10. April 1882). Im Herbst 1883 trennte sich Vincent van Gogh von Sien.

Vincent van Gogh in Drenthe und Nuenen

Im September 1883 Umzug in die Provinz Drenthe (Nordniederlande), wo er in der Heide- und Moorlandschaft malerische Motive fand. Gleichzeitig hoffte er, dass Theo dem Kunsthandel den Rücken zukehren und sich ihm anschließen würde. Als sich diese Hoffnung zerschlug, kehrte er im Dezember 1883 zu seinen Eltern in Nuenen zurück.

Diese nahmen ihn halbherzig auf. In Nuenen malte er über 180 Gemälde, darunter „Die Kartoffelesser“ (13. April bis Anfang Mai 1885), begann sich aber schon bald für die Weber und ihre „monströsen“ Webstühle zu interessieren. „Webstuhl mit Weber“ (1884, Öl auf Leinwand, 68,3 x 84,2 cm, Kröller-Müller Museum, Otterlo) ist ein charakteristisches Werk aus dieser Phase. Es zeigt den beengten Innenraum und die riesige Maschine, die den Weber fast zu verschlingen scheint.

Antwerpen

Vincent van Gogh lebte ab November 1885 drei Monate in Antwerpen. Er besuchte die Akademie in Antwerpen, weil er dort kostenlos Modelle hatte und geheizte Räume vorfand. Um Geld zu sparen, ernährte er sich schlecht, was zu körperlichen Problemen führte. In Antwerpen begann Vincent van Gogh japanische Farbholzschnitte zu sammeln, die einen bedeutenden Einfluss auf sein späteres Werk hatten.

Paris 1886–1888

Im März 1886 übersiedelte Vincent van Gogh für nahezu zwei Jahre in Paris, wo er mit seinem Bruder Theo zusammenlebte. Vincent van Gogh studierte erstmals den französischen Impressionismus und hellte in der Folge seine Palette auf, weiters arbeitete er auch im Stil des Pointillismus. Für zwei Jahre, bis Februar 1888, verschwanden die einfachen Bauernhäuser und Hütten von seinen Leinwänden. Stattdessen begann er sich mit der modernen Großstadt, ihren Bewohnerinnen und Stillleben zu beschäftigen.

Einige Monate belegte Vincent van Gogh Kurse im Atelier von Fernand Cormon (1845–1926), wo er Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Signac, Louis Anquetin, Paul Gauguin und Emile Bernard kennenlernte. 1887 organisierte Vincent van Gogh zwei Gemeinschaftsausstellungen in Restaurants und eine Präsentation von Bildern im Schaufenster des Farbenhändlers und Kunstliebhabers Père Tanguy. Eine weitere Schau war dem Ukiyo-e, den japanischen Farbholzschnitten, im Café Le Tambourin gewidmet. Mit der Inhaberin Agostina Segatori war er kurz liiert. Im November 1887 lernte er den aus Martinique zurückgekehrten Paul Gauguin kennen, dessen Kunst er schätzte und dessen abenteuerliches Leben er bewunderte. Mit Hilfe von Theo van Gogh, der für Gauguin wichtige Verkäufe in die Wege setzte, konnte Vincent van Gogh das Interesse Gauguins auch auf sich lenken.

Licht des Südens: Arles 1889–1889

Am 20. Februar 1888 fuhr Vincent van Gogh nach Arles, in die farbenfrohe Landschaft Südfrankreichs. In den folgenden 16 Monaten schuf er 187 Bilder. Anfang Mai 1888 mietete er vier Zimmer in einem Haus an der Place Lamartine, im so genannten „Gelben Haus“. Hier wollte er das „Atelier des Südens“ einrichten. Immer wieder lud er seine Freunde Paul Gauguin und Emil Bernard ein, zu ihm nach Arles zu kommen, um gemeinsam zu arbeiten.

Zwischen dem 23. Oktober und dem 23. Dezember 1888 wurde das „Atelier des Südens“ Realität. Allerdings hatte Vincent van Gogh nicht verstanden, dass Gauguin eine gänzlich andere Kunstphilosophie verfolgte als er selbst. Da er sich als Schüler Gauguins sah – und dennoch nicht seine Form der Plein-air-Malerei aufgeben konnte – endete das „Atelier des Südens“ mit Vincent van Goghs Nervenkrise und Paul Gauguins wortloser Abreise.

Am 23. Dezember 1888 kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem verwirrten Vincent van Gogh und Paul Gauguin, nach der sich der Holländer nahezu sein gesamtes linkes Ohr abschnitt. Dann ging er in mit dem Ohr in ein Bordell und schenkte es mit den Worten „du wirst dich meiner erinnern, das sag‘ ich dir“ einem Mädchen namens Rachel. Die Polizei fand Van Gogh am nächsten Morgen bewusstlos und geschwächt von hohem Blutverlust. Sie lieferte Vincent van Gogh in das örtliche Krankenhaus ein.

Paul Gauguin reiste am 25. Dezember 1888 wortlos ab und informierte Theo van Gogh mit einem Telegramm. Als Theo am Weihnachtsmorgen in Arles ankam, erfuhr er, dass Vincent seit Tagen Symptome von Verrücktheit zeigte. Nach zwei Wochen wurde Vincent van Gogh aus dem Krankenhaus in Arles entlassen. In Selbstporträts zeigt er sich mit verbundenem Kopf. Im Februar 1889 machte ein Anfall erneut einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt nötig. In der Folge wurde der Maler aufgrund einer Petition der Bürger von Arles bis April 1889 zwangseingewiesen.

Vincent van Gogh in der Nervenheilanstalt in Saint-Rémy-de-Provence

Vincent van Gogh ließ sich am 8. Mai 1889 freiwillig in die Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy einweisen, wo die Diagnose Epilepsie gestellt wurde. Im Mai und Juni dieses Jahres entstanden mit den „Schwertlilien“ (10.–15. Mai 1889), der „Sternennacht“ (17./18. Juni 1889) und „Zypressen“ (25. Juni 1889) – drei der eindrücklichsten Landschaftsvisionen Vincent van Goghs.

Während eines schweren Anfalls im Sommer 1889 schluckte Van Gogh giftige Farben, was man möglicherweise als Selbstmordversuch werten kann. Von September 1889 bis April 1890 lebte Vincent van Gogh in Saint-Rémy-de-Provence. Theo van Gogh reichte Vincents Bilder zu drei Ausstellungen avantgardistischer Kunst ein, womit dieser erstmals als Maler an die Öffentlichkeit trat. Das Gemälde „Die roten Weingärten von Arles“ wurden verkauft, was als einziger belegter Verkauf zu Vincent van Goghs Lebzeiten gilt.

Auvers-sur-Oise: die letzten 70 Tage

Van Gogh in Auvers-sur-Oise

Am 17. Mai 1890 traf Vincent van Gogh in Paris ein und hielt sich drei Tage bei seinem Bruder und dessen Familie auf. Die Situation in der jungen Familie war angespannt, da Theo kränklich war und sich mit seinem Arbeitgeber in einem Konflikt befand.

Am 20. Mai zog Vincent van Gogh nach Auvers-sur-Oise, das zirka 30 km von Paris entfernt liegt. Hier nahm sich der Kunstfreund und Arzt (Homöopath) Paul Gachet dem psychisch labilen Van Gogh an. In den letzten zehn Wochen vor seinem Tod malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise „hübsche Mittelklasse Landhäuser“, die ihm nach eigener Aussage fast genauso gefielen wie die von ihm romantisierten, alten, mit Moos gedeckten Hütten des Borinage. Innerhalb von 70 Tagen malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise seine letzten 60 Zeichnungen und 75 Bilder!

Am 27. Juli 1890 schoss sich Vincent van Gogh in einem Feld eine Kugel in die Brust (oder den Bauch) und schleppte sich noch zum Gasthof zurück. Die beiden herbeigerufenen Ärzte verzichteten darauf, die Kugel zu entfernen. Zwei Tage später verstarb Vincent van Gogh an den Folgen einer Sepsis. Sein Bruder Theo verstarb Ende des Jahres an einer Syphiliserkrankung. Beide Brüder liegen Seite an Seite auf dem Friedhof von Auvers begraben.

Posthumer Erfolg

Van Goghs Schwägerin, Johanna van Gogh-Bonger (Witwe von Theo van Gogh), war es gelungen, das Interesse am Werk des Niederländers zu wecken. Sie lieh beispielsweise Paul Cassirer ab 1901 regelmäßig Bilder für dessen Einzelausstellungen in Berlin.

Die erste große Retrospektive des Werks richtete Amsterdam 1905 aus, dicht gefolgt von einer großen Schau des Post-Impressionisten in der Galerie Arnold in Dresden. Für die sich gerade formierende Gruppe der Brücke stellte dieses Ausstellungserlebnis eine Initialzündung dar. Heinrich Nauen und Ernst Ludwig Kirchner kopierten Bilder von Van Gogh, aber auch Emil Nolde verdankte dem dynamisierten Pinselstrich des Verstorbenen viel. In den folgenden sieben Jahren hatten Kunstschaffende, Sammlerinnen und Sammler auf 68 Ausstellungen die Möglichkeit, sich mit dem Werk des umstrittenen Niederländers auseinanderzusetzen.

„Van Gogh ist tot, aber die van Gogh-Leute leben. Und wie leben sie! Überall van Goghelt’s“, formulierte Ferdinand Avenarius 1910 in der Zeitschrift „Der Kunstwart“ und beschrieb damit die Faszination, die Vincent van Goghs Malerei Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem auf junge Künstler in Deutschland ausübte.

1928 wurde das erste Werkverzeichnis der Gemälde Vincent van Goghs von dem niederländischen Juristen und Kunsthändler Jacob-Baart de la Faille veröffentlicht.

Weitere Beiträge zu Vincent van Gogh

Biografie von Vincent van Gogh (1853–1890)

  • 30. März 1853

    Am 30. März 1853 wurde Vincent Willem van Gogh als erstes überlebendes Kind des Pastors Theodorus van Gogh (1822–1885) und dessen Frau Anna Cornelia van Gogh-Carbentus (1819–1907), der Tochter eines Buchbinders, in Groot-Zundert (Nordbrabant, Niederlande) zur Welt. Er hatte fünf jüngere Geschwister: Anna, Theodorus (Theo), Elizabeth (Lies), Willemina (Will) und Cornelis (Cor). Ein Jahr zuvor hatte das Ehepaar einen totgeborenen Sohn, den sie ebenfalls auf den Namen Vincent getauft hatten. Vincent, so glauben einige Autoren, hätte sich als ungeliebten Ersatz empfunden und daher seelischen Schaden genommen.
  • Oktober 1864 – 1866

    Vincent van Gogh wurde in ein Internat in Zevenbergen geschickt. Das Dorf liegt 25 Kilometer von Zundert entfernt. Der stille Junge war im Pensionat für etwa 30 protestantische junge Herren und höhere Töchter ein Außenseiter. Außerdem meinte er später, er hätte dort nichts gelernt.
  • 1866 – März 1868

    Vincent van Gogh besuchte die Höhere Bürgerschule in Tilburg in einem ehemaligen Schloss von König Wilhelm II. Hier wohnte er bei einer Gastfamilie. Vincent gehörte zum ersten Jahrgang der Schule. Der Zeichenlehrer Constant Huysmans hatte zuvor zwei Schulbücher über das Zeichnen verfasst und fortschrittlich. In seinen Briefen taucht der Lehrer allerdings selten auf, außerdem beklagte sich Vincent, dass er das perspektivische Zeichnen nicht erlernt hätte. Am Ende der ersten Klasse brachte er ein gutes Zeugnis nach Hause. Warum Vincent van Gogh im März 1868 mitten im zweiten Schuljahr die Schule verließ, ist nicht bekannt.
  • März 1868 – Juli 1869

    Vincent van Gogh lebte bei seinen Eltern. Womit er sich beschäftigte, ist nicht bekannt.
  • Juli 1869: Goupil & Cie. in Den Haag

    Vincent van Gogh wurde der jüngste Mitarbeiter der Kunsthandlung Goupil & Cie. in Den Haag. Sein Onkel Cent (Vincent) van Gogh war Partner in der Firma, die Filialen in Brüssel, London und Paris hatte, und hatte entschieden, seinem Neffen einen Job zu geben. Während sich der junge van Gogh in den folgenden sechs Jahren als zu schüchtern im Umgang mit den Kundinnen und Kunden entpuppte (1869–1873 in Den Haag, 1873–1875 in London), entwickelte er eine Leidenschaft für Kunst.
  • 1872

    Erster Besuch des 15-jährigen Theo van Gogh bei seinem Bruder in Den Haag. Vincent zeigte ihm das Mauritshuis. Die Brüder versprachen einander nie im Stich zu lassen. Theo wurde wenig später Lehrling bei Goupil & Cie. in Brüssel.
  • 29. September 1872: ältester erhaltener Brief von Vincent an Theo

    Der älteste erhaltene Brief von Vincent an Theo datiert vom 29. September 1872. Insgesamt sind 820 Briefe erhalten, davon sind 658 an seinen Bruder gerichtet.
  • Mai 1873: Versetzung nach London

    Vincent van Gogh wurde in die Londoner Niederlassung versetzt. Hier arbeitete er in der Grafikabteilung, wo es keinen Kundenverkehr gab.
  • Sommer 1874

    Anlässlich eines Sommeraufenthalts von Vincent van Gogh bei dessen Eltern fiel auf, dass er sehr abgenommen hatte und deprimiert wirkte. Vermutlich hatte sich Vincent van Gogh in die Tochter seiner Vermieterin verliebt, ohne zu wissen, dass diese bereits verlobt war.
  • 1875: Zuwendung zur Religion

    In der zweiten Hälfte des Jahres 1875 wandte er sich der Religion zu, las nur noch die Bibel und Erbauungsbücher und zeigte wenig Interesse an seiner Arbeit.
  • Weihnachten 1875

    Vincent van Gogh reiste offenbar ohne Erlaubnis nach Hause, woraufhin ihm die Kündigung mit April nahegelegt wurde.
  • 1. April 1876

    Am 1. April 1876 wurde Van Goghs Beschäftigungsverhältnis in London aufgelöst.
  • 1876: Lehrer

    Über eine Stellenanzeige in der Zeitung fand van Gogh einen Job als Lehrer, zuerst bei William Stokes Post in Ramsgate in Kent und dann bei Reverend Thomas Slade-Jones in Iselworth.
  • Weihnachten 1876

    Van Gogh kehrte zu seinen Eltern nach Etten im Brabant zurück. Er war vom Wunsch beseelt, Kleriker zu werden, was seiner Familie missfiel.
  • Januar – Mai 1877: Buchhandlung in Dordrecht

    Sein Vater überredete ihn, im Januar 1877 als Mitarbeiter in einer Buchhandlung in Dordrecht anzufangen. Im Mai war er wieder einmal gescheitert.
  • Mai 1877 – 1878: Amsterdam

    Vincent van Gogh durfte nach Amsterdam übersiedeln, wo er Vorbereitungsklassen für das Theologiestudium absolvierte. Doch Latein und Altgriechisch waren ihm zu schwierig.
  • August 1878: Seminar für Laienprediger in Brüssel

    Van Gogh besuchte ein Seminar für Laienprediger in Brüssel, wurde aber nach der dreimonatigen Probezeit als ungeeignet eingestuft, weil er sich vermutlich im Unterricht nicht hatte ein- und unterordnen können.
  • 1. Februar – Juli 1879: Probezeit als Prediger

    Am 1. Februar 1879 begann Vincents sechsmonatige Probezeit als Prediger, der aus der Bibel las und Religionsstunden gab. Er lebte in einer einfachen Hütte, tauschte seine Kleidung gegen billigere ein und sah nach den Kranken und Verletzten der Kohlegruben. Das zumindest berichteten Augenzeugen noch Jahrzehnte nach seinem Aufenthalt. Aus dieser Zeit sind nur sechs Briefe von Vincent an Theo erhalten. Daraus erschließen sich hauptsächlich seine Kommunikationsprobleme mit den Einheimischen, denn er verstand ihren Dialekt kaum, während sie seinen französischen Gebeten nicht folgen konnten. Im Juli 1879 entschied der Vorstand der Flämischen Schule für Prediger, seine Probezeit zu beenden und van Gogh nicht einzustellen.
  • März 1880: Besuch bei Jules Breton

    Vincent van Gogh war auf der Suche nach Arbeit und kam nach Pas-de-Calais. Hier besuchte er das Atelier des Realisten Jules Breton.
  • Ende Juni 1880: Selbststudium

    Seine Familie war vom neuerlichen Misserfolg noch immer schwer enttäuscht. Ende Juni schrieb van Gogh an Theo über seine spirituelle und soziale Sackgasse, in der er sich gefangen sah. Seine große Liebe zu Literatur und Kunst half ihm aus der Krise, und Theo van Gogh bot Hilfe. Vincent muss sich bewusst gewesen sein, dass er nicht über herausragendes Talent verfügte. Mit Büchern wie Armand-Théophile Cassagne’s „Guide de l’alphabet du dessin“ (1880) half er sich über die ersten Anfangsschwierigkeiten wie der Perspektive hinweg. Charles Bargue’s „Exercices au fusain“ nutzte er wie Millets Zeichnungen, um nach ihnen zu zeichnen bzw. sie zu kopieren. Der Borinage bot für ihn außergewöhnliche und pittoreske (!) Szenen und Motive, die er mit naturalistischen Werken von Pieter Bruegel dem Älteren, Matthijs Maris und Albrecht Dürer verband. Von diesen ersten Zeichnungen sind nur wenige Blätter erhalten, van Gogh meinte selbst, er hätte sie vernichtet. Das erhaltene Material zeigt seine mühseligen Versuche Objekte und Menschen über die Umrisslinie zu erfassen. Im Herbst entschied sich der 27-jährige Maler werden zu wollen.
  • Oktober 1880 – April 1881: Brüssel

    Vincent van Gogh lebte ab Oktober 1880 in Brüssel. Er hoffte hier, mehr mit Künstlern in Kontakt zu kommen. Das Frühwerk von Vincent van Gogh, das zwischen 1881 und 1885 in den Niederlanden entstand, ist geprägt von seiner Hinwendung zum einfachen Leben von Bauern und Arbeitern. Obwohl er an der Akademie eingeschrieben war, dürfte er sie nur selten besucht haben. Anthon van Rappard (1858–1892) wurde seine wichtigste Bezugsperson in künstlerischen Fragen.
  • April 1881 – Dezember 1881: Etten

    Im April 1881 zog Van Gogh wieder bei seinen Eltern in Etten (Nordbrabant) ein, wo er auf Millets Spuren wandelte und arbeitende Bauern zeichnete. Im Sommer verliebte er sich in seine sieben Jahre ältere, verwitwete Cousine Kee Vos, die zu Besuch gekommen war. Trotz abschlägiger Antwort setzte van Gogh sein Werben beharrlich fort, was zur Konfrontation mit Eltern und Verwandten führte. Da Vincents Verhältnis zur Familie ohnedies angespannt war, entstand ein Streit, der kurz nach Weihnachten 1881 mit seinem Auszug endete. Vincent van Gogh hatte sich geweigert die Weihnachtsmesse zu besuchen, womit der Bruch mit dem Glauben publik geworden war.
  • November/Dezember 1881: erste Ölgemälde

    Bereits vor seinem Auszug hatte Vincent van Gogh vier Wochen in Den Haag bei dem mit ihm verschwägerten Maler der Haager Schule – Anton Mauve (1838–1888) – verbracht. Dieser führte ihn in die Aquarell- und Ölmalerei ein. Seine in diesem Rahmen entstandenen ersten Ölgemälde sind Stillleben und zeigen alltägliche Gegenstände wie Wintergemüse, Holzschuhe oder Tongefäße. Er orientiert sich malerisch an den erdigen Tönen der Maler der Haager Schule und der Künstler von Barbizon.
  • Dezember 1881 – September 1883: Den Haag

    Vincent van Gogh lebte in Den Haag. Hier fertigte er Zeichnungen von Minenarbeitern und Minenpferden an und sammelte Zeitungsausschnitte aus französischen und englischen Magazinen, darunter 33 Seiten mit Darstellungen von Kohlearbeitern. Aber auch städtische Motive begannen ihn in Den Haag zu interessieren. In der Umgebung fand er Hütten, die ihn an ähnliche Häuser in Gemälden von Jules Dupré (1811–1889) und den Barbizon Malern, allen voran Jean-François Millet (1814–1875) erinnerten.
  • 1882: Beziehung mit Sien

    Die unstandesgemäße Liaison von Van Gogh mit seinem alleinerziehenden und schwangeren Modell Sien, der Gelegenheitsprostituierten Clasina Hoornik, genannt Sien (1850–1904), führte zum Bruch mit Anton Mauve. Vincent van Gogh begann in diesem erstmals Landschaften in Öl darzustellen. Für „Sorrow“ saß Sein Modell (um den 10. April 1882).
  • Herbst 1883

    Vincent van Gogh trennte sich von Sien.
  • September – Dezember 1883: Drenthe

    Umzug in die Provinz Drenthe (Nordniederlande), wo er in der Heide- und Moorlandschaft malerische Motive fand. Allerdings fehlt ihm dort der Zugang zu Malmaterialien. Gleichzeitig hoffte er, dass Theo dem Kunsthandel den Rücken zukehren und sich ihm anschließen würde.
  • Dezember 1883 – 1885: Nuenen & „Die Kartoffelesser“

    Vincent van Gogh lebte bei seinen Eltern in Nuenen, die ihn halbherzig aufnahmen. Hier malte er über 180 Gemälde, darunter „Die Kartoffelesser“ (13. April bis Anfang Mai 1885), begann sich aber schon bald für die Weber und ihre „monströsen“ Webstühle zu interessieren. „Webstuhl mit Weber“ (1884, Öl auf Leinwand, 68,3 x 84,2 cm, Coll. Kröller-Müller Museum, Otterlo) ist ein charakteristisches Werk aus dieser Phase. Es zeigt den beengten Innenraum und die riesige Maschine, die den Weber fast zu verschlingen scheint.
  • 1884

    Ab 1884 schickt er seinem Bruder Theo regelmäßig Bilder nach Paris in der Hoffnung, dass sich diese verkaufen ließen. Doch der Erfolg bleibt aus. Van Gogh ging im Sommer eine Beziehung mit seiner Nachbarin Margot Begemann ein. Im Herbst unternahm diese einen Selbstmordversuch. Van Gogh dachte über eine Heirat mit ihr nach, trennte sich dann aber von ihr.
  • Herbst 1884

    Im Rahmen des Unterrichts, den er drei Amateurmalern gab, schuf er nach drei Jahren wieder eine Serie von Stillleben mit Gegenständen aus dem Haushalt seines Schülers Antoon Hermans. Er experimentierte in diesen Werken mit unterschiedlichen Malweisen und setzte stärkere Komplementärkontraste ein.
  • 26. März 1885

    Tod des Vaters. Van Gogh zog in ein nahegelegenes Atelier um. Dort malte er einige symbolisch aufgeladene Stillleben wie das „Stillleben mit Bibel“, das auf den Pastorenberuf des Vaters anspielt.
  • 13. April – Anfang Mai 1885: „Die Kartoffelesser“

    „Die Kartoffelesser“, Vincent van Gogh bezeichnete das Bild als sein erstes Hauptwerk, in dem er den Mühen des einfachen ländlichen Lebens Ausdruck verlieh. Im September 1885 entsteht aus dem bäuerlichen Themenkreis der Kartoffelesser eine Serie von Stillleben mit Körben mit Kartoffeln, Äpfeln und anderen Früchten; mit zwei war Van Gogh so zufrieden, dass er sie signierte. Weiterhin fertigt er Stillleben mit Ingwertöpfen, Töpferwaren und erste Blumenstillleben.
  • November 1885 – 1886: Antwerpen

    Vincent van Gogh lebte drei Monate in Antwerpen. Er besuchte die Akademie in Antwerpen, weil er dort kostenlos Modelle hatte und geheizte Räume vorfand. Dort malt er das für sein Werk singuläre „Skelett mit brennender Zigarette“. Um Geld zu sparen, ernährte er sich schlecht, was zu körperlichen Problemen führte. In Antwerpen begann Vincent van Gogh japanische Farbholzschnitte zu sammeln, die einen bedeutenden Einfluss auf sein späteres Werk hatten.
  • März 1886 – Februar 1888: Paris

    Van Gogh lebte nahezu zwei Jahre in Paris bei seinem Bruder Theo. Das Zusammenleben der beiden war nicht ohne Spannungen. Gleichwohl studierte Vincent van Gogh den französischen Impressionismus und hellte in der Folge seine Palette auf, weiters arbeitete er auch im Stil des Pointillismus. Für zwei Jahre, bis Februar 1888, verschwanden die einfachen Bauernhäuser und Hütten von seinen Leinwänden. Einige Monate belegte Vincent van Gogh Kurse im Atelier von Fernand Cormon (1845–1926), wo er Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Signac, Louis Anquetin, Paul Gauguin und Émil Bernard kennenlernte. Vincent van Gogh organisierte zwei Gemeinschaftsausstellungen in Restaurants und eine Präsentation von Bildern im Schaufenster des Farbenhändlers und Kunstliebhabers Père Tanguy. Zunächst orientiert er sich weiter am Realismus und fertigt eine Serie von Fischstillleben im Stil seiner früheren Bilder.
  • Sommer – September 1886: erste Selbstbildnisse und Blumenstillleben

    Aus Mangel an teuren Modellen, aber auch als Experimentierfeld und Mittel der Selbstvergewisserung schuf Van Gogh erste Selbstbildnisse, denen in den nächsten Jahren über 30 weitere folgten. Durch den Einfluss der Bilder von Adolphe Monticelli sowie der Impressionisten und Postimpressionisten veränderte sich Van Goghs Palette im Sommer 1886 zusehends, und er widmete sich neuen Sujets, darunter Blumenstillleben in kräftigem Impasto. Van Gogh erhoffte sich mit seinen Blumenstillleben einen größeren Erfolg auf dem Kunstmarkt. Im September stellte er Werke im Laden des Farbenhändlers Julien „Père“ Tanguy und bei einigen Kunsthändlern aus. Im Herbst 1886/87 beschäftigte sich Vincent van Gogh mit einer Serie von Schuh-Stillleben.
  • 1887: Café Le Tambourin

    Van Gogh organisierte eine Ausstellung mit Ukiyo-e, japanischen Farbholzschnitten, im Café Le Tambourin. Mit der Inhaberin Agostina Segatori war er kurz liiert. In der Hoffnung, seine Bilder endlich verkaufen zu können, dekorierte Van Gogh das Café Le Tambourin mit Blumenstillleben. Allerdings ging Segatori im Juli 1887 in Konkurs, die Gemälde von Van Gogh wurden eilig verkauft. Im Sommer „kopierte“ er beispielsweise den „Blühenden Pflaumenbaum (nach Hiroshige)“.
  • November – Dezember 1887

    Vincent van Gogh organisierte eine Gruppenausstellung im Restaurant du Chalet, Grand Bouillon in der Avenue de Clichy Nr. 43, wo er u. a. zwei Fassungen von „Zwei Sonnenblumen“ und „Ein Paar Schuhe“ (Sommer 1887), Landschaften aus Asnières und ein Porträt des Kunsthändlers Père Tanguy präsentierte. Weitere Teilnehmer waren noch Bernard, Anquetin, Lautrec und der Holländer A. H. Koning. Paul Gauguin tauschte die Studien der abgeschnittenen Sonnenblumenköpfe gegen sein Bild „Am Ufer des Sees auf Martinique“ (Sommer 1887).
  • Dezember 1887: Besuch bei Paul Gauguin

    Auf Vincents Empfehlung hin besuchte Theo das Atelier von Paul Gauguin. Noch im gleichen Monat nahm Theo van Gogh ihn in einer Gruppenausstellung in seiner Filiale der Kunsthandlung Boussod et Valadon auf. Die dort ausgestellte tropische Landschaft „Kommen und Gehen, Martinique“ (Sommer 1887) missfiel den Kritikern, die sie als „barbarisch und schwermütig“ und die Farben als „langweilig“ beschrieben. Dennoch war diese Ausstellungsbeteiligung eine wichtige Erfahrung für den aufstrebenden Künstler. Theo van Gogh war wie sein Bruder gänzlich von den neuen Werken Paul Gauguins aus Martinique überzeugt und erwarb für sich selbst „Unter den Mangobäumen auf Martinique“ (Sommer 1887).
  • 20. Februar 1888 – Anfang Mai 1889: Provence

    Vincent van Gogh übersiedelte nach Arles, in die farbenfrohe Landschaft Südfrankreichs. In den folgenden 16 Monaten schuf er 187 Bilder. Van Gogh mietete sich ein Zimmer im Hôtel-Rrestaurant Carrel, wobei er allerdings einen Aufpreis bezahlen musste.
  • Frühjahr 1888: Obstgärten von Arles

    Vincent van Gogh malte 14 Bilder mit blühenden Obstgärten, die an seine Kopien japanischer Drucke anschlossen. War sein Stil zuvor an den Impressionisten orientiert, so veränderte sich dieser zunehmend. Er vereinte nun große Klarheit und starke Farbkontraste.
  • Anfang Mai 1888: Das Gelbe Haus

    Vincent van Gogh mietete vier Zimmer in einem Haus an der Place Lamartine, im so genannten „Gelben Haus“. Hier wollte er das „Atelier des Südens“ einrichten.
  • 7. Mai 1888

    Wegen eines Streits über die Hotelrechnung nahm Vincent van Gogh ein Zimmer im Café de la Gare. Bis Mitte September war er nicht in der (finanziellen) Lage das Gelbe Haus einzurichten. Er strich allerdings das Haus innen wie außen und hängte eigene Bilder und eine Auswahl seiner Druckgrafiken auf.
  • Mai 1888: Saintes-Maries-de-la-Mer

    Vincent van Gogh verbrachte einige Tage in Saintes-Maries-de-la-Mer, wo er Fischerboote am Strand skizzierte.
  • September – Oktober 1888: Sonnenblumen

    Am 28. September 1888 hielt er „Das Gelbe Haus“ mit grünen Fensterläden und blauem Himmel fest. Da er fürchtete, dass Arles die Erwartungen seines Freundes Paul Gauguin enttäuschen könnte, versuchte Vincent van Gogh das Haus und seine Räume möglichst einladend darzustellen und zu schildern. Die Wände schmückte er mit seinen Landschaftsgemälden und Sonnenblumen-Stillleben. Eigens für Gauguin dachte er sich das Thema des „Gartens des Dichters“ (Mitte September 1888) aus. Beide Maler würden, so die Phantasie van Goghs, wie Petrarca und Bocaccio in einem paradiesischen Garten arbeiten. „Der Sämann“ (Mitte Juni 1888) und „Der Sämann“ (28. Oktober 1888) symbolisierten für ihn die Aussaat des Wortes Gottes (durch van Gogh in seiner Malerei). „Das Schlafzimmer“ (Mitte Oktober 1888) skizzierte Vincent van Gogh in einem Brief an Paul Gauguin und beschrieb, dass er mit dem schattenlosen, farbigen Raum die „absolute Ruhe“ ausdrücken wollte.
  • 23. Oktober – 23. Dezember 1888: Atelier des Südens

    Das „Atelier des Südens“ endete mit Vincent van Goghs Nervenkrise und Paul Gauguins wortloser Abreise. Als Paul Gauguin am Dienstag, den 23. Oktober 1888 kurz nach 5 Uhr früh endlich in Arles ankam, brachte er dem gemeinsamen Freund ein Bild von Emile Bernard mit: „Bretonische Frauen auf einer Wiese“ (August 1888).
  • 23. Dezember 1888: Selbstverletzung

    Es kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem verwirrten Vincent van Gogh und Paul Gauguin, nach der sich der Holländer nahezu sein gesamtes linkes Ohr abschnitt. Dann ging er in mit dem Ohr in ein Bordell und schenkte es mit den Worten „du wirst dich meiner erinnern, das sag‘ ich dir“ einem Mädchen namens Rachel. Die Polizei fand Van Gogh am nächsten Morgen bewusstlos und geschwächt von hohem Blutverlust. Sie lieferte Vincent van Gogh in das örtliche Krankenhaus ein.
  • 25. Dezember 1888: Abreise Gauguins

    Paul Gauguin reiste wortlos ab und informierte Theo van Gogh mit einem Telegramm. Als Theo am Weihnachtsmorgen in Arles ankam, erfuhr er, dass Vincent seit Tagen Symptome von Verrücktheit zeigte.
  • 7. Januar 1889: Entlassung aus dem Krankenhaus

    Vincent van Gogh wurde nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus in Arles entlassen. In Selbstporträts zeigt er sich mit verbundenem Kopf. Anfang Januar 1889 malte Van Gogh ein Arrangement von Gegenständen auf seinem Zeichentisch. Das Stillleben gleicht einem Selbstportrait anhand persönlicher Objekte und nimmt zudem auf seine gesundheitliche Situation Bezug.
  • Ende Januar 1889

    Geburt seines Neffen Vincent Willem van Gogh, dem Sohn von Theo und dessen Ehefrau. Van Gogh schickt seinem Neffen zu diesem Anlass das Gemälde Mandelzweig (Van Gogh Museum, Amsterdam). In Erinnerung an die Hoffnung, die er vor Gauguins Ankunft in Arles mit dem Malen der Sonnenblumen verbunden hatte, erweitert er diese Serie um drei Variationen.
  • Februar 1889

    Ein Anfall machte erneut einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt nötig.
  • Februar – April 1889

    Aufgrund einer Petition der Bürger von Arles wurde Vincent van Gogh zwangseingewiesen. Im März erhielt er einen kurzen Besuch von Paul Signac.
  • 8. Mai 1889: Saint-Rémy

    Vincent van Gogh ließ sich freiwillig in die Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy einweisen, wo die Diagnose Epilepsie gestellt wurde.
  • Mitte Mai – Mitte Juli 1889

    Im Mai und Juni entstanden mit den „Schwertlilien“ (10.–15. Mai 1889), der „Sternennacht“ (17./18. Juni 1889) und „Zypressen“ (25. Juni 1889) – drei der eindrücklichsten Landschaftsvisionen Vincent van Goghs. Im Juni und Juli begann er an der Serie der Olivenhaine zu malen, die bis Ende 1889 zu 15 Gemälden anwuchs.
  • 16./17.Juli – Ende August 1889: erneute Krise

    Erneute schwere Krise: Während eines schweren Anfalls schluckte Van Gogh giftige Farben, was man möglicherweise als Selbstmordversuch werten kann.
  • September 1889 – Anfang Mai 1890

    Vincent van Gogh lebte weiterhin freiwillig in Saint-Rémy-de-Provence, obwohl er eine Möglichkeit suchte, in den Norden zu ziehen. Theo van Gogh reichte Vincents Bilder zu drei Ausstellungen avantgardistischer Kunst ein, womit dieser erstmals als Maler an die Öffentlichkeit trat.
  • Mitte November 1889

    Van Gogh, der in die psychiatrische Klinik Saint-Paulde-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence eingeliefert wurde, äußert den Wunsch, zurück in den Norden zu ziehen, näher zu seinem Bruder Theo. Theo vermutete, dass in Auvers-sur-Oise ein Arzt namens Paul Ferdinand Gachet lebte, den Camille Pissarro ihm empfohlen hatte und der möglicherweise bereit sei, Vincent unter seine Fittiche zu nehmen, wenn er sich im Dorf niederließ. Ungefähr am Dienstag, dem 19. November, schreibt Van Gogh an Theo, dass er glaube, dass er keine medizinische Hilfe mehr benötigen werde, wenn er seine Umgebung ändere. Aber er wollte lieber noch etwas warten, um sicherzugehen, dass er keinen Angriff erleiden würde, der seine Pläne, nach Norden zurückzukehren, behindern würde.
  • 23./24. Dezember 1889

    Ungefähr am Dienstag, dem 24. Dezember, erlitt Van Gogh erneut einen Anfall, bei dem er versuchte, sich durch das Schlucken von Farben zu vergiften. Genau ein Jahr nach seinem tragischen Anfall in Arles durchlitt Vincent van Gogh neuerlich eine psychische Krise.
  • 1890: Ausstellungen & erste Erfolge

    In Brüssel werden Anfang 1890 sechs seiner Werke in einer Gruppenausstellung der belgischen Künstlervereinigung Les Vingt gezeigt: Das Gemälde „Die roten Weingärten von Arles“ wurde verkauft, was als einziger belegter Verkauf zu Vincent van Goghs Lebzeiten gilt. In Paris konnte Theo van Gogh zehn seiner Werke im Salon des Indépendants zeigen. Die Kunstkritik äußerte sich ebenfalls anerkennend über Van Goghs Werke, der Kunstkritiker Albert Aurier feierte ihn überschwänglich in einem Artikel.
  • 22. Februar 1890

    Van Goghs Entscheidung, nach Norden zurückzukehren, stand Ende Februar 1890 fest; er reiste ohne Begleitung nach Arles, um sich von seinen Freunden Marie und Joseph Ginoux zu verabschieden. Während er dort war, erlebte er eine weitere Episode, woraufhin er in die Anstalt zurückgebracht wurde. Diese jüngste Krise, die es ihm praktisch unmöglich machte, zu arbeiten, zu lesen oder schreiben, dauerte etwa zwei Monate.
  • 29. März 1890

    Theo schrieb an Vincent, nachdem er Paul Gachet getroffen hatte. Aufgrund der Schildung Theos glaubte der Arzt, er könne Vincent heilen. Um jedoch sicherer zu sein, mustes er ihn persönlich sehen und mit ihm sprechen [860].
  • 17. Mai – 20. Mai 1890: Paris

    Vincent van Gogh traf in Paris ein. Die Situation in der jungen Familie war angespannt, da Theo kränklich war und sich mit seinem Arbeitgeber in einem Konflikt befand. Nach drei Tagen reiste Vincent van Gogh überstürzt nach Auvers-sur-Oise weiter. Während dieser Zeit sprach er nicht über seinen Aufenthalt in der Nervenheilanstalt.
  • 20. Mai – 29. Juli 1890: Auvers-sur-Oise

    Umzug von Vincent van Gogh nach Auvers-sur-Oise, das zirka 30 km von Paris entfernt liegt. Hier nahm sich der Kunstfreund und Arzt (Homöopath) Paul Gachet dem psychisch labilen Van Gogh an. In den letzten zehn Wochen vor seinem Tod malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise „hübsche Mittelklasse Landhäuser“, die ihm nach eigener Aussage fast genauso gefielen wie die von ihm romantisierten, alten, mit Moos gedeckten Hütten des Borinage. Innerhalb von 70 Tagen malte Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise seine letzten 60 Zeichnungen und 75 Bilder!
  • 6. Juli 1890

    Letzter Besuch bei seinem Bruder und dessen Familie in Paris, wo es zu einer häuslichen Auseinandersetzung kam.
  • 27. Juli 1890: Schuss

    Vincent van Gogh schoss sich in einem Feld eine Kugel in die Brust (oder den Bauch) und schleppte sich noch zum Gasthof zurück. Die beiden herbeigerufenen Ärzte verzichteten darauf, die Kugel zu entfernen.
  • 29. Juli 1890: Tod

    Am 29. Juli 1890 verstarb Vincent van Gogh an den Folgen einer Sepsis; er wurde einen Tag später begraben. Sein Bruder Theo verstarb Ende des Jahres an einer Syphiliserkrankung. Beide Brüder liegen Seite an Seite auf dem Friedhof von Auvers begraben.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.