Harry Smith (1923-1991) in seinem collageartig aufbereiteten Stop-Motion-Film mit dem Titel „Film No. 12 (Heaven and Earth Magic)“ (1959-61) wird die surreale Geschichte einer Heldin erzählt – wie sie nach dem Verlust einer sehr wertvollen Wassermelone Zahnweh bekommt, ihre Behandlung, ihr Aufstieg in den Himmel und ihre Rückkehr auf die Erde.
Italien / Venedig: Giardini und Arsenale
1.6. - 24.11.2013
Enrico David (* 1966) installiert verschiedenste, titellose Werke in einem Raum – Wandteppiche, Gemälde, Skulpturen, Design, allesamt zwischen 2012 und 2013 entstanden. Kaum eine Arbeit ähnelt der anderen stilistisch oder materialtechnisch, die skulpturale Figurine erhält als drittes Bein eine Rasierklinge, die Teppiche scheinen von afrikanischen Mustern beeinflusst zu sein, und das Gemälde lässt einen Kopf mit leeren Augen und Knebel denken. Liebes- und Todestrieb sind hier wohl ganz nah beisammen!
Unheimliche Räume in Puppenhausformat entwickelte Andra Ursuta (* 1979) für die 55. Biennale von Venedig. In der Serie „T. Vladimirescu #5“ (2013) stellt sie die Räume ihrer Kindheit im transsilvanischen Dorf Salonta nach: Küche, Schlafzimmer, Speisekammer geben einen Einblick in die ärmliche Vergangenheit der Künstlerin.
Düster und gefährlich wirken auch die Seestücke von Thierry De Cordier (* 1954). Die beiden seit 2011 entstandenen Serien „MER HAUTE“ und „MER MONTÉE“ des Belgiers stellt Gioni mit Richard Serras (* 1939) zweiteiliger Arbeit „Pasolini“ aus dem Jahr 1985 zusammen. Die beiden geschlossenen Blöcke Serras, einer stehend einer liegend, wirken m.E. hieratisch und kühl im Vergleich mit den Bilder der aufgewühlten See. Wenn man ironisch sein möchte, könnte man hier anmerken, dass der aufbrausende, unbezwingbare Charakter Pasolinis vielleicht sogar besser durch die wilde See symbolisiert wird als durch Serras strenge Formgebung.
Die Aura des Geheimnisses umgibt auch die beiden vergoldeten Marmorstelen von James Lee Byars (1932-1997) mit den Titeln „The Figure of Interrogative Philosophy“ sowie „The Figure of the Question of Death“ (beide 1987/1995). Die angebrachte Schrift lässt sich auf dem gleißenden Gold kaum entziffern – die Antwort auf die Fragen bleibt aus.
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Die "Goldenen Löwinnen": Maria Lassnig & Marisa Merz - Goldene Löwen 2013
55. Biennale, Teil 1: Il Palazzo Enciclopedico: Die historischen Wurzeln
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 2: Carl Gustav Jungs „Rotes Buch“ und seine Nachfolger
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 3: Mystiker, Outsider und anerkannte Künstler_innen
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 4: Kunst und Spiritualität, Mythen oder einfach nur private Obsessionen?
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 5: Der spielende, sammelnde und staunende Mensch
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 6: Imaginierte und organisierte Welten
55. Biennale, Il Palazzo Enciclopedico – Teil 7: Varietäten von Malerei