Andreas Mühe (*1979 in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz) zählt zu den bekanntesten Fotokünstlern in Deutschland. In seinen Fotografien befasst er sich mit soziologischen, historischen und politischen Themen, die er in besonderen Umgebungen mit dramatischem Licht unter großem Aufwand inszeniert. Es sind die Auseinandersetzungen mit Brüchen in der Gesellschaft, mit Gewalt, mit deutsch-deutscher Identität sowie die Befragung seiner selbst und der eigenen, komplexen Familiengeschichte, die sein Schaffen bestimmen.
Deutschland | Frankfurt: Städel Museum
Sammlung Gegenwartskunst
16.2. – 11.9.2022
Das Städel Museum präsentiert bekannte und unbekannte Werkzyklen aus dem Œuvre des Fotografen. In den rund 45 Werken beschäftigt sich Mühe mit der Zuschreibung zu kollektiven Kategorien wie Familie, Nationalität, Politik oder Kultur als Konstrukt einer sozialen Ordnung. Ikonisch sind Mühes Porträts von Angela Merkel, die er als Bundeskanzlerin auf mehreren Reisen begleitete und deren Posen er eingängig analysierte.
Wie sehr diese Aufnahmen von einer politischen Bildsprache bestimmt sind, wird in weiteren Fotografien der Kanzlerin deutlich, auf denen die Mutter des Fotokünstlers als täuschend echtes Double zu sehen ist. Was echt, was inszeniert ist, verschwimmt – sowohl in den offiziellen wie in den nachgestellten Fotografien. Auch Mühes in Wandlitz fotografierte Häuser der SED-Führung wirken im dunklen Umraum wie Attrappen und lassen ihre historische Rolle nicht erkennen. Mühes Bilderwelten sind Vexierspiele, deren Wirkungsästhetik immer zweideutig ist. Er sucht nicht Abbilder, sondern Bilder, in denen er die gegebenen Inhalte – Menschen, Architektur oder Landschaften – neu interpretieren kann.
Kuratiert von Dr. des. Kristina Lemke (Sammlungsleiterin Fotografie, Städel Museum) in enger Zusammenarbeit mit Andreas Mühe.
Quelle: Städel Museum, Frankfurt a. M.