Wien | mumok Cosima von Bonin (2014) | ARTinWORDS betvisa casino glory casino profile track casino crazy time mega casino app baggo casino elon casino login glory casino online casino login glory casino online login moree glory casino tuuwa casino glory mcw live casino nagad casino mcw casino login glory casino login app moree glory casino login live casino melbet casino kriya casino nagad 88 casino edf8329we bv casino baji live net casino
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Wien | mumok: Cosima von Bonin Hippies use side door. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab

Cosima von Bonin, NOTHING # 04 (THE END), 2010, Wolle, Baumwolle, 230 x 298 cm, Foto: Markus Tretter

Cosima von Bonin, NOTHING # 04 (THE END), 2010, Wolle, Baumwolle, 230 x 298 cm, Foto: Markus Tretter

Die Kölner Künstlerin Cosima von Bonin (* 1962 in Mombasa, Kenia) ist den Wiener_innen durch ihre temporäre Installation am Graben aus dem Jahr 2010 bereits bekannt. Jetzt erhält sie ihre erste europäische Retrospektive im mumok. Mit dem „Tagedieb“ schrieb sich in den geschäftstüchtigen Raum der Inneren Stadt auf humorvolle Weise ein, nun thront die Figur über einer das mumok fast sprengenden Ausstellung im obersten Stockwerk. Cosima von Bonins facettenreiche Arbeiten wecken Assoziationen, erzählen Geschichten und bleiben dennoch rätselhaft, unerklärbar. Oft wurde bereits beobachtet, dass die 1962 in Mombasa/Kenia geborene Künstlerin zwischen den Medien switcht, verehrte Künstlerkolleg_innen als Referenzen in ihre Ausstellungen einlädt und auch ihr Bezugssystem offenlegt. Die Schau im mumok stellte sie unter den Titel „Hippies use side door“ und „Das Jahr 2014 hat ein Rad ab“. Wer sich für die Kunst von Bonin interessiert, muss demnach durch die seitlichen Eingänge ins Museum treten, alle macht sie zu Hippies. Belohnt werden die Besucher_innen mit einer von Karola Kraus kuratierten, überbordenden Schau mit über 100 Arbeiten – Bildern, Objekten, Fotografien, Filmen und Installationen – auf vier Ebenen (0,2,3,4).

 

Gepflegte Freundschaften

Den Eingangsbereich dieser ersten retrospektiv angelegten Ausstellung Cosima vonBonins in Europa „bewachen“ zwei herzige Bernhardiner mit obligaten Schnapsfläschchen am Halsband und ein Esel. Sie sind perfekt genäht und erinnern ein wenig an chinesische Löwen. Disney lässt grüßen! Auf Ebene 0 findet man neben frühen Werken von Bonin auch Arbeiten von Martin Kippenberger (1953–1997, „Schneewittchensarg“, 1989; „Wittgenstein“, 1987), Isa Genzken (* 1948, „Untitled (Flugzeugfenster)“, 2009; „Weltempfänger“, 1992), Cady Noland (* 1956, „Not yet titled“, 1996), André Cadere (1934–1978, „Barre de Bois rond“, 1974), Mike Kelley (1954–2012, „Lumpenprole“, 1991), Okka-Esther Hungerbühler (* 1988, „Blume“, 2014) und Christophe Verfaille (1953–2011, „Untitled“, Juli 1992/Februar 1993). Ob Hoch- oder Populärkultur, Von Bonin lädt ein, zitiert, kopiert und kreiert Pasticci. Okka-Esther Hungerbühler ist die jüngste der Eingeladenen und mit der ausgestellten „Blume“ frisch gekürte Preisträgerin des Berlin Art Prize 2014. Cosima von Bonin war Jurorin und nahm ihre Preisträgerin gleich zu ihrer eigenen Solo-Show nach Wien mit. Damit widersetzt sie sich der Vorstellung einer ewig kreativen Egoshooterin, die ganz aus sich selbst schöpft, indem sie mit Freund_innen kollaboriert, aus dem (Kunst-)Alltag ihre Inspirationen bezieht und diese nicht verschleiert, Arbeitsprozesse delegiert und immer wieder das erschöpfte Selbst zum Thema ihrer Arbeiten macht.

 

 

Initiation mittels Hommage

In einer hinteren Ecke der Ebene 0 schweben bunte Luftballons. Beim Nähertreten kann man Namen von Künstler_innen entziffern, deren Geburtsdaten und die Jahre ihrer ersten Ausstellungen. Es ist eine Arbeit aus dem Jahr 1990 für Cosima von Bonins erste Ausstellung im Hamburger Ausstellungsraum Münzstraße 10 (gemeinsam mit Josef Strau). Es handelte sich jedoch nicht um eine willkürliche Ansammlung oder, wie die Künstlerin konstatierte, um Kollegen, „die wir gut fanden“, sondern um eine Liste der Künstler aus Harald Szeemanns legendärer „When-Attitudes-Become-Form“-Schau von 1969. Wer war also dieses „wir“? Cosima von Bonin, Josef Strau und ihre Freunde? Harald Szeemann und der Kunst- oder besser Ausstellungsmarkt? Den Beginn der Ausstellungstätigkeit der Konzept- und Objektkünstlerin markiert eine Hommage, eine Analyse, woher sie kommt, wer das Feld vor ihr „bereitet“ hat. Kaum verwunderlich, dass sie im mumok rund um diese Arbeit Werke ihrer alten, zum Teil inzwischen verstorbenen Freunde und Kollegen wie Cadere, Kippenberger (→ Martin Kippenberger: XYZ) und Kelley arrangiert. Und auch Elvis spielt hier – in Form von aufgelösten Porträts in Siebdruckoptik wohl ein Verweis auf Sigmar Polke – eine große Rolle. Die Verbindung von Musik und Bildender Kunst ist der Künstlerin bis heute ein großes Anliegen. Auftritte von Musikerfreunden wie Tocotronic und The Ypsilon Five bei der Eröffnung inklusive.

 

 

Homo ludens – die spielende Künstlerin

Den hintergründigen Humor der Besitzerin von zwei französischen Bulldoggen spürt man in allen Ecken und Stockwerken. Immer wieder streifen Ahnungen, mehr ist es oftmals nicht, von den Bezugssystemen der Künstlerin durch die Arrangements und Installationen. Die Art, wie sie eigene Werke mit Verweisen kombiniert, verschließt sich einer einfachen Interpretation und ähnelt mehr einem Labyrinth denn einer „geordneten“ Retrospektive. Irgendwo zwischen Aneignung, Hommage und Integration ins eigene Werk liegt diese parasitäre Methode. Ihre geheimnisvollen Stofftiere, in der Wiener Schau auf alle Stockwerke verteilt, werden zu Stellvertretern der Menschen. Die Besucher_innen können ihre (kindlichen) Gefühle (wieder)finden und den „Spielplatz“ Museum entdecken. Obwohl die kleinen bis großen Objekte auf dem ersten Blick bar jedes Personalstils zu sein scheinen, sind sie doch als Teile einer riesigen Installation von Cosima von Bonin „infiziert“. Neugierig aus ihren Schalen blinzelnde Muscheln und herumlungernde Kraken, rostrote, schwarze und graue Hummer (zum Teil offenbar schon gekocht) und zum Trocknen aufgehängte Stofftiere werden wie animierte Figuren im Zeichentrickfilm zu sympathischen Symbolen menschlichen Verhaltens. Sei es der völlig erschöpfte schwarze Hase, der auf einem Tisch eingeschlafen ist, oder das kotzende, gelbe Huhn auf einer Rakete bzw. einem Schreibtisch („The Bonin / Oswald Empire’s Nothing #01 (CVB’s vomiting Chick & MVO’s vomit!)“, 2010).

 

 

Die deutsche Künstlerin übernahm für den „Tagedieb“, eine Auftragsarbeit von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) der Stadt Wien, einerseits das Design der beliebten Maiglöckchenlampen und fügte ihr Figur so nahtlos in das Ambiente am Grabe ein. Andererseits widersetzte sich ihr überlebensgroßer Pinocchio einer einfachen Erklärung. Bonins „Tagedieb“ sitzt auf einem überlebensgroßen Stuhl, seine berühmte Nase ist riesig, eine kleine Spinne seilt sich davon ab. Der Kleine reagiert auf die Anforderungen eines Erwachsenenlebens sichtlich mit Lügen und Nichtstun. Er beobachtete einen Sommer lang von seinem Hochsitz aus das rege Treiben am Graben, nahm aber am Konsum von Waren und Urlaubsgefühlen nicht teil. Wenn man sich der Figur nähert, schaltete sich automatisch die Lampe ein, und der Tagedieb stand noch mehr im Rampenlicht.

Straßenlaternen und Neon-Schilder haben es ihr wohl angetan. Die bekennende Kettenraucherin brachte nicht nur eine brennende Zigarette (in Neonröhren, „Smoke“ mit Michel Würthle) vor der Eingangstür der Museums an, sondern widerholt das Symbol auf verschiedenen Ebenen ihrer Ausstellung, darunter dem obersten Stock mit „May and June 1“ (2010) und „The MK2 Formula #303“ (2014), zwei rauchenden Straßenlaternen.

 

 

Im obersten Stockwerk türmen sich riesige Tische zu einer Installation, die Erwachsene wieder in Kleinkindperspektive zwingt. „Marathon (#1)“ (2007) – die zum Trocknen aufgehängten Stofftiere – neben „The End“ (eigentlich „Nothing #04 (The End)“, 2010) werden zum Schlussakkord der Schau inszeniert. So auch die Installation „Der Italiener“ an der Außenfassade des mumok. Vor dem freigelegten Fenster im obersten Stockwerk hat die Künstlerin einen Balkon in Richtung Innere Stadt montieren lassen. Darauf ein kotzender Italiener, ein weiterer, tollpatschiger Pinocchio, der seinen Mageninhalt über die Fassade des Museums verteilt. Wendet er sich von der Ausstellung ab, weil ihm (davon) schlecht geworden ist, oder findet er den Blick auf das historische Zentrum von Wien so erbärmlich?

 

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.